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AMD Geschäftsergebnisse Q1/2013: AMD fällt umsatzmäßig auf vor-Athlon-64-Zeiten zurück

Nach Intel hat nun auch AMD seine Geschäftsergebnisse für das abgelaufene erste Kalenderquartal 2013 vorgelegt – und jene fallen erneut desaströs aus, auch wenn AMD selber eher von einer "gewissen Konsolidierung" spricht. Dies kann man so sehen, nachdem AMD beim Umsatz gegenüber dem Vorquartal nur noch mäßig verloren hat und beim Gewinn nicht mehr ganz so schlimm in den roten Zahlen steht wie im Vergleichzeitraum des Vorjahres. Dies ist dann aber eher "Cherry Picking" – man vergleicht sich dort, wo es am noch am wenigsten schlimm aussieht. Eine solide Bestandsaufnahme vergleicht dagegen konsequent mit den Vergleichszeiträumen der Vorjahre, sprich immer nur den ersten Quartalen. Und in dieser Frage hat AMD deutlichst beim Umsatz von 1590 Mio. Dollar auf 1088 Mio. Dollar nachgegeben, der Verlust fällt dann mit -590 Mio. Dollar zu -146 Mio. Dollar nicht ganz so drastisch aus, im Vorjahresverlust dürften (auf Grund der Höhe) aber auch wieder Sondernaufwendungen enthalten sein.

Weiterhin maßgeblich ist zudem der Blick auf das Gesamtbild: Und jenes sieht bei AMD folgendermaßen aus, daß man beim Umsatz nunmehr nur noch auf 68% dessen liegt, was man in der Spitze mal erzielt hatte – während Intel trotz eines gewissen Geschäftsrückgangs immer noch bei 97% des Spitzenwertes liegt (bezogen jeweils nur auf erste Quartale). AMD ist also auf klarem Kurs, beim Umsatz nur noch zwei Drittel dessen einzufahren, was man üblicherweise seit der Übernahme von ATI eingefahren hat – und bewegt sich somit in Umsatzregionen wie vor 10 Jahren, sprich noch vor der Einführung des Athlon 64 Prozessors. Postet AMD im Jahresverlauf nicht klar bessere Ergebnisse, würde sich das Unternehmen erstmals auch von nVidia bei der reinen Umsatzgröße überrunden lassen – angesichts dessen, daß AMD über eine eigene Sparte für PC-Prozessoren verfügt (und nVidia nicht), schon eine etwas "seltsame" Konstellation.

  AMD Intel nVidia
(Mio. $) Umsatz Gewinn (operativ) Umsatz Gewinn (operativ) Umsatz Gewinn (operativ)
Q4/06 1773 -574 (-529) 9694 1501 (1488) 878 163 (138)
Q1/07 1233 -611 (-504) 8852 1610 (1675) 844 132 (141)
Q2/07 1378 -600 (-457) 8680 1278 (1350) 935 172 (184)
Q3/07 1632 -396 (-226) 10090 1860 (2247) 1115 235 (247)
Q4/07 1770 -1772 (-1678) 10712 2271 (3047) 1202 256 (262)
Q1/08 1456 -358 (-214) 9673 1443 (2062) 1153 176 (202)
Q2/08 1349 -1189 (-143) 9470 1601 (2255) 892 -120 (-155)
Q3/08 1797 -127 (122) 10217 2014 (3098) 897 61 (56)
Q4/08 1162 -1436 (-1274) 8226 234 (1539) 481 -147 (-175)
Q1/09 1177 -416 (-298) 7145 647 (670) 664 -201 (-230)
Q2/09 1184 -330 (-249) 8024 -398 (-12) 776 -105 (-110)
Q3/09 1396 -128 (-77) 9389 1856 (2579) 903 107 (107)
Q4/09 1646 1178 (1288) 10569 2282 (2497) 982 131 (134)
Q1/10 1574 257 (182) 10299 2442 (3448) 1001 137 (147)
Q2/10 1653 -43 (125) 10765 2887 (3981) 811 -141 (-175)
Q3/10 1620 -118 (128) 11102 2955 (4136) 843 84 (103)
Q4/10 1650 375 (413) 11457 3388 (4347) 886 171 (179)
Q1/11 1610 510 (54) 12847 3160 (4158) 962 135 (154)
Q2/11 1574 61 (105) 13032 2954 (3935) 1017 151 (174)
Q3/11 1690 97 (138) 14233 3468 (4785) 1066 178 (197)
Q4/11 1691 -177 (71) 13887 3360 (4599) 953 116 (122)
Q1/12 1590 -590 (-580) 12906 2738 (3810) 925 60 (73)
Q2/12 1410 37 (77) 13501 2827 (3832) 1044 119 (140)
Q3/12 1270 -157 (-131) 13457 2972 (3841) 1204 209 (252)
Q4/12 1160 -473 (-422) 13477 2468 (3155) 1107 174 (184)
Q1/13 1088 -146 (-98) 12580 2045 (2519)
2007 (Mrd. $) 6,0 -3,4 (-2,9) 38,3 7,0 (8,3) 4,1 0,8 (0,8)
2008 (Mrd. $) 5,8 -3,1 (-1,5) 37,6 5,3 (9,0) 3,4 -0,0 (-0,1)
2009 (Mrd. $) 5,4 0,3 (0,7) 35,1 4,4 (5,7) 3,3 -0,1 (-0,1)
2010 (Mrd. $) 6,5 0,5 (0,8) 43,6 11,7 (15,9) 3,5 0,2 (0,3)
2011 (Mrd. $) 6,6 0,5 (0,4) 54,0 12,9 (17,5) 4,0 0,6 (0,7)
2012 (Mrd. $) 5,4 -1,2 (-1,1) 53,3 11,0 (14,6) 4,3 0,6 (0,6)

