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Gerüchteküche: AMDs Zen 4 kommt im Desktop mit maximal 16 CPU-Kernen, aber höherer TDP

Laut der Twitterer ExecutableFix und Patrick Schur kommt die Desktop-Ausgabe von AMDs Zen-4-Architektur mit dem Codenamen "Raphael" weiterhin mit maximal 16 CPU-Kernen daher. Dafür scheint beiden Twitterern nunmehr eine Bestätigung vorzuliegen – wobei dieser Punkt bereits angenommen werden durfte, nachdem klar war, dass die Core-Chiplets (CCD) von Zen 4 weiterhin mit 8 CPU-Kernen antreten werden. Allerdings gab es auch gegenteilige Gerüchte, welche von der Möglichkeit eines 24-Kerners im Desktop sprachen – was AMD letztlich weiterhin offenbleibt, aufgrund der Modul-Bauweise könnte man ein solches Produkt auch nachträglich noch aufstellen.

16 cores it is for Raphael
Raphael has an iGPU

Quelle:  ExecutableFix @ Twitter am 13. Juli 2021, samt nachfolgendem Tweet

Speziell für Zen 4 dürften die maximal 16 CPU-Kerne im Consumer-Segment allerdings vollkommen ausreichen, denn Intel kommt sowohl bei "Alder Lake" (8C+8c) als auch dessen Refresh "Raptor Lake" (8C+16c) mit jeweils nur 8 großen CPU-Kernen daher, was AMD trotz der zusätzlichen kleinen CPU-Kerne auf Intel-Seite nicht fürchten muß. Zu beachten wäre zudem, dass Zen 4 sicherlich grob zwei Jahre bis Zen 5 (sprich bis zur 3nm-Fertigung) durchhalten muß, es damit wahrscheinlich zwei Prozessoren-Generationen von AMD auf Zen-4-Basis geben wird – was bedeutet, das AMD für den Zen-4-Refresh diese defensive Vorgehensweise auch wieder umstoßen könnte. Die Modul-Bauweise läßt AMD wie gesagt jederzeit alle Möglichkeiten offen – während Intel mit seinen weiterhin primär monolithischen Dies sich immer (lange) vorher festlegt.

Raphael
– up to 16 Cores
– up to 170 W
– 5 nm

Quelle:  Patrick Schur @ Twitter am 13. Juli 2021

Eher interessant an diesen Meldungen sind aber somit die Nebenpunkte: So wurde eine iGPU sowie die 5nm-Fertigung für Raphael bestätigt, die iGPU dürfte allerdings vermutlich eine Sparversion sein und keineswegs in die Performanceklasse der bisherigen AMD-APUs gehen. Und gleichzeitig soll Raphael sich allerdings mehr TDP genehmigen, bis zu 170 Watt sollen möglich sein (bisher maximal 105 Watt). Dies erscheint als ziemlich großer Sprung, allerdings könnten hierbei auch zwei Punkte zusammenkommen: Zum einen könnte AMD seine TDPs mal wieder realitätsgetreuer angeben – weg von einem (vermeintlich) durchschnittlichen Verbrauchswert hin zum "Package Power Tracking" (PPT) als dem eigentlichen Power-Limit der AMD-Prozessoren. Jenes liegt für die aktuellen Spitzenmodelle bei 142 Watt und entspricht einwandfrei dem maximalen Verbrauch, welcher bei AMD dann auch dauerhaft anliegen darf – und damit jederzeit besser als TDP-Angabe geeignet wäre.

Der Rest zu den genannten 170 Watt könnte dann einfach ein Aufschlag zugunsten der 12- und 16-Kerner sein, damit jene unter Volllast aller Kerne nicht eventuell niedriger takten müssen als ein Achtkerner. Bisher haben alle Zen-3-Modelle von Achtkerner bis 16-Kerner die gleiche TDP (und PPT), womit bei gleicher Güte des zugrundeliegenden Siliziums der Achtkerner unter Last theoretisch immer die höheren Taktraten erreichen kann. Um die 12- und 16-Kerner wirklich gut auszufahren, bräuchte man mehr Platz unter dem PPT – welches AMD möglicherweise bei Zen 4 dann gibt. Dies bedeutet somit wahrscheinlich nur ein höheres Power-Limit im Bereich der 12- und 16-Kerner, nicht hingegen bei den gewöhnlichen 6- und 8-Kernern. Denn eigentlich sollte die Kombination von gleicher Kern-Anzahl sowie der 5nm-Fertigung das Erreichen aller angedachten Performance-Fortschritte ohne jeden Mehrverbrauch möglich machen.

Nachtrag vom 14. Juli 2021

Twitterer Patrick Schur hat zur Frage der höheren TDPs von Zen 4 nochmals nachgelegt und genaue TDP-Klassen für die Zen-4-basierten Desktop-Prozessoren mit Codenamen "Raphael" notiert. Durch die nochmalige Verwendung des Begriffs "TDP" sowie der teilweise Verwendung bekannter TDP-Klassen (65W, 95W, 105W) wird auch klarer, dass hiermit keineswegs die Package Power (PPT) gemeint ist, sondern tatsächlich "nur" die TDP. Allerdings fügt ExecutableFix @ Twitter hierzu die Information an, dass die "normalen" Prozessoren-Modelle nur bis 120 Watt TDP gehen werden – die TDP-Klasse von 170 Watt bleibt hingegen Sonder-Modellen außerhalb des normalen Produktkatalogs vorbehalten. Dies sieht dann wiederum wesentlich freundlicher aus, denn auf 120 Watt TDP würde die Package Power gemäß der bisherigen Rechnung (TDP x 1,35 = PPT) "nur" auf 162 Watt hinaufgehen (von derzeit maximal 142 Watt).

The exact TDP numbers for Raphael are 65, 95, 105, 120 and 170 W.
Quelle:  Patrick Schur @ Twitter am 14. Juli 2021
 
That 170W isn't a normal TDP value. 120W is the max for the normal SKUs.
Quelle:  ExecutableFix @ Twitter am 14. Juli 2021

Der hohe Sprung von der vorletzten zu letzten TDP-Klasse von 120 auf gleich 170 Watt samt dem Hinweis auf "Sonder-Modelle" läßt sich im übrigen durchaus in diese Richtung hin deuten, dass sich AMD hiermit die Möglichkeit zu 24-Kernern im Desktop-Segment dennoch offenläßt. Technisch sollte dies jederzeit möglich sein – und AMD dürfte dies ausnutzen, wenn man hierfür Bedarf sieht. In jedem Fall gehen somit (Kern-normiert) die TDP-Werte der "normalen" Desktop-Modellen von Zen 4 nur leicht (von 105 auf 120 Watt) nach oben. Ob dies auch auf den realen Verbrauch unter Volllast zutrifft, deutet sich zwar an, bedarf jedoch weiterer Klärung. Erstaunlich bleibt diese TDP-Erhöhung dennoch, denn eigentlich sollte man unter der 5nm-Fertigung und ohne Zuwachs bei der Kern-Anzahl genügend Reserven aufbauen, um eher denn den Stromverbrauch absenken zu können als denn hochziehen zu müssen. Aber womöglich wird AMD bei Zen 4 dann einfach durch den Wettbewerb stärker herausgefordert – und kann es sich daher nicht mehr leisten, gewisse Reserven liegenzulassen.