Launch-Analyse: nVidia GeForce GTX 650 Ti

Dienstag, 9. Oktober 2012
 / von Leonidas
 

In den letzten Wochen hat sich nVidia darum bemüht, die seit dem Frühjahr bestehende Angebotslücke im 28nm-Segment unterhalb von 300 Euro endlich zu füllen: Zuerst mit der GeForce GTX 660 Ti für den Preisbereich um die 300 Euro, dann der GeForce GTX 660 für den Preisbereich um die 200 Euro und der GeForce GTX 650 für den Preisbereich knapp oberhalb von 100 Euro – und nun der GeForce GTX 650 Ti für den Preisbereich knapp unterhalb von 150 Euro. Mit der GeForce GTX 650 Ti finalisiert nVidia damit nun endlich das eigene 28nm-Portfolio – etwas spät angesichts dessen, daß AMD ein selbiges (in kompletter Form) schon seit dem Frühjahr anbietet, aber immerhin.

Die GeForce GTX 650 Ti gewinnt nVidia wie schon die GeForce GTX 660 aus dem GK106-Chip – und nicht dem GK107-Chip, wie es der zur GK107-basierten GeForce GTX 650 ähnliche Kartenname vermuten lassen würde. Und dies ist auch gut so für die GeForce GTX 650 Ti, denn der GK107-Chip ist mit der GeForce GTX 650 maximal ausgereizt, aus diesem läßt sich keine schnellere Grafikkarte gewinnen. Und so wird der GK106-Chip für die GeForce GTX 650 Ti einfach entsprechend abgespeckt: Anstatt fünf Shader-Cluster (SMX) gibt es nur deren vier, anstatt eines 192 Bit DDR Speicherinterfaces wurde selbiges auf 128 Bit DDR limitiert. Zusammen mit dem Wegfall des Boost-Modus bei der GeForce GTX 650 Ti und einer Standard-Speicherausstattung von nur 1 GB GDDR5-Speicher versucht nVidia eine Grafikkarte zu schaffen, welche irgendwo zwischen Radeon HD 7770 und Radeon HD 7850 1GB bestehen kann.

Radeon HD 7770 Radeon HD 7850 GeForce GTX 650 GeForce GTX 650 Ti GeForce GTX 660
Chipbasis AMD Cape Verde, 1,5 Mrd. Transistoren in 28nm auf 123mm² Die-Fläche AMD Pitcairn, 2,8 Mrd. Transistoren in 28nm auf 212mm² Chip-Fläche nVidia GK107, 1,3 Mrd. Transistoren in 28nm auf 118mm² Die-Fläche nVidia GK106, 2,54 Mrd. Transistoren in 28mn auf 214mm² Chip-Fläche
Technik DirectX 11.1, GCN-Architektur, 1 Raster-Engine, 640 (1D) Shader-Einheiten, 40 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface DirectX 11.1, GCN-Architektur, 2 Raster-Engines, 1024 (1D) Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface DirectX 11.1, Kepler-Architektur, 1 Raster-Engine, 384 (1D) Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Speicherinterface DirectX 11.1, Kepler-Architektur, 2 Raster Engines, 768 (1D) Shader-Einheiten, 64 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface DirectX 11.1, Kepler-Architektur, 3 Raster Engines, 960 (1D) Shader-Einheiten, 80 TMUs, 24 ROPs, 192 Bit DDR Interface
Taktraten 1000/2250 MHz 860/2400 MHz 1058/2500 MHz 925/2700 MHz 980/3000 MHz
Boost-Takt - - - - Ø 1033 MHz, max. ? MHz
Speicher 1 GB GDDR5 1/2 GB GDDR5 1/2 GB GDDR5 1/2 GB GDDR5 2 GB GDDR5
PCI Express 1.x/2.0/3.0 1.x/2.0/3.0 1.x/2.0/3.0 1.x/2.0/3.0 1.x/2.0/3.0
Layout DualSlot DualSlot SingleSlot & DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge 21cm 24cm 15cm 15cm 24,2cm
Stromstecker 1x 6pol. 1x 6pol. 1x 6pol. 1x 6pol. 1x 6pol.
TDP 100W 150W 64W 110W 140W
Idle-Verbrauch 10W 11W 11W 8W 9W
Spiele-Verbrauch 69W 96W 56W 72W 113W
Perform.index
(19x10 4xAA)
145% 220% 115% 170% 250%
Listenpreis 1GB: 139$ 1GB: 189$
2GB: 209$
1GB: 109$ 1GB: 149$ 2GB: 229$
Straßenpreis 1GB: 100-115€ 1GB: 150-170€
2GB: 175-190€
1GB: 95-110€ 1GB: 130-150€ 2GB: 190-220€

