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Die AMD-Geschäftsergebnisse im vierten Quartal sowie Gesamtjahr 2020

AMD hat die Quartalszahlen für das abgelaufene vierte Quartal 2020 und somit auch das Gesamtjahr 2020 vorgelegt. Selbiges hat trotz aller Lieferschwierigkeiten Rekorde auf allen Fronten gesehen, im vierten Jahresquartal ging der Quartalsumsatz erstmals auf über 3 Mrd. Dollar hoch – ein heftiger Sprung für ein Unternehmen, welches bis zum Herbst 2019 nie jemals nur die 2-Mrd-Marke gesehen hatte. AMD bricht beim geschäftlichen Erfolg jetzt endlich aus der langjährigen Gleichförmigkeit aus, über die gutklassigen bis herausragenden Produkte gibt es endlich einmal ein substantielles Größenwachstum und damit natürlich auch insgesamt eine größere Reputation innerhalb der IT- wie auch Börsen-Welt. Dabei mag AMD zuletzt von einigen gleichzeitigen Produktlaunches profitiert haben, aber da insbesondere die neue Konsolen-Generation ein langjähriges Geschäft ist wie auch im PC-Bereich man mehr liefern könnte als man produzieren konnte, dürfte die neue Umsatzhöhe keinen Einmaleffekt darstellen, sondern eher so etwas wie einen zukünftigen Sockel ergeben.

Im vierten Quartal 2020 hat AMD beim Umsatz um +15,8% gegenüber dem Vorquartal sowie um satte +52,5% gegenüber dem Vorjahreszeitaum zugelegt. Der nominelle Gewinn ist wegen des Einmaleffekts einer Steuererleichterung von 1,3 Mrd. Dollar schwer zu vergleichen, jener Effekt wird allerdings im operativen Gewinn (logischerweise) nicht ausgewiesen – und dort konnte AMD wiederum um +27,0% gegenüber dem Vorquartal sowie +63,8% gegenüber dem Vorjahreszeitraum stark zulegen. Der stärkere Anstieg der Gewinne dürfte daran liegen, dass AMD nunmehr voll ausgelastet ist, sich inbesondere die Entwicklungskosten auf eine deutlich höhere Umsatzmenge verteilen können und somit das Unternehmen insgesamt effizienter (wie profitabler) machen. Von Intels Profit-Marge ist AMD zwar noch meilenweit entfernt, aber zumindest schreibt man in dieser Disziplin nunmehr substantiell schwarze Zahlen – womit sich die langjährigen Bemühungen an der technologischen Front (seit zwei Quartalen) auch in wirklichem geschäftlichen Erfolg niederschlagen.

Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020 Q4/2020
Umsatz 2127 Mio. $ 1786 Mio. $ 1932 Mio. $ 2801 Mio. $ 3244 Mio. $
Gewinn 170 Mio. $ 162 Mio. $ 157 Mio. $ 390 Mio. $ 1781 Mio. $
operativer Gewinn 348 Mio. $ 177 Mio. $ 173 Mio. $ 449 Mio. $ 570 Mio. $

Wie üblich ist es bei AMDs Geschäftszahlen schwer, den Anteil der einzelnen Produktgruppen herauszuarbeiten – da die "Computing & Graphics" Sparte sowohl Ryzen-Prozessoren als auch Radeon-Grafiklösungen (beides sowohl Desktop als auch Mobile) enthält, und in die "Enterprise, Embedded & Semi-Custom" Sparte solch wenig zusammengehörigen Produkte wie Server-Prozessoren und Konsolen-SoCs zusammengemischt werden. Damit hat es AMD einfach, in den Geschäftsberichten Erfolge an allen Fronten zu behaupten, gemäß der vorliegenden Zahlen ist dies überhaupt nicht nachprüfbar. Generell dürften allerdings die Radeon-Grafikkarten im vierten Quartal nicht unbedingt viel zum Umsatzgewinn beigetragen haben, da ältere Modelle immer weniger lieferbar wurden und die neuen Modelle kaum lieferbar sind. AMDs Augenmerk in der Chipfertigung lag (zuletzt) wie bekannt eher auf Prozessoren und Konsolen-SoCs, beides dürften die eigentlichen Treiber der positiven Entwicklung sein.

