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Die Prozessoren-Marktanteile im vierten Quartal 2020

Tom's Hardware haben seitens der Marktforscher von Mercury Research die AMD-Marktanteile im weltweiten Geschäft mit x86-Prozessoren für das vierte Quartal 2020 erhalten – woraus sich mangels beachtbarer anderer x86-Wettbewerber dann auch die x86-Marktanteile von Intel abbilden lassen. Hierbei gab es gegenüber den Höchstständen vom dritten Quartal, wo AMD erstmals (wieder) die 20%-Marke durchbrochen hatte, allerdings einen kleinen Rückschlag für AMD zu verdauen: Der Marktanteil fiel im Desktop-Markt nicht unerheblich um –0,8 Prozentpunkte, im Mobile-Markt sogar um –1,2 Prozentpunkte – jeweils auf Werte unterhalb der 20%-Marke und damit Intel wieder über die 80%-Marke bringend. Einzig im Server-Markt konnte AMD erneut zulegen, die dort erzielten +0,5 Prozentpunkte sind angesichts des geringen Server-Marktanteils von derzeit 7,1% durchaus vernünftig. Die Verluste bei den Desktop- wie Mobile-Prozessoren führten dann dazu, dass AMD auch beim insgesamten Marktanteil zurückstecken müsste – wobei für dieses Quartal nur der "Overall"-Marktanteil vorliegt, welcher wohl sogar die Konsolen-SoCs mit einschließt.

Dabei hat AMD mitnichten weniger Prozessoren ausgeliefert, sondern sogar viel mehr als im Vorquartal. Denn laut den Erläuterungen von Mercury Research ist der Prozessoren-Markt im vierten Quartal 2020 um sogar +20% nach oben gegangen und hat mit 125 Millionen ausgelieferter x86-Prozessoren ein neues Allzeithoch aufgestellt. Eine solche Situation läuft regelmäßig zugunsten dieser Anbieter, welche besser lieferfähig sind bzw. nicht gerade exakt in diesem Quartal eine neue Prozessoren-Generation herausbringen (AMDs Zen 3), zu welcher noch keine großen Lagerbestände existieren, auf welche man im Nachfragehoch zurückgreifen könnte. Dass AMDs Geschäfte im vierten Quartal durchaus gut gegangen sind, sieht man anhand AMDs Quartalszahlen – während Intels Quartalszahlen im Vergleich mit der viel niedrigeren Vorab-Prognose aufzeigen, dass auch Intel stark von diesem allgemeinen Nachfrageboom profitiert hat.

Damit lassen sich die aktuellen Marktanteils-Zahlen kaum groß werten, denn wenn die Nachfrage höher ist als das Angebot, geht es nicht mehr primär um die Qualität des Produkts oder dessen Preis/Leistungs-Verhältnis – sondern halt zuerst um Lieferbarkeit. Erst nach Abflauen der aktuellen Lieferschwäche im Prozessoren-Bereich dürfte sich somit wieder ein wertbarer Marktanteil herausbilden. Dies dürfte möglicherweise erst im zweiten Quartal 2021 zu sehen sein, denn derzeit sind die neuen Ryzen 5000 Prozessoren auch nur partiell lieferbar und leiden die älteren Ryzen 3000 Prozessoren aufgrund schlechter Nachlieferungen weiterhin unter Preisübertreibungen. Aufgrund des bei einige Ryzen 5000 Modellen in den letzten Wochen erzielten Lieferbarkeits-Fortschritts darf darauf spekuliert werden, dass AMD zum Ende des ersten Quartals im gesamten Prozessoren-Bereich wieder eine breitflächige Lieferbarkeit erreichen kann.

