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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im vierten Quartal 2012

Seitens der Analysten von Jon Peddie Research kommen in zwei Meldungen (No.1 & No.2) neuen Zahlen zu den Verhältnissen im Grafikchip-Markt, bezogen diesesmal auf das vierte Quartal 2012. In diesem sank der Absatz von Grafikchips allgemein stark ab, besonders aber bei den Grafikchips für Grafikkarten sowie Mobile-Module – und damit bei AMD und nVidia. Intel hingegen hielt sich mit seinen integrierten Grafiklösungen noch recht schadlos, so daß Intel am Ende sogar noch Marktanteile im Markt aller Grafikchips hinzugewann und dort mittlerweile auf 63,4% Marktanteil kommt.

Jene Zahl wäre allerdings nur beeindruckend, wenn dahinter irgendein Umsatz oder wenigstens eine gewisse Nutzung dieser Intel-Grafikchips stehen würde. Allerdings werden in der Praxis viele dieser Intel-Grafikchips letztlich nie genutzt, weil umgehend durch die Installation einer extra Grafikkarte deaktiviert (üblicherweise kommen auf einen ausgelieferten PC ca. 1,4 Grafikchips). Die übrigbleibenden Intel-Grafikchips tun dann Dienst auf Office-Systemen oder in anspruchlosen Mini-PCs, wo sich die Frage irgendeiner gearteten Grafik-Performance wahrscheinlich niemals wirklich stellt.

Trotz daß Intel nun also schon seit Jahren weit mehr Grafikchips absetzt als AMD und nVidia zusammen, gibt es nach wie vor keine beachtbare Nutzer-Gemeinde von Intel-Grafikchips – womit die Deutungsmacht von Intel im Grafikchip-Bereich trotz der scheinbaren Marktführerschaft nach wie vor nahe des Nullpunkts liegt. Diese Frage entscheiden allein AMD und nVidia, nachdem alle früheren Mitbewerber aus dem Markt geschieden sind oder sich in der Bedeutungslosigkeit verloren haben. Richtig interessant ist somit allein die Statistik der "echten" Grafikchips, wobei Jon Peddie Research hierzu nur eine Statistik der verkauften Grafikchips für Desktop-Grafikkarten zu bieten haben:

Wie gesagt haben die Verkäufe an echten Grafikchips im vierten Quartal 2012 besonders stark gelitten: So fielen die Stückzahlen-Absätze von Grafikchips für Desktop-Grafikkarten gegenüber dem Vorquartal um satte 17,3%, gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 10%. Das Marktanteils-Verhältnis zwischen AMD und nVidia verschob sich dabei erneut zugunsten von nVidia: Von 35,7% zu 64,0% im dritten Quartal 2012 auf nunmehr 34,3% zu 65,7% im vierten Quartal 2012. Dies sieht zwar zuerst nach keiner so großen Änderung aus, führt aber dazu, daß nVidia rein stückzahlen-technisch inzwischen nahezu die doppelte Anzahl an Grafikchips für Desktop-Grafikkarten verkauft: 4,98 Millionen für AMD gegenüber 9,53 Millionen für nVidia waren im vierten Quartal 2012.

Zudem spricht der Trend nun wieder klar zugunsten von nVidia, welche das zweite Quartal in Folge klar hinzugewinnen und AMDs Mitte des Jahres 2012 durchaus realistische Chance auf einen Gleichstand in diesem Teilmarkt somit effektiv vereitelt haben. Eine richtige Erklärung für dieses Marktgeschehen ist allerdings kaum zu liefern – allenfalls, daß im vierten Quartal 2012 die nVidia-Neuvorstellungen des letzten Herbst in Form von GeForce GTX 660 Ti, GeForce GTX 660 und GeForce GTX 650 Ti umsatzwirksam geworden sind. Dagegen steht allerdings, daß AMD in den betreffenden Marktsegmenten schon seit dem Frühjahr 2012 zugkräftige 28nm-Angebote stehen hat, welche auch vom Preis/Leistungs-Verhältnis meistens auf Augenhöhe oder etwas besser als die nVidia-Angebote liegen.

Der Grafikkarten-Markt ignoriert also ganz offensichtlich größtenteils die (mindestens) gleichwertigen AMD-Angebote – und kauft am Ende doch nVidia. Sicherlich kann sich nVidia angesichts dieser Kundentreue glücklich schätzen, allerdings ist dies eine für den Wettbewerb doch eher unerfreuliche Situation, denn AMD wird für seine die letzten Jahre über durchgehend gleichwertigen Angebote nicht entsprechend belohnt. Seit der Radeon HD 3000 Generation hat man sich bei AMD keinen Durchhänger mehr geleistet, war immer gut mit dabei, hatte meistens sogar die besseren Preis/Leistungs-Verhältnisse zu bieten – daß man bei AMD angesichts des dafür herausgekommenen unterdurchschnittlichen Erfolgs frustiert ist, wäre überhaupt nicht verwunderlich.

Davon ausgehend ist es durchaus möglich, daß AMDs Entscheidung zur Verschiebung der eigentlich für den Jahresanfang 2013 geplanten Radeon HD 8000 Serie in das vierte Quartal 2013 mit dieser unbefriedigenden Absatzsituation zusammenhängt. Denn wenn man ganz offensichtlich durch gleichwertige Produkte, die noch dazu teilweise deutlich früher im Markt als die nVidia-Counterparts standen, keine Absatz-Parität erreicht – dann bleibt AMD ja fast nur der Tritt auf die Kostenbremse inklusive des Hochhaltens der aktuellen Grafikkarten-Generation zu den aktuellen Preislagen.

Von nVidia ist derzeit auch kein Ausnutzen dieser AMD-Zurückhaltung zu erwarten, weil derzeit jeder Hersteller im PC-Geschäft ein allgemein zurückgehendes Geschäft sieht oder aber jenes erwartet – und daher ausgerechnet jetzt kaum irgendwelche Preiskämpfe anfangen wird. Gut möglich, daß AMD und nVidia versuchen werden, die aktuelle Preissituation bestmöglich obenzuhalten und an Umsatz & Gewinn mitzunehmen, was irgendwie geht – um sich finanziell für eine mögliche weitere Verschlechterung des PC-Geschäfts zu wappnen, bei AMD insbesondere auch in Bezug auf die angeschlagene Prozessoren-Sparte des Unternehmens. Echter Wettbewerb sieht natürlich anders aus – und ist aus dieser Warte im Grafikkarten-Geschäft vor dem vierten Quartal 2013 wohl auch nicht zu erwarten.