Frage 2 - Die Expansionspläne

Samstag, 14. November 2009
 

Wer sein Unternehmen auf mehrere Standbeine stellt, muss eine auftretende Krise weniger fürchten. Dies haben viele Unternehmen auch schon lange vor der Wirtschaftskrise bedacht und umgesetzt. Und weiteten als logische Schlussfolgerung ihr Geschäftsfeld auf mehrere Produktsparten aus. So kam es dann vor, dass vereinzelt Hersteller, die für bestimmte Produktgruppen bekannt waren, plötzlich auch Gehäuse, Prozessorkühler und zahlreiche andere PC-Accessoires anboten. Mutiert nun jeder einzelne PC-Hersteller zum Fulfilment-Unternehmen?


Planen Sie Ihren Geschäftsbereich zu erweitern, um neben den bestehenden auch neue Produktsparten zu bedienen?

Silke Lapp (PNY): Als Akteur im Markt für Flash-Speichermedien und Komponenten war es ein logischer Schritt, an SSDs zu arbeiten. Unser Fachwissen im Bereich Flash-Speicher und Upgrade-Komponenten macht es uns möglich, diese neue Reihe zu entwickeln, die sich perfekt in unser Kerngeschäft einfügt.
Maciej Wieczorek (Zotac): Da wir unsere eignen Fabriken besitzen um ZOTAC Produkte selbst produzieren können, fokussieren wir uns auf unsere Fähigkeiten, die wir am besten beherrschen. Das heißt, was Geschäftsfelder angeht, liegt unser Fokus auf allem was eine Platine nutzt, welches unser Grafikkarten-, Motherboard- sowie mini-PCs Business bestätigt.
Georgios Kopanidis (Mushkin): Wir sind ständig am erweitern, es wird in nächster Zeit auch vieles noch kommen.
Michael Fischer (Gainward): Zum jetzigen Zeitpunkt konzentrieren wir uns nur auf den Bereich Grafikkarten und bauen unsere Kompetenz in diesem Gebiet beständig weiter aus.
Aileen Tober (Digittrade/Axle): Eine Erweiterung des Produktportfolios mit dem Schwerpunkt auf den Bereich der mobilen Datensicherheit wurde bereits innerhalb des letzten Jahres vollzogen. Ebenso wurde sehr erfolgreich unser Produktangebot auf den Vertrieb von AXLE Netzteilen ausgeweitet. Auch zukünftig stehen wir derartigen Veränderungen unseres Produktportfolios aufgeschlossen gegenüber.
Dan Forster (Sapphire): SAPPHIRE sucht immer nach weiteren Geschäftsbereichen, die zu unserem jetzigen Portfolio passen. Erst kürzlich haben wir unsere PSU Netzteil Aktivitäten erweitert, da diese hervorragend mit unseren Grafikkarten harmonieren.
Frances Peng (Manli): Yes, notebook plans to launch in Q4 2009~Q1 2010.
Selene Tian (Leadtek): Yes, in addition to graphics cards and TV tuner products, we have been working for expanding the range of our brand products. You’ll see the new arrival next year!
Sascha Heinrich (MSI): MSI bietet seit jeher ein möglichst breites und qualitativ hochwertiges Produktportfolio an. Vor allem der Bereich Notebooks zeigt, wie wir uns in wenigen Jahren zum Keyplayer in einem ganz neuen Produktsegment entwickeln konnten. Ein vergleichbares Wachstum erleben wir gerade im Bereich PC-Systeme, in dem wie beispielsweise mit unseren kompakten Wind-PCs oder den TouchPCs neue erfolgreiche Trends setzen. Während wir unser Portfolio erweitern, vernachlässigen wir aber unsere bisherigen Kernbereiche auf keinen Fall. Bei Grafikkarten gilt es beispielsweise in einem immer noch wachsenden Markt unsere Position als Marktführer in Deutschland weiter auszubauen.
Marla Smith (Diamond Multimedia): We are expanding into Europe and elsewhere around the world. We have new products especially a new line of electronics accessories launching now.

