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News des 7./8. September 2024

In einem Interview mit Tom's Hardware hat AMD indirekt bestätigt, dass das kommende RDNA4-basierte Grafikkarten-Portfolio keine HighEnd-Lösungen innerhalb der Radeon RX 8000 Serie enthalten wird. AMD hat dies zwar nicht direkt gesagt, allerdings dem Kampf um die schnellste Grafikkarte eine klare Absage erteilt und zugleich auch überdeutlich kundgetan, sich lieber um die 80% des Marktes unterhalb der absoluten Leistungsspitze kümmern zu wollen. Dies bestätigt wie gesagt indirekt, dass die früheren Gerüchte über eine Absägung aller HighEnd-Projekte innerhalb der Navi-4x-Chipserie mit deren früherem MCM-Ansatz korrekt waren, die Spitzen-Chips Navi 41/42/43 jedoch gestrichen wurden und alle neueren RDNA4-Gerüchte prinzipiell auf der richtigen Fährte waren: Gleich geblieben ist hierbei nur der Navi-44-Chip, neu hinzugekommen hingegen "Navi 48" als neue Midrange-Lösung im (vermutlichen) Performance-Bereich von Radeon RX 7800 XT bis 7900 XT.

THW:   There have even been repeated rumors from multiple different sources that AMD may not be as committed to the high end of the enthusiast GPU market, that it may come down more to the mid-range, and maybe not even have flagship SKUs to take on Nvidia's top-of-stack model. Are you guys committed to competing at the top of the stack with nVidia?
AMD:   My number one priority right now is to build scale, to get us to 40 to 50 percent of the market faster. Do I want to go after 10% of the TAM or 80%? I’m an 80% kind of guy because I don’t want AMD to be the company that only people who can afford Porsches and Ferraris can buy. We want to build gaming systems for millions of users. (...) ATI has tried this King of the Hill strategy, and the market share has kind of been...the market share. I want to build the best products at the right system price point.
 
THW:   But you won't go after the flagship market?
AMD:   One day, we may.
Quelle:  Interview mit AMDs Jack Huynh von Tom's Hardware, veröffentlicht am 8. September 2024

AMDs Aussagen zur Verteidigung dieses deutlich kleineren Portfolio-Ansatzes führen zwar einige korrekte Punkte an, sind aber insgesamt betrachtet dennoch nicht belastbar. Denn egal ob die 80% des Marktes (TAM = total addressable market) wichtiger sowie auch einfacher zu erreichen sind, die restlichen 20% sind deswegen nicht uninteressant. Und vor allem gilt: Es gibt hier keine entweder/oder-Regel – AMD kann logischerweise beides machen, wie nVidia letztlich auch beweist. Die kampflose Aufgabe eines Teils des Marktes wird es für AMD zweifellos nicht einfacher machen, auf die erhofften 40-50% Marktanteil zu kommen, sondern faktisch sogar schwieriger. Denn nur weil sich AMD auf Mainstream- und Midrange-Beschleuniger konzentrieren will, werden jene nicht automatisch besser. Vielmehr wird die Architektur-Arbeit sowieso gemacht, egal wie viele Marktsegmente man letztlich bedient – und darauf basierend dann einfach noch größere Chips aufzulegen, ist der weitaus geringere Aufwand.

Denkbarerweise sieht AMD mit der vorhandenen RDNA4-Architektur aber einfach zu wenige Marktchancen im HighEnd-Geschäft, dies könnte dann schon eher ein Grund sein, keinen dafür passenden HighEnd-Chip aufzulegen. Dies zeigt jedoch auf Schwächen der RDNA4-Architektur hin, welche zumindest im Midrange-Segment genauso wirksam sein werden. Vermutlich hat AMD immer noch keine wirklich konkurrenzfähige RayTracing-Leistung und auch die eigenen Upscaler sind nicht dafür tauglich, um sich mit nVidia im HighEnd-Segment anzulegen. Deswegen ist man faktisch gezwungen, (vorerst) kleinere Brötchen zu backen – dies aber nicht, weil man das Mainstream- und Midrange-Segment so viel lieber mag, sondern weil man sich im HighEnd-Segment wohl höchstselbst als nicht konkurrenzfähig ansieht. Mit Marktanteils-Zugewinnen wird es damit allerdings erst einmal nichts, den totalen Verlust des HighEnd-Geschäfts kann man schwerlich über bessere Mainstream- & Midrange-Verkäufe ausgleichen. AMD muß hier wohl erst einmal eine Pause einlegen und man kann nur hoffen, dass jene kurz genug sein mag, damit sich nVidia nicht auf Marktanteilen von nahe 90% fest einrichtet.

