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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im zweiten Quartal 2024

Jon Peddie Research berichten über Absatzgeschehen und Marktanteile im Markt für Chip von Desktop-Grafikkarten für das zweite Quartal 2024. In diesem Zeitraum ging der weitweite Absatz auf 9,5 Mio. Stück hinauf, dies sind +9% zum Vorquartal sowie ganze +47% zum Vorjahreszeitraum – welcher noch die Ausläufer des Katers nach dem Crytomining-Hype zu verkraften hatte. Die Absatzzahlen der letzten vier Quartale liegen allerdings mit durchgehend rund 9 Mio. Stück schon wieder auf einem langfristig "normalen" Niveau, vor dem Cryptomining-Hype wurden pro Quartal ähnlich viele Grafikkarten verkauft. An der Markverteilung änderte sich im übrigen nichts, das Ergebnis von 12% AMD zu 88% nVidia zu 0% Intel gab es genauso schon letztes Quartal.

Desktop dGPU Q2/2023 Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024
Auslieferungsmenge 6,44 Mio. Stück 8,9 Mio. Stück 9,5 Mio. Stück 8,7 Mio. Stück 9,5 Mio. Stück
AMD 17,5% (1,13M) 17% (~1,5M) 19% (~1,8M) 12% (~1,0M) 12% (~1,1M)
nVidia 80,3% (5,17M) 81,5% (~7,3M) 80% (~7,6M) 88% (~7,7M) 88% (~8,4M)
Intel 2,3% (0,15M) 1% (~0,1M) 1% (~0,1M) 0% (<0,05M) 0% (<0,05M)
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen, Quelle: Jon Peddie Research

Intel liegt damit einmal mehr rechnisch bei weniger als 50'000 weltweit abgesetzten Grafikkarten. Die zwischenzeitlich von Intel erreichten bis zu 4% Marktanteil dürften letztlich auch auf der Verzerrung dieser Zahlen durch die Betrachtung eben nicht des Endkunden-Markts, sondern des "internen" Markts zwischen Chip-Entwicklern und Grafikkarten-Hersteller entstehen. Denn selbige 4% Intel-Marktanteil gab es nur ganz am Anfang einmal im dritten Quartal 2022, wo die Arc A-Serie gerade erst den Markt betrat. Denkbarerweise konnte Intel seinerzeit ein gewisses Kontingent an Alchemist-Grafikchips an die Grafikkarten-Hersteller (möglicherweise nur buchhalterisch, sprich noch nicht geliefert) absetzen, wodurch diese vergleichsweise hohe Zahl entstanden ist. Praktisch gesehen haben die Grafikkarten-Hersteller schnell gemerkt, dass hier wenig zu holen ist und so sind die bei der Mindfactory vermeldeten Intel-Marktanteile von regelmäßig ca. 1% die deutlich realistischere Zahl.

Nicht zu gefallen weiss erneut die Marktanteils-Konstellation zwischen AMD und nVidia, denn hier zementiert sich nunmehr eine sehr ungesunde Marktverteilung mit nVidia als defacto-Monopolisten bei nahezu 90% Marktanteil. Dies ist insbesondere in einer Situation ungünstig, wo AMD noch bekannterweise breit an RDNA2-Beschleunigern verkauft, welche aber in absehbarer Zeit aus dem Markt gehen und AMD somit mittelfristig fehlen werden. Gleichfalls kommt hier die ungünstige Aussicht hinzu, dass AMD mit dem zukünftigen RDNA4-Portfolio nicht mehr alle Marktsegmente besetzen wird (RDNA4 ist ganz ohne HighEnd-Lösungen geplant), was die Aussicht auf wieder steigende Marktanteile bei AMD nochmals mehr eintrübt. Im Endeffekt haben AMD & Intel somit den Markt an Desktop-Grafikkarten nVidia faktisch vor die Füße geworfen – und dies zu einer Zeit, wo die Grafik-Sparte bei nVidia ihre eigene Stellung im Unternehmen kaum noch über steigende Marktanteile und somit eher nur noch durch steigende Absatzpreise festigen kann.

Im übrigen ist die von JPR dargestellte weitweite Entwicklung durchaus abweichend von den Marktzahlen der Mindfactory, welche natürlich nur einen gewissen Teil des deutschen Retail-Markts zeigen. Bei der Mindfactory gab es allerdings im zweiten Quartal zum einen klar zurückgehende insgesamte Absätze sowie zum anderen einen etwas zurückgehenden AMD-Anteil – beides Effekte, welche sich im weltweiten Markt und dort natürlich auch das OEM-Geschäfts beinhaltend nicht zeigen. Dies muß überhaupt nicht sagen, dass die Mindfactory-Zahlen in irgendeiner Form falsch wären, denn als einzelner Retailer ist die Mindfactory natürlich zu klein, um etwas an den weltweiten Zahlen zu bewegen. Es zeigt nur darauf hin, dass Trends auch regional unterschiedlich ausfallen können: In anderen Regionen und Märkten muß es somit eher gleichlautende oder bessere Absatzzahlen gegeben haben, wenn das Retail-Geschäft in Deutschland (auch saisonal bedingt) rückläufig war.

