Der Launch der GeForce GTX 650 Ti hat nVidias 28nm-Portfolio zwar augenscheinlich komplettiert (bei AMD trifft dieser Umstand sogar schon seit dem Frühjahr zu), allerdings ist damit die erste 28nm-Generation noch nicht gänzlich komplett: So wird nVidia noch zumindest eine weitere GK106-basierte Grafikkarte auflegen – welche gemäß der bekannter Spezifikationen, die ein 192 Bit DDR Speicherinterface vorsehen, wohl zwischen GeForce GTX 650 Ti und GeForce GTX 660 herauskommen und damit in einen Preisbereich von ca. 160 bis 170 Euro gehen dürfte. Als Verkaufsnamen für diese wohl noch im Jahr 2012 antretende Karte stehen derzeit spekulativ "GeForce GTX 655" oder (wahrscheinlicher) "GeForce GTX 660 SE" im Raum.

Gleichfalls könnte der Launch der GeForce GTX 650 Ti ein früheres AMD-Projekt einer "Radeon HD 7830" wieder aktivieren, da AMD nunmehr ein guter Gegenpart zur GeForce GTX 650 Ti sowohl aus Sicht der Performance als auch aus Sicht des Preises fehlt. In den vorhergehenden zwei Grafikkarten-Generationen hatte AMD regelmäßig noch eine solche dritte Variante des Performance-Grafikchips aufgelegt (Radeon HD 5830 & Radeon HD 6790), was dieser Idee weitere Nahrung gibt. Allerdings könnte es inzwischen eventuell auch schon zu spät für eine solche Grafikkarte sein, AMD möglicherweise alle Anstregungen schon auf die 2013er Grafikkarten der Sea-Islands-Generation konzentrieren.

Zu diesen ist leider noch vergleichsweise wenig bekannt, vor allem sehr wenig bis gar nichts an bestätigten Informationen. Man kann nut gut mutmaßen, daß AMD und nVidia mit dieser zweiten 28nm-Generation ca. 25 bis 40 Prozent mehr Performance aufbieten werden, die 28nm-Fertigung damit also – im Gegensatz zur ersten 28nm-Generation – voll ausschöpfen werden. Kommt es tatsächlich zu einem Performance-Gewinn in dieser Höhe, wird AMD in jedem Fall neue Grafikchips mit mehr Hardware-Einheiten auflegen müssen, hierzu gibt es für den Performance-Chip "Oland" erste, allerdings genauso unbestätigte Spezifikationen. Daten zu den anderen AMD-Grafikchips des Jahres 2013 gibt es noch nicht, hier kann man derzeit nur spekulieren.

nVidia könnte für 2013 den gleichen Weg von neuen Grafikchips mit mehr Hardware-Einheiten gehen – hier gibt es allerdings auch eine andere Option: Da der GK110-Chip ziemlich sicher ins HighEnd-Segment rückt, könnten GK104 und GK106 schlicht und ergreifend jeweils ein Performance-Segment nach unten rücken. Sicherlich dürfte nVidia neue Steppings dieser Chips auflegen und diesen neue Chipnamen (GK114 & GK116) geben, aber jene müssen halt nicht über mehr Hardware-Einheiten als ihre direkten Vorgänger verfügen. Dies sind zum derzeitigen Stand aber nur Überlegungen, leider liegt bis auf den GK110-Chip alles zu den 2013er nVidia-Grafikchips noch regelrecht im Dunklen.

Terminmäßig soll AMD das Grafikchip-Jahr 2013 schon im Januar mit dem Performance-Chip "Oland" (Radeon HD 8800 Serie) eröffnen – falls dies stimmt, dürften die anderen AMD-Grafikchips wohl noch im ersten Quartal 2013 nachfolgen. Sicher ist dieser Termin aber keineswegs – und AMD ist definitiv nicht unter Termindruck, da nVidia gerade erst einmal die erste 28nm-Generation vollendet hat und die zweite 28nm-Generation bei nVidia wohl nicht so schnell antreten wird. Zwar dürfte der GK110-Chip (GeForce GTX 770 & 780) als neue HighEnd-Lösung zum Endes des ersten Quartals 2013 erscheinen – aber dieser Chip war schließlich noch für das Jahr 2012 geplant gewesen und zählt daher nicht zur technologischen 2013er Generation. Wann diese "echte" 2013er Chip-Generation bei nVidia erscheint, ist jedoch komplett ungewiss – es gibt hierzu derzeit noch nicht einmal das leiseste Anzeichen, so daß auch ein Termin erst tief im Jahr 2013 als denkbar erscheint.

Dabei ist in gewissem Sinne durchaus Zeit vorhanden, denn die zweite 28nm-Generation beider Grafikchip-Entwickler wird wohl lange durchhalten müssen – denn die nachfolgende 20nm-Fertigung dürfte für Grafikchips kaum vor dem zweiten Halbjahr 2014 zur Verfügung stehen. Und selbst wenn dann 2014 erste 20nm-Grafikchips erscheinen, dürften diese einen ähnlich langen Weg gehen müssen wie zum Anfang des Jahres 2012 die ersten 28nm-Grafikchips – womit die zweite 28nm-Generation im Jahr 2014 trotz der Verfügbarkeit erster 20nm-Chips wohl weiterhin die dominanten Angebote darstellen werden.