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Die nVidia-Geschäftsergebnisse im dritten Quartal 2024

nVidia hat seine Geschäftszahlen für das dritte Finanzquartal des nVidia-Finanzjahres 2025 vorgelegt, welches (abweichend vom Kalenderverlauf) bei nVidia von August bis Oktober 2024 ging. In diesem Zeitraum marschierte nVidia wiederum nur nach vorn hin zu neuen (klaren) Rekordwerten für den quartalsweisen Umsatz und Gewinn. Somit erlöste man im sinngemäßen dritten Quartal 2024 mit 35,1 Mrd. Dollar immerhin +17% mehr als im Vorquartal sowie satte +94% als im Vorjahreszeitraum. Der nominelle Gewinn kletterte hingegen auf 19,3 Mrd. Dollar, was +16% mehr als im Vorquartal sowie +108% mehr als im Vorjahreszeitraum ergibt. Das stetige Unternehmenswachstum ist dabei inzwischen komplett abgekoppelt von saisonalen Trends. Vielmehr läßt sich beobachten, dass nVidia seit Mitte 2023 ziemlich konstant jedes Quartal um gut 4 Mrd. Dollar Umsatz zulegt – nur das abgelaufene Quartal war es mit +5 Mrd. Dollar leicht stärker als dieser mittelfristige Trend.

Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024 Q3/2024
Umsatz 18'120 Mio. $ 22'103 Mio. $ 26'044 Mio. $ 30'040 Mio. $ 35'082 Mio. $
(nomineller) Gewinn 9243 Mio. $ 12'285 Mio. $ 14'881 Mio. $ 16'599 Mio. $ 19'309 Mio. $
Bruttomarge 74,0% 76,0 % 78,4% 75,1% 74,6%
operativer non-GAAP-Gewinn 11'557 Mio. $ 14'749 Mio. $ 18'059 Mio. $ 19'937 Mio. $ 23'276 Mio. $

Wie üblich geht fast alles dieser Steigerung auf das Konto der DataCenter-Sparte von nVidia, welche nunmehr bei fast 88% des Anteils am gesamten Unternehmens-Umsatz steht. Dabei hat nVidia im dritten Quartal 2024 eher nur eine erhebliche Anzahl an Validierungs-Systemen von HPC/AI-Blackwell ausgeliefert, das Resultat der nun laufenden Massenfertigung wird wohl erst im vierten Quartal 2024 geschäftswirksam werden. Für nVidia dürfte dies aber erstaunlicherweise keinen zusätzlichen großen Sprung nach vorn ergeben, denn aufgrund limitierter Fertigungskapazitäten ersetzt "Blackwell" nur "Hopper", sprich findet eher eine technische Umschichtung statt, kein besonders großes Zusatzgeschäft. Das, was nVidia auch in Zukunft zulegen kann, kommt primär aus der Zunahme der Fertigungskapazitäten – wobei wie bekannt hier zuerst der Schuh beim Packaging sowie beim HBM-Speicher drückt, mitnichten bei der Wafer-Anzahl für die eigentlichen nVidia-Chips.

Allerdings liefen auch die anderen Sparten bei nVidia nicht verkehrt, jede einzelne legte teilweise beachtbar zu. Dies gilt besonders für die Gaming-Sparte mit den GeForce-Grafikkarten, welche gegenüber dem Vorquartal um +14% sowie gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +15% nach oben ging. Eigentlich gibt es hierfür keine besondere Erklärung angesichts keinerlei Launch-Aktivitäten seit einiger Zeit sowie der Aussicht auf eine Ablösung der aktuellen Ada-Lovelace-Generation durch "Gaming-Blackwell". Denkbar wäre an dieser Stelle nur, dass nVidia bewußt schon vorher die eigenen Lager geräumt hat und dass die Grafikkarten-Hersteller wegen des EOL-Status vieler RTX40-Lösungen einfach noch einmal besonders kräftig zugeschlagen haben, um nicht wie bei der GeForce RTX 4090 für einige Monate bis zu deren Ablösung nicht mehr lieferbar zu sein.

