Die letzten Meldungen zur Radeon HD 7990 haben sich augenscheinlich bestätigt, denn Grafikkartenhersteller PowerColor hat sein früher als "Radeon HD 7970 X2" laufendes DualChip-Projekt nunmehr offiziell unter dem neuen Namen "Radeon HD 7990 Devil 13" vorgestellt und will jene Grafikkarte ab der ersten Septemberwoche ausliefern. Gleichfalls scheint AMD in diesem Fall kein eigenes Referenzdesign aufzulegen, sondern es den Grafikkartenherstellern zu überlassen, was sie aus den zwei R1000/Tahiti-Chips machen. Demzufolge müssen die Spezifikationen anderer Radeon HD 7990 Karten auch nicht gleichlautetend zu denen der "Devil 13" sein – aber sie dürften am Ende doch recht ähnlich sein, geht die Karte doch in klare Grenzbereiche hinein, wo die Luft dann schnell dünn wird.

Laut der entsprechenden PowerColor-Produktseite wird die "Radeon HD 7990 Devil 13" mit zwei R1000/Tahiti-Chips im Vollausbau samt zweimal 3 GB GDDR5-Speicher aufwarten (bei DualChip- sowie CrossFire/SlI-Lösungen befindet sich in beiden Speicherbereichen immer grob derselbe Inhalt, so daß die Karte logisch gesehen wie eine 3-GB-Karte funktioniert, nicht wie eine 6-GB-Karte). Über ein DualBIOS sind zwei Taktraten wählbar: 925/2750 MHz (default) oder 1000/2750 MHz – anscheinend gibt es hierbei keinen Turbo-Modus. Inwiefern der höhere Takt noch im Bereich der Herstellergarantie liegt, ist noch nicht sicher bekannt – da PowerColor diese Taktraten aber selber im zweiten BIOS vorgibt und auch auf der Webseite notiert, dürfte wohl kein Weg daran vorbei führen, dafür auch Garantie zu geben.

PowerColor Radeon HD 7990 Devil 13

All dies hat natürlich seinen Preis – und der ist nicht nur optisch sofort an den gleich drei Lüftern zu erkennen, sondern bezieht sich vor allem auf den Stromhunger der Karte, welchen PowerColor mit gleich drei 8poligen Stromsteckern zu bändigen versucht. Damit sind theoretisch bis zu 525 Watt allein durch die Grafikkarte verbratbar, was sogar noch Raum für echte Übertaktungen lassen sollte. Im Normalfall sollte die Karte jedoch bei weitem nicht so viel Strom ziehen, mit unsererseits geschätzt rund 350 Watt unter Spielen aber dennoch den bisherigen Spitzenwert der GeForce GTX 590 (338 Watt unter Spielen) angreifen. Im Punkt der Leistungsaufnahme wird man in jedem Fall keine Chance gegenüber nVidias aktuelle DualChip-Lösung GeForce GTX 690 (268 Watt unter Spielen) haben – allerdings werden beide Karten ausgerechnet in einem Marktsegment verkauft, wo so etwas wie Sparsamkeit für gewöhnlich ein unwichtiger Nebenpunkt sind.

Wichtig ist bei solchen Geschossen zuerst einmal die reine Performance – und unsere diesbezüglichen (früheren) Hochrechnungen zeigen klar an, daß eine Radeon HD 7990 auf 1000/2750 MHz durchgehend das Potential hat, die GeForce GTX 690 zu schlagen: Unter 1920x1080 4xAA geringfügig, unter allen höheren Settings dann klarer mit 7 bis 10 Prozent Vorteil. Selbst wenn sich an diesen inzwischen alten Hochrechnungen durch neuere Treiber etc. noch etwas getan hat, dürfte es dennoch für einen knappen Benchmark-Sieg der Radeon HD 7990 (auf 1000/2750 MHz) langen. Performance ist in diesem Segment aber nicht alles – es zählt natürlich auch, wie man die faktisch überbordende Leistung der Karte bestmöglich in eine bessere Bildqualität umsetzen kann, wobei die nVidia-Lösungen im allgemeinen etwas bevorzugt werden, die AMD-Lösung in diesem Fall aber den größeren Grafikkartenspeicher zu bieten hat (hat mehr Reserven für extreme Bildqualitäts-Settings). Und letztlich ist für einen Großteil der potentiellen Kundschaft natürlich auch noch eine gute Mikroruckler-Abwehr wichtig – in diesem Punkt ist nVidia jedoch derzeit weit enteilt.

Ein wenig problematisch ist zudem auch noch der Preispunkt der PowerColor "Radeon HD 7990 Devil 13", deren offizieller Preis bei 999 Euro und deren beste Listungen bei 900 Euro liegen. Eine kaum geringer taktende Radeon HD 7970 ist allerdings schon für 370 Euro zu haben, die sogar schneller taktende Radeon HD 7970 "GHz Edition" für 400 Euro vorbestellbar – beide Lösungen wären unter einer CrossFire-Paarung somit günstiger als die Radeon HD 7990. Zudem werden AMD und PowerColor diesen zur GeForce GTX 690 grob vergleichbaren Preispunkt auch nur halten können, wenn man in der Frage der Mikroruckler eine entscheidende Verbesserung anbieten kann – ansonsten wäre die GeForce GTX 690 unserer Meinung nach das klar rundere Produkt, egal der größeren Speichermenge und der (vermutlich) etwas besseren Performance von AMDs DualChip-Lösung.