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Intel verspricht Microcode-Patch gegen die Stabilitäts-Probleme von "Raptor Lake" für August

Nachdem in den letzten Tagen das Thema der Stabilitäts-Probleme von "Raptor Lake" erneut hochgekocht ist, hat sich nun endlich Intel zu Wort gemeldet und will die Ursache gefunden haben bzw. jene mittels Microcode-Patch ab August abstellen. Als Ursache benennt man inkorrekte, zu hohe Spannungen, ohne hierbei jedoch ins Detail zu gehen. Dies könnte generell zu hohe anliegende Spannungen bedeuten, welche Software-seitig nicht korrekt ausgelesen wurden (ansonsten wären jene unmittelbar aufgefallen) – oder auch zu hohe Teilspannungen, welche intern falsch ermittelt wurden. Andere Auflösungen sind genauso denkbar, es wäre schön, wenn Intel dies eines Tages noch einmal genauer ausführen könnte. Auch den Punkt, dass Intel Formulierungen wie "Ursache" bzw. "root cause" vermieden hat, könnte man durchaus noch geraderücken – denn spitzfindig gelesen hat Intel hiermit nur zugegeben, ein Problem gefunden zu haben, aber eben nicht das Problem.

Based on extensive analysis of Intel Core 13th/14th Gen desktop processors returned to us due to instability issues, we have determined that elevated operating voltage is causing instability issues in some 13th/14th Gen desktop processors. Our analysis of returned processors confirms that the elevated operating voltage is stemming from a microcode algorithm resulting in incorrect voltage requests to the processor.
 
Intel is delivering a microcode patch which addresses the root cause of exposure to elevated voltages. We are continuing validation to ensure that scenarios of instability reported to Intel regarding its Core 13th/14th Gen desktop processors are addressed. Intel is currently targeting mid-August for patch release to partners following full validation.
 
Intel is committed to making this right with our customers, and we continue asking any customers currently experiencing instability issues on their Intel Core 13th/14th Gen desktop processors reach out to Intel Customer Support for further assistance.

Quelle:  Intel-Statement vom 22. Juli 2024

Denn die seitens Intel angesetzte Textstelle "root cause" bezieht sich eben nur auf das genannte Spannungs-Problem – gesucht wurde jedoch eigentlich nach der Grundursache der Stabilitäts-Probleme. Es bleibt zu hoffen, dass dies nur eine schreibliche Ungenauigkeit ist und dass hiermit endlich dieser Problematik Einhalt geboten werden kann. Zusätzlich geht Intel in einem Reddit-Statement auch auf die kürzlich aufgeworfene Vermutung über Oxidations-Probleme als Ursache ein. Danach gab es solcherart Probleme und damit einhergehend eine schlechtere Produktionsqualität tatsächlich einmal, dies wurde jedoch bereits im Jahr 2023 behoben und soll laut Intel-Ermittlungen nur zum kleinen Teil bei den aktuellen Stabilitäts-Problemen eine Rolle gespielt haben. Interessanterweise bestätigt Intel somit eine zeitweilig schlechtere Produktionsqualität in der Prozessoren-Fertigung, was man ansonsten wohl niemals (offiziell) erfahren hätte.

We can confirm that the via Oxidation manufacturing issue affected some early Intel Core 13th Gen desktop processors. However, the issue was root caused and addressed with manufacturing improvements and screens in 2023. We have also looked at it from the instability reports on Intel Core 13th Gen desktop processors and the analysis to-date has determined that only a small number of instability reports can be connected to the manufacturing issue.
Quelle:  Intel @ Reddit am 22. Juli 2024

Intel validiert derzeit einen Microcode-Patch, welcher diese erhöhten Spannungen ausmerzt und nachfolgend an Microsoft sowie die Mainboard-Hersteller zur Verteilung weitergegeben wird. Der Termin hierfür liegt derzeit auf Mitte August, nachfolgend sollte es somit entsprechende BIOS-Updates geben – was sich damit allerdings durchaus bis in den September hineinziehen kann. Sofern der Microcode-Patch Eingang in Windows Update findet, könnte jener natürlich auch ab schon Mitte August praktisch aktiv werden, in diesem Fall dann aber nur für Windows-Nutzer. Dies ist in jedem Fall zu spät für den kommenden Launch von AMDs Zen 5, hierfür wird man Intel-Prozessoren zu den jetzt vorliegenden Bedingungen testen müssen. Allerdings soll der von Intel vorbereitete Microcode-Patch wohl keine Performance-Auswirkungen haben, wie Toms's Hardware in Berufung auf Intel-Aussagen berichten.

We're told that the microcode patch currently doesn't exhibit any adverse performance impact (i.e., the chip running slower), but testing is ongoing.
Quelle:  Tom's Hardware am 22. Juli 2024

Bis jetzt hört sich dies alles gut und vernünftig an, das eigentliche Problem liegt aber in einem anderen Absatz desselben Berichts von Tom's Hardware: Danach soll der Microcode-Patch bereits crashende Prozessoren nicht mehr zu einem stabilen Betrieb zurückführen können. Der Microcode-Patch dient somit augenscheinlich nur dazu, alle anderen Prozessoren, welche bislang keine Auffälligkeiten zeigten, vor diesem Schicksal zu bewahren. Die bereits betroffenen Prozessoren sind demzufolge allerdings unrettbar und müssten ausgetauscht werden – in kompletter Anzahl. Hierzu könnte auch noch eine weitere Menge an Raptor-Lake-Prozessoren hinzukommen, welche derzeit vielleicht noch keine Auffälligkeiten zeigen, durch bereits passierte Beschädigungen (durch zu hohe Spannungen) diese jedoch in Zukunft noch zeigen werden, möglicherweise trotz des die Spannungen entschärfenden Microcode-Patches.

We're told that the microcode patch will not repair processors already experiencing crashes, but it is expected to prevent issues on processors that aren't currently impacted by the issue. For now, it is unclear if CPUs exposed to excessive voltage have suffered from invisible degradation or damage that hasn't resulted in crashes yet but could lead to errors or crashes in the future.
Quelle:  Tom's Hardware am 22. Juli 2024

Dies ist dann der eigentliche Hammer: Intel wird wohl alle crashenden Raptor-Lake-Prozessoren zurücknehmen müssen, was angesichts der Marktstärke von Intel durchaus in die Millionen gehen kann (Intel liefert über alle Marktsegmente hinweg im Jahr zwischen 150-200 Mio. PC-Prozessoren aus). Dies hätte Intel zudem sehr wohl klarer sagen können, denn bislang hören sich die Intel-Aussagen ja danach an, als würden sich damit alle Stabilitäts-Probleme erledigen. Weil diese Auslegung derzeit unbestätigt ist, kann man natürlich noch keine entgültigen Urteile sprechen. Aber Intel sollte sich dringend erklären in der Frage, ob der kommende Microcode-Patch auch bereits betroffenen Prozessoren weiterhilft – und wenn nicht, was mit diesen Prozessoren passieren soll. Ein einfacher Hinweis auf den Intel-Support reicht für diesen Fall sicherlich nicht aus, dies sollte dann in einer konzentrierten Rücknahme-Aktion münden.