Auswertung & Fazit

Sonntag, 31. Januar 2010
 / von Leonidas & TechNickel
 

Im Gesamtbild war das Ergebnis dieses Artikels natürlich vorgezeichnet – und zwar schon lange bevor überhaupt der erste Benchmark absolviert und der erste Federstrich getan wurde. Schließlich hat die Radeon HD 5870 nicht nur im September letzten Jahres eindrucksvoll debütiert, sondern vor allem hat nVidia bis dato keinerlei Antwort auf diese Karte gefunden. Und damit ist nicht nur das Fehlen des GF100-Chips gemeint, sondern vor allem die Preissituation von GeForce GTX 285 & 295 – nVidia hat an deren Preis gar nichts geändert, womit diese Karten logischerweise keinerlei Chance gegenüber der Radeon HD 5870 haben.

Da dies also von Anfang an klar war, bleibt Platz für ein paar (scheinbar) nebensächliche Betrachtungen abseits des ansonsten unabstreitbaren Testsiegs der Sapphire Radeon HD 5870. Zu nennen wäre hier erstmal der Punkt der allgemeinen Performance, welche laut unseren Benchmarks grob auf der Höhe der Zotac GeForce GTX 295 liegt – was ja schon einmal aller Ehren wert ist, denn letztere baut schließlich gleich auf zwei GT200b-Chips auf. Interessant sind hierzu natürlich auch die exakten Performanceabstände, welche folgendermaßen aussehen:

(alle Werte) GeForce GTX 285 GeForce GTX 295 Radeon HD 5870
1680x1050 4xAA
(8 Werte)
100% +41,1% +26,1%
1680x1050 8xAA
(5 Werte)
100% +48,8% +38,9%
1920x1200 4xAA
(9 Werte)
100% +38,3% +25,2%
1920x1200 8xAA
(5 Werte)
100% +46,2% +48,3%

Allerdings sind diese Zahlen reichlich trügerisch – nicht nur, daß die Wertebasis nicht überall exakt dieselbe ist, vor allem aber sind hier viel zu viele Benchmarks enthalten, wo die Frameraten durchgehend überhalb von 60 fps liegen oder alternativ ein größeres CPU-Limit vorliegt. Dies ist aber unserer Meinung nach nicht besonders zielführend bei der Beurteilung der Frage, welche von beiden Grafikkarten wohl den längeren Atem in neueren und performancefressenderen Spiele-Engines haben wird. Dafür sollte man nur diese Benchmarks mit einrechnen, welche schon jetzt einen reichlichen Leistungsbedarf haben, was nachfolgende Zahlen ergibt:

(nur interessante Werte) GeForce GTX 285 GeForce GTX 295 Radeon HD 5870
1680x1050 4xAA
(4 Werte)
100% +51,9% +45,7%
1680x1050 8xAA
(3 Werte)
100% +46,7% +53,9%
1920x1200 4xAA
(4 Werte)
100% +52,2% +49,1%
1920x1200 8xAA
(3 Werte)
100% +40,8% +58,7%

Hier trennt sich dann die Spreu vom Weizen und die Radeon HD 5870 weist klar nach, daß sie nicht nur mit der GeForce GTX 295 mithalten kann, sondern daß deren Rückstand unter 4x Anti-Aliasing in den relevanten (weil langsamen) Benchmarks wirklich nur wenige Prozentpunkte beträgt, während die ATI-Lösung unter 8x Anti-Aliasing doch einige Vorteile bietet. Es bleibt natürlich beim Gesamtbild, daß GeForce GTX 295 und Radeon HD 5870 grob gesehen dieselbe Performance bieten, allerdings bringt uns diese genauere Ergebnisanalyse zur Erkenntnis, daß die Nuancen auch bei der reinen Performance für die Radeon HD 5870 sprechen.

Aufgrund der grob gleichen Performance zur GeForce GTX 295 gleicht sich die Spielbarkeits-Statistik zur Radeon HD 5870 in den neun von uns getesteten Spielen ziemlich, wohingegen zur GeForce GTX 285 doch erhebliche Unterschiede existieren. Hierbei zeigt sich auch mal abseits der blanken Benchmarkzahlen der reale Vorteil der Radeon HD 5870 (und auch der GeForce GTX 295):