x86 Desktop x86 Mobile x86 Server x86 Client x86 Overall
Q4/2020 19,3% vs. 80,7% 19,0% vs. 81,0% 7,1% vs. 92,9% - 21,7% vs. 78,3%
Q3/2020 20,1% vs. 79,9% 20,2% vs. 79,8% 6,6% vs. 93,4% 20,2% vs. 79,8% 22,4% vs. 77,6%
Q2/2020 19,2% vs. 80,8% 19,9% vs. 80,1% 5,8% vs. 94,2% 19,7% vs. 80,3% 18,3% vs. 81,7%
Q1/2020 18,6% vs. 81,4% 17,1% vs. 82,9% 5,1% vs. 94,9% 17,5% vs. 82,5% 14,8% vs. 85,2%
Q4/2019 18,3% vs. 81,7% 16,2% vs. 83,8% 4,5% vs. 95,5% 17,0% vs. 83,0% 15,5% vs. 84,5%
Q3/2019 18,0% vs. 82,0% 14,7% vs. 85,3% 4,3% vs. 95,7% 15,8% vs. 84,2% 14,6% vs. 85,4%
Q2/2019 17,1% vs. 82,9% 14,1% vs. 85,9% 3,4% vs. 96,6% 15,0% vs. 85,0% 13,9% vs. 86,1%
Q1/2019 17,1% vs. 82,9% 13,1% vs. 86,9% 2,9% vs. 97,1% - 13,3% vs. 86,7%
Q4/2018 15,8% vs. 84,2% 12,2% vs. 87,8% 3,2% vs. 96,8% 13,5% vs. 86,5% 12,3% vs. 87,7%
Q3/2018 13,0% vs. 87,0% 10,9% vs. 89,1% 1,6% vs. 98,4% 11,6% vs. 88,4% 10,6% vs. 89,4%
Q2/2018 12,3% vs. 87,7% 8,8% vs. 91,2% 1,4% vs. 98,6% - 9,1% vs. 90,9%
Q1/2018 12,2% vs. 87,8% 8,0% vs. 92,0% 1,0% vs. 99,0% - 8,6% vs. 91,4%
Q4/2017 12,0% vs. 88,0% 6,9% vs. 93,1% 0,8% vs. 99,2% - -
Q3/2017 10,9% vs. 89,1% 6,8% vs. 93,2% - - 7,5% vs. 92,5%
Q2/2017 11,1% vs. 88,9% - - - -
Q1/2017 11,4% vs. 88,6% - - - -
Q4/2016 9,9% vs. 90,1% - - - -
Q3/2016 9,1% vs. 90,9% - - - -
AMD-Marktanteil in rot, Intel-Marktanteil in blau – Quelle aller Zahlen: Mercury Research

In die vorstehend gezeigte Komplett-Auswertung der Prozessoren-Marktanteile bis zurück ins Jahr 2016 wurde mit dieser Meldung erstmals die von Mercury Research benutzte Unterscheidung der Insgesamt-Marktanteile in "x86 Client" und "x86 Overall" eingearbeitet. Leider liegt zu diesen beiden Begriffen bislang keine wirklich solide Erklärung vor, bekannt ist aufgrund eines früheren Kommentars von Mercury Research nur, dass der Overall-Marktanteil auch die Spielekonsolen-SoCs mit enthalten soll. Dies erklärt zumindest, wieso jener Overall-Marktanteil zuletzt beachtbar oberhalb der besten Teil-Marktanteile lag – logisch, bei Spielekonsolen-SoCs auf x86-Basis ist AMD glatter 100%-Monopolist. Zudem sollen beide Insgesamt-Marktanteile keine IoT-Prozessoren enthalten, jene würden wohl (aufgrund ihrer enormen Menge) die Marktanteile maßgeblich verfälschen. Nachwievor unklar ist allerdings, was man sich unter dem "Client"-Marktanteil vorstellen soll, welcher wohl keine Spielekonsolen-SoCs enthält. Allerdings lag jener "Client"-Marktanteil in der Vergangenheit auch lange Zeit sogar beachtbar oberhalb des "Overall"-Marktanteils – wofür derzeit jegliche Erklärung fehlt. Schade, dass Tom's Hardware seit Jahren dieserart Werte in die Welt setzen, ohne sich gleichzeitig um eine solide Begriffserklärung zu kümmern.