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Intel-Folien versprechen IPC-Gewinne, aber keine bessere Spiele-Performance für Arrow Lake

Zwei Tage vor der offiziellen Vorstellung von "Arrow Lake" sind augenscheinlich originale Intel-Folien aus der entsprechenden Präsentations-Mappe ins Internet entfleucht. Die Twitter HXL sowie Wxnod mit drei Tweets – No.1, No.2 & No.3 – zeigen die interessanten Folien, welche einige Vergleich des Core Ultra 9 285K von "Arrow Lake" gegenüber dem Core i9-14900K von "Raptor Lake" sowie Ryzen 9 9950X von "Zen 5" enthalten. Intel betont dabei den hohen IPC-Zugewinn der neuen CPU-Kerne von Arrow Lake (Lion Cove für die P-Kerne sowie Skymont für die E-Kerne) – was sich allerdings nicht wirklich in bedeutsamer Mehrperformance niederschlägt. Denn in der Spiele-Performance gibt sich Intel selber nur ein "on par" gegenüber Ryzen 9 9950X sowie dem eigenen Core i9-14900K. Benchmarks zur Anwendungs-Performance fehlen derzeit noch, jene gegenüber dem Ryzen 9 7950X3D sind hingegen wenig wertbar, da selbige ein erwartbares Ergebnis zeigen bzw. jenes X3D-Modell in diesem Feld bekanntlich nicht seine Stärke hat.

    Core Ultra 9 285K von "Arrow Lake": Performance-Aussagen seitens Intel

  • IPC-Verbesserung gegenüber Raptor Lake mit +9% bei Performance-Kernen sowie +32% bei Effizienz-Kernen
  • Singlethread-Performance gegenüber Core i9-14900K um ca. +8% besser sowie gegenüber Ryzen 9 9950X um ca. +4% besser  (Durchschnitt von Geekbench, SPEC, Cinebench & 3DMark CPU)
  • Spiele-Performance gegenüber Core i9-14900K mit –0,3% grob auf dem selben Level  (Durchschnitt von 14 Spiele-Titeln auf FullHD "High")
  • Spiele-Performance gegenüber Ryzen 9 9950X mit +0,4% grob auf dem selben Level  (Durchschnitt von 15 Spiele-Titeln auf FullHD "High")
  • Spiele-Performance gegenüber Ryzen 9 7950X3D mit –4,6% nicht weit zurückliegend  (Durchschnitt von 5 Spiele-Titeln auf FullHD "High")
  • Anwendungs-Performance gegenüber Ryzen 9 7950X3D mit +15,0% deutlich schneller  (Durchschnitt von 5 Anwendungs-Benchmarks, primär Rendering-Performance)
  • deutlich bessere Energieeffizienz unter Spielen gegenüber dem Core i9-14900K bei nahezu gleicher Performance und –15% Stromverbrauch für das Gesamtsystem
  • Quellen: Intel-Folien in chinesischer Sprache, veröffentlicht auf Twitter/X von Wxnod [1], Wxnod [2], Wxnod [3] & HXL

Insofern bleibt als markante Aussage sicherlich zurück, dass Intel beim Core Ultra 9 285K keine gegenüber dem Core i9-14900K verbesserte Spiele-Performance verspricht. Im genauen könnte es das neue Arrow-Lake-Modell sogar schwer haben, den Core i9-14900K vollständig zu erreichen, denn die Intel-eigenen Benchmark ergeben einen gemittelten Performance-Malus von –0,3%. Wenn man einrechnet, dass Hersteller-eigene Benchmarks immer ein wenig die rosarote Brille aufsetzen, könnte das Performance-Ergebnis unabhängiger Tests somit vielleicht sogar ein kleines, aber beachtbares Minus auf Arrow-Lake-Seite sehen. Allerdings muß man die Aussagekraft der Intel-Benchmarks an dieser Stelle auch deutlich einschränken mit dem Argument, dass über Intels Testmethodik augenscheinlich sowieso keine großen Performance-Unterschiede unter Spielen erzielbar sind. Dies ergibt sich simpel durch den Punkt, dass Intel indirekt Core i9-14900K und Ryzen 9 9950X unter Spielen bis auf einen Prozentpunkt aneinander sieht – etwas, was unabhängige Test mit besseren Methoden der Performance-Ermittlung deutlich anders sehen (+9,8% zugunsten des Core i9-14900K).