Damit setzt sich die GeForce GTX 650 Ti zumindest bei der Rechen- und Texturierleistung mehr als deutlich von der GeForce GTX 650 ab, hier existiert ein Vorteil von immerhin 75 Prozent zugunsten der GeForce GTX 650 Ti. Bei der Speicherbandbreite ist der Vorteil allerdings durch die Benutzung desselben 128 Bit DDR breiten Speicherinterfaces stark limitiert, nur der etwas höhere Speichertakt ergibt hierbei einen Vorteil von 8 Prozent zugunsten der GeForce GTX 650 Ti. Das recht schmale Speicherinterface dürfte die GeForce GTX 650 Ti auch effektiv daran hindern, in die Performance-Sphären von Radeon HD 7850 und GeForce GTX 660 vorzustoßen, obwohl die neue nVidia-Karte ansonsten recht potent ausschaut.

Durch die Verwendung des GK106-Chips kann die GeForce GTX 650 Ti natürlich nicht ganz die guten Stromverbrauchswerte der GeForce GTX 650 (56 Watt unter Spielen) liefern, liegt aber mit 72 Watt unter Spielen immer noch weit vor der Radeon HD 7850 (96 Watt unter Spielen) sowie GeForce GTX 660 (113 Watt unter Spielen) und in etwa auf dem Niveau der Radeon HD 7770 (69 Watt unter Spielen). Mit den 72 Watt unter Spielen schlägt die GeForce GTX 650 Ti ihre TDP von 110 Watt natürlich deutlich – es ist etwas verwunderlich, weshalb nVidia die Karte nicht von Haus mit einer niedrigeren TDP spezifiziert hat, denn eine niedrigere TDP gilt durchgehend als gutes Verkaufsargument. Der extra Stromstecker der Karte geht dagegen natürlich in Ordnung, denn bei 72 Watt realem Verbrauch ist man viel zu nahe an der 75-Watt-Grenze des PCI-Express-Steckplatzes, um es ohne extra Stromstecker probieren zu können.

Hardware.fr Heise HT4U PCGH TechPowerUp Ø
Radeon HD 7770 12W
76W
12W
68W
10,0W
73,5W
9,7W
64W
7W
66W
10W
69W
Radeon HD 7850 13W
103W
13W
94W
10,5W
87,7W
10W
98W
10W
87W
11W
96W
GeForce GTX 650 11W
53W
8,6W
57,7W
11,5W
60W
10W
50W
11W
56W
GeForce GTX 650 Ti 9W
68W
8W
78W
9W
73W
6W
63W
8W
72W
GeForce GTX 660 9W
115W
9W
110W
8,5W
113,0W
10W
118W
7W
111W
9W
113W
Der obere Wert einer Zelle ist immer der Idle-Stromverbrauch, der untere Wert einer Zelle immer der Spiele-Stromverbrauch.

Aufgrund der verhältnismäßig maßvoll anliegenden Last muß die Kühllösung keine Höchstleistungen vollbringen und wird die GeForce GTX 650 Ti demzufolge nahezu durchgehend als Silent-geeignete Karte beschrieben – und zwar schon im Referenzdesign. Die vielen Herstellerdesigns setzen dann oftmals noch einen drauf und machen die Karte teilweise flüsterleise – oder aber garantieren höhere Taktraten bei gleichzeitig nicht höherer Geräuschbelastung oder aber wesentlich mehr Verbrauch.