weitgehende Spielbarkeit sorgenfreie Performance
Radeon HD 5870 1680x1050 4xAA: 8 von 8 Tests
1680x1050 8xAA: 5 von 5 Tests
1920x1200 4xAA: 8 von 9 Tests
1920x1200 8xAA: 4 von 5 Tests
insgesamt 25 von 27 Tests (93%)
1680x1050 4xAA: 6 von 8 Tests
1680x1050 8xAA: 4 von 5 Tests
1920x1200 4xAA: 7 von 9 Tests
1920x1200 8xAA: 4 von 5 Tests
insgesamt 21 von 27 Tests (78%)
GeForce GTX 295 1680x1050 4xAA: 8 von 8 Tests
1680x1050 8xAA: 5 von 5 Tests
1920x1200 4xAA: 9 von 9 Tests
1920x1200 8xAA: 3 von 5 Tests
insgesamt 25 von 27 Tests (93%)
1680x1050 4xAA: 6 von 8 Tests
1680x1050 8xAA: 3 von 5 Tests
1920x1200 4xAA: 7 von 9 Tests
1920x1200 8xAA: 3 von 5 Tests
insgesamt 19 von 27 Tests (70%)
GeForce GTX 285 1680x1050 4xAA: 6 von 8 Tests
1680x1050 8xAA: 3 von 5 Tests
1920x1200 4xAA: 6 von 9 Tests
1920x1200 8xAA: 3 von 5 Tests
insgesamt 18 von 27 Tests (67%)
1680x1050 4xAA: 5 von 8 Tests
1680x1050 8xAA: 3 von 5 Tests
1920x1200 4xAA: 6 von 9 Tests
1920x1200 8xAA: 3 von 5 Tests
insgesamt 17 von 27 Tests (63%)

Hier ist schon ein klarer Unterschied zugunsten von Radeon HD 5870 und GeForce GTX 295 zu erkennen, währenddessen die GeForce GTX 285 trotz ihres nun nicht lange zurückliegendem HighEnd-Status in inzwischen einigen Spielen keine vollständig befriedigenden Frameraten mehr abliefern kann. Gerade unter HighEnd-Käufern erwartet man natürlich eine vor allem durchgehend erstklassige Performance – und diesem Anforderungsprofil kommt die Radeon HD 5870 sicherlich am nächsten, wiederum dicht gefolgt von der GeForce GTX 295.

Nachdem also der Abschnitt der reinen Performance wirklich gut für die Radeon HD 5870 gelaufen ist, enttäuscht das Kapitel Supersampling Anti-Aliasing weitestgehend. Sicherlich war dort, wo Supersampling Anti-Aliasing zum laufen zu bringen war, durchgehend auch die Performance für dieses Feature vorhanden – aber das eigentliche Problem ist, daß es schlicht unter zu wenigen Spielen läuft. In unserem Fall, wo dies mit jedem der neuen Testspiele versucht wurde, waren es nur 4 von 9 Spiele – wenn man da noch abzieht, daß es in zwei Spielen nur unter dem Wechsel zurück auf Windows XP lief, dann sind es gar nur 2 von 9 Spiele. Dies ist klar zu wenig für ein Main-Feature und reicht nur für ein nettes Nebenbeiher-Feature.

SSAA Probleme Nutzen
Battleforge - -
Crysis: Warhead * - -
Far Cry 2 - gute Performance bis 4x SSAA, gute Nutzung der überschüssigen Performance unter MSAA
Flight Simulator X Zurückschalten auf Windows XP notwendig; geringere Bildqualität durch DirectX9-Modus gute Performance bis 4x SSAA
GTA 4 - -
H.A.W.X. Zurückschalten auf Windows XP notwendig; geringere Bildqualität durch DirectX9-Modus gute Performance bis 8x SSAA, gute Nutzung der überschüssigen Performance unter MSAA
Resident Evil 5 - gute Performance bis teilweise 8x SSAA, gute Nutzung der überschüssigen Performance unter MSAA
Stalker: Clear Sky - -
Warhammer: Dawn of War 2 * - -
* Update: Hier irrten wir: Wie sich in der Diskussion zum Artikel ergab, funktioniert Supersampling Anti-Aliasing mit der Radeon HD 5870 tatsächlich auch unter Crysis Warhead und Dawn of War 2

Damit verliert der RV870-Chip aber auch wieder einiges von seiner Strahlkraft, denn ohne Supersampling Anti-Aliasing als durchgängig nutzbares Feature sind die Fortschritte in Punkto Bildqualität dann doch wieder mager: Es wurde gerade einmal der anisotrope Filter auf das ungefähre Niveau von nVidias Standard-Modus angehoben. Auch hier hätte man mehr tun können, denn nVidias "HighQuality"-Modus bietet nach wie vor eine etwas bessere Bildqualität (besonders in Bezug auf die