Anders formuliert: Intel dürfte hierbei wieder mit durchschnittlichen Frameraten und mit Standard-Tests ohne Blick auf CPU-intensive Testsequenzen operiert haben, worüber die unabhängigen Hardwaretester schon lange hinaus sind. Mit der Intel-Testmethodik könnte man es letztlich sogar hinbekommen, Core i5-14600 (non-K) und Core i9-14900K auf einer ähnlichen Performance zu zeigen – was ziemlich einfach ist, wenn man primär Grafikkarten-limitiert testet. Und dies bedeutet in der Konsequenz, dass die Intel-Tests vermutlich ziemlich für die Katz sind, keine wirklich belastbare Aussagekraft entwickeln können. Die unabhängigen Test zum Launch & Marktstart am 24. Oktober werden ein klares und besser belegtes Bild zeichnen – wobei natürlich nicht gesagt werden kann, ob da beim Performance-Stand wirklich etwas anderes herauskommt. Wenn Intel bei seinen offiziellen Marketing-Folien nichts besseres einfällt als dieses Performance-Bild, dann kann an selbigem durchaus etwas dran sein. Nur wirklich sicher sein sollte man sich diesbezüglich nicht, bevor nicht sinnvoll erstellte Spiele-Benchmarks zu Arrow Lake vorliegen.

Nachtrag vom 8. Oktober 2024

Im 3DCenter-Forum diskutiert man die jüngst gezeigten Performance-Werte zu "Arrow Lake" bzw. das Ausbleiben eines echten Performance-Fortschritts bei dieser kommenden neuen Intel-Generation. Ein wichtiger Ansatzpunkt hierzu ist, dass Intel Arrow Lake gern IPC-technisch gegenüber Meteor Lake verglichen hat, welches allerdings in dieser Disziplin auch keine Offenbarung war, was einfach nur durch dessen Energie-Effizienz sowie das Nichterscheinen im Desktop verdeckt wurde. Der andere liegt darin, dass der vergleichsweise geringe Singlethread-Gewinn von Arrow Lake gegenüber Raptor Lake aus IPC-Sicht von den etwas niedrigeren Maximal-Taktraten wieder aufgefressen wird. Von Twitter hingegen kommen gewichtige Aussagen zu möglichen technischen Hintergründen der gezeigten Spiele-Performance von Arrow Lake:

Because the memory interface is on another tile.
Quelle:  High Yield @ X am 8. Oktober 2024
 
285k's ring bus clock seems to be 1.1GHz lower than 13900k according to previously leaked hwinfo screenshots.
Quelle:  David Huang @ X am 8. Oktober 2024
 
C2C doesn't matter that much, but L3 memory access latency is the most critical one besides memory latency. MTL-H vs RPL-H is like 80 cycles vs 55 cycles due to ring clock, as I tested in my Lunar Lake review.
Quelle:  David Huang @ X am 8. Oktober 2024
 
All these made MTL a horrible gaming platform, it's so bad that not only does it regressed from RPL, it loses to PHX despite having 50% larger L3 cache, while Intel historically leads AMD with similar cache config due to having better prefetcher. ARL suffers from the same issue.
Quelle:  David Huang @ X am 8. Oktober 2024

Danach ergeben sich so einige Erklärungs-Ansätze: Speicherinterface in einem extra Tile (verbunden mit höheren Latenzen), klar niedriger Takt beim Ringbus und deutlich höhere Latenz zum Level3-Cache sind allesamt für die Anwendungs-Performance weitgehend unwichtig, unter Spielen allerdings deutlich negativ wirksam. Teilweise sind jene Rückschritte bedingt durch die Fertigungs-Technologie (Speicherinterface auf extra Tile), anderes ist hingegen eher schwer von Außen zu verstehen, müsste somit Intel selber erklären. Augenscheinlich ist das ganze Arrow-Lake-Design nicht mehr so extrem hochgetrieben wie noch Raptor Lake – wobei die Hochtreibung von dessen Design anzunehmenderweise ein Auslöser für die Stabilitäts-Probleme bei Raptor Lake waren. Möglicherweise hatte Intel dies beim Arrow-Lake-Design im Hinterkopf, vor allem aber dürfte Intel das Design primär für Mobile-Bedürfnisse entworfen haben, wo bekannterweise heutzutage 3 von 4 PC-Prozessoren landen. Hier ging also Energieeffizienz vor Spitzen-Performance – letztlich nicht unähnlich zu AMDs Zen 5, welcher dafür allerdings auch noch eine tatsächliche Mehrperformance bot.

