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Intel stellt die einzelnen Modelle von "Lunar Lake" vor und gibt neue Performance-Aussagen ab

Chip-Entwickler Intel hat im Vorfeld der IFA 2024 die einzelnen Prozessoren-Modelle von "Lunar Lake" offiziell vorgestellt, eine Reihe neuer Performance-Aussage abgegeben und einen echten Release-Termin festgesetzt: Ab 24. September werden somit Lunar-Lake-basierte Notebooks im Handel verfügbar werden. Wie schnell danach eine gewisse Angebotsbreite entsteht, ist noch ungewiß – erfahrungsgemäß dauert dies bei Mobile-Prozessoren etwas, wobei Intel da dennoch deutlich schneller ist als andere Chip-Entwickler. Das Modell-Portfolio umfasst 9 Prozessoren, wobei dies durch die jeweils zweifache Speicherbestückung zusätzlich aufgebläht wird: Regulär gibt es alle Prozessoren-Modelle mit ansonsten gleichen Daten einmal mit 16 GB (xx6er Modelle) und einmal mit 32 GB (xx8er Modelle) LPDDR5X/8533-Speicher, welcher direkt auf dem CPU-Package integriert ist.

Kerne P-Takt E-Takt L2+L3 iGPU NPU RAM on Package PL1/PL2
Core Ultra 9 288V 4P+4LPE/8T 3.3/5.1 GHz 3.3/3.7 GHz 14+12 MB 8 Xe2 @ ≤2.05 GHz 48 TOPs 32 GB LPDDR5X/8533 30/37W
Core Ultra 7 268V 4P+4LPE/8T 2.2/5.0 GHz 2.2/3.7 GHz 14+12 MB 8 Xe2 @ ≤2.0 GHz 48 TOPs 32 GB LPDDR5X/8533 17/37W
Core Ultra 7 266V 4P+4LPE/8T 2.2/5.0 GHz 2.2/3.7 GHz 14+12 MB 8 Xe2 @ ≤2.0 GHz 48 TOPs 16 GB LPDDR5X/8533 17/37W
Core Ultra 7 258V 4P+4LPE/8T 2.2/4.8 GHz 2.2/3.7 GHz 14+12 MB 8 Xe2 @ ≤1.95 GHz 47 TOPs 32 GB LPDDR5X/8533 17/37W
Core Ultra 7 256V 4P+4LPE/8T 2.2/4.8 GHz 2.2/3.7 GHz 14+12 MB 8 Xe2 @ ≤1.95 GHz 47 TOPs 16 GB LPDDR5X/8533 17/37W
Core Ultra 5 238V 4P+4LPE/8T 2.1/4.7 GHz 2.1/3.5 GHz 14+8 MB 7 Xe2 @ ≤1.85 GHz 40 TOPs 32 GB LPDDR5X/8533 17/37W
Core Ultra 5 236V 4P+4LPE/8T 2.1/4.7 GHz 2.1/3.5 GHz 14+8 MB 7 Xe2 @ ≤1.85 GHz 40 TOPs 16 GB LPDDR5X/8533 17/37W
Core Ultra 5 228V 4P+4LPE/8T 2.1/4.5 GHz 2.1/3.5 GHz 14+8 MB 7 Xe2 @ ≤1.85 GHz 40 TOPs 32 GB LPDDR5X/8533 17/37W
Core Ultra 5 226V 4P+4LPE/8T 2.1/4.5 GHz 2.1/3.5 GHz 14+8 MB 7 Xe2 @ ≤1.85 GHz 40 TOPs 16 GB LPDDR5X/8533 17/37W

Interessanterweise setzt Intel beim kompletten Portfolio keinerlei Abspeckungen bei der Anzahl der CPU-Kerne an, es gibt durchgehend 4 Performance- und 4 LowPower-Effizienz-Kerne. Letzterer Punkt wird nunmehr explizit durch Intel-Folien bestätigt, wobei diese LowPower-Effizienz-Kerne natürlich trotzdem aus der zur Computex vorgestellten "Skymont"-Architektur kommen. Die technische Differenz zwischen regulären Effizienz- und LowPower-Effizienz-Kernen ist sowieso gering: Erstere haben einen Level3-Cache, letztere nicht – aber das war es dann auch schon mit den technischen Unterschieden. Der Zweck der LPE-Kerne liegt vor allem darin, einen Betrieb mit komplett deaktivierten Performance-Kernen zu ermöglichen, was Intel bei "Lunar Lake" sogar auf demselben Tile erledigt: Wie bekannt besteht Lunar Lake nur aus einem Compute-Tile mit allen CPU- und GPU-Kernen, sowie einem "Platform Controller Tile" mit der kompletten Chipsatz-Funktionalität.