Daneben hatten Jon Peddie Research vor drei Wochen schon die Zahlen zum insgesamten GPU-Markt veröffentlicht, welcher die Mobile-Grafiklösungen und vor allem die (Stückzahlen-mäßig dominierenden) iGPUs einschließt. In diesem "Markt" ergaben sich 71 Mio. abgesetzte Grafikchips & iGPUs (die von JPR genannten 70 Mio. passen weder zur gezeigten Grafik noch zu den angegebenen Steigerungswerten) mit einer Marktverteilung von 16% AMD, 20% nVidia und 64% Intel. Letztere haben somit allem Anschein nach etwas weniger iGPUs abgesetzt, dies ist eigentlich der einzige Effekt, welcher hier die Marktanteile wirklich verschieben kann. Beachtbar daneben der vergleichsweise hohe Marktanteil von nVidia, welcher im Gegensatz zu den beiden anderen Anbietern ausschließlich über den Verkauf "echter" Grafikchips (keine iGPUs) erzielt wurde. Der iGPU-Anteil an dieser Statistik liegt erfahrungsgemäß bei um die 75%, wobei es hierzu einige Zeit keine aktuellen Zahlen mehr gab.

alle PC-Grafikchips Q2/2023 Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024
Auslieferungsmenge 61,56 Mio. Stück 71,9 Mio. Stück 76,2 Mio. Stück 70 Mio. Stück 71 Mio. Stück
AMD 14,4% 17% 15% 16% 16%
nVidia 18,0% 19% 18% 18% 20%
Intel 67,5% 64% 67% 66% 64%
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen (inkl. iGPUs), Quelle: Jon Peddie Research

Generelle Hinweise:
Alle genannten Marktanteile beziehen sich (sofern nicht anders beschrieben) auf verkaufte Stückzahlen im weltweiten Markt an Grafikchips & Grafikkarten für Desktop-PCs, Notebooks und Server (inkl. professioneller Lösungen, nicht jedoch Spiele-Konsolen). Als Grafikchips werden hierbei immer auch in PC-Prozessoren verbaute integrierte Grafiklösungen mitgezählt, selbst wenn man jene nicht einzeln erwerben kann. Jene iGPUs stellen in der Gesamtabrechnung üblicherweise die dominierende Gruppe dar, womit sich auch die hohen Insgesamt-Marktanteile von Intel erklären. Alle Absatzzahlen beziehen sich augenscheinlich auf die Auslieferungen der Chip-Hersteller an ihre Abnehmer, nicht jedoch die Absatzzahlen des Einzelhandels an die Endkunden (die Datenquellen von JPR liegen offenbar in den Geschäftsberichten der Chip-Hersteller).

Dieser Punkt hat den grundsätzlichen Effekt, dass jene Absatzzahlen früher passieren als das Geschehen am Endverbraucher-Markt. Der jetzt vom Grafikchip-Hersteller ausgelieferte Grafikchip muß schließlich erst noch zur Grafikkarte verbaut, über den Distributor zum Einzelhandel gebracht und vom selbigen an den Endkunden ausgeliefert werden. Damit könnte ein Grafikchip in dieser Statistik beispielsweise schon im ersten Quartal als (vom Grafikchip-Hersteller) "verkauft" auftauchen, real aber vielleicht erst im zweiten Quartal tatsächlich zum Endkunden geliefert werden. Im Normalfall ergibt dies nur eine gewisse zeitliche Verschiebung, langfristig gesehen setzt sich alle diese Ware immer ab (bzw. wird notfalls so lange nichts nachbestellt, bis dies passiert ist).

Zu Zeiten einer größeren Marktverirrung (wie bei einem Cryptomining-Hype mit gleichzeitiger Chipkrise) können sich hingegen (zumindest temporär) deutlich unterschiedliche Absatzzahlen zwischen Chip-Hersteller und Endkundenmarkt ergeben: Denn über die vorhandenen Lagerbestände bei Einzelhändlern, Distributoren und Grafikkarten-Herstellern dauert es etwas, ehe der Überbedarf in den Auslieferungen der Grafikchip-Hersteller sichtbar wird. Jene liefern zugleich aber länger auf erhöhtem Niveau aus, als die ursächliche Krise andauert, denn nach deren Beendigung müssen alle Beteiligten schließlich ihre Läger wieder auffüllen. Die entsprechenden Ausschläge in der Verkaufsstatistik verlaufen also in diesen Sondersituationen zeitlich verschoben gegenüber dem Endverbrauchermarkt ab. Natürlich muß sich dies am Ende immer wieder ausgleichen, alle diese Verzerrungen können allein zeitlicher Natur sein.

