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Zum Launch von Intels Lunar Lake

Der gestrige Tag brachte den Launch & Marktstart von "Lunar Lake" mit sich, nachdem diese Mobile-Prozessoren zum Monatsanfang vorgestellt wurden. Auch wenn es dies für Mobile-Launches bislang weniger üblich war, stellten sich bei Lunar Lake pünktlich zum offiziellen Termin über ein Dutzend entsprechender Artikel ein, davon auch eine gute Handvoll aus deutschen Landen. Leider ist das Launch-Prozedere noch nicht so ausgefeilt wie bei Desktop-Prozessoren: Zum einen wurde zu 90% immer nur dasselbe Asus-Notebook getestet, welches zudem – ohne großen Namens- bzw. Nummerunterschied – mit zwei unterschiedlichen Lunar-Lake-Prozessoren bestückt sein kann. Zum anderen haben sich die Hardwaretester sicherlich nicht mit Ruhm bekleckert in der Frage der Herausarbeitung der auf dem konkret benutzten Notebook anliegenden Powerlimits. Richtig gemacht haben es allein Notebookcheck, welche für das bewußte Asus-Notebook mit der "258V" Prozessoren-Variante alle Powerlimits unter allen Verbrauchs-Modi exakt aufschlüsselten.

Notebook Prozessor Kerne P-Takt E-Takt default PL1/PL2 bei diesem Notebook
Asus Zenbook S14 UX5406 Core Ultra 9 288V 4P+4LPE/8T 3.3/5.1 GHz 3.3/3.7 GHz 30/37W exakte Angabe fehlt
Asus Zenbook S14 UX5406 Core Ultra 7 258V 4P+4LPE/8T 2.2/4.8 GHz 2.2/3.7 GHz 17/37W 17/37W ("Standard"-Mode)
Dell XPS 13 9350 Core Ultra 7 258V 4P+4LPE/8T 2.2/4.8 GHz 2.2/3.7 GHz 17/37W Angabe fehlt
Lenovo Slim 7i Aura Edition Core Ultra 7 258V 4P+4LPE/8T 2.2/4.8 GHz 2.2/3.7 GHz 17/37W Angabe fehlt

Da sich auch fast allein nur bei Notebookcheck die TDP-Werte der jeweiligen Testgegner ermitteln ließen, konzentriert sich die nachfolgende Auswertung der aufgelaufenen Testberichte primär auf die Werte von jener Webseite. Das dort benutzte Asus-Notebook lief auch real mit jenen 17/37W PL1/PL2, welche Intel für alle Lunar-Lake-Prozessoren außerhalb des Spitzenmodells vorgibt. Selbiges Notebooks wurde zudem bei der ComputerBase mit der "288V" Prozessoren-Variante auf der maximal möglichen Leistungsaufnahme getestet. Dies kann man als guten Trockentest ansehen, wie weit Lunar Lake bestenfalls reicht – was aber auch wieder wenig dazu aussagt, wie "normale" Lunar-Lake-Notebooks abschneiden. Einem Core Ultra 7 258V kann man sicherlich auch mal dickere Mobile-Prozessoren als Gegner geben, wichtig ist zur Ermittlung des TDP-normierten Performance-Gewinns vor allem aber der Vergleich zu Mobile-Modellen mit ähnlicher TDP – wie beispielsweise dem Core Ultra 5 125U bei Notebookcheck, welcher dort mit 25/40W auf einem Lenovo-Notebook lief.

Gegenüber genau diesem Core Ultra 5 125U konnte sich der Core Ultra 7 258V im Notebookcheck-Test bei der Singlethread-Performance um +28% sowie der Multithread-Performance um +12% absetzen. Dies ist ein ordentliches Ergebnis eingedenk der Tatsache, dass der ältere Prozessor hier etwas mehr TDP zur Verfügung hatte und gleichzeitig mit doppelter Anzahl an CPU-Threads operieren konnte (da Meteor Lake etwas mehr CPU-Kerne und Lunar Lake kein HyperThreading mehr hat). Gegenüber dem größeren Core Ultra 7 155H mit viel mehr CPU-Kernen und klar höherem Powerlimit reicht es bei der Multithread-Performance sogar für einen Gleichstand aus, bei der Singlethread-Performance liegt der Lunar-Lake-Prozessor dann klar um +18% vorn. Hier zeigt sich die eigentliche Stärke von Lunar Lake: Vernünftige Mittelklasse-Performance bereits auf einem TDP-Niveau unterhalb früherer Ultrabook-Prozessoren.