Wie zuletzt an dieser Stelle mehrfach angesprochen, halten wir diese Umsatzregion von gut 1 Mrd. Dollar Quartalsumsatz für nicht langfristig tragbar für AMD – trotz der zum Jahresende 2012 angeworfenen Kosteneinsparungen. Daß AMD auf dieser Umsatzgröße und trotz der laut AMD derzeit nahezu abgeschlossenen Kosteneinsparungen immer noch ein kräftiges Minus beim Gewinn postet, deutet schon darauf hin, daß AMD viel zu groß ist, um mit dieser geschrumpften Umsatzgröße wirklich überleben zu können. Wie AMD dieses Dilemma auflösen will, ist nicht klar – das Unternehmen dürfte generell zu groß angelegt sein, um mit Gesundschrumpfungen irgendwie auf den grünen Zweig zu kommen. Möglicherweise ist der Weg vorwärts der einzige Weg für AMD, um wieder dauerhaft in die Gewinnzone zu kommen.

Dafür bietet das Jahr 2013 allerdings nicht wahnwitzig viele Ansatzpunkte: Es gibt keine (echte) neue Grafikkarten-Serie und im Bereich der Mainstream-Prozessoren nur den Trinity-Refresh "Richland", ergo nichts wirklich marktbelebendes. Interessant sind allerhöchstens die Kabini/Temash-APUs auf Jaguar-Basis für den LowPower-Bereich, welche ab Jahresmitte erwartet werden. Die an dieser Stelle gern genannten Aufträge für die NextGen-Konsolen werden dagegen nicht vor dem dritten Quartal loslaufen – zudem ist nicht klar, wieviel Umsatzanteil hier wirklich durch AMDs Bücher gehen wird. Im schlechtesten, allerdings am ehesten wahrscheinlichen Fall kassiert AMD nur Lizenzzahlungen für jeden seitens Microsoft und Sony hergestellten Konsolen-Chips – dies stärkt den Gewinn-Bereich, bedeutet beim Umsatz aber wohl keinen bemerkbaren Ausschlag.

Damit könnte die zweite Jahreshälfte bei AMD dann doch deutlich besser aussehen als jetzt. Der Effekt der NextGen-Konsolen dürfte noch über das Jahr 2014 anhalten – spätestens danach fängt für AMD aber die Stunde der Wahrheit an. Spätestens dann muß ein Weg gefunden sein, im Bereich der PC-Prozessoren wieder auf einen grünen Zweig gekommen zu sein oder aber im Bereich der Smartphone/Tablet-Prozessoren einen (überaus) überzeugenden Einstieg gefunden zu haben. Wichtig für AMD wird dabei vor allem sein, daß die neu entstehenden Prozessoren-Designs wirklich kostengünstig zu fertigen sein werden – denn im PC-Segment läßt Intel AMD derzeit nur LowCost-Gefilde übrig und im Smartphone/Tablet-Segment regiert sowieso der reinste Kostendruck aufgrund einer Vielzahl an Anbietern.