Desktop dGPU Absatz-Menge AMD nVidia Marktanteile Umsatz ASP
Q2/2024 9,5 Mio. Stück ~1,1M ~8,4M 12% vs 88% ? ?
Q1/2024 8,7 Mio. Stück ~1,0M ~7,7M 12% vs 88% ? ?
Q4/2023 9,5 Mio. Stück ~1,8M ~7,6M 19% vs 80% ? ?
Q3/2023 8,9 Mio. Stück ~1,5M ~7,3M   17% vs 81,5% ? ?
Q2/2023 6,44 Mio. Stück 1,13M 5,17M 17,5% vs 80,3% ? ?
Q1/2023 6,26 Mio. Stück ~0,7M ~5,3M   12% vs 83,7% ? ?
Q4/2022 7,16 Mio. Stück ~0,8M ~6,2M 12% vs 86% ? ?
Q3/2022 6,89 Mio. Stück 0,69M 5,94M 10,0% vs 86,2% 3,7 Mrd. $ ~537$
Q2/2022 10,4 Mio. Stück ~2,1M ~8,2M   20% vs 79,6% 5,5 Mrd. $ ~529$
Q1/2022 13,38 Mio. Stück ~3,2M ~10,1M 24% vs 75% 8,6 Mrd. $ ~643$
Q4/2021 13,19 Mio. Stück ~3,0M ~10,2M 22,8% vs 77,2% 12,4 Mrd. $ ~940$
Q3/2021 12,72 Mio. Stück ~2,7M ~10,0M 21% vs 79% 13,7 Mrd. $ ~1077$
Q2/2021 11,47 Mio. Stück ~2,3M ~9,2M 20% vs 80% 11,8 Mrd. $ ~1029$
Q1/2021 11,8 Mio. Stück ~2,4M ~9,4M 20% vs 80% 12,4 Mrd. $ ~1051$
Q4/2020 11,0 Mio. Stück ~1,9M ~9,1M 17% vs 83% 10,6 Mrd. $ ~964$
Q3/2020 11,5 Mio. Stück ~2,6M ~8,9M 23% vs 77% 5,6 Mrd. $ ~487$
Q2/2020 10,0 Mio. Stück ~2,2M ~7,8M 22% vs 78% 4,2 Mrd. $ ~420$
Q1/2020 9,5 Mio. Stück ~2,9M ~6,6M 30,8% vs 69,2% 2,7 Mrd. $ ~284$
Q4/2019 11,7 Mio. Stück ~3,6M ~8,1M 31,1% vs 68,9% 3,9 Mrd. $ ~333$
Q3/2019 10,5 Mio. Stück ~2,8M ~7,7M 27,1% vs 72,9% 2,8 Mrd. $ ~267$
Q2/2019 7,4 Mio. Stück ~2,4M ~5,0M 32,1% vs 67,9% 2,0 Mrd. $ ~270$
Q1/2019 8,9 Mio. Stück ~2,0M ~6,9M 22,7% vs 77,3% 2,8 Mrd. $ ~315$
Q4/2018 8,8 Mio. Stück ~1,7M ~7,1M 18,8% vs 81,2% 2,8 Mrd. $ ~318$
Q3/2018 9,9 Mio. Stück ~2,5M ~7,4M 25,7% vs 74,3% 2,5 Mrd. $ ~253$
Q2/2018 ~12,2 Mio. Stück ~4,4M ~7,8M 36,1% vs 63,9% 3,2 Mrd. $ ~262$
Q1/2018 ~15,6 Mio. Stück ~5,4M ~10,2M 34,9% vs 65,1% 5,0 Mrd. $ ~321$
Q4/2017 ~14,8 Mio. Stück ~5,0M ~9,8M 33,7% vs 66,3% ? ?
Q3/2017 ~15,4 Mio. Stück ~4,2M ~11,2M 27,2% vs 72,8% ? ?
Q2/2017 ~12,1 Mio. Stück ~3,7M ~8,4M 30,3% vs 69,7% ? ?
Q1/2017 ~9,5 Mio. Stück ~2,6M ~6,9M 27,5% vs 72,5% ? ?
Q4/2016 ~13,4 Mio. Stück ~4,0M ~9,4M 29,5% vs 70,5% ? ?
Q3/2016 ~12,7 Mio. Stück ~3,7M ~9,0M 29,1% vs 70,9% ? ?
Q2/2016 ~9,3 Mio. Stück ~2,8M ~6,5M 29,9% vs 70,0% ? ?
Q1/2016 ~11,6 Mio. Stück ~2,6M ~9,0M 22,8% vs 77,2% ? ?
basierend auf Daten seitens Jon Peddie Research; ASP = Average Selling Price = Durchschnittspreis; Umsätze & ASPs zu Endverbraucher-Preisen