CPU-Tests Hardware Powerlimit ST-Perf. MT-Perf. benutztes Notebooks
Core Ultra 7 258V LNL, 4P+4LPE/8T, Arc 140V 17/37W 118% 99,4% Asus Zenbook S14 UX5406
Qualcomm X1P-42-100 SNDX, 8C/8T, Adreno X1-45 25/25W 107% 98,2% Asus VivoBook S15
Apple M3 10C/20T, M3-iGPU 8C 10,5/21W 136% 110,8% Apple MacBook Air 13
Core Ultra 7 155H MTL, 6P+8E+2LPE/18T, Arc 8C 28/43W 100% 100% Honor MagicBook Art 14
Core Ultra 5 125U MTL, 2P+8E+2LPE/16T, Arc 4C 25/40W 92% 88,7% Lenovo ThinkPad T14s
Ryzen AI HX 370 Strix Point, 4C+8D/24T, Radeon 890M 28/33W 117% 121,3% Asus Zenbook S16 UM5606
gemäß der Benchmarks von Notebookcheck unter 2 Singlethread- & 5 Multithread-Tests

Damit kommt Lunar Lake vor allem auch in jene Bereiche, wo Qualcomm und Apple bislang aktiv waren – gutklassige Performance im Design leichte Notebooks. Die Performance-Werte des Snapdragon X kann Lunar Lake wohl erreichen, allein der M3 von Apple liegt noch etwas besser: +15% bei der Singlethread-Performance sowie +11% bei der Multithread-Performance. Da Apple aber sowieso in seiner ganz eigenen Welt spielt und kein echtes Konkurrenzangebot für Windows-Jünger darstellt, geht es hierbei eher nur um den Punkt, dass Apple nicht zu weit davonzieht – was sich mittels Lunar Lake nunmehr erübrigt hat. Wirklich herumschlagen muß sich Lunar Lake derzeit wenn dann nur mit Intel-eigenen Modellen oder eben Qualcomm – denn auch von AMD gibt es derzeit kein echtes Gegenangebot in diesem TDP-Bereich. Sicherlich kann man AMDs "Strix Point" APU in diese TDP-Richtung hin konfigurieren, aber noch fehlen hierfür konkrete Beispiele (aka Geräte) seitens der Notebook-Hersteller.

Bei den iGPU-Tests zeigt sich dann die andere Stärke von Lunar Lake: Auf grob gleicher TDP gewinnt man zwischen Core Ultra 5 125U und Core Ultra 7 258V satte +88% mehr synthetische iGPU-Performance hinzu (die Spiele-Tests zum Core Ultra 5 125U fehlen leider). Dies reicht im Notebookcheck-Test sogar aus, um die synthetische iGPU-Performance von Strix Point leicht zu überbieten – mit allerdings dem Pferdefuß, dass AMD bei den tatsächlichen Spiele-Benchmarks doch wieder vorn bleibt. Letzteres ist allerdings auch eher ein Effekt der stark unterschiedlichen TDP: Konfiguriert auf 28/37W reicht es bei Intel-iGPU für eine Performance-Wertung von 129,9% – und somit dann doch um +2% besser als bei AMDs Strix-Point-iGPU. Wie bekannt, kommt Qualcomm in dieser Disziplin derzeit überhaupt nicht mit sowie ist Apple mangels der (weitgehenden) Fähigkeit zu Windows-Spielen generell außen vor.

iGPU-Tests Hardware Powerlimit synth. Perf. Spiele-Perf. benutztes Notebooks
Core Ultra 7 258V LNL, 4P+4LPE/8T, Arc 140V 17/37W 111% 116,5% Asus Zenbook S14 UX5406
Qualcomm X1E-78-100 SNDX, 12C/12T, Adreno X1-85 ? 72% 80,5% Lenovo Yoga Slim 7x 14 G9
Qualcomm X1P-42-100 SNDX, 8C/8T, Adreno X1-45 25/25W 36% Asus VivoBook S15
Apple M3 10C/20T, M3-iGPU 8C 10,5/21W ~130% Apple MacBook Air 13
Core Ultra 7 155H MTL, 6P+8E+2LPE/18T, Arc 8C 28/43W 100% 100% Honor MagicBook Art 14
Core Ultra 5 125U MTL, 2P+8E+2LPE/16T, Arc 4C 25/40W 59% Lenovo ThinkPad T14s
Ryzen AI HX 370 Strix Point, 4C+8D/24T, Radeon 890M 28/33W 106% 127,9% Asus Zenbook S16 UM5606
gemäß der Benchmarks von Notebookcheck unter 2 synthetischen & 7 Spiele-Tests (ohne Dota 2)