Als Nachtrag zu den ganzen Performance-Folien zu "Arrow Lake" ist seitens Twitterer HXL noch eine Intel-Folien mit den Spezifikationen der Core Ultra 200 K/KF-Modelle aufgetaucht. Jene bestätigt den letzten Stand, zu welchem es (im Fall der K/KF-Modelle) absolut keine Abweichungen gibt – hier hat die Gerüchteküche vorab mal zu 100% richtig gelegen. Wie bekannt, gibt es mit "Arrow Lake" etwas niedrigere Maximal-Taktraten, wobei der Taktraten-Offset gegenüber "Raptor Lake" mit maximal –300 MHz wahrlich nicht besonders großartig ausfällt. Zugleich kommt Arrow Lake mit teilweise weniger PL2 daher: Bei Core i7/i9 K/KF ist dies mit 253→250W kein wirklicher Unterschied, beim Core i5 K/KF mit 181→159 Watt hingegen durchaus beachtbar. Zudem sinken auch die PL2-Werte der meisten non-K-Modelle nicht unerheblich – welche wie bekannt dann aber erst ein Thema für den Jahresanfang 2025 sein werden.

Kerne P-Takt E-Takt L2+L3 iGPU PL1/PL2 Release
Core Ultra 9 285K 8P+16E/24T 3.7/5.7 GHz 3.2/4.6 GHz 40+36 MB 4 Xe @ ≤2.0 GHz 250/250W 24. Okt. 2024
Core Ultra 9 285 8P+16E/24T 2.5/5.6 GHz 1.9/4.6 GHz 40+36 MB 4 Xe @ ≤2.0 GHz 65/182W CES 2025
Core Ultra 7 265K 8P+12E/20T 3.9/5.5 GHz 3.3/4.6 GHz 36+30 MB 4 Xe @ ≤2.0 GHz 250/250W 24. Okt. 2024
Core Ultra 7 265KF 8P+12E/20T 3.9/5.5 GHz 3.3/4.6 GHz 36+30 MB deaktiviert 250/250W 24. Okt. 2024
Core Ultra 7 265 8P+12E/20T 2.4/5.3 GHz 1.8/4.6 GHz 36+30 MB 4 Xe @ ≤2.0 GHz 65/182W CES 2025
Core Ultra 7 265F 8P+12E/20T 2.4/5.3 GHz 1.8/4.6 GHz 36+30 MB deaktiviert 65/182W CES 2025
Core Ultra 5 245K 6P+8E/14T 4.2/5.2 GHz 3.6/4.6 GHz 26+24 MB 4 Xe @ ≤1.9 GHz 159/159W 24. Okt. 2024
Core Ultra 5 245KF 6P+8E/14T 4.2/5.2 GHz 3.6/4.6 GHz 26+24 MB deaktiviert 159/159W 24. Okt. 2024
Core Ultra 5 245 6P+8E/14T 3.4/5.1 GHz 2.9/4.5 GHz 26+24 MB ? Xe @ ≤? GHz 65/121W CES 2025
Core Ultra 5 235 6P+8E/14T 3.4/5.0 GHz 2.9/4.4 GHz 26+24 MB ? Xe @ ≤? GHz 65/121W CES 2025
Core Ultra 5 225 6P+4E/10T 3.3/4.9 GHz 2.7/4.4 GHz 22+? MB 2 Xe @ ≤1.8 GHz 65/121W CES 2025
Core Ultra 5 225F 6P+4E/10T 3.3/4.9 GHz 2.7/4.4 GHz 22+? MB deaktiviert 65/121W CES 2025
Core Ultra 3 205 4P+4E/8T 3.9/4.8 GHz 3.3/4.2 GHz 16+? MB ? Xe @ ≤? GHz 65/76W CES 2025
Hinweis: Angaben zu noch nicht offiziell vorgestellter Hardware basieren auf Gerüchten & Annahmen