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Wieviel verlieren neue Grafikkarten auf älteren Prozessoren?

Von Hardware Unboxed kommt ein feiner Artikel, welcher die Leistungskraft von Radeon RX 480 und GeForce GTX 1060 auf älteren Prozessoren bzw. den damit entstehenden Performanceverlust beleuchtet. Dies ist insbesondere im Midrange-Segment eine sicherlich häufiger anzutreffende Situation, das man ein älteres System mit früher einmal leistungsfähiger CPU schlicht nur mit einer neuen Midrange-Grafikkarte aufrüsten will, da die CPU-Entwicklung über die letzten Jahre eher langsam war und es damit auf CPU-Seite keinen klar ersichtlichen Aufrüstungsbedarf gibt. Trotzdem sind moderne CPUs über die Summe der jährlichen CPU-Generationen natürlich klar schneller als frühere gebräuchliche CPUs geworden – wie die von Hardware Unboxed zum Test ausgewählten Phenom II X4 955 (K10, 4C, 3.2 GHz) und Core i5-750 (Nehalem, 4C, 2.66/3.2 GHz), welche sich gegen einen auf 4.5 GHz übertakteten Core i7-6700K (Skylake, 4C+HT, @ 4.5 GHz) behaupten müssen.

Die hierzu unter 9 Spieletests unter der FullHD-Auflösung bei maximaler Bildqualität aufgelaufenen Ergebnisse gehen ziemlich kunterbunt durch den Gemüsegarten: Manche Spiele reagieren so gut wie gar nicht auf die schwächeren CPUs (Star Wars: Battlefront & The Division) und sind demzufolge in höchstem Maße Grafikkarten-limitiert. Andere Spiele zeigen sehr erhebliche Performance-Differenzen bis hin sogar zur Performance-Halbierung (ARMA 3). Hier schlägt dann teilweise eine deutliche CPU-Limitierung durch, welche sogar in der Lage ist, die ansonsten übliche Performance-Differenz zwischen Radeon RX 480 und GeForce GTX 1060 einzudimmen. Dazwischen sind aber auch alle Abstufungen vorhanden, so daß man keine allgemeingültige Regel aufstellen kann, wie hoch der Performanceverlust im Normalfall aussehen sollte – man kann wohl allerhöchstens Durchschnittswerte kalkulieren:

Radeon RX 480 GeForce GTX 1060
Ø-Perf. mit Core i7-6700K @ 4.5 GHz 91,6% 100%
Ø-Perf. mit Core i5-750 73,6% 80,5%
Perf-Verlust zum Core i7-6700K -19,4% -19,5%
Ø-Perf. mit Phenom II X4 955 63,0% 66,7%
Perf-Verlust zum Core i7-6700K -30,9% -33,3%

Jene sehen einen gemittelten Performanceverlust durch den Core i5-750 von 19½ Prozent – bei beiden Grafikkarten kommt bis auf 0,1% das sogar kommagenau selbe Ergebnis heraus. Dies ist eigentlich noch eine gut gangbare Größe, weil 20% das Kraut noch nicht fett machen – hinzu kommt, das der Core i5-750 eine vernünftige Overclocking-CPU ist, welche sich gern von 2.66/3.2 auf 3.8 GHz (und nicht selten auch mehr) treiben läßt. Hochgezogen auf solcherart Taktraten sollte die Performance-Differenz dann viel kleiner ausfallen, womöglich schon im klar einstelligen Prozentbereich landen. Leider ist dieser Schleichweg nur noch bei den Nehalem-Modellen möglich, bei späteren Prozessoren hatte Intel dann die Busübertaktung grundsätzlich gesperrt und sind dann wirklich nur noch die K-Modelle übertaktbar.

Beim Einsatz des Phenom II X4 955 verliert man gemittelt sehr viel deutlichere 31-33 Prozentpunkte, das ist dann schon eine ganze Dimension – gerade da es manchmal wie gesagt in Richtung einer Performance-Halbierung geht. Zudem läßt sich aus diesem früheren AMD-Prozessor mittels Übertaktung auch nicht wesentlich mehr herausholen (üblicherweise 3.6 GHz), der Prozessor gehörte schon zu den taktstärksten Modellen in einer generell nicht gerade übertaktungsfreudigen CPU-Serie. Regulär gesehen sind Radeon RX 480 und GeForce GTX 1060 für einen solchen Prozessor eigentlich schon übertrieben, sprich wäre eine etwas kleinere Grafikkarte effektiver beim Ausnutzen der begrenzten CPU-Power dieses Prozessors. Nominell gut geeignet wäre hier eine Radeon RX 470 – auf nVidia-Seite fehlt ein passendes Modell in diesem konkreten Fall, da die GeForce GTX 1060 3GB wegen ihres Speichermangels eine zweifelhafte Geschichte darstellt und die nächstkleinere GeForce GTX 1050 Ti eben nicht nur etwas, sondern gleich sehr viel langsamer ist.

Dennoch kann man durchaus eine Radeon RX 480 oder GeForce GTX 1060 erwerben, wenn man über einen Phenom II X4 955 bzw. eine ähnliche CPU verfügt – sofern man hiermit den halben Weg zu einer späteren CPU-Aufrüstung gehen will. Dann erwirbt man zuerst die neue Grafikkarte auf weiterhin alter CPU – und legt sich später das neue Grundsystem mit neuer CPU zu, welches dann die neue Grafikkarte nochmals beschleunigt. Allein nur, wenn man wirklich mit Radeon RX 480 oder GeForce GTX 1060 auf einem Phenom II X4 955 überleben wollte, dann ist dies eine ungünstige Kombination, welche man besser vermeiden sollte. Dies gilt natürlich auch für alle noch schnelleren Grafikkarten, die dann (überdeutlich) nach moderneren Prozessoren schreien.