    Intel "Lunar Lake"

  • Chip-Verbund aus zwei Tiles ("Compute Tile" & "Platform Controller Tile") samt DRAM direkt auf dem Package (ohne DRAM kumuliert 186mm²)
  • "Compute Tile" mit 8 CPU-Kernen und Xe2-Grafik, gefertigt unter TSMC N3B (~140mm²)
  • "Platform Controller Tile" mit Chipsatz-Funktionalität, gefertigt unter TSMC N6 (~46mm²)
  • 4 Performance-Kerne von "Lion Cove" + 4 LowPower-Effizienz-Kerne von "Skymont" (werden als Effizienz-Kerne auch für Arrow Lake verwendet)
  • kompletter Verzicht auf HyperThreading
  • "Lion Cove" Architektur der Performance-Kerne mit +14% IPC gegenüber Redwood Cove (von Meteor Lake)
  • "Skymont" Architektur der Effizienz-Kerne mit +2% IPC gegenüber Raptor Cove (von Raptor Lake) sowie +38-68% IPC gegenüber Crestmont LPE (von Meteor Lake)
  • integrierte Grafiklösung mit 8 Xe2-Kernen (1024 FP32) der Xe2-Architektur (werden auch für Battlemage verwendet)
  • NPU mit ≤48 TOPs
  • 128 Bit DDR5/LPDDR5X-Speicherinterface mit 16 oder 32 GB LPDDR5X/8533 direkt integriert auf dem CPU-Package
  • 4 Lanes PCI Express 5.1, zuzüglich 4 Lanes PCI Express 4.0
  • Einsatzzweck: leichte bis maximal mittlere Notebooks, vorzugsweise im Ultrabook-Bereich (kein Desktop-Einsatz geplant)
  • Verkaufsname: Core Ultra 200V
  • Release: 24. September 2024

Die Intel-eigenen Performance-Aussagen zu "Lunar Lake" ergingen im Gegensatz zur Computex nicht mehr allgemein auf die Architektur bezogen, sondern spezifisch auf ein einzelnes Prozessoren-Modell. Allerdings ist der "Core Ultra 9 288V" dafür keine gute Wahl, denn als einziges Modell im Lunar-Lake-Portfolio kommt dieser Prozessor mit von 17W auf 30W stark erhöhtem PL1 daher (das PL2 liegt hingegen durchgehend auf 37W). Gegenüber den Vergleichs-Prozessoren von Qualcomm, AMD und aus eigenem Haus mag dies vielleicht passender sein, weil auch diese in höheren TDP-Klassen schweben. Allerdings hat Intel damit überhaupt nicht angegeben, welche Performance man bei den zu 98% verbauten "normalen" Lunar-Lake-Modellen mit nur 17 Watt PL1 erwarten kann. Hierfür wäre ein Intel-interner Wettstreit mit der Core Ultra 100U Serie auf nahezu selbem PL1 anzuraten wie auch möglich gewesen – einen Vergleich, welchen Intel leider nicht angetreten ist.

Bei den Qualcomm-Vergleichen fällt zudem auf, dass Intel dort, wo es klar zugunsten Intel geht, großzügigerweise gegenüber dem Spitzen-Modell Snapdragon X1E-84-100 getestet hat – und dort, wo es eher knapp wird, dann lieber nur gegenüber den kleineren Modellen Snapdragon X1E-80-100 und X1E-78-100. Ein zusammenhängendes Bild ergibt sich damit noch nicht, auch eingerechnet des Punkts, dass Intel natürlich alle eher ungünstig gelaufenen Benchmarks lieber weggelassen haben dürfte (bis auf Fälle, wo man sonnenklar vorn liegt, da zeigt man auch gern einmal einen gegenläufigen Datenpunkt). Unter Berücksichtigung aller dieser Einschränkungen lassen sich damit folgende (vorläufige) Tendenzen aufstellen: Viele der Energieeffizienz-Benchmarks liefen gegenüber TDP-technisch nicht gleichwertigen Prozessoren und sind damit nur eingeschränkt wertbar. Zumindest erscheint die SingleThread- wie Office-Performance von Lunar Lake irgendwo gleichwertig (oder leicht besser) gegenüber Qualcomm, AMD und Intels früheren Prozessoren.

