Im Rahmen der CES hat AMD einen bunten Strauß neuer PC-Produkte offiziell gemacht, wobei jene in AMDs offizieller CES-Show (auf YouTube) bestenfalls angeschnitten wurden. Dort wurde wie erwartet eher auf dem Thema "AI" herumgeritten, die konkreten Daten zu den neuen Produkten gab es dann nur mittels Pressemitteilung. Möglicherweise das wichtigste neue Produkt ist die für den 31. Januar angesetzte Ryzen 8000G Serie an Desktop-APUs, womit es endlich wieder neue Desktop-APUs von AMD gibt (nachdem die Ryzen 6000G Serie letztlich nie erschienen ist). Mittels dem Unterbau von Zen 4 sowie RDNA3 mit bis zu 12 Shader-Clustern hat AMD sicherlich ein sowohl CPU- als auch GPU-seitig sehr potentes Produkt für den Markt an Mainstream-Prozessoren mit integrierter Grafiklösung zur Verfügung. Auf der Grafik-Power reitete AMD dann auch gern herum mit seinen eigenen Vergleichen gegenüber der (mageren) iGPU eines Core i7-14700K sowie gegenüber einer GeForce GTX 1650 Desktop-Grafikkarte aus nVidias Turing-Generation.

AMD-eigene Benchmarks Core i7-14700K vs Ryzen 5 8600G vs Ryzen 7 8700G

AMD-eigene Benchmarks GeForce GTX 1650 vs Radeon 780M

Letzterer Vergleich dürfte natürlich eher zielführend sein und kommt auch gut dahin, wo man die sich wiederum "Radeon 780M" nennende iGPU des Ryzen 7 8700G einordnen würde (der iGPU-Name ist irritierenderweise gleich zum Mobile-Segment bzw. trägt den "M"-Suffix, obwohl es sich hierbei um Desktop-Produkte handelt). Genauer müssen dass dann sowieso die unabhängigen Hardware-Tester am Launchtag ermitteln, Hersteller-eigene Benchmarks sind insbesondere in so einem Feld gern einmal etwas eingefärbt. Zu beachten wäre, dass der Ryzen 5 8600G eine klar kleinere iGPU mit nur 8 Shader-Clustern trägt und dass die beiden kleineren Modelle Ryzen 5 8500G sowie Ryzen 3 8300G auf Phoenix2-Basis daherkommen, somit teilweise Zen4c-Kerne tragen und in jedem Fall nur eine iGPU mit 4 Shader-Clustern bieten. Wirklich wertbar als potente iGPU sind somit nur die beiden größeren Modelle, Ryzen 5 8600G und Ryzen 7 8700G.

Zum gleichen Zeitpunkt am 31. Januar wird AMD auch vier Programm-Ergänzungen für das Zen-3-Portfolio in den Markt entlassen: Ryzen 5 5500GT & Ryzen 5 5600GT sind neue APUs in Ersatz und Ergänzung des Ryzen 5 5600G. Der Ryzen 7 5700 ist die non-X-Variante zum Ryzen 7 5700X bzw. genauso auch wie eine Retail-Ausführung des nur im OEM-Segment erhältlichen Ryzen 7 5800. Und letztlich ist der Ryzen 7 5700X3D eine Takt-reduzierte Variante des Ryzen 7 5800X3D, könnte somit angesichts des bekannten Verkaufserfolgs dieses allerersten X3D-Prozessors durchaus auf Interesse stoßen. Problematisch bei allen neuen Modellen ist allerdings der jeweils angesetzte Listenpreis: Trotz dass jener schon deutlich unterhalb der Listenpreise der originalen Zen-3-Modelle liegt, dürfte es kaum reichen, dass hierbei im Markt ein tatsächlicher Preisvorteil zugunsten der neuen Modelle entsteht.