SemiWiki beleuchten die jüngsten nVidia-Geschäftszahlen und zeigen hierzu auch eine feine Grafik der nVidia-Umsatzsteigerungen nach Sparten. Jener läßt sich perfekt entnehmen, wie das ab dem Jahr 2023 rasant anziehende HPC/AI-Geschäft nVidia innerhalb kurzer Zeit zu einem mehrheitlichen HPC/AI-Unternehmen gemacht hat. Inzwischen sind schließlich die quartalsweisen Zugewinne allein von nVidias DataCenter-Sparte (derzeit ca. 4 Mrd. Dollar mehr pro Quartal) größer als nVidias gesamte Quartalsumsätze vor dem Jahr 2020. Zugleich ist der Darstellung der letzten Quartale bei genauem Blick auch zu entnehmen, dass die letzten Steigerungen allesamt in absoluten Zahlen gleichförmig waren, somit relativ gesehen weniger wurden. Nur am Anfang des AI-Booms, im zweiten Quartal 2023, gab es eine echte Umsatzexplosion, nachfolgend schwächte sich das relative Wachstum allerdings ab.

Die von Twitterer TechEpiphany erhobenen Grafikkarten-Verkaufszahlen der Mindfactory zeigen für die 36. Woche eine Rückkehr des Sommerlochs – oder auch die beginnende Kaufzurückhaltung angesichts neuer Grafikkarten-Generationen am Horizont, beide Effekte können am Wirken sein. Dies begünstigte diesesmal etwas mehr AMD, welche wieder in die Nähe eines Absatz-Gleichstand kommen, während beim Umsatz nVidia wegen des inzwischen drastischen (und sogar weiter zunehmenden) Unterschieds bei den durchschnittlichen Verkaufspreisen (ASP) inzwischen uneinholbar vorn liegt. Die Verkaufs-Topliste liest sich dann wie eine grundsätzliche Kopie der letzten Wochen: Radeon RX 7800 XT sowie die drei "SUPER"-Modelle an der Spitze – was somit auch weiterhin auf kaum eine Änderung gegenüber der kumulativen Verkaufsstatistik des zweiten Quartals hinzeigt. Dem Grafikkarten-Markt fehlen derzeit augenscheinlich neue Impulse, daher wiederholt sich das Bild Woche für Woche oftmals nur mit leichten Abweichungen.

Grafikkarten-Verkäufe der Mindfactory im Jahr 2024
Absatz Absatz-Anteile Umsatz Umsatz-Anteile ASPs
36. Woche 2024 1845 Stück 47,7%   51,5%   0,8% 1,11M € 38,4%   61,3%   0,3% 485€   718€   204€
35. Woche 2024 2295 Stück 42,3%   57,7%    0%  1,42M € 33,5%   66,5%    0%  491€   713€     —  
34. Woche 2024 1970 Stück 49,2%   49,8%   1,0% 1,16M € 42,0%   57,6%   0,4% 505€   684€   220€
33. Woche 2024 1740 Stück 47,7%   51,1%   1,2% 1,08M € 38,7%   60,9%   0,4% 501€   737€   217€
32. Woche 2024 1845 Stück 48,0%   52,0%    0%  1,12M € 37,3%   62,7%    0%  474€   734€     —  
31. Woche 2024 2020 Stück 44,5%   54,5%   1,0% 1,20M € 38,9%   60,9%   0,2% 519€   665€   125€
26. Woche 2024 3135 Stück 41,6%   57,7%   0,7% 1,95M € 32,8%   67,0%   0,2% 489€   722€   235€
25. Woche 2024 2320 Stück 32,5%   66,2%   1,3% 1,48M € 24,1%   75,5%   0,4% 475€   730€   190€
24. Woche 2024 2375 Stück 48,4%   49,9%   1,7% 1,41M € 39,3%   60,1%   0,6% 481€   715€   214€
23. Woche 2024 2835 Stück 50,4%   48,7%   0,9% 1,67M € 41,0%   58,8%   0,2% 478€   711€   162€
22. Woche 2024 2345 Stück 46,0%   52,7%   1,3% 1,42M € 38,9%   60,7%   0,4% 512€   698€   197€
21. Woche 2024 1795 Stück 54,0%   44,9%   1,1% 1,04M € 45,0%   54,4%   0,6% 484€   706€   333€
18.-20. Woche 2024 2083 Stück p.W. 46,8%   52,1%   1,1% 1,41M € p.W. 34,9%   64,7%   0,4% 506€   843€   224€
17. Woche 2024 2450 Stück 49,6%   50,0%   0,4% 1,52M € 40,7%   59,2%   0,1% 511€   736€   122€
16. Woche 2024 2770 Stück 44,6%   54,1%   1,3% 1,80M € 34,5%   65,1%   0,4% 503€   781€   181€
15. Woche 2024 2485 Stück 53,1%   45,9%   1,0% 1,51M € 44,9%   54,7%   0,4% 513€   724€   235€
12. Woche 2024 2680 Stück 52,4%   45,5%   2,1% 1,60M € 47,7%   51,6%   0,7% 544€   677€   208€
11. Woche 2024 2930 Stück 54,1%   45,6%   0,3% 1,79M € 48,7%   51,2%   0,1% 551€   687€   127€
10. Woche 2024 3210 Stück 52,0%   47,4%   0,6% 2,09M € 43,8%   56,0%   0,2% 548€   771€   175€
9. Woche 2024 3375 Stück 51,4%   47,9%   0,7% 2,09M € 45,5%   54,3%   0,2% 547€   701€   211€
8. Woche 2024 3540 Stück 53,8%   45,6%   0,6% 2,27M € 47,0%   52,8%   0,2% 561€   744€   232€
7. Woche 2024 3460 Stück 54,9%   43,9%   1,2% 2,22M € 48,1%   51,5%   0,4% 563€   753€   203€
6. Woche 2024 3590 Stück 51,3%   47,2%   1,5% 2,26M € 44,2%   55,3%   0,5% 543€   736€   202€
5. Woche 2024 4560 Stück 49,7%   49,7%   0,6% 3,02M € 42,0%   57,8%   0,2% 560€   770€   196€
4. Woche 2024 3480 Stück 47,7%   51,4%   0,9% 2,25M € 42,7%   57,0%   0,3% 580€   717€   238€
3. Woche 2024 3365 Stück 57,9%   40,6%   1,5% 1,97M € 51,1%   47,4%   0,5% 528€   686€   181€
2. Woche 2024 3445 Stück 63,8%   35,0%   1,2% 1,92M € 60,0%   39,6%   0,4% 524€   632€   200€
1. Woche 2024 4050 Stück 64,0%   34,8%   1,2% 2,20M € 61,9%   37,6%   0,5% 525€   585€   238€
alle Daten basierend auf den Erhebungen von TechEpiphany auf Twitter; Wochenkonvention: Sonntag zu Samstag; "p.W." = per Woche

Ebenfalls von Twitterer TechEpiphany kommen die Prozessoren-Verkaufszahlen der Mindfactory, welche für die 36. Woche genauso einen gewissen Absatzrückgang sehen – darauf hindeutend, dass saisonale Effekte hierbei wohl eher wirkmächtig sind. Die Marktanteile bleiben fast unverändert, allenfalls scheint sich nunmehr eine 90/10-Marktaufteilung zu etablieren – was genauso ungesund wie dies im (weltweiten) Grafikkarten-Markt ist, dies auch im CPU-Markt angesehen werden kann (selbst wenn hiermit nur der deutsche DIY-Markt betroffen ist). Natürlich gibt es gerade auf Intel-Seite derzeit eher Anlaß abzuwarten: Die Raptor-Lake-Prozessoren sind trotz des vorgeblichen Fixes zu deren Instabilitäts-Problematik nicht mehr besonders wohl gelitten, zugleich steht die nächste Intel Desktop-Generation in Form von "Arrow Lake" nun wirklich vor der Tür (Launch am 17. Oktober). Mal schauen, ob sich Intel danach berappeln und in den Top 25 der Verkaufsliste wenigstens ein einzelnes Intel-Modell positionieren kann.

Prozessoren-Verkäufe der Mindfactory im Jahr 2024
Absatz Anteile Umsatz Anteile ASPs AM4, AM5, 1200, 1700
36. Woche 2024 3265 Stück 90,6%   9,4% 0,86M € 90,3%   9,7% 262€   263€ 1020, 1930, 50, 265
35. Woche 2024 3735 Stück 89,7%   10,3% 1,01M € 90,5%   9,5% 272€   250€ 1045, 2305, 35, 340
34. Woche 2024 3130 Stück 92,0%   8,0% 0,87M € 92,0%   8,0% 279€   278€ 790, 2090, 20, 230
33. Woche 2024 2410 Stück 88,0%   12,0% 0,67M € 87,6%   12,4% 276€   285€ 640, 1480, 10, 280
32. Woche 2024 3285 Stück 86,9%   13,1% 0,89M € 86,2%   13,8% 269€   285€ 835, 2020, 20, 410
31. Woche 2024 3170 Stück 89,3%   10,7% 0,84M € 88,6%   11,4% 263€   282€ 920, 1910, 10, 330
25. Woche 2024 2580 Stück 85,1%   14,9% 0,69M € 81,0%   19,0% 254€   340€ 730, 1465, 40, 345
24. Woche 2024 3365 Stück 87,4%   12,6% 0,87M € 85,3%   14,7% 246€   293€ 1030, 1910, 30, 365
23. Woche 2024 4205 Stück 88,6%   11,4% 1,06M € 85,6%   14,4% 243€   317€ 1280, 2445, 20, 460
22. Woche 2024 5830 Stück 91,9%   8,1% 1,47M € 89,1%   10,9% 244€   342€ 3040, 2320, 20, 450
21. Woche 2024 3040 Stück 86,2%   13,8% 0,78M € 82,8%   17,2% 247€   319€ 1075, 1545, 10, 390
18.-20. Woche 2024 3293 Stück p.W. 86,2%   13,8% 0,89M € p.W. 83,3%   16,7% 261€   328€ 1143, 1693, 32, 422 p.W.
17. Woche 2024 3830 Stück 83,3%   16,7% 1,06M € 81,1%   18,9% 269€   311€ 1130, 2060, 40, 590
16. Woche 2024 4900 Stück 87,8%   12,2% 1,25M € 86,1%   13,9% 251€   290€ 1900, 2400, 40, 555
15. Woche 2024 4525 Stück 83,3%   16,7% 1,27M € 80,0%   20,0% 269€   335€ 1460, 2310, 40, 715
12. Woche 2024 4780 Stück 90,0%   10,0% 1,22M € 87,0%   13,0% 248€   330€ 2050, 2250, 20, 460
11. Woche 2024 4275 Stück 87,3%   12,7% 1,18M € 84,5%   15,5% 267€   334€ 1555, 2170, 20, 515
10. Woche 2024 4600 Stück 86,1%   13,9% 1,23M € 82,5%   17,5% 256€   337€ 1710, 2250, 60, 580
9. Woche 2024 5360 Stück 87,6%   12,4% 1,42M € 85,0%   15,0% 258€   320€ 2205, 2490, 80, 575
8. Woche 2024 5345 Stück 87,7%   12,3% 1,45M € 84,8%   15,2% 262€   336€ 2050, 2640, 55, 600
7. Woche 2024 4810 Stück 88,8%   11,2% 1,36M € 86,5%   13,5% 276€   340€ 1720, 2550, 30, 510
6. Woche 2024 5035 Stück 83,8%   16,2% 1,40M € 80,6%   19,4% 267€   334€ 1580, 2640, 70, 725
4. Woche 2024 5970 Stück 89,6%   10,4% 1,54M € 86,4%   13,6% 243€   330€ 2780, 2520, 40, 580
3. Woche 2024 5915 Stück 87,1%   12,9% 1,59M € 84,1%   15,9% 260€   332€ 2520, 2630, 65, 690
2. Woche 2024 6105 Stück 87,1%   12,9% 1,66M € 84,3%   15,7% 263€   332€ 2450, 2870, 80, 705
1. Woche 2024 6120 Stück 90,5%   9,5% 1,64M € 87,3%   12,7% 258€   358€ 2820, 2720, 50, 530
alle Daten basierend auf den Erhebungen von TechEpiphany auf Twitter; Wochenkonvention: Sonntag zu Samstag; "p.W." = per Woche