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Die Intel-Geschäftsergebnisse im zweiten Quartal 2024

Nach AMD hat nun auch Intel seine Geschäftsergebnisse für das abgelaufene zweite Quartal vorgelegt, welche allerdings in der Tendenz kaum unterschiedlicher zu den AMD-Ergebnissen hätten ausfallen können. Denn trotz dass Intel mit 12,833 Mrd. Dollar Quartalsumsatz am unteren Rand der eigenen Prognose herausgekommen ist (12,5-13,5 Mrd. $), ergibt dies kaum einen positiven Effekt: Dies sind nur +0,9% mehr zum Vorquartal sowie –0,9% weniger zum Vorjahreszeitraum, sprich Intel hat sich allerhöchstens seitwärts bewegt. Wirklich desaströs fallen dann allerdings die Gewinnzahlen aus, wo Intel für dieses Quartal einen nominellen Verlust von satten 1,654 Mrd. Dollar verbuchen musste. Operativ erreichte man nach non-GAAP-Rechnung wenigstens noch ein Mini-Plus von 24 Mio. Dollar, was allerdings für das Großunternehmen Intel auch eher wie ein Witz aussieht.

Q2/2023 Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024
Umsatz 12'949 Mio. $ 14'158 Mio. $ 15'406 Mio. $ 12'724 Mio. $ 12'833 Mio. $
(nomineller) Gewinn 1473 Mio. $ 310 Mio. $ 2660 Mio. $ –437 Mio. $ –1654 Mio. $
Bruttomarge 35,8% 42,5% 45,7% 41,0% 35,4%
operativer non-GAAP-Gewinn 456 Mio. $ 1924 Mio. $ 2580 Mio. $ 723 Mio. $ 24 Mio. $

Worin die große Differenz zwischen nominellem GAAP-Gewinn und operativem non-GAAP-Gewinn liegt, wurde nicht genau aufgeschlüsselt. Da externe Gründe wie Steuern, Rücklagen etc. an dieser Stelle üblicherweise als Erklärung genannt werden (sofern vorhanden), fallen jene in diesem Fall wahrscheinlich aus und der Grund dürfte Intel-intern liegen. Denkbarerweise werden hier Kosten beim Umbau des Unternehmens hin zur eigenständig operierenden Fertigungssparte fällig. Denkbar auch, dass Intel für die aktuellen Umsatzzahlen einfach zu groß ist, daher Fixkosten den Gewinn zu sehr nach unten drücken. Immerhin operiert Intel seit dem Jahr 2023 inzwischen dauerhaft auf quartalsweisen Umsatzzahlen zwischen 10-15 Mrd. Dollar, während man hingegen in den Jahren 2018-2021 durchgehend stabil im Bereich von 16-21 Mrd. Dollar pro Quartal lag.

Auch von den einzelnen Intel-Sparten geht derzeit wenig Bewegung aus: 3 von 4 Hauptsparten liegen dieses Quartal gegenüber dem direkten Vorquartal jeweils leicht schlechter (die vierte grob gleichauf), nur der relativ kräftige Zugewinn der kumulierten Nebensparten hat Intel dieses Quartal überhaupt ins Plus gerettet. Für ein zweites Quartal ist dies schon per se ein unterdurchschnittliches Ergebnis, denn in diesem sollte das Geschäft normalerweise Saison-bedingt anziehen – wenn nicht um große Sprünge, so doch bemerkbar. Auch begünstigt Intels Releaseplan normalerweise eine solche Entwicklung: Der Hauptteil einer neuen Prozessoren-Generation wird zum Jahresanfang vorgestellt, wobei deren Hauptteil wieder ins Mobile-Segment geht, wo die einzelnen Notebook-Hersteller erst im Laufe des ersten Quartals alle ihre Geräte auf die neue Prozessoren-Generation umstellen. Damit sollte das zweite Quartal die geschäftliche Wirkung der Jahresanfangs-Produktvorstellungen am besten wiedergeben – was diesesmal allerdings nicht zu sehen ist.