    Intels Performance-Aussagen für den Core Ultra 9 288V

  • +20% mehr ST-Performance gegenüber Snapdragon X1E-78-100, +6% gegenüber Snapdragon X1E-80-100 und +11% gegenüber Ryzen AI 9 HX 370 (Schnitt aus Cinebench & Geekbench)
  • +7% mehr Office-Performance gegenüber Core Ultra 7 165H unter Procyon Office Productivity bei –53% weniger Package Power (2,29fache Energieeffizienz)
  • ca. +9% mehr Office-Performance gegenüber Snapdragon X1E-80-100 unter Procyon Office Productivity bei ca. –9% weniger Package Power (1,20fache Energieeffizienz)
  • –37% weniger Package Power gegenüber Core Ultra 7 165H im Schnitt von 6 Office-Anwendungen
  • +105% mehr Transcoding-Performance gegenüber X1E-78-100 im Schnitt von 3 Handbrake-Benchmarks, +44% gegenüber Ryzen AI 9 HX 370
  • +47% mehr Spiele-Performance gegenüber Core Ultra 7 165H im Schnitt von 3 Spielen bei im Schnitt –23% weniger GPU Power
  • +68% mehr iGPU-Performance gegenüber Snapdragon X1E-84-100 im Schnitt von 22 Spielen (weitere 23 Spiele-Titel liefen unter dem Qualcomm-SoC nicht)
  • +31% mehr iGPU-Performance gegenüber Core Ultra 7 155H im Schnitt von 45 Spielen, +16% gegenüber Ryzen AI 9 HX 370
  • +37% mehr iGPU-Performance unter RayTracing gegenüber Ryzen AI 9 HX 370 (unter XeSS und FSR jeweils im Performance-Modus)
  • Quelle: Intels Performance-Folien, zu sehen u.a. bei der ComputerBase

Das Erstürmen von Performance-Gipfeln unter Anwendungen ist jedoch nicht zu erwarten, dafür sorgt schon die vergleichsweise zahme CPU-Ansetzung. Das Steckenpferd von Lunar heißt Energieeffienz mit gleichzeitig zeitgemäßer Office-Performance – alles primär darauf ausgerichtet, nur mit der iGPU zu arbeiten und eher weniger noch eine zusätzliche dGPU ins Spiel zu bringen. Dies wird unterstützt durch eine augenscheinlich hochklassige iGPU-Performance, welche klar schneller ist als jene von Qualcomm und sogar etwas besser als AMDs "Strix Point" herauskommen soll. All diese Performance-Punkte sind natürlich noch unabhängig zu überprüfen, die Hersteller machen inzwischen eine Wissenschaft daraus, mit ihren eigenen Performance-Folien die Öffentlichkeit bestmöglich in die Irre zu führen. Sowohl die Technik als auch die derzeit zu sehende Performance sagen dennoch schon klar aus: Lunar Lake ist gedacht für Ultrabooks bzw. kleinere mit maximal mittlere Notebooks, normalerweise ohne zusätzliche Grafiklösung. Hiermit sollen diejenigen bedient werden, welche tatsächlich mobil arbeiten, weswegen Energieeffizienz und auch der Verzicht auf eine dGPU so wichtig sind.

Dies scheint Lunar Lake zu erfüllen und könnte in diesem Segment durchaus gut verkauft werden. Intels überragende Stellung bei den Notebook-Herstellern wird natürlich den Verkauf bestmöglich unterstützen – im Gegensatz zu Qualcomm muß sich Intel keine Gedanken machen, auf den Prozessoren sitzenzubleiben. Eine ganz große Bedeutung für den Prozessoren-Markt kann Lunar Lake wegen seiner fast Nischenstellung allerdings auch nicht entwickeln: Das Prozessoren-Portfolio steht inhaltlich bei der Hälfte von "Meteor Lake", muß damit genauso auch über weitere Mobile-Prozessoren aus anderen Architekturen ergänzt werden. Bei Meteor Lake übernahm dies Raptor Lake Mobile, bei Lunar Lake wird nachfolgend Arrow Lake Mobile den (großen) Rest des Mobile-Portfolios stellen. Desktop-Modelle auf Lunar-Lake-Basis sind hingegen kaum zu erwarten – wobei diese Aufgabe schließlich sinngemäß bereits von Arrow Lake-S auf Basis derselben CPU-Architekturen (allerdings mit älterer iGPU-Architektur) übernommen wird.