Umsätze Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024 Q3/2024
Gaming  (GeForce & Switch) 2856 Mio. $ 2865 Mio. $ 2647 Mio. $ 2880 Mio. $ 3279 Mio. $
Data Center  (HPC/KI) 14'514 Mio. $ 18'404 Mio. $ 22'563 Mio. $ 26'272 Mio. $ 30'771 Mio. $
Professional Visualization  (ex-Quadro) 416 Mio. $ 463 Mio. $ 427 Mio. $ 454 Mio. $ 486 Mio. $
Auto  (Tegra) 261 Mio. $ 281 Mio. $ 329 Mio. $ 346 Mio. $ 449 Mio. $
OEM & Other 73 Mio. $ 90 Mio. $ 78 Mio. $ 88 Mio. $ 97 Mio. $

Für nVidia könnte es derzeit also nicht rosiger aussehen, gerade da "Blackwell" erst ab nächstem Quartal geschäftswirksam werden wird (sowohl im HPC/AI- als auch im Gaming-Segment). Trotzdem rechnet nVidia für das laufende Quartal, welches bei nVidia dann erst im Januar 2025 enden wird, mit "nur" 37,5 Mrd. Dollar Quartalsumsatz (±2%). Gemäß dem vorgenannten Trend von +4 Mrd. pro Quartal wäre dies wenig, allerdings hatte nVidia zuletzt generell sehr defensive Prognosen abgegeben, welche immer nur grob bei der Hälfte des realen Zuwachses lagen. Ganz egal wie die Zahlen des vierten Quartals aussehen, wird nVidia in jedem Fall einen neuen, sehr kräftigen Jahresumsatz-Rekord aufstellen. Den alten Rekord von 60,9 Mrd. Dollar des Jahres 2023 hat man schließlich bereits mit diesen Quartalszahlen (kumuliert bisher 91,1 Mrd. Dollar) deutlich überboten.

Damit wird man dieses Jahr der erste Hardware-Hersteller, welche die Marke von 100 Mrd. Dollar Jahresumsatz (sogar deutlich) durchbricht. Diese Ehre sollte eigentlich mal Intel zufallen, welche aber seit ihrem Rekordwert von 79,0 Mrd. Dollar im Jahr 2021 (von nVidia derzeit schon überboten) nur noch den Weg nach Süden kannten. Konnte Intel lange Zeit von sich behaupten, zwischen 5-10x größer als AMD und nVidia kumuliert zu sein, wird nVidia dieses Jahr erstmals größer als AMD und Intel zusammen herauskommen (im genauen sogar um voraussichtlich mehr als +50% größer). Eine geschäftlich solch dominante Rolle wie einst von Intel ist allerdings bei nVidia nicht zu erwarten, dafür ist Intel ein zu großer Brocken und ist zudem auch schwerlich zu sehen, das nVidias Unternehmenswachstum ewig derart weitergehen kann.

nVidia lebt schließlich derzeit (exzellent) davon, das andere Firmen in die vermeintliche Goldgrube "AI" investieren – mit extrem hohen Investitionssummen, die um so mehr irgendwann einmal nach einem (auch im wortwörtlichen Sinn) "Return of Investment" schreien. Noch sind aber tragfähige Geschäftsmodelle absolute Mangelware bzw. deutet sich bei den vorhandenen Geschäftsmodellen an, dass hiermit eher denn Zubrote erlösbar sind, keineswegs die großen Geschäftstreiber für die nVidia-Abnehmer. In anderen Märkten wäre diese augenscheinliche Blase bereits geplatzt bzw. hätte eine Rückbesinnung auf einen vernünftigen Mitteleinsatz stattgefunden. nVidia hat hier sagenhaftes Glück, dass seine Abnehmer vorwiegend andere IT-Firmen sind, welche wegen früherer Geschäftserfolge im Geld schwimmen, womit die in KI-Hardware investierten Gelder faktisch "vor der Steuer gerettet" sind anstatt wie bei anderen Branchen mittels die Kassen belastenden Krediten aufgebracht werden müssen.

Oder anders formuliert: Der KI-Boom verbrennt derzeit einfach nur die in den Geldspeichern von Alphabet, Amazon, Meta, Microsoft, u.a. gelagerten, jedoch faktisch nicht benötigten Taler – wobei die Firmen selber natürlich der Drang zu gänzlich neuen Ufern sowie auch die (geschäftliche) FOMO-Angst treibt. Trotzdem dürfte irgendwann der Tag der betriebswirtschaftlichen Abrechnung kommen, wahrscheinlich verbunden mit einem Rückgang der Investitionen in KI-Hardware. Dass nVidia derzeit zu 88% eine DataCenter-Firma ist, bedeutet somit auch ein beachtbares Restrisiko, dass da eines Tages ein großer Reset kommen könnte, bei welchem einiges von dem derzeit vorhandenen Markt an KI-Beschleunigern zusammenbricht. Im Gegensatz zum Gaming-Markt ist der Markt an KI-Beschleuniger eben mitnichten etwas natürlich gewachsenes und damit auch in Zukunft belastbares, sondern hat sein gesundes Maß sicherlich noch für einige Zeit nicht gefunden.