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Die nVidia-Geschäftsergebnisse im vierten Quartal sowie Gesamtjahr 2020

Grafikchip-Entwickler nVidia hat nach AMD und nach Intel seine Geschäftszahlen für das vierte Jahresquartal 2020 sowie das Gesamtjahr 2020 vorgelegt. Zu beachten wäre hierbei die übliche Abweichung nVidias vom Kalenderverlauf: nVidias viertes Finanzquartal lief von November 2020 bis Januar 2021 und gehört zu nVidias Finanzjahr 2021. Dies macht meistens keinen großen Unterschied aus, im Fall des vierten Quartals liegt dann aber der üblicherweise schlechte Monat "Januar" mit im Quartal, womit die Quartalszahlen des vierten Quartals zumeist nicht ganz so gut ausfallen können wie bei anderen Herstellern. Bei nVidia ist abweichend von dieser Faustregel dennoch ein gutes Ergebnis erwirtschaftet worden: Der Umsatz stieg zum ersten Mal über die Marke von 5 Mrd. Dollar im Quartal – womit nVidia über das Jahr 2020 hinweg glatt von einer 3-Mrd-Dollar-Firma zu einer 5-Mrd-Dollar-Firma (an quartalsweisen Umsatz) gewachsen ist.

Der Vergleich zum Vorquartal ist naturgemäß nicht ganz so herausragend: Dabei gab es +5,9% mehr Umsatz, +9,1% mehr nominellen sowie +7,8% mehr operative Gewinn – was aber zumindest eine gute Bestätigung darstellt, dass die herausragenden Zahlen des dritten Quartals keine Eintagsfliege waren. Den Großteil des enormen Geschäftsanstiegs hat nVidia über das restliche Jahr erzielt, womit auch der Vergleich zum Vorjahreszeitraum entsprechend drastisch ausfällt: +61% mehr Umsatz, +53% mehr nomineller sowie +52% mehr operativer Gewinn stehen hierbei zu Buche. Und dies war schließlich auch schon ausgehend von nahezu Rekordwerten – auf welche nVidia somit innerhalb eines Jahres knapp +50-60% oben drauf gelegt hat. Dabei hat nVidia derzeit bekannterweise mit (erheblichen) Lieferproblemen zu kämpfen, würde also durchaus noch besser dastehen, wenn man nur für ausreichend Nachschub sorgen könnte.

Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020 Q4/2020
Umsatz 3105 Mio. $ 3080 Mio. $ 3866 Mio. $ 4726 Mio. $ 5003 Mio. $
Gewinn 950 Mio. $ 917 Mio. $ 622 Mio. $ 1336 Mio. $ 1457 Mio. $
operativer Gewinn 990 Mio. $ 976 Mio. $ 651 Mio. $ 1398 Mio. $ 1507 Mio. $

Der Vergleich der Einzelsparten gegenüber dem letzten Quartal zeigt wiederum kaum große Veränderungen. Allenfalls beachtbar sind die nach wie vor hohen Umsätze in der GeForce-Sparte – welche anzeigen, dass nVidia trotz weitgehender Nichtverfügbarkeit seiner Ampere-Grafikkarten trotzdem richtig viele Ampere-Grafikchips abgesetzt hat. Die nachgelieferten Grafikkarten verkaufen sich augenscheinlich derart schnell (oder gehen an Vorbesteller), dass nie ein größeres Marktangebot an Lagerware zustande kommt – und somit öffentlich der (falsche) Eindruck erweckt wird, es würde nie neue Ware ankommen. Die Ampere-Generation ist vielmehr für nVidia ein riesiges Geschäft, weil sich radikal alles verkauft, was man anbietet – inzwischen wie bekannt sogar ältere Grafikkarten-Serien betreffend, womit nVidia seine Läger an ansprechenden Alt-Chips leeren kann. Natürlich werden hierbei auch erhebliche Kontingente von an Cryptominern abgesetzte Grafikkarten enthalten sein – doch dies listet nVidia (wohlweislich) nicht extra auf, womit über deren Geschäftsanteil nur Mutmaßungen anstellbar sind.

Nicht unbeachtet werden darf beim geschäftlichen Erfolg nVidias die DataCenter-Sparte mit den Tesla-Beschleunigern (aber ohne die Quadro-Beschleuniger, welche in einer eigenen Sparte stehen). Da von den ebenfalls unter "DataCenter" laufenden GRID- und DGX-Beschleuniger zuletzt wenig zu hören war, scheint nVidia einen erheblichen Teil des zuletzt 1,9 Mrd. Dollar betragenden Quartalsumsatzes der DataCenter-Sparte mit Tesla-Beschleunigern gemacht zu haben – welche inzwischen häufig auf dem GA100-Chip basieren dürften. Da quartalsweise ca. 500 Mio. des Umsatzes der DataCenter-Sparte auf die ehemals eigenständige Firma Mellanox entfallen, könnte der Effekt der Tesla-Beschleuniger auf grob 1 Mrd. Dollar Quartalsumsatz geschätzt werden – was über ein primär durch einen einzelnen Chip getragenes Geschäft als ziemlich viel erscheint. Die Grafikchips aus nVidias Gaming-Sparte dürften einzeln betrachtet kaum so ein wirtschaftliches Gewicht auf die Waage bringen wie jener GA100-Chip.

Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020 Q4/2020
Gaming  (GeForce & Switch) 1491 Mio. $ 1339 Mio. $ 1654 Mio. $ 2271 Mio. $ 2495 Mio. $
Professional Visualization  (Quadro) 331 Mio. $ 307 Mio. $ 203 Mio. $ 236 Mio. $ 307 Mio. $
Data Center  (Tesla & Mellanox) 968 Mio. $ 1141 Mio. $ 1752 Mio. $ 1900 Mio. $ 1903 Mio. $
Auto  (Tegra) 163 Mio. $ 155 Mio. $ 111 Mio. $ 125 Mio. $ 145 Mio. $
OEM & Other 152 Mio. $ 138 Mio. $ 146 Mio. $ 194 Mio. $ 153 Mio. $

Aufgrund des starken Geschäftsanstiegs über das Jahr 2020 hinweg schließt nVidia selbiges dann natürlich mit Rekorden an allen Fronten ab: +52% beim Umsatz, +50% beim nominellen Gewinn sowie +59% beim operativen Gewinn sind hierbei die Kernziffern. Mit dem in den letzten beiden Quartalen erzielten jeweils grob 5 Mrd. Quartalsumsatz (sowie den vielen nachzuholenden Geschäften) kann nVidia zudem für das Jahr 2021 problemlos die Marke von gleich 20 Mrd. Dollar Jahresumsatz anpeilen – und würde somit AMD (trotz auch dort rasant steigender Geschäftszahlen) weiterhin auf Abstand halten bzw. gegenüber Intel wenigstens auf ein Viertel von deren Größe wachsen (nachdem nVidia lange Zeit bei grob ein Zehntel von Intels Größe stand). nVidia selber rechnet für das erste Jahresquartal (fiskalisch von Februar bis April 2021 laufend) mit einem Quartalsumsatz von 5,3 Mrd. Dollar (±2%), gibt allerdings (noch) keinen eigenen Jahresausblick für 2021.

Dies mag wohl auch damit zusammenhängen, dass niemanden in der Branche ganz genau klar ist, wie der aktuelle Cryptomining-Boom endet – in einem dauerhaften Geschäftszweig oder aber mit einem Kater samt nachfolgendem geschäftlichen Durchhänger. Der erhebliche Geschäftsanstieg von nVidia über das Jahr 2017 hinweg mit einem Gipfel in den ersten drei Quartalen 2018 samt dem nachfolgenden Absturz im vierten Quartal 2018 auf glatt das Vor-Boom-Niveau mag hierzu als Warnung gelten. Ein positiver Punkt für nVidia heuer ist sicherlich, dass der geschäftliche Anstieg des Jahres 2020 eigentlich vor dem aktuellen Cryptomining-Boom passierte sowie dass die aktuellen Lieferprobleme die Boomphase eher strecken werden und damit für nVidia besser kalkulierbar machen. Ein bedenkenswerter Punkt für nVidia sollte allerdings sein, dass wenn die Phase der aktuellen Grafikkarten-Höchstpreise zu lange andauert, sich die Grafikkarten-Käufer Alternativen zuwenden (Konsolen-Gaming oder andere Hobbies) – und somit langfristig nVidias Hauptgeschäft unterminiert wird.

Umsatz Gewinn operativer Gewinn
2007 4,10 Mrd. $ 0,80 Mrd. $ 0,83 Mrd. $
2008 3,42 Mrd. $ -0,03 Mrd. $ -0,07 Mrd. $
2009 3,33 Mrd. $ -0,07 Mrd. $ -0,10 Mrd. $
2010 3,54 Mrd. $ 0,25 Mrd. $ 0,25 Mrd. $
2011 4,00 Mrd. $ 0,58 Mrd. $ 0,65 Mrd. $
2012 4,28 Mrd. $ 0,56 Mrd. $ 0,65 Mrd. $
2013 4,13 Mrd. $ 0,44 Mrd. $ 0,50 Mrd. $
2014 4,68 Mrd. $ 0,63 Mrd. $ 0,76 Mrd. $
2015 5,01 Mrd. $ 0,61 Mrd. $ 0,75 Mrd. $
2016 6,91 Mrd. $ 1,65 Mrd. $ 1,93 Mrd. $
2017 9,71 Mrd. $ 3,05 Mrd. $ 3,21 Mrd. $
2018 11,72 Mrd. $ 4,14 Mrd. $ 3,80 Mrd. $
2019 10,92 Mrd. $ 2,80 Mrd. $ 2,85 Mrd. $
2020 16,68 Mrd. $ 4,33 Mrd. $ 4,53 Mrd. $
Für exakte Vergleichswerte zu AMD, Intel & nVidia zurück bis ins Jahr 2006 bitte klicken.