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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im zweiten Quartal 2020

Die Marktbeobachter von Jon Peddie Research berichten über den Grafikkarten-Markt im zweiten Quartal 2020, welcher erhebliche Verschiebungen bei den Marktanteilen unter zugleich einer (teilweise) enormen Zunahme der Grafikkarten-Absätze gesehen hat. Jene Absätze legten gegenüber dem Vorquartal um +6,6% und gegenüber dem Vorjahreszeitraum aber gleich um +36,7% zu – letztlich der gleiche Effekt, welcher schon mit dem Mindfactory Grafikkarten Retail-Verkaufsreport Q2/2020 beschrieben wird. Profitieren konnte hiervon allerdings eigentlich nur nVidia, welche ihren Marktanteil gegenüber dem Vorquartal um gleich ca. 9 Prozentpunkte steigern konnten. Während das Marktanteils-Verhältnis zwischen AMD und nVidia im ersten Quartal 2020 mit 31:69% (angesichts der Gesamtsituation) noch halbwegs annehmlich aussah, wurden im zweiten Quartal 2020 mit 22:78% wieder einmal Zahlen erzielt, welche nVidia als klaren Dominator des Markts an Desktop-Grafikkarten sehen.

AiB-Grafikchips Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020
AMD 32,1% 27,1% 31,1% 30,8% 22%
nVidia 67,9% 72,9% 68,9% 69,2% 78%
Quelle: Jon Peddie Research

Zuletzt gab es eine solcherart klare Marktanteils-Verteilung im "Durchhänger" nach dem letzten Cryptomining-Hype, als das schnelle Wegfallen der Grafikkarten-Verkäufe an die Cryptominer (sogar für mehrere Quartale) deutlich sichtbar auf AMDs Verkäufe schlug. Heuer liegt wohl keine derart sondermäßige Situation vor, ergo erscheint AMDs momentan arg schwacher Marktanteil sogar als noch bedenklicher. Das ganze kommt um so überraschender, als dass man eigentlich eher (leicht) zurückgehende nVidia-Marktanteile erwarten konnte, nachdem AMDs Trend zuletzt leicht nach oben zeigte und von nVidia angesichts der nahenden Ampere-Generation keine großen Umsatz-Feuerwerke mehr zu erwarten waren. In jedem Fall dürfte diese Entwicklung nVidia bzw. nVidias Boardpartnern bestmöglich in die Hände gespielt haben, um die noch vorhandenen Lagerbestände an Turing-basierten Grafikkarten genau zum richtigen Zeitpunkt schnellstmöglich zu reduzieren.

Der eigentliche Grund für diese Marktanteils-Verteilung dürfte aber weniger an der Leistungsspitze zu finden sein, wo demnächst die ersten Ampere-Grafikkarten in den Markt kommen werden. Vielmehr dürfte AMD (gemäß einer hiermit aufgestellten These) darunter leiden, dass im Volumen-trächtigen Mainstream-Segment die sich bisher dort noch prächtig verkaufenden Polaris-basierten Beschleuniger im Laufe des zweiten Quartals deutlich in Richtung "Auslauf-Status" gerutscht sind – zu erkennen am klar zurückgehenden Angebot und demzufolge auch teilweise steigenden Preisen, welche auch noch zuungunsten von deren Preis/Leistungs-Verhältnis gingen. Die von AMD hierfür als Ersatz angesetzten Radeon RX 5500 /XT Karten verkaufen sich hingegen zwar vernünftig, können aber vom Verkaufsvolumen her bei weitem nicht die nunmehr auslaufenden Radeon RX 570/580/590 Karten ersetzen. Der Blick auf die Verkaufsverhältnisse im reinen Retail-Markt des zweiten Quartals ergibt zumindest einen gewissen Hinweis darauf, wie diesbezüglich das Kräfteverhältnis im Mainstream-Segment aussieht:

Denn wenn man sich hierbei die Verkäufe der Radeon RX 570/580/590 wegdenkt, dann hat AMD im Mainstream-Segment nur noch die Radeon RX 5500 /XT stehen bzw. verliert somit die große Mehrheit seines Mainstream-Absatzes. Bei der Mindfactory war dies im zweiten Jahresquartal zwar augenscheinlich noch kein Problem, aber die Zahlen von Jon Peddie Research betreffen schließlich den weltweiten Markt – und dort sind die Polaris-basierten Grafikkarten teilweise schon im zweiten Quartal aus dem Handel gegangen (bzw. zogen mangels Nachlieferungen im Preis an und wurden somit preislich unattraktiv). Im Endeffekt trifft AMD also die erwartbare Folge der eher verunglückten Serie an Navi-14-basierten Grafikkarten: Jene konnte die starke Position, welche AMD im Mainstream-Geschäft mit den Radeon RX 570/580/590 Grafikkarten innehatte, nicht erneuern und somit halten – womit AMD nun ausgerechnet in diesem (weltweit) sehr volumenträchtigen Marktsegment zurückstecken musste.

Die nähere Zukunft sieht dann für AMD nochmals schlechter aus: Die Grafikkarten-Absätze aller bisherigen Beschleuniger (von AMD wie von nVidia) dürften nach der Ankündigung der Ampere-Grafikkarten vermutlich beachtbar zurückgehen, insbesondere AMDs bisher starke Position im Midrange-Segment mit den Radeon RX 5700 /XT Karten dürfte somit arg unter Druck geraten. Da nVidia mit der nächsten Grafikkarten-Generation klar früher als AMD antritt, wird zuerst einmal nVidia in diese Lücke springen – und kurzfristig vermutlich nochmals ähnlich gute (oder gar leicht bessere) Marktanteile abliefern. Mittel- und langfristig bekommt AMD allerdings durchaus eine neue Chance, denn die nachfolgende Navi-2X-Generation soll schließlich (im Gegensatz zur Navi-1X-Generation) alle Marktsegmente besetzen. Damit kann AMD eventuell zukünftig solcherart unglückliche Situationen vermeiden, wo erhebliche Teile des eigenen Absatzes an vergleichsweise alten Grafikkarten-Generationen hängen.

Abschließend haben Jon Peddie Research in einer zweiten Meldung noch neues zu den Marktanteilen aller Grafikchips verlauten lassen. Jene Statistik umfasst alle PC-Grafikchips, egal ob Desktop oder Mobile, egal ob extra Grafiklösung oder in Prozessoren integrierte GPUs. Somit wird jene Statistik regelmäßig von den iGPUs sowie deren Anbietern dominiert, die extra Grafiklösungen liegen im Gesamtmarkt augenscheinlich nur bei einem Stückzahlen-Anteil von ca. einem Viertel. Insofern verwundert es nicht, wenn Intel hierbei regelmäßig (weit) vorn liegt und sich zu allermeist nur etwas im Rahmen weniger Prozentpunkten verschiebt – ohne aber dass sich selbst langfristig wirklich etwas ändert. Etwas mehr Aufmerksamkeit als üblich ergab sich für diese Meldung nur wegen der ebenfalls genannten Zahlen zum weltweiten Absatz aller extra Grafikchips, sprich Mobile- und Desktop-Grafikchips ohne aber iGPUs. Bei diesen selten offengelegten Zahlen ergibt sich derzeit ein Marktverhältnis von 20:80% zugunsten von nVidia mit zudem zuletzt stark fallendem AMD-Marktanteil – was im groben dem entspricht, was derzeit im Markt der Grafikchips für Desktop-Grafikkarten passiert.

alle PC-Grafikchips Q2/2019 Q3/2019 Q4/2019 Q1/2020 Q2/2020
AMD 16% 16% 19% 17% 18%
Intel 69% 65% 63% 67% 64%
nVidia 15% 19% 18% 16% 19%
Quelle: Jon Peddie Research