Umsätze Q2/2023 Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024
Client Computing  ("Consumer-Sparte") 6780 Mio. $ 7867 Mio. $ 8844 Mio. $ 7533 Mio. $ 7410 Mio. $
Data Center and AI  ("Server-Sparte") 3155 Mio. $ ? ? 3036 Mio. $ 3045 Mio. $
Network and Edge 1364 Mio. $ 1450 Mio. $ 1471 Mio. $ 1364 Mio. $ 1344 Mio. $
Intel Foundry  ("Fertigungs-Sparte") 4172 Mio. $ ~4,7 Mrd. $ ~5,2 Mrd. $ 4369 Mio. $ 4320 Mio. $
all other 1419 Mio. $ ? ? 775 Mio. $ 968 Mio. $

Im Server-Segment wird Intel zudem durch das Zurückhängen gegenüber eigenen Release-Planungen sowie die Stärke des Wettbewerbs gebremst, bei den HPC/AI-Beschleunigern kommt Intel hingegen immer noch nicht so richtig aus dem Startblock. Dabei könnte in beiden Fällen derzeit gut verdient werden, wie die Geschäftszahlen von AMD & nVidia beweisen. Insgesamt gesehen scheint Intel eigentlich nur über seine traditionelle Stärke im OEM-Segment noch halbwegs vernünftige Umsatzzahlen schreiben zu können, vom erheblichen Quartalsverlust einmal abgesehen. Doch auch dieser früher unglaublich starke OEM-Effekt bröckelt derzeit, sicherlich zum für Intel ungünstigen Zeitpunkt: Im Server-Segment scheinen sich AMDs Epyc-Prozessoren endlich durchzusetzen, die anfänglichen Bedenken diesen gegenüber sind ausgeräumt, die Technik hat sich bewiesen und Intel hängt nun schon auf Jahre hinterher.

Im Desktop-Segment laufen die Uhren erstaunlicherweise nochmals länger, weil hier die Hersteller von Notebooks & Komplett-PCs immer auch mit begrenzten Wissensstand des Konsumenten im Massenmarkt rechnen müssen – welcher üblicherweise nur die Marke "Intel" kennt. Aber auch hier war zuletzt Bewegung zu erkennen: AMD startet derzeit erstmals eine neue Prozessoren-Generation gleichzeitig für Desktop- und Mobile-Segment – und kann für letzteres anscheinend sogar liefern, was für AMD-Verhältnisse vergleichsweise unerhört ist. Und dann hat Intel – wirklich zur Unzeit – nun eben noch die Stabilitäts-Probleme von "Raptor Lake" an der Backe, welche Intel nicht nur Geld kosten werden, sondern vor allem richtig viel an Ansehen bei Normal- und Enthusiasten-Käufern. Gerade die eiserne Regel "neuer PC = Intel + nVidia" könnte damit sichtbar aufgeweicht werden – und damit jener Punkt, welcher Intel in seiner Haupt-Sparte bislang immer noch gerettet hat.

Wohl eben weil Intel derzeit selbst bei seinen bisherigen Umsatzträgern unter Druck kommt, gibt Intel für das laufende dritte Quartal mit 12,5-13,5 Mrd. Dollar Quartalsumsatz nur eine Prognose ab, welche auf der exakten Höhe der vorhergehenden Quartals-Prognose liegt – wiederum ignorierend den eigentlich ansonsten Saison-bedingt zu erwartenden Aufschwung. Ob Intel von "Lunar Lake" mit Vorstellungstermin Anfang September bereits eine gewisse Geschäftswirksamkeit erwartet, ist unklar, denkbarerweise tritt der Großteil der darauf basierenden Notebooks erst im vierten Quartal an. Letzteres sollte normalerweise wieder (etwas) anziehende Geschäftszahlen für Intel sehen, da dann mittels "Arrow Lake" auch wieder neue Desktop-Prozessoren anstehen. Ein gutes Geschäftsjahr wird es für Intel allerdings nicht mehr, bei mittlerem Verlauf dürfte man wiederum etwas an Jahresumsatz gegenüber dem (schon sehr schlechten) Vorjahresergebnis verlieren.

Im Zuge dieser Quartalszahlen (und dort vor allem des hohen Quartalsverlusts) hat Intel ein weitgehendes Kosteneinsparungs-Programm angekündigt. Hiermit will Intel ca. 15% der Belegschaft einsparen, dabei handelt es sich um immerhin 15-20'000 wegfallende Jobs. Dies soll zum größten Teil bis Jahresende abgeschlossen sein und somit ab dem folgenden Jahr voll wirksam werden. Neben weiteren internen Einsparungen wird Intel zugleich ab dem vierten Quartal die bislang übliche Dividenden-Zahlung an die Aktionäre aussetzen – für die früher als Gewinnmaschine bekannte Firma Intel ein zweifellos großer Sprung. Aber genauso wie AMD in seinen Dürrejahren von der Mitte der 2000er Jahre bis zum Zen-Launch muß Intel derzeit schlicht mit dem Rücken an die Wand, muß zuerst die übermäßigen Verlustzahlen in den Griff bekommen. Auch dies wird natürlich erst einmal etwas kosten und zumindest das Ergebnis des Jahres 2024 wohl tiefrot aussehen lassen.