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Die nVidia-Geschäftsergebnisse im zweiten Quartal 2024

Chipentwickler nVidia hat seine Geschäftszahlen für das sinngemäße zweite Quartal 2024 vorgelegt, welche bei nVidia das zweite Finanzquartal des Finanzjahres 2025 darstellt und abweichend vom Kalenderverlauf von Mai bis Juli 2024 lief. Auch dieser Zeitraum ist für nVidia wieder bestmöglich und somit mit neuen Rekordwerten bei Umsatz und Gewinn verlaufen, mit 30,0 Mrd. Dollar Quartalsumsatz erreichte man zugleich auch beachtbar mehr als vorab seitens nVidia selber prognostiziert (28,0 Mrd. Dollar ±2%). Der Umsatz steigerte sich somit um +15,3% gegenüber dem direkten Vorquartal sowie um satte +122% (reine Steigerung) gegenüber dem Vorjahreszeitsraum. Beim nominellen Gewinn sieht es ähnlich aus: Die erzielten 16,6 Mrd. Dollar entsprechen Steigerungen von +11,5% zum Vorquartal sowie +168% zum Vorjahreszeitraum.

Q2/2023 Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024
Umsatz 13'507 Mio. $ 18'120 Mio. $ 22'103 Mio. $ 26'044 Mio. $ 30'040 Mio. $
(nomineller) Gewinn 6188 Mio. $ 9243 Mio. $ 12'285 Mio. $ 14'881 Mio. $ 16'599 Mio. $
Bruttomarge 70,1% 74,0% 76,0 % 78,4% 75,1%
operativer non-GAAP-Gewinn 7776 Mio. $ 11'557 Mio. $ 14'749 Mio. $ 18'059 Mio. $ 19'937 Mio. $

Wie üblich kam der übergroße Teil dieses Wachstum aus dem DataCenter-Segment, während die anderen Sparten nur marginal etwas dazu beitrugen. Im genauen hat nVidia fast exakt 4,0 Mrd. Dollar mehr Quartalsumsatz erreicht, wovon das DataCenter-Segment 3,7 Mrd. Dollar und somit ~93% des Umsatz-Zuwuchses stemmte. Das DataCenter-Segment verbesserte sich somit um +16,4% zum Vorquartal sowie um +154% zum Vorjahreszeitraum. nVidias typische Nebensegmente bewegten sich kaum, allein das Gaming-Segment erreichte wenigstens noch +8,8% zum Vorquartal sowie +15,8% zum Vorjahreszeitraum. Seine Schwächephase nach dem Ende des Cryptomining-Hypes hat das Geschäft mit Consumer-Grafikkarten sowie entsprechenden Mobile-Lösungen damit lange hinter sich gelassen und läuft eigentlich Industrie-typisch gut mit. Allerdings geht dies mittlerweile auch in Richtung einer Nebensparte, denn der DataCenter-Umsatz ist bei nVidia nunmehr schon 9x so groß wie der Grafikkarten-Umsatz.

Umsätze Q2/2023 Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024
Gaming  (GeForce & Switch) 2486 Mio. $ 2856 Mio. $ 2865 Mio. $ 2647 Mio. $ 2880 Mio. $
Data Center  (HPC/KI) 10'323 Mio. $ 14'514 Mio. $ 18'404 Mio. $ 22'563 Mio. $ 26'272 Mio. $
Professional Visualization  (ex-Quadro) 379 Mio. $ 416 Mio. $ 463 Mio. $ 427 Mio. $ 454 Mio. $
Auto  (Tegra) 253 Mio. $ 261 Mio. $ 281 Mio. $ 329 Mio. $ 346 Mio. $
OEM & Other 66 Mio. $ 73 Mio. $ 90 Mio. $ 78 Mio. $ 88 Mio. $

Der vorstehend oft genannte Vorjahreszeitraum markierte im übrigen den Beginn des Boom-mäßigen geschäftlichen Wachstums nVidias, vorangetrieben durch das Geschäft mit HPC/AI-Beschleunigern. Ab sofort beziehen sich damit alle Vergleichswerte bereits auf die Boom-Ära, können somit nicht mehr so hoch ausfallen wie vorher und dürften sogar mit der Zeit relativ absinken (bezogen auf den Grad der Steigerung, nicht die absolute Zahlenhöhe). Faktisch ist dieser Trend jetzt schon erkennbar, denn ab dem dritten Quartal 2023 hat nVidias DataCenter-Sparte pro Quartal fast perfekt immer um die 4 Mrd. Dollar Umsatz zugelegt. Dies sorgte am Anfang für hohe Zuwächse (4 Mrd. auf 10 Mrd. oben drauf sind 40% mehr), der Zuwachs wird jedoch im Laufe der Zeit relativ immer kleiner (4 Mrd. auf 26 Mrd. oben drauf wären "nur" noch +23%), gerade wenn dieser Trend einige Zeit ungebrochen läuft.

Wie lange es noch weiter geht mit dem KI-Boom, kann derzeit niemand sicher sagen – aber zumindest verkauft nVidia weiterhin kräftig Schauffeln für die Goldgräber. Nach wie vor ist nVidia weitgehend Fertigungs-limitiert, könnte also sogar mehr ausliefern, wenn man denn mehr fertigen könnte. Die Fertigung der entsprechenden HPC/AI-Beschleuniger wird jedes Quartal gesteigert, aber man bewegt sich bei vielen Dingen bereits im Grenzbereich und daher sind (vorerst) keine weiteren Umsatz-Explosionen zu erwarten. Zu erwähnen wäre, dass nVidia derzeit primär Ampere- und Hopper-basierte HPC/AI-Beschleuniger ausliefert, Blackwell-basierte Modelle erst im zweiten Halbjahr langsam angegangen werden sollen. nVidia arbeitet somit wohl immer noch den vorhandenen Auftragsberg ab bzw. liefert halt das, was Fertigungs-technisch verfügbar ist. Sofern nVidia den aktuellen Zuwachs jedoch noch ein paar Quartale durchhält, bringt dies nVidia in Umsatz- und Gewinn-Sphären, von denen selbst Intel zu seinen besten Zeiten nur träumen konnte.

Aktuell steht nVidia für das Gesamtjahr 2024 schließlich schon bei 92% des Jahresumsatz von 2023, womit der erneute Umsatzrekord wohl bereits in diesen Tagen erreicht wird. Ausgehend von der nVidia-Prognose für das dritte Quartal von 32,5 Mrd. Dollar (±2%) könnte nVidia für das Gesamtjahr 2024 somit bei einem Jahresumsatz von (geschätzt) 120-125 Mrd. Dollar herauskommen. Dies wäre mehr als das 11fache des Jahresumsatzes von 2019, bevor nVidia durch Chip-Krise, Cryptomining-Hype und letztlich KI-Boom zu geschäftlich völlig neuen Ufern aufgebrochen ist. Auch wäre dies bedeutsam mehr als der Umsatzrekord von Intel, welcher auf 79,0 Mrd. Dollar für das Jahr 2021 steht. Die Größenverhältnisse der drei großen Chipentwickler des PC-Bereichs haben sich somit innerhalb der wenigen Zeit der 20er Jahre wesentlich verschoben: Wo man bis zum Jahr 2020 sagen konnte, dass Intel durchgehend 2x bis 5x so groß war wie AMD & nVidia zusammengerechnet, so ergibt sich seit drei Quartalen eine neue Hackordnung, in welcher nVidia größer ist als AMD & Intel zusammengerechnet (was sich zukünftig vielleicht noch ausweiten könnte).