Vertiefen läßt sich diese Betrachtung der iGPU-Performance dann noch durch Benchmarks der PC Games Hardware, welche bewußt auf (etwa) gleicher TDP durchgeführt wurden, um den Effekt der ansonsten teilweise sehr abweichend konfigurierten Notebooks herauszunehmen. Auch hier gewinnt die neue Intel-iGPU von Lunar Lake mit minimaler Differenz gegenüber der Strix-Point-iGPU von AMD. Zudem wird der Intel-interne Performance-Gewinn klarer, denn gegenüber der "alten" iGPU von Meteor Lake legt Lunar Lake unter diesen breit angelegten Spiele-Benchmarks im Schnitt um +31% zu. Gegenüber dem vorgenannten Performance-Gewinn unter synthetischen Tests (von +88%) ist dies natürlich deutlich geringer, was allerdings im Spiele-Bereich auch kein ungewöhnliches Ergebnis darstellt. Zudem wäre erneut zu beachten, dass der PCGH-Tests auf Basis der halbwegs gleichen Powerlimits, der Notebookcheck-Test hingegen auf Basis der default-Powerlimits der benutzten Notebooks.

iGPU-Tests @ selbes PL Hardware Powerlimit synth. Perf. Spiele-Perf. benutztes Notebooks
Core Ultra 7 258V LNL, 4P+4LPE/8T, Arc 140V einheitlich max. 28-33W für alle Testgeräte 123,7% 131,3% Asus Zenbook S14 UX5406
Core Ultra 7 155H MTL, 6P+8E+2LPE/18T, Arc 8C 100% 100% Asus Zenbook 14 OLED
Ryzen AI HX 370 Strix Point, 4C+8D/24T, Radeon 890M 119,5% 130,0% Asus Zenbook S16 UM5606
gemäß der Benchmarks von PC Games Hardware unter 3 synthetischen & 15 Spiele-Tests

In der Summe läßt sich erkennen, dass Intel mittels "Lunar Lake" durchaus etwas gehaltvolles geliefert hat – wenngleich Lunar Lake wegen der generell kleinen Hardware-Ansetzung auch nirgendwo Bäume ausreißt. Gerade Lunar Lake muß immer fair mit Blick auf die Powerlimits der konkret benutzten Notebooks betrachtet werden – ein Punkt im übrigen, in welchem fast alle Hardware-Tester noch so einiges Verbesserungspotential aufweisen. Der erste hierbei anfallende Punkt liegt sicherlich darin, die Powerlimits der benutzten Notebooks zu eruieren und zu notieren – was dann irgendwann vielleicht auch mal die Notebook-Hersteller auf den Trichter bringt, offener mit dieserart Angaben zu hantieren. Bis auf Notebookcheck kümmert sich leider fast keine Webseite, welche öfters mal Notebooks testet, um diesen eigentlich selbstverständlichen Punkt.

Gut fallen daneben die verschiedenen angestellten Akkulaufzeiten-Tests zu Lunar Lake aus, was wiederum aufgrund der TDP-Ansetzung aber auch kein Wunder darstellt. Intel hat hiermit endlich mal einen Chip aufgelegt, welcher sich gegenüber den bereits als "Langläufer" bekannten Mobile-SoCs von Apple und Qualcomm nicht verstecken muß – wie gesagt auch nicht bei der Performance. Klar muß hingegen auch sein, dass der Markteffekt von Lunar Lake wohl eher begrenzt ausfallen dürfte, üblicherweise wird man hiervon nur Ultrabooks sehen, in TDP-stärkere Notebooks werden die Notebook-Hersteller dann andere Prozessoren verbauen. Aber auch hierfür liefert Lunar Lake zumindest eine hoffnungsvolle Vorschau ab, denn die bei Lunar Lake anliegenden Kern-Architekturen "Lion Cove" und "Skymont" werden schließlich auch beim in Monatsfrist anstehenden "Arrow Lake" Prozessor verbaut.