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Die Prozessoren-Marktanteile im ersten Quartal 2021

Ein Bericht seitens CRN wirft einige neue Marktanteils-Zahlen zum weltweiten x86 Prozessoren-Markt für das erste Quartal 2021 in den Raum (bezogen durchgehend auf Stückzahlen, nicht auf Umsatz). Jene kommen allesamt vom Marktforschungs-Unternehmen Mercury Research und können damit zu den bereits bekannten Zahlen derselben Abstammung hinzugefügt werden – womit sich ein größeres Bild zeichnen läßt. Danach hat AMD im ersten Quartal 2021 in den meisten Marktsegmenten des Prozessoren-Markts eine gewisse Seitwärtsbewegung genommen: Der Desktop-Marktanteil blieb unverändert, während Mobile-Marktanteil sowie Insgesamt-Marktanteil (schließt auch Konsolen-SoCs mit ein) jeweils sogar um einen Prozentpunkt abfielen. Allein im Server-Markt konnte AMD einen guten Schritt vorwärts gehen und Intel mit 1,8 Prozentpunkten den größten Marktanteils-Happen der letzten Zeit abnehmen. Mit dem nunmehr erreichten 8,9% Marktanteil im Server-Segment scheint es dann nur noch eine Frage der Zeit zu sein, auf dass AMD auch in diesem Marktsegment wieder bei zweistelligen Werten herauskommt.

Q1/2021 x86 Desktop x86 Mobile x86 Server x86 Overall
AMD 19,3% 18,0% 8,9% 20,7%
Veränderung zu Q4/2020 ±0 ▼ 1,0PP ▲ 1,8PP ▼ 1,0PP
Veränderung zu Q1/2020 ▲ 0,7PP ▲ 0,9PP ▲ 3,8PP ▲ 5,9PP
Intel 80,7% 82,0% 91,1% 79,3%
Hinweise:   ▲ = AMD gewinnt     ▼ = Intel gewinnt     PP = Prozentpunkt
Quelle aller Zahlen: Mercury Research, für das Q1/2021 vermeldet seitens CRN

Wirklich großartig sind diese Zahlen allerdings für AMD auch nicht, respektive ist Intels Abwehrkampf augenscheinlich recht erfolgreich. Der CRN-Artikel verweist hierzu darauf, dass AMD zu Opteron-Zeiten anno 2005/2006 auch schon einmal gute 16 Prozentpunkte Marktanteil-Zugewinn im Server-Markt innerhalb von nur 18 Monaten erzielen konnte, mit einem Spitzenwert von 22% Marktanteil. Heuer nun nährt sich das Eichhörnchen eher mühsam – und dies eigentlich schon seit einigen Quartalen. Denn wenn man sich den Jahresvergleich anschaut (Q1/2021 gegen Q1/2020), dann hat AMD auch wieder nur bei den Servern gut zugelegt, im Kern-Geschäft bei Desktop- und Mobile-Prozessoren jedoch jeweils nur sehr mäßig. Allein der insgesamte x86-Marktanteil ging stark nach oben, was dann aber auf den Sondereffekt der Konsolen-SoCs für Xbox Series S/X und PlayStation 5 zurückzuführen ist. AMDs erheblicher Marktanteils-Zuwachs bei Desktop- und Mobile-Prozessoren über die Jahre 2018 & 2019 hinweg ist im Jahr 2020 deutlich kleiner und aktuell dann ganz gestoppt worden.

Der Grund hierfür dürfte allerdings weniger im Produktprogramm von AMD & Intel liegen, diesbezüglich sind die Rollen eigentlich klar verteilt. Doch AMD konnte schlicht nicht mehr liefern – im Gegensatz zu Intel. Und wenn der Bedarf deutlich oberhalb dessen liegt, als was alle Marktplaner vorher angenommen hatten, gewinnt man Ende derjenige, welcher noch Reserven bei den Fertigungskapazitäten hat. Sicherlich geht es bei Intel derzeit auch in Grenzbereiche hinein, aber man ist inzwischen doch deutlich aus den Schwierigkeiten mit den 14nm-Kapazitäten heraus, welche die Jahre 2018/19 bei Intel bestimmten. Zu einem besseren Ende für AMD läßt sich diese Situation damit nur über eine einzige Medizin führen: Mehr Fertigungsausstoß. Bessere Produkte bringen AMD hingegen derzeit nicht wirklich voran, wenn sowieso alles verkauft wird, was man liefern kann.