Quintessenz

Trotz euphorischer Ankündigungen ist "zurückhaltend" das wohl passendere Wort für die allgemeine Stimmung. Während große Unternehmen sich der stetigen Erneuerung ihrer Produktsparten widmen, sind kleine Hersteller damit beschäftigt neue Produktsparten ihren bisherigen hinzu zu fügen. Doch aktuell herrscht eher Winterschlaf-Stimmung. Lediglich die Produktbereiche die unter Garantie höhere Gewinne versprechen und die auch zwangsweise erneuert werden müssen, erfahren gegenwärtig einen Wandel. Experimentelle Bereiche und auch langfristig ausgerichtete Produktsparten, ruhen dagegen. Sei es, weil sie ihre Amortisation noch nicht erreicht haben oder weil eine Erneuerung keinen nennenswerten Aufwind herbei rufen würde.

Bei großen Unternehmen ist es gar so, dass die Produktionsmenge im Vorfeld bestimmt werden muss, um eine teuere Nachproduktion zu vermeiden. Handelt es sich um ein Erfolgsprodukt, dann wird es schnell abverkauft und der geplante Nachfolger erscheint früher und in größeren Stückzahlen. Ist es dagegen ein Ladenhüter, dann wird der geplante Nachfolger verschoben oder gar ganz gestrichen. Bekannt ist dieses Produktionskonzept zum Beispiel bei Digitalkameras, Druckern, HiFi-Geräten und TFT-Displays.

Bei der Grafikkarten-Produktion ist man dagegen sehr viel flexibler. Die Produktion wird ständig der laufenden Notwendigkeit angepasst, denn von heute auf morgen, können große Kunden abspringen oder Distributoren ihre Abnahmemenge wegen geringer Nachfrage reduzieren. Sei es, weil sich die Preise ändern, weil der Dollar schwankt oder weil die Konkurrenz kurzfristig ein neues Produkt vorstellt, auf dass alle Welt nun warten möchte und das von heute auf morgen die eigenen Produkte dauerhaft unattraktiv werden lässt. Auch macht es im Grafikkarten-Markt keinen allzugroßen Sinn, größere Stückzahlen auf Vorrat zu produzieren, die dann im Laufe der Zeit abverkauft werden müssen. Denn anders als Digitalkameras, Drucker, HiFi-Geräte und TFT-Displays, besitzen Grafikkarten einfach nicht die nötige Preisstabilität. Schon nach einigen Wochen kann im unglücklichsten Fall, sich der Verkaufspreis halbieren. So dass größere Produktionsmengen schnell zu einem Verlustgeschäft mutieren.

Man sollte nun meinen, dass das unkalkulierbare und riskante Geschäft mit den Grafikkarten für jeden Hersteller ein absoluter Albtraum ist. Doch gerade in einer Krise zeigt sich die Flexibilität der Grafikkarten-Produktion von ihrer goldenen Seite. Praktisch im Handumdrehen können Produktionen umgestellt werden, um schon morgen Krisen-angepasste-Produkte zu produzieren. Da stellt sich garnicht die Frage, ob ein Grafikkarten-Hersteller seine Produktion durch zusätzliche Standbeine stützen muss. Viel eher sind es die anderen Standbeine, die in einer Krise von der Grafikkarten-Produktion gestützt werden.

Bei den Grafikkarten-Herstellern ist daher überdeutlich zu beobachten, dass das Grafikkarten-Geschäft als Ausgangslage verwendet wird, um von dort aus den restlichen Markt zu erobern. Auch Hersteller wie Mushkin, die recht neu im Grafikkarten-Geschäft sind, haben die multiplen Vorzüge erkannt, die man als Grafikkarten-Anbieter besitzt und erweitern nun zuallererst ihr Unternehmen in diese Richtung. Einzig Gainward konzentriert sich auf sein Kerngeschäft. Doch dies womöglich nur, weil Gainwards Mutterunternehmen es so wünscht.