In den letzten Wochen hat sich nVidia darum bemüht, die seit dem Frühjahr bestehende Angebotslücke im 28nm-Segment unterhalb von 300 Euro endlich zu füllen: Zuerst mit der GeForce GTX 660 Ti für den Preisbereich um die 300 Euro, dann der GeForce GTX 660 für den Preisbereich um die 200 Euro und der GeForce GTX 650 für den Preisbereich knapp oberhalb von 100 Euro – und nun der GeForce GTX 650 Ti für den Preisbereich knapp unterhalb von 150 Euro. Mit der GeForce GTX 650 Ti finalisiert nVidia damit nun endlich das eigene 28nm-Portfolio – etwas spät angesichts dessen, daß AMD ein selbiges (in kompletter Form) schon seit dem Frühjahr anbietet, aber immerhin.
Die GeForce GTX 650 Ti gewinnt nVidia wie schon die GeForce GTX 660 aus dem GK106-Chip – und nicht dem GK107-Chip, wie es der zur GK107-basierten GeForce GTX 650 ähnliche Kartenname vermuten lassen würde. Und dies ist auch gut so für die GeForce GTX 650 Ti, denn der GK107-Chip ist mit der GeForce GTX 650 maximal ausgereizt, aus diesem läßt sich keine schnellere Grafikkarte gewinnen. Und so wird der GK106-Chip für die GeForce GTX 650 Ti einfach entsprechend abgespeckt: Anstatt fünf Shader-Cluster (SMX) gibt es nur deren vier, anstatt eines 192 Bit DDR Speicherinterfaces wurde selbiges auf 128 Bit DDR limitiert. Zusammen mit dem Wegfall des Boost-Modus bei der GeForce GTX 650 Ti und einer Standard-Speicherausstattung von nur 1 GB GDDR5-Speicher versucht nVidia eine Grafikkarte zu schaffen, welche irgendwo zwischen Radeon HD 7770 und Radeon HD 7850 1GB bestehen kann.
Radeon HD 7770 | Radeon HD 7850 | GeForce GTX 650 | GeForce GTX 650 Ti | GeForce GTX 660 | |
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Chipbasis | AMD Cape Verde, 1,5 Mrd. Transistoren in 28nm auf 123mm² Die-Fläche | AMD Pitcairn, 2,8 Mrd. Transistoren in 28nm auf 212mm² Chip-Fläche | nVidia GK107, 1,3 Mrd. Transistoren in 28nm auf 118mm² Die-Fläche | nVidia GK106, 2,54 Mrd. Transistoren in 28mn auf 214mm² Chip-Fläche | |
Technik | DirectX 11.1, GCN-Architektur, 1 Raster-Engine, 640 (1D) Shader-Einheiten, 40 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface | DirectX 11.1, GCN-Architektur, 2 Raster-Engines, 1024 (1D) Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface | DirectX 11.1, Kepler-Architektur, 1 Raster-Engine, 384 (1D) Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Speicherinterface | DirectX 11.1, Kepler-Architektur, 2 Raster Engines, 768 (1D) Shader-Einheiten, 64 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface | DirectX 11.1, Kepler-Architektur, 3 Raster Engines, 960 (1D) Shader-Einheiten, 80 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR Interface |
Taktraten | 1000/2250 MHz | 860/2400 MHz | 1058/2500 MHz | 925/2700 MHz | 980/3000 MHz |
Boost-Takt | - | - | - | - | Ø 1033 MHz, max. ? MHz |
Speicher | 1 GB GDDR5 | 1/2 GB GDDR5 | 1/2 GB GDDR5 | 1/2 GB GDDR5 | 2 GB GDDR5 |
PCI Express | 1.x/2.0/3.0 | 1.x/2.0/3.0 | 1.x/2.0/3.0 | 1.x/2.0/3.0 | 1.x/2.0/3.0 |
Layout | DualSlot | DualSlot | SingleSlot & DualSlot | DualSlot | DualSlot |
Kartenlänge | 21cm | 24cm | 15cm | 15cm | 24,2cm |
Stromstecker | 1x 6pol. | 1x 6pol. | 1x 6pol. | 1x 6pol. | 1x 6pol. |