Somit muß der Weg hin zu fairen, der jeweilig gebotenen Produktqualität angemessenen Marktanteilen fürs erste vertagt werden. Möglicherweise noch über das ganze Jahr 2021 hinweg dürften die Prozessoren-Marktanteile maßgeblich davon bestimmt werden, wer wieviel produzieren kann. Die Unterschiede zwischen einzelnen Prozessoren von AMD & Intel gewinnen für PC-Hersteller wie Endkunden schließlich erst dann an wirklicher Bedeutung, wenn Angebote beider Marktteilnehmer tatsächlich kaufbar vor der Nase stehen. AMD verpasst damit natürlich auch, sich für die erstklassige Arbeit der letzten Jahre bzw. speziell mit der Zen-3-Generation angemessen zu belohnen – in Form wirklich steigender Marktanteile. Intel kann hingegen seine Produkt-technische Schwächephase mit weiterhin gutklassigen Unternehmenszahlen übertünchen, wird für die (teilweise) zurückhängenden Produkte somit nicht wirklich bestraft. Erst dann, wenn wieder durchgehend Überkapazitäten existieren und der Markt mit Angeboten somit überschwemmt wird, wird man wieder realistische Marktanteile sehen können.

x86 Desktop x86 Mobile x86 Server x86 Client x86 Overall
Q1/2021 19,3% vs. 80,7% 18,0% vs. 82,0% 8,9% vs. 91,1% - 20,7% vs. 79,3%
Q4/2020 19,3% vs. 80,7% 19,0% vs. 81,0% 7,1% vs. 92,9% - 21,7% vs. 78,3%
Q3/2020 20,1% vs. 79,9% 20,2% vs. 79,8% 6,6% vs. 93,4% 20,2% vs. 79,8% 22,4% vs. 77,6%
Q2/2020 19,2% vs. 80,8% 19,9% vs. 80,1% 5,8% vs. 94,2% 19,7% vs. 80,3% 18,3% vs. 81,7%
Q1/2020 18,6% vs. 81,4% 17,1% vs. 82,9% 5,1% vs. 94,9% 17,5% vs. 82,5% 14,8% vs. 85,2%
Q4/2019 18,3% vs. 81,7% 16,2% vs. 83,8% 4,5% vs. 95,5% 17,0% vs. 83,0% 15,5% vs. 84,5%
Q3/2019 18,0% vs. 82,0% 14,7% vs. 85,3% 4,3% vs. 95,7% 15,8% vs. 84,2% 14,6% vs. 85,4%
Q2/2019 17,1% vs. 82,9% 14,1% vs. 85,9% 3,4% vs. 96,6% 15,0% vs. 85,0% 13,9% vs. 86,1%
Q1/2019 17,1% vs. 82,9% 13,1% vs. 86,9% 2,9% vs. 97,1% - 13,3% vs. 86,7%
Q4/2018 15,8% vs. 84,2% 12,2% vs. 87,8% 3,2% vs. 96,8% 13,5% vs. 86,5% 12,3% vs. 87,7%
Q3/2018 13,0% vs. 87,0% 10,9% vs. 89,1% 1,6% vs. 98,4% 11,6% vs. 88,4% 10,6% vs. 89,4%
Q2/2018 12,3% vs. 87,7% 8,8% vs. 91,2% 1,4% vs. 98,6% - 9,1% vs. 90,9%
Q1/2018 12,2% vs. 87,8% 8,0% vs. 92,0% 1,0% vs. 99,0% - 8,6% vs. 91,4%
Q4/2017 12,0% vs. 88,0% 6,9% vs. 93,1% 0,8% vs. 99,2% - -
Q3/2017 10,9% vs. 89,1% 6,8% vs. 93,2% - - 7,5% vs. 92,5%
Q2/2017 11,1% vs. 88,9% - - - -
Q1/2017 11,4% vs. 88,6% - - - -
Q4/2016 9,9% vs. 90,1% - - - -
Q3/2016 9,1% vs. 90,9% - - - -
AMD-Marktanteil in rot, Intel-Marktanteil in blau – Quelle aller Zahlen: Mercury Research

Anmerkungen: Alle genannten Marktanteile beziehen sich auf verkaufte Stückzahlen im weltweiten Markt an x86-Prozessoren. Jene werden von Mercury Research erhoben und manchmal in Teilen an die Presse gegeben – meistens nur bezogen auf die jeweiligen AMD-Marktanteile. Da der einzige weitere x86-Anbieter in Form von VIA derzeit keine echte Bedeutung mehr hat, kann man wohl davon ausgehen, dass die Differenz-Rechnung zum AMD-Marktteil immer zielgenau den Intel-Marktanteil ergibt (ein eventueller Fehler von ±0,1 Prozentpunkten wäre zudem nicht wirklich schlimm). Alle von Mercury Research genannten Marktanteils-Zahlen enthalten niemals IoT-Prozessoren, jene könnten aufgrund ihrer enormen Masse die Marktanteile maßgeblich verfälschen. Vorgenannter "Client"-Marktanteil beinhaltet anscheinend Desktop- und Mobile-Prozessoren, während der "Overall"-Marktanteil alle drei Produkt-Kategorien sowie zusätzlich auch noch Konsolen-SoCs (sofern x86) einschließt.