Bei den Server-Prozessoren könnte AMD durchaus einige weitere Erfolge eingefahren haben, aber dies läßt sich nicht genauer bestimmen – vor allem nicht in der Frage, ob dies wirkliche Auswirkungen für das gesamte Geschäftsergebnis von AMD hat. Vermutlich ist dem aber nicht so, denn der Verlauf der Geschäftsergebnisse der "Enterprise, Embedded & Semi-Custom" Sparte zeigt über die letzten Quartale ein zuerst (mit der alten Konsolen-Generation) langsam zurückgehendes Ergebnis, gefolgt von einem monströsen Umsatzanstieg im dritten Quartal 2020, als die Vorproduktion für die NextGen-Konsolen startete. Hierin kann trotzdem ein gutes Ergebnis von AMDs Server-Prozessoren enthalten sein, dies aber vermutlich nur zu einem viel kleineren Teil. Man kann auch annehmen, dass AMD dies extra erwähnt (bzw. mit Zahlen belegt), sollte die Server-Sparte eines Tages tatsächlich bedeutsame Umsatzanteile abliefern.

Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020 Q4/2020
Computing & Graphics 1662 Mio. $ 1438 Mio. $ 1367 Mio. $ 1667 Mio. $ 1960 Mio. $
Enterprise, Embedded & Semi-Custom 465 Mio. $ 348 Mio. $ 565 Mio. $ 1134 Mio. $ 1284 Mio. $

Für das Gesamtjahr 2020 weist AMD weitere Rekorde aus: Beim Umsatz erreichte man mit 9,76 Mrd. Dollar einen Sprung von +45% gegenüber dem Vorjahr – und damit vor allem einen deutlichen Ausbruch an dem langjährigen Umsatzkorridor von zwischen 4-7 Mrd. Dollar. Der nominelle Gewinn ist wegen des Einmaleffekts vom vierten Quartal wie gesagt schwer zu vergleichen, aber der operative Gewinn kam mit 1,37 Mrd. Dollar um sogar +117% besser weg als im Vorjahr. Damit hat AMD endlich den unternehmerischen Turnaround nach den schweren Jahren ab 2011 geschafft, wo es entweder Minus-Zahlen oder nur magere Gewinne knapp über der schwarzen Null gab. Dabei scheint AMD noch lange nicht am Ende der positiven Geschäftsentwicklung angekommen zu sein, denn für das erste Quartal 2021 prognostiziert man einen Umsatz von 3,2 Mrd. Dollar (±100 Mio. $) und für das Gesamtjahr 2021 einen Umsatzsprung um +37%, was in ca. 13,4 Mrd. Dollar resultieren würde.

Dies bedeutet grob gesehen eine Wiederholung der aktuellen Quartalszahlen über die nachfolgenden vier Quartale hinweg – was gar nicht so einfach ist wie es klingt, denn erstes und zweites Jahresquartal sind üblicherweise saisonal bedingt schwächer, zudem fehlen AMD im Jahr 2021 die ganz großen Produkt-Neuvorstellungen (selbst wenn einiges interessantes im Köcher ist). Als positive Effekte kann man hingegen das Abarbeiten des aktuellen Vorbestellungsbergs anbringen – und da die Konkurrenz in vielen Felder genauso wenig lieferbar war, geht AMD über die aktuelle Lieferschwäche auch nicht all zu viel verloren (allenfalls der Anstieg der Marktanteile fällt wohl geringer aus, als es möglich gewesen wäre). Somit wäre es also dennoch eine gute Leistung, wenn AMD zwischen 3,2-3,5 Mrd. Dollar Quartalsumsatz konstant über das Jahr 2021 abliefern könnte. Dies würde AMD als gegenüber dem Jahr 2019 (und davor) glatt doppelt so großes Unternehmen etablieren, der damit einhergehende Bedeutungs- und Reputations-Gewinn kann dann die Grundlage für noch bessere Geschäfte in der Zukunft bilden.

Umsatz Gewinn operativer Gewinn
2007 6,01 Mrd. $ -3,38 Mrd. $ -2,87 Mrd. $
2008 5,76 Mrd. $ -3,11 Mrd. $ -1,51 Mrd. $
2009 5,40 Mrd. $ 0,30 Mrd. $ 0,66 Mrd. $
2010 6,50 Mrd. $ 0,47 Mrd. $ 0,85 Mrd. $
2011 6,57 Mrd. $ 0,49 Mrd. $ 0,37 Mrd. $
2012 5,43 Mrd. $ -1,18 Mrd. $ -1,06 Mrd. $
2013 5,30 Mrd. $ -0,08 Mrd. $ 0,10 Mrd. $
2014 5,51 Mrd. $ -0,40 Mrd. $ -0,13 Mrd. $
2015 3,99 Mrd. $ -0,66 Mrd. $ -0,48 Mrd. $
2016 4,27 Mrd. $ -0,50 Mrd. $ -0,37 Mrd. $
2017 5,33 Mrd. $ 0,04 Mrd. $ 0,20 Mrd. $
2018 6,48 Mrd. $ 0,34 Mrd. $ 0,45 Mrd. $
2019 6,73 Mrd. $ 0,34 Mrd. $ 0,63 Mrd. $
2020 9,76 Mrd. $ 2,49 Mrd. $ 1,37 Mrd. $
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