TDP | 100W | 150W | 64W | 110W | 140W |
Idle-Verbrauch | 10W | 11W | 11W | 8W | 9W |
Spiele-Verbrauch | 69W | 96W | 56W | 72W | 113W |
Perform.index (19x10 4xAA) |
145% | 220% | 115% | 170% | 250% |
Listenpreis | 1GB: 139$ | 1GB: 189$ 2GB: 209$ |
1GB: 109$ | 1GB: 149$ | 2GB: 229$ |
Straßenpreis | 1GB: 100-115€ | 1GB: 150-170€ 2GB: 175-190€ |
1GB: 95-110€ | 1GB: 130-150€ | 2GB: 190-220€ |
Damit setzt sich die GeForce GTX 650 Ti zumindest bei der Rechen- und Texturierleistung mehr als deutlich von der GeForce GTX 650 ab, hier existiert ein Vorteil von immerhin 75 Prozent zugunsten der GeForce GTX 650 Ti. Bei der Speicherbandbreite ist der Vorteil allerdings durch die Benutzung desselben 128 Bit DDR breiten Speicherinterfaces stark limitiert, nur der etwas höhere Speichertakt ergibt hierbei einen Vorteil von 8 Prozent zugunsten der GeForce GTX 650 Ti. Das recht schmale Speicherinterface dürfte die GeForce GTX 650 Ti auch effektiv daran hindern, in die Performance-Sphären von Radeon HD 7850 und GeForce GTX 660 vorzustoßen, obwohl die neue nVidia-Karte ansonsten recht potent ausschaut.
Durch die Verwendung des GK106-Chips kann die GeForce GTX 650 Ti natürlich nicht ganz die guten Stromverbrauchswerte der GeForce GTX 650 (56 Watt unter Spielen) liefern, liegt aber mit 72 Watt unter Spielen immer noch weit vor der Radeon HD 7850 (96 Watt unter Spielen) sowie GeForce GTX 660 (113 Watt unter Spielen) und in etwa auf dem Niveau der Radeon HD 7770 (69 Watt unter Spielen). Mit den 72 Watt unter Spielen schlägt die GeForce GTX 650 Ti ihre TDP von 110 Watt natürlich deutlich – es ist etwas verwunderlich, weshalb nVidia die Karte nicht von Haus mit einer niedrigeren TDP spezifiziert hat, denn eine niedrigere TDP gilt durchgehend als gutes Verkaufsargument. Der extra Stromstecker der Karte geht dagegen natürlich in Ordnung, denn bei 72 Watt realem Verbrauch ist man viel zu nahe an der 75-Watt-Grenze des PCI-Express-Steckplatzes, um es ohne extra Stromstecker probieren zu können.
Hardware.fr | Heise | HT4U | PCGH | TechPowerUp | Ø | |
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Radeon HD 7770 | 12W 76W |
12W 68W |
10,0W 73,5W |
9,7W 64W |
7W 66W |
10W 69W |
Radeon HD 7850 | 13W 103W |
13W 94W |
10,5W 87,7W |
10W 98W |
10W 87W |
11W 96W |
GeForce GTX 650 | 11W 53W |
8,6W 57,7W |
11,5W 60W |
10W 50W |
11W 56W |
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GeForce GTX 650 Ti | 9W 68W |
8W 78W |
9W 73W |
6W 63W |
8W 72W |
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GeForce GTX 660 | 9W 115W |
9W 110W |
8,5W 113,0W |
10W 118W |
7W 111W |
9W 113W |
Der obere Wert einer Zelle ist immer der Idle-Stromverbrauch, der untere Wert einer Zelle immer der Spiele-Stromverbrauch. |
Aufgrund der verhältnismäßig maßvoll anliegenden Last muß die Kühllösung keine Höchstleistungen vollbringen und wird die GeForce GTX 650 Ti demzufolge nahezu durchgehend als Silent-geeignete Karte beschrieben – und zwar schon im Referenzdesign. Die vielen Herstellerdesigns setzen dann oftmals noch einen drauf und machen die Karte teilweise flüsterleise – oder aber garantieren höhere Taktraten bei gleichzeitig nicht höherer Geräuschbelastung oder aber wesentlich mehr Verbrauch.