Nachtrag vom 9. Mai 2021

Zur kürzlichen Meldung über die Prozessoren-Marktanteile im ersten Quartal 2021 gab es einige Kommentare mit zwei oft genannten Punkten: Zum einen wurde bemängelt, dass der hohe Zuwachs von AMD im Serversegment nicht entsprechend stärker gewürdigt wurde. Jener ist in der Tat beachtenswert, denn über ein Quartal steigerte AMD seinen Server-Marktanteil um 1,8 Prozentpunkte, über ein Jahr gesehen um 3,8 Prozentpunkte. Es reicht aber dennoch nicht zu einer besseren Insgesamtbewertung, weil AMD damit trotzdem noch nicht bei einem zweistelligen Marktanteil im Server-Markt steht – und in den anderen Marktsegmenten über das Jahr hinweg sehr unterdurchschnittlich hinzugewonnen hat, allein das letzte Quartal betrachtend sogar verloren hat. Der gute Marktanteils-Sockel, welchen sich AMD über die Jahre 2018 & 2019 erarbeiten konnte, konnte somit über das Jahr 2020 hinweg und auch im ersten Quartal 2021 nicht zum Sprung auf noch wesentlich höhere Marktanteile genutzt werden – mit der Ausnahme des Server-Segments. Eine schnelle Anpassung der Consumer-Marktanteile an die reale Produktqualität ist damit glasklar vom Tisch, Träumereien von 30% oder gar 40% AMD-Marktanteil sind mit diesen langsamen Steigerungsraten erst im Laufe mehrerer Dekaden erreichbar.

Indirekt gehört hierbei auch der zweite Punkt hinzu: Dabei wird angenommen, dass AMDs Waferkapazitäts-Planungen und nachfolgende Wafer-Bestellungen bei TSMC zu konservativ waren. Möglicherweise hatte AMD bei diesen Wafer-Bestellungen jedoch den aktuellen Bedarfsboom nicht vorhersehen können bzw. konnte in diesem Augenblick, wo selbiger sichtbar wurde, keine weitere Wafer zuordnern (weil TSMCs Kapazitäten erschöpft waren). Eine simplifizierte Rechnung hierzu (ohne Berücksichtigung des DIY-Markts mit seinen gänzlich abweichenden Marktanteilen): AMD hat im ersten Quartal 2021 bei 18-19% Desktop/Mobile-Marktanteil somit ca. 15½ Mio. PC-Prozessoren verkauft. Wenn selbige Stückzahl nicht mit einem Boomquartal von ca. 83½ Mio. insgesamt verkaufter PCs zusammengefallen wäre, sondern hingegen auf ein normales erstes Quartal im Maßstab der Jahre 2018/19, dann hätten jene 15½ Mio. PC-Prozessoren einen Desktop/Mobile-Marktanteil von gleich 26% ergeben. AMD hat also durchaus ausreichend an Wafern für einen erheblichen Marktanteils-Zuwachs bestellt. Nur ging der gesamte PC-Markt in eine erhebliche Wachstumsphase über, reduzierte den prozentualen Wert von AMDs Liefermengen und überließ den Großteil der Marktausweitung jenem Anbieter, welcher als einziger wirkliche Kapazitäts-Reserven hatte – Intel.

Q1/2018 Q1/2019 Q1/2020 Q1/2021
weltweite PC-Verkäufe ~60,7 Mio. Stück 58,7 Mio. Stück 53,8 Mio. Stück 83,4 Mio. Stück
Client-Marktanteile ~9,4% vs. ~90,6% ~14,4% vs. ~85,6% 17,5% vs. 82,5% ~18,4% vs. ~81,6%
AMD  (interpoliert) ~6 Mio. Stück ~8½ Mio. Stück ~9½ Mio. Stück ~15½ Mio. Stück
Intel  (interpoliert) ~55 Mio. Stück ~50 Mio. Stück ~44½ Mio. Stück ~68 Mio. Stück
weltweite PC-Verkäufe sind der Durchschnitt der Zahlen von Canalys & IDC, AMD- und Intel-Anteile interpoliert gemäß den Client-Marktanteilen (sofern nicht vorhanden der Durchschnitt von 1x Desktop + 2x Mobile), alle herauskommenden AMD/Intel-Zahlen sind nur ganz grob zu nehmen und haben eine Fehlerquote von sicherlich ±0,5 Mio. Stück