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AMDs Radeon HD 8900 Serie mit nur 15-30% Performance-Zuwachs?

In einem Nebensatz geben SemiAccurate eine Performance-Prognose zu AMDs "Sea Islands" wieder, welche AMD den Grafikkarten-Herstellern vor einiger Zeit genannt haben soll: Grob 30 Prozent Mehrperformance sollen es werden – wenn da ohne weitere Angaben gemacht, in aller Regel allein auf den Topchip dieser Generation "Venus" (Radeon HD 8900 Serie) bezogen. Allerdings gehen neuere Schätzungen dann eher in Richtung von nur 15 Prozent realem Performance-Zuwachs beim Sea-Islands-Topchip – worin hier das Problem liegt, ist allerdings nicht bekannt. Zudem wird seitens SemiAccurate die Sea-Islands-Generation erst auf den März 2013 geschätzt – was zwar deutlich später ist als bei kürzlichen Radeon HD 8800 Spezifikationen gemeldet, aber dennoch durchaus korrekt sein kann, denn derzeit zwingt nichts die Grafikchip-Entwickler zum umgehenden Release der nächsten Grafikchip-Generation.

Die zwischen 15 und 30 Prozent höhere Performance des Sea-Islands-Topchips hört sich erst einmal nach wenig an – allerdings hat AMD sein Pulver bei der 28nm-Fertigung mit der aktuellen Southern-Islands-Generation schon ganz gut verschossen, sofern man keine größeren Chipflächen (wie bei nVidia) anstrebt. So liegt zwischen Radeon HD 6970 und Radeon HD 7970 "GHz Edition" ein Performance-Zuwachs von immerhin schon ca. 55 Prozent. Setzt man die ursprüngliche Planung von weiteren 30 Prozent Performance-Zuwachs an, würde man kumulativ dann schon beim Doppelten der Performance der Radeon HD 6970 herauskommen – was ziemlich exakt den Möglichkeiten eines (vollen) Fertigungsschritts entspricht. Selbst bei nur 15 Prozent Performance-Zuwachs beim Sea-Islands-Topchip würde man bei kumulativ ca. 80 Prozent Mehrperformance gegenüber der Radeon HD 6970 landen, was auch noch knapp im Rahmen liegen würde. Mehr als die zuerst genannten 30 Prozent Mehrperformance sind also kaum drin – es sei denn, AMD wollte die Chipfläche regelrecht explodieren lassen, womit dann ein HighEnd-Chip in Richtung 500mm² Chipfläche herauskommen würde.

Wenn man von der ursprünglichen Planung eines Performance-Zuwachses von 30 Prozent beim Topchip von Sea Islands ausgeht, läßt sich jener kommende HighEnd-Chip "Venus" der Radeon HD 8900 Serie dann schon ganz vernünftig prognostizieren: 30 Prozent Performance-Zuwachs erreicht man ganz gut mit 20 Prozent mehr Hardware-Einheiten und dann einfach noch ein wenig Mehrtakt oben drauf. Aus dieser Ansetzung heraus würde sich auch eine Zurückschraubung der Prognosen auf nur noch 15 Prozent realen Performance-Zuwachs gut erklären lassen: Angenommen man erreicht die höheren Taktraten nicht (oder aber kann den Takt wegen einer zu hohen Verlustleistung nicht voll ausfahren), dann bleiben nur noch die 20 Prozent mehr Hardware-Einheiten – welche abzüglich gewisser Effizienzverluste durchaus jene 15 Prozent realen Performance-Zuwachs ergeben dürften.

Jene 20 Prozent mehr Hardware-Einheiten passen dann auch gut zu einer früheren Prognose zu den Sea-Islands-Chips, welche nunmehr präzisiert werden kann: Der Venus-Chip der Radeon HD 8900 Serie dürfte wohl mit 2560 Shader-Einheiten und 160 Textureneinheiten an 32 ROPs und einem 384 Bit DDR breitem Speicherinterface erscheinen – dies sind erst einmal die 20 Prozent mehr Hardware-Einheiten. Vermutlich waren AMDs ursprüngliche Planungen, hierzu auch noch ein wenig mehr Takt zu bieten, um die angestrebten 30 Prozent Performance-Zuwachs erreichen zu können – was dann aber aus Verlustleistungsgründen nicht mehr funktioniert, schon die Radeon HD 7970 "GHz Edition" liegt als SingleChip-Grafikkarte bei 235 Watt Spiele-Verbrauch. AMD wird die Taktraten im HighEnd-Bereich deswegen wohl nicht (wesentlich) weiter steigern können, womit am Ende (fast) allein die 20 Prozent mehr Hardware-Einheiten dastehen, welche grob für 15 Prozent Performance-Gewinn sorgen werden.

Evergreen Northern Islands Southern Islands Sea Islands
HighEnd RV870/Cypress
2,15 Mrd. Transistoren in 40nm auf 334mm² Chipfläche
RV970/Cayman
2,64 Mrd. Transistoren in 40nm auf 389mm² Chipfläche
R1000/Tahiti
4,31 Mrd. Transistoren in 28nm auf 365mm² Chipfläche
R1100/Venus
Prognose:
~5,1 Mrd. Transistoren in 28nm auf ~410mm² Chipfläche
Technik 1 Raster-Engine (mit verdoppeltem Raster-Setup), 1600 VLIW5 Shader-Einheiten, 80 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit Speicherinterface 2 Raster-Engines, 1536 VLIW4 Shader-Einheiten, 96 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit Speicherinterface 2 Raster-Engines, 2048 (1D) Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit Speicherinterface Prognose:
2 Raster-Engines (mit verdoppeltem Raster-Setup) oder 3 Raster-Engines, ~2560 (1D) Shader-Einheiten, ~160 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit Speicherinterface
Top-Lösung Radeon HD 5870 @ 210% Performance-Index bei 138W Spieleverbrauch, Launchpreis: 379$ Radeon HD 6970 @ 240% Performance-Index bei 186W Spieleverbrauch, Launchpreis: 369$ Radeon HD 7970 "GHz Edition" @ 370% Performance-Index bei 235W Spieleverbrauch, Launchpreis: 499$ Prognose:
Radeon HD 8970 mit ~15-30% Performanceplus (420-480% Performance-Index), Launchpreis: 449-499$

Sobald AMD dann doch noch höhere Taktraten erzielen kann – schließlich ist es bis zum März 2013 noch eine Weile hin – wäre aber auch die frühere Performance-Prognose von 30 Prozent Performance-Zuwachs noch im Rahmen der Möglichkeiten. In dieser Variante wäre aber von einem weiteren Anstieg der Verlustleistung auszugehen, möglicherweise werden dann sogar 250 Watt Stromverbrauch unter Spielen mit einer SingleChip-Grafikkarte erreicht. Vakant ist dagegen noch, inwiefern AMD die Raster-Engine der Radeon HD 8900 Serie aufbohrt: Dies erwartet man zwar allgemein, weil schon die Radeon HD 7900 Serie wegen der nicht ausreichend starken Raster-Engine Probleme hat, ihre hohe Rohleistung auch in Performance umzuwandeln – angesichts von nur 20 Prozent mehr Hardware-Einheiten ist es allerdings nicht gegeben, ob AMD jenes Problem schon innerhalb der Sea-Islands-Generation angeht.

Zu den kleineren Chips der Sea-Islands-Generation wollen wir ausgehend von vorgenannter AMD-Prognose jedoch besser noch keine neuen Einschätzungen abgeben – einfach deshalb, weil sich die AMD-Prognose offensichtlich nur auf den Topchip bezieht und die anderen Grafikchips der Sea-Islands-Generation durchaus kleinere oder größere Performance-Sprünge hinlegen können. Beispielsweise wird zur Radeon HD 8800 Serie auf Basis des Performance-Chips "Oland" schon spekulativ berichtet, daß jene eine um gleich 40 Prozent stärkere Hardware als die Radeon HD 7800 Serie aufweisen soll. Damit würde zwar der Performance-Chip der Sea-Islands-Generation noch stärker an den HighEnd-Chip heranrücken als dies bei der aktuellen Southern-Islands-Generation der Fall ist – aber unmöglich ist dies deswegen noch lange nicht, auch die Radeon HD 6800 & 6900 Serien lagen schließlich recht dicht beieinander. Bezüglich der kleineren Sea-Islands-Chips gilt jedoch vorerst die Devise "Abwarten", bis seriösere Daten zu jener vorliegen.

Nachtrag vom 12. Oktober 2012

Zur dieser Meldung wäre noch anzumerken, daß es damit nahezu zwingend wird, daß nVidia innerhalb der 28nm-Refreshgeneration wieder die eindeutige Performance-Führerschaft übernimmt. Immerhin wird der seitens nVidia für den HighEnd-Bereich im Jahr 2013 angesetzte GK110-Chip wohl 40 bis 50 Prozent Mehrperformance gegenüber einer aktuellen GeForce GTX 680 bringen, was in jedem Fall dazu reichen sollte, um AMDs SingleChip-Spitzenprodukt der Radeon HD 8900 Serie zu überrunden. Wenn AMD wirklich nur 15 Prozent Mehrperformance bei der Radeon HD 8900 Serie realisieren kann und nVidias GK110-Chip dagegen am oberen Ende der Erwartungen liegt, dann kann sogar ein deutlicher Performance-Unterschied zugunsten von nVidia herauskommen.

Allerdings würde dies nur der generellen Strategie beider Grafikchip-Entwickler entsprechen: nVidia legt im HighEnd-Bereich nun einmal regelmäßig richtig große Grafikchips mit Chipflächen von grob 550mm² auf, welche an der Nähe des technisch Machbaren liegen, gleichfalls aber natürlich auch eine höchstmögliche Performance liefern. AMD limitiert sich hier – aus strategischen Überlegungen – selber und liefert "nur" HighEnd-Chips mit Chipflächen knapp unterhalb von 400mm², welche sich dann natürlich nicht wirklich mit nVidias HighEnd-Chips messen können. Die erste 28nm-Generation stellt diesbezüglich eine kleine Ausnahme dar, da nVidia hier keinen echten HighEnd-Chip aufgelegt, sondern vielmehr den eigentlich als Performance-Chip geplanten GK104 (GeForce GTX 670 & 680) ins HighEnd-Segment "deligiert" hat. Im Jahr 2013 werden wir dagegen wohl wieder den Normalzustand der letzten Jahre sehen – inklusive auch, daß nVidia (Kraft der viel größeren Chips) an der Performance-Spitze niemand etwas vormacht.