So hat der Ryzen 7 5700 einen Listenpreis von 175 Dollar, ist somit für ca. 190 Euro Straßenpreis zu erwarten – während der Ryzen 7 5700X derzeit bereits für ab 169 Euro erhältlich ist. Genauso ist es beim Ryzen 5 5600GT, welcher mit 140 Dollar Listenpreis antritt, was in einem Straßenpreis von ca. 150 Euro resultieren sollte – und der nur minimal taktschwächere Ryzen 5 5600G derzeit schon ab 118 Euro zu haben ist, was gerade in diesem Preissegment einen deutlichen Unterschied darstellt. Allein der Ryzen 7 5700X3D hat eine gewisse Chance auf einen besseren Straßenpreis als der Ryzen 7 5800X3D: Das bekannte X3D-Modell ist derzeit ab 292 Euro zu haben, während der Listenpreis von 249 Dollar des Ryzen 7 5700X3D in einem Straßenpreis von ca. 270 Euro resultieren sollte. Sicherlich werden sich diese Unterschiede mit der Zeit abschleifen und könnten die neuen Modelle irgendwann einmal ihren sinnvollen Platz im Preisgefüge einnehmen. Aber für den Anfang ist zu befürchten, dass die älteren Zen-3-Modelle mit ihren niedrigen Straßenpreisen oftmals besser liegen.

Und letztlich wird AMD am 24. Januar noch die Radeon RX 7600 XT als Programmergänzung des aktuellen RDNA3-basierten Grafikkarten-Portfolios herausbringen. Nachdem zu dieser Karte vorab sehr verschiedene technische Auslegungen gehandelt wurden, ist es nunmehr die einfachstmögliche Variante geworden: Navi 33 im Vollausbau, somit wie die Radeon RX 7600 non-XT, allerdings mit etwas mehr Takt und TDP sowie verdoppeltem Speicher. Konkret geht der Game-Clock von 2250 auf 2470 MHz nach oben, der Boost-Clock von 2625 auf 2760 MHz (+9,8% bzw. +5,1%). Zugleich steigt die TDP von 165 auf 190 Watt recht kräftig (+8,6%), wovon sich der verdoppelte Speicher bekannterweise nur ein paar wenige Watt nimmt – der Rest geht zum Grafikchip zugunsten höherer Real-Taktraten. Demzufolge kann man die Radeon RX 7600 XT durchaus als besser getaktete Version der Radeon RX 7600 non-XT bezeichnen, es ist somit nicht nur der Effekt des verdoppelten Speichers.

AMD-eigene Benchmarks GeForce RTX 2060 6GB vs Radeon RX 7600 vs Radeon RX 7600 XT

AMDs eigene Benchmarks gegen Radeon RX 7600 und eine GeForce RTX 2060 mit nur 6 GB VRAM sind aber natürlich explizit darauf angelegt, die 16GB-Lösung Radeon RX 7600 XT bestmöglich aussehen zu lassen – womit sicherlich mit den Bildqualitäts-Optionen so lange gespielt wurde, bis das neue Modell am hellsten glänzte. Die von AMD grob ermittelten +13% Performance-Gewinn zwischen Radeon RX 7600 und 7600 XT (ohne offensichtlich VRAM-limitierten Benchmarks) erscheinen vergleichsweise hoch nur für etwas mehr Taktrate & TDP. Allerdings könnte hier auch mit hineinspielen, dass auf mehr VRAM nach Anbindungs-Nachteil der Radeon RX 7600 Serie nachlässt, welche bekannterweise mit nur 8 Lanes PCI Express 4.0 daherkommt. Dies sind zwar nur wenige Prozentpunkte, dies auf die Taktraten- und TDP-Erhöhung oben drauf gerechnet ist dann aber eventuell doch eine knapp zweistellige Mehrperformance gegenüber der Radeon RX 7600 non-XT denkbar.

Preislich ist AMD mit einem Mehrpreis von 60 Dollar zwar gnädiger als es nVidia im Fall der GeForce RTX 4060 Ti war, wirklich passend ist dies allerdings dennoch nicht. Denn der hier angesetzte Mehrspeicher kostet letztlich nur ein paar Dollar, eine günstigere Kalkulation wäre wohl möglich. Dass es auch ein bißchen Mehrperformance mit der Radeon RX 7600 XT gibt, darf nicht den ausschlaggebenden Punkt für diesen Mehrpreis geben, dies ist einfach bessere Produkt-Differenzierung. Letztlich ist die Radeon RX 7600 XT somit für nicht unter 350 Euro im Handel zu erwarten (gut 80 Euro oberhalb der besten Preise zur non-XT-Ausführung), was für eine Mainstream-Lösung dieses Performance-Niveaus einfach zu viel ist – Mehrspeicher hin & her. AMD sollte es eigentlich besser wissen, denn im selben Preisbereich verkauft man höchstselbst die Radeon RX 6700 XT mit gutklassiger VRAM-Ausstattung von 12 GB und voraussichtlich um die +15-20% Mehrperformance zur Radeon RX 7600 XT.