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Die nVidia-Geschäftsergebnisse im dritten Quartal 2020

Grafikchip-Entwickler nVidia hat seine Geschäftszahlen für das (sinnbildliche) dritte Jahresquartal 2020 vorgelegt, welches bei nVidia zum Finanzjahr 2021 gehört und abweichend vom Kalenderverlauf von August bis Oktober 2020 geht. In diesem Zeitrahmen fällt somit der Ampere-Launch, gleichzeitig aber auch die Nachlieferschwierigkeiten rund um Ampere-Grafikkarten – dass sich jetzt nun langsam etwas Aufhellung an dieser Front ergibt, können diese Geschäftszahlen aber eigentlich noch nicht abbilden. Um so erstaunlicher ist, dass nVidia erneut überaus satte Geschäftsrekorde in allen Disziplinen aufgestellt hat: Der Umsatz liegt mit 4,7 Mrd. Dollar erstmals (deutlich) oberhalb der 4-Mrd-Marke, dies ist gegenüber dem Vorquartal ein Zugewinn von +22% sowie gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Zugewinn von gleich +57%. Interessanterweise liegt nVidia mit diesen Ergebnissen somit nur noch 44 Millionen Dollar unterhalb des Gesamtergebnisses des Jahres 2018 als bisherigem Rekordjahr – womit für das Gesamtjahr 2020 logischerweise ein neuer, satter Umsatzrekord ansteht.

Für nVidia sicherlich genauso erfreulich ist das Wachstum der Gewinnzahlen, bei welchen erstmals seit zwei Jahren wieder die Milliarden-Grenze (klar) durchbrochen wurde. Seinerzeit war der Cryptomining-Boom am wirken und nVidia wurde jegliche Ware zu allen Preisen aus den Händen gerissen – heuer scheint es wohl ähnlich zu sein. Beim nominellen Gewinn konnte nVidia somit um drastische +115% gegenüber dem Vorquartal zulegen, der Vergleich zum Vorjahreszeitraum sieht mit +49% dagegen etwas "normaler" aus. Das vorhergehende Quartal war augenscheinlich mit Kosten für die Übernahme von Netzwerk-Ausrüster Mellanox belastet, in diesem Fall ist der Vergleich zum Vorjahreszeitraum zielführender. Bei einem ähnlichen Geschäftsverlauf im laufenden vierten Jahresquartal (was bei nVidia dann bis Januar 2021 reicht) könnte auch ein neuer Gewinn-Rekord für das Gesamtjahr 2020 anstehen, im Gegensatz zum fest einbuchbaren Umsatz-Rekord wird dies jedoch eine eher knappe Geschichte.

Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020
Umsatz 3014 Mio. $ 3105 Mio. $ 3080 Mio. $ 3866 Mio. $ 4726 Mio. $
Gewinn 899 Mio. $ 950 Mio. $ 917 Mio. $ 622 Mio. $ 1336 Mio. $
operativer Gewinn 927 Mio. $ 990 Mio. $ 976 Mio. $ 651 Mio. $ 1398 Mio. $

Obwohl jede einzelne der nVidia-Sparten (gegenüber dem Vorquartal) zulegen konnte, war der Geschäftstreiber im abgelaufenen Quartal eindeutig die GeForce-Sparte, welche immerhin für 72% des absoluten Umsatzwachstums gegenüber dem Vorquartal steht. Gegenüber der aktuellen Verfügbarkeitssituation bei Ampere-Grafikkarten ist dies eigentlich kaum erklärbar – und dass nVidia nun nochmals bedeutsame Zugewinne mit Turing-Grafikkarten erzielen könnte, erscheint (in dieser Höhe) wenig plausibel. Augenscheinlich sind hinter den Kulissen die Auslieferungszahlen der Ampere-Grafikkarten weit höher als die schwache Lagerbestückung der Händler es vermuten läßt. Ein gewisser, buchhalterisch positiver Effekt könnte auch dann zustandekommen, insofern nVidia den neuen GDDR6X-Speicher von GeForce RTX 3080 & 3090 anfänglich als Bundleangebot mit den entsprechenden Grafikchips an die Grafikkarten-Hersteller abgibt (und somit durch seine Bücher schleusst). Diese Vorgehensweise ist bei neuen und vor allem exklusiv verwendeten Speichersorten durchaus üblich – allerdings kann nicht bestätigt werden, ob nVidia dies beim GDDR6X-Speicher derzeit auch wirklich derart handhabt.

Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020 Q3/2020
Gaming (GeForce) 1659 Mio. $ 1491 Mio. $ 1339 Mio. $ 1654 Mio. $ 2271 Mio. $
Professional Visualization (Quadro) 324 Mio. $ 331 Mio. $ 307 Mio. $ 203 Mio. $ 236 Mio. $
Data Center (Tesla, GRID & DGX) 726 Mio. $ 968 Mio. $ 1141 Mio. $ 1752 Mio. $ 1900 Mio. $
Auto (Tegra) 162 Mio. $ 163 Mio. $ 155 Mio. $ 111 Mio. $ 125 Mio. $
OEM & Other 143 Mio. $ 152 Mio. $ 138 Mio. $ 146 Mio. $ 194 Mio. $

Vorstellbar ist auch, dass noch gar nicht realisierte Chip-Lieferungen letztlich schon in nVidias Büchern für das abgelaufene dritte Quartal stehen. Darauf deutet nVidias eigene Umsatzprognose für das laufende vierte Quartal von 4,8 Mrd. Dollar dezent hin: Sicherlich muß nVidias viertes Geschäftsquartal wegen dem damit enthaltenen (üblicherweise schwachen) Monat "Januar" nicht wirklich besser als das dritte Geschäftsquartal ausgehen. Aber wenn nVidia einen substantiellen Umsatzrückstau aufgrund bestellter und jedoch noch nicht ausgelieferter Grafikchips hätte, dann sollte man dies eigentlich doch mit dem nachfolgenden Geschäftsbericht sehen können. Dies gilt um so mehr, als dass nach dem Ablauf des dritten Geschäftsquartals nun mittels der GeForce RTX 3070 eine weitere Ampere-Lösung veröffentlich wurde, welche aufgrund ihrer Preislage eine breitere Käuferschaft anspricht als die bisher nur im HighEnd- und Enthusiasten-Segment angesetzten Ampere-Karten GeForce RTX 3080 und GeForce RTX 3090.

Für das laufende vierte Quartal gibt nVidia wie gesagt eine Umsatzprognose auf grob gleicher Höhe ab. Angesichts des weitergehenden Launch-Feuerwerks auf nVidia-Seite ist dies eine vergleichsweise defensive Prognose, aber sicherlich eben auch bedingt durch den Monat "Januar". So wird Anfang Dezember die GA104-basierte "GeForce RTX 3060 Ti" erscheinen, im Januar 2021 stehen dann (vermutlich) die GA102-basierte "GeForce RTX 3080 Ti" sowie die GA106-basierten "GeForce RTX 3050 Ti" und "GeForce RTX 3060" an, nebst der GA107-basierten "GeForce RTX 3050". Somit sollte nVidia zum Start des ersten Geschäftsquartals 2021 (ab Februar 2021) ein komplett neues Grafikkarten-Portfolio im Markt stehen haben – was eigentlich als Garant für weiterhin gute Geschäftszahlen gelten kann. Das Wohl & Wehe der Weltwirtschaft dürfte hierbei natürlich auch mit hineinspielen, was derzeit niemand solide schon für einen mittelfristigen Zeitraum vorhersagen kann. Für dass, was nVidia selber kontrollieren kann, scheint man bestmöglich aufgestellt, derzeit auf keiner Seite unter Druck – selbst die neue Konkurrenz über die potenten AMD-Grafikkarten scheint nichts bedeutsames am fortschreitenden geschäftlichen Erfolg von nVidia zu ändern.

Nachtrag vom 22. November 2020

Zu den letzten nVidia-Geschäftszahlen kommt die wichtige Anmerkung, wonach nVidia die Umsätze mit dem Switch-SoC nicht unter "OEM & Other" einordnet, sondern tatsächlich unter der GeForce-Sparte. Dies ergibt für jene natürlich einen extra Boost, weil die Switch-Konsole derzeit mal wieder prächtig läuft, teilweise sogar mit Lieferproblemen zu kämpfen hatte. Allerdings kann der Switch-SoC natürlich nicht den großen Umsatzanstieg von 617 Mio. Dollar der GeForce-Sparte von zweitem auf das dritte Quartal erklären, dafür ist dessen Umsatzanteil mutmaßlich viel zu klein. Genaue Zahlen gibt es zwar nicht, aber man weiss von AMDs Konsolen-Geschäft, dass selbiges in schwachen Zeiten immer mindestens 300-400 Mio. Dollar schwer war – bezogen noch auf die Vorgänger-Konsolen, aber dafür immerhin gleich zwei davon. Der Umsatzanteil des Switch-SoCs innerhalb der nVidia-Geschäftzahlen dürfte somit ganz grob im Rahmen von 100-300 Mio. Dollar pro Quartal rangieren, die reine Steigerungsrate zwischen zweiten und dritten Quartal muß um so geringer gewesen sein. Der große Umsatztreiber kann das Switch-Geschäft ergo nicht gewesen sein, dies muß tatsächlich aus dem Feld der wirklichen GeForce-Grafikkarten gekommen sein.