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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im zweiten und dritten Quartal 2014

Seitens der Marktbeobachter von Jon Peddie Research liegen mal wieder neue Daten zu den Marktanteilen für Grafikchips im zweiten und dritten Quartal 2014 vor. Die erste Meldung beschäftigt sich dabei mit allen Grafikchips inklusive der integrierten Grafik in heutigen Prozessoren und APUs, wobei hier die CPU-Hersteller selbstverständlich einen enormen Vorteil haben. Beachtbar ist somit nur, daß Intel seinen Marktanteil weiter ausbauen konnte, jener liegt ab dem dritten Quartal erstmal bei über 70%. Bemerkbar aber auch, wie stark Jon Peddie Research die Zahlen zum zweiten Quartal korrigiert hat: Zwischen originaler Meldung im August und Korrektur im November liegen überall 1-2 Prozentpunkte Differenz, was insbesondere bei den (niedrigen) Marktanteilen von AMD und nVidia schon einen klaren Unterschied ausmacht.

Q3/2013 Q4/2013 Q1/2014 Q2/2014 Q3/2014
AMD 20,7% 18,3% 16,7% 16,5% 14,1%
Intel 62,9% 65,1% 66,8% 69,9% 71,8%
nVidia 16,3% 16,6% 16,6% 13,6% 14,1%

Die zweite Meldung wendet sich dann allein den Grafikchips für Desktop-Grafikkarten zu und ist so gesehen deutlich zielführender bei der Frage, wer bei Grafikchips derzeit bestimmend ist. In diesem Fall gibt es glücklicherweise auch keine Differenzen zur originalen Meldung für das zweite Quartal. Allerdings zeigt sich, daß AMD nach einem kleinem Gewinn zum zweiten Quartal im abgelaufenen dritten Quartal sehr erheblich an Marktanteil verloren hat, nVidia hingegen erstmals oberhalb der 70-Prozent-Marke liegt. Was im Markt der allgemeinen Grafikchips noch eine statistische Verzerrung darstellt, ist im Markt der Grafikchips für Desktop-Grafikkarten eher ungesund, weil somit der eine Hersteller in die Ecke gedrängt wird, aus welcher dann nur schwer wieder herauszukommen ist.

Q3/2013 Q4/2013 Q1/2014 Q2/2014 Q3/2014
AMD 35,5% 35,0% 35,0% 37,9% 28,4%
nVidia 64,5% 64,9% 65,0% 62,0% 71,5%

Die jetzige Entwicklung wird zudem auch nicht durch die Marktgeschehenisse und das Angebotsportfolio beider Grafikchip-Entwickler gedeckt, in welchem AMD nahezu durchgehend die besseren Preis/Leistungs-Verhältnisse aufbietet und nVidia in der Mitte des Produktportfolios ausschließlich mit "alten" Beschleunigern agiert. Zudem erfolgte der Launch der neuen GeForce GTX 970 & 980 Grafikkarten erst kurz vor Ende des dritten Quartals und kann somit diesen heftigen Sprung bei den Marktanteilen gar nicht erklären (wird aber möglicherweise zu weiteren Gewinnen von nVidia im laufenden vierten Quartal führen). nVidia ist ganz offensichtlich im Verkauf und Marketing deutlich erfolgreicher, an den Produkten und Preisen liegt es weniger bis gar nicht (je nach subjektivem Standpunkt).

Dieses Lied wird zwar schon seit einiger Zeit gesungen, bislang kam AMD jedoch noch damit davon, daß der Marktanteil "nur" auf einem niedrigen Stand blieb, anstatt gemäß der Klasse des Produktangebots zu steigen. Nun aber fällt der AMD-Marktanteil trotz gutem Produktangebot und dürfte AMD dann auch wirtschaftlich in (weitere) Schwierigkeiten bringen. An dieser Stelle angekommen, ist es nunmehr letzte Eisenbahn für AMD, das Ruder herumzureißen. Ansonsten kommt man mittel- bis langfristig wie im Prozessoren-Markt in eine Situation, in welcher die geringen Geschäftseinnahmen nicht zur Finanzierung der technologischen Weiterentwicklung ausreichen werden, womit man (vorbehaltlich außergewöhnlicher Ereignisse) regelrecht nie wieder technologische Konkurrenzfähigkeit erlangen kann.

Nachtrag vom 27. November 2014

Eine Erklärung für den Rückgang des AMD-Marktanteils bei den Grafikchips für Desktop-Grafikkarten könnte im Ende des Coin-Miningbooms liegen, welcher spätestens zur Jahresmitte 2014 einsetzte. Wenn man sich zurückerinnert, waren zum Jahresende 2013 und Jahresanfang 2014 die schnelleren AMD-Grafikkarten eben wegen dieses Miningbooms teilweise nur schwer und teilweise sogar nur zu überhöhten Preislagen zu bekommen – hier haben nicht nur Gamer, sondern vor allem auch reine Miner zugeschlagen. Dieser Boom flaute dann ab Frühling ab, mit dem Kurssturz der Bitcoins und dem endgültigen Sieg von ASIC-Minern verschwand das große Interesse an Coin-Mining mittels Grafikkarten. Natürlich hält so etwas immer noch etwas länger an als es in der Presse thematisiert wird, aber mittelfristig wird dies sicherlich für gewisse Umsatzrückgänge bei AMD gesorgt haben – möglicherweise ist dies eine Erklärung für den aktuellen Stand, welcher nVidia bei satten 71,5% Marktanteil sieht und AMD bei nur noch 28,4%.

Weshalb AMD überhaupt so deutlich in die Bredoille geraten konnte – bei den Geschäftszahlen sieht es nicht besser aus, wenn man das Konsolen-Geschäft herausrechnet – wird zudem in unserem Forum eingehend diskutiert. Dabei werden zwei Hauptproblemfelder genannt: Zum einen AMDs schwache Bindungen in den OEM-Markt, wo die großen Stückzahlen für LowCost- und LowEnd-Produkte generiert werden. Und zum anderen AMDs freundlicherweise "suboptimal" zu nennendes Image im Gamer-Bereich, welches durch weitverbreitete Vorurteile ("nVidia rules") und aber auch durch Fehler bei AMD selber verschuldet wurde. AMD steht bezüglich des Images derzeit irgendwo zwischen allen Stühlen: Für die Gamer nicht nerdig genug, für die OEMs nicht fundamental/klassisch genug. Wie man mit den OEMs besser zurechtkommt, dürften die Marketingprofis bei AMD selber wissen – wie man es bezüglich der Gamer besser macht, kann AMD in unserem Forum nachlesen.

Als erste Maßnahme wäre hier eine Untersuchung überlegenswert, wie man es schaffen konnte, so ein reines Software-Feature wie DSR Anti-Aliasing zu verschlafen. Ein solches würde den (mit großer Bandbreite ausgestatteten) Hawaii-Grafikkarten sicherlich gut stehen und benötigt zudem keinerlei Hardware-Voraussetzungen – aber es ist doch (leider) relativ typisch für AMD, daß man diesen Zug verschlafen hat und nun nVidia sich damit brüsten kann, Downsampling Anti-Aliasing massentauglich gemacht zu haben. Entweder fehlen bei AMD die Ideengeber, welche wirklich "Ohr an Masse" haben – oder aber die Entscheidungsträger bremsen jene Ideengeber regelmäßig aus. In jedem Fall sollte AMD versuchen, gerade bei Sachen, die ohne jede neue Hardware realisierbar sind, sehr viel mehr zu tun – neue Hardware braucht nun einmal jahrelange Entwicklung, während Software-Features innerhalb viel geringerer Zeit aus dem Boden stampfbar sind.

Nachtrag vom 28. November 2014

Neben dem gestern gesagten zu AMDs schwachem Marktanteil bei Grafikchips sowie den ebenfalls nicht wirklich guten Geschäftsergebnissen gibt es noch einen weiteren Punkt, wo AMD in der Vergangenheit völlig danebengegriffen hat: Die Aufgabe des ATI-Markennamens hat den AMD-Grafikchips nicht gut getan, denn nun wird der im CPU-Bereich vom Massenmarkt nun einmal als "nicht konkurrenzfähig" betrachtete AMD-Markenname auch im GPU-Bereich benutzt. Sicherlich war "ATI" auch nicht unbedingt eine bärenstarke Marke, aber dahinter stand eine lange Geschichte noch aus den Grafik-Anfangszeiten, zudem war ATI auch einstmals eine (extrem) große Nummer im OEM-Geschäft, war Mitte der 90er Hauslieferant aller großen PC-Hersteller.

All dies wurde ziemlich unnötigerweise aufgegeben – und dies gerade anno 2010, wo AMD im Prozessoren-Feld schon einigermaßen hinterherkrebste und Intel dagegen gerade dazu ansetzte, mit den Core-i-Prozessoren AMD vollens zu enteilen. Ob man die aktuellen Entwicklungen seinerzeit alles so hätte vorhersehenkönnen, sei dahingestellt – im Nachhinein war es in jedem Fall die falsche Entscheidung, die wenigstens solide Marke "ATI" durch die inzwischen klar als schwach anzusehende Marke "AMD" zu ersetzen. Sowohl im Massenmarkt als auch im OEM-Markt dürfte dies einiges an möglichen Umsätzen gekostet haben, die langfristigen Auswirkungen dieser Fehlentscheidung sind nun jetzt ganz offensichtlich zu sehen. Das Ruder wieder herumzureißen, wird damit nicht einfacher – denn ob nach so langer Zeit ein Wechsel zurück auf "ATI" noch Vorteile bringen könnte, steht in den Sternen.