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Eine Performance-Einordnung der GeForce GT 640

nVidia hatte die GK107-basierte GeForce GT 640 zwar mit der Computex vorgestellt – allerdings gab es keine Rezensionsexemplare direkt von nVidia, so daß die Performance-Einschätzung seinerzeit nur arg grob anhand weniger fernöstlicher Benchmark-Werte sowie den reinen Hardware-Daten der Karte vorgenommen werden musste. Letzteres ist besonders riskant aufgrund des hohen Silizium-Unterschieds zwischen GK104- und GK107-Chip (der GK107 hat nur glatt ein Viertel der Recheneinheiten des GK104), so daß die "damals" getroffenen Performance-Einschätzungen eine ziemliche Spielbreite haben – grob wurde der GeForce GT 640 eine Performance etwas unterhalb der Radeon HD 7750 sowie etwas oberhalb der GeForce GTS 450 DDR3 zugesprochen. Mittels der nun langsam eintrudelnden ernsthaften Tests zu dieser Karte läßt sich die Performance der GeForce GT 640 allerdings inzwischen genauer bestimmen:

640/DDR3 450/GDDR5 6670/GDDR5 6750/GDDR5 7750
ComputerBase
1920x1080 HighQuality
100% 134,2% 103,1%
ComputerBase
1920x1080 HighQuality 4xAA
100% 134,1% 106,1%
AnandTech
1680x1050 MedQuality
100% 134,0% 101,7% 127,0% 147,8%
AnandTech
1680x1050 HighQuality 4xAA
100% 133,5% 97,2% 123,3% 145,4%
PC Perspective
1680x1050 (GT640 @ 950 MHz)
100% 118,7% 140,8%
PC Perspective
1920x1080 (GT640 @ 950 MHz)
100% 118,6% 140,6%
Tom's Hardware
1280x1024
100% 132,9% 109,4% 134,0% 153,3%
Tom's Hardware
1680x1050
100% 133,2% 109,9% 136,5% 153,7%
Tom's Hardware
1920x1080
100% 132,2% 109,4% 135,8% 150,7%
Spiele-Stromverbrauch ~50W 84W 53W 67W ~55W *
Performance-Index 75% 95% 80% 100% 110%
* Der Spiele-Stromverbrauch der Radeon HD 7750 wurde von uns bisher – aufgrund des ursprünglichen Tests seitens HT4U – immer mit 41 Watt angegeben, obgleich dies aufgrund des hohen Unterschieds zur Radeon HD 7770 (74W) immer schon etwas riskant war. Neuere Tests – und auch die vorstehend verlinkten Tests zur GeForce GT 640 – zeigen denn auch einen klar höheren Stromverbrauch der Radeon HD 7750 auf, welcher auf ungefähr 55 Watt einzuschätzen ist, sprich irgendwo im Rahmen der Radeon HD 6670 GDDR5 und damit weniger als bei der Radeon HD 5750/6750. Die Radeon HD 7750 bleibt damit eine hochgradig energieeffiziente Lösung, nur die ursprünglich gemessenen 41W waren klar zu niedrig angesetzt.

Und obwohl die Benchmarks teilweise arg durcheinandergehen (bei AnandTech ergibt nahezu jeder Einzeltest eine andere Reihenfolge, nur im Mittel der Test kommt man auf eine geradeso solide Zahl), läßt sich in jedem Fall konstatieren, daß die Performance der GeForce GT 640 eine herbe Enttäuschung ist, da sich die Karte im Mittel der Benchmark-Werte sich nicht einmal wirklich mit einer Radeon HD 6670 GDDR5 (Performance-Index: 80%) anlegen kann – und jene AMD-Karte stammt noch aus der Northern-Islands-Generation und hat unter der aktuellen Southern-Islands-Generation noch keinen (performancegleichen) Nachfolger bekommen. Die Radeon HD 5750/6750 (Performance-Index: 100%), die Radeon HD 7750 (Performance-Index: 110%) und selbst die inzwischen etwas angegraute GeForce GTS 450 GDDR5 (Performance-Index: 95%) liegen weit vor der GeForce GT 640, von den nVidia-Karten kommt die (hier leider nicht mitgetestete) GeForce GTS 450 DDR3 (Performance-Index: 80%) der GeForce GT 640 (Performance-Index: 75%) wohl am nähesten.

Womit auch schon gleich das erste Problem der Karte augenscheinlich wird: Eine GeForce GT 640 mit GDDR5-Speicher könnte sofort deutlich mehr Fahrt aufnehmen und sich vielleicht auch mit der GeForce GTS 450 GDDR5 anlegen, in jedem Fall aber in deren Performance-Feld agieren. Der mit 900 MHz für einen kleinen Kepler-Chip zudem arg zaghafte Chiptakt der GeForce GT 640 könnte zudem auch noch nach oben getrieben werden – eine (derzeit nur hypothetische) "GeForce GT 645" mit 1050 MHz Chiptakt und GDDR5-Speicher könnte möglicherweise schon ein Gegner für die Radeon HD 7750 werden. Zu mehr reicht es beim GK107-Chip mangels Hardware-Einheiten allerdings nicht – kein Wunder bei nur 384 Shader-Einheiten gegen die (maximal) 640 Shader-Einheiten des Cape-Verde-Chips von Radeon HD 7750 & 7770 (und bei gleichem 128 Bit DDR Speicherinterface).

Das zweite Problem der GeForce GT 640 lautert – allerdings typisch für 28nm-Neuvorstellungen – beim Preis: Die besten Preislagen zur GeForce GT 640 lauten derzeit auf ab 80 Euro, zu dieser Preislage bekommt man allerdings schon die klar schnellere Radeon HD 6750 (70-80 Euro) oder eben die GeForce GTS 450 GDDR5 (75-85 Euro). Selbst eine Radeon HD 6770 (75-90 Euro) wurde schon zu einer ähnlichen Preislage gesehen – allein die 28nm-Lösung Radeon HD 7750 (90-100 Euro) hat dann einen klar höheren Preis für ihre Mehrleistung. Damit steht auch hier die Frage an, ob man für die GeForce GT 640 als 28nm-Lösung mehr bezahlen soll als für gleichschnelle 40nm-Lösungen – was aber im üblicherweise preissensitiven Mainstream-Bereich eine eher unwahrscheinliche Auflösung darstellt. Die Grafikkarten-Hersteller können die Karte (mit den entsprechenden Preisnachlässen) sicherlich in großen OEM-Deals unterbringen, im Retail-Markt sind mit der GeForce GT 640 aber nur die eher uninformierten Käufer erreichbar. Denn ohne passenden Preispunkt in Richtung 60 Euro lohnt es nicht, die GeForce GT 640 einer Radeon HD 6750 vorzuziehen, welche mehr Performance zum gleichen Preis und – trotz 40nm-Fertigung – vertragbar höherer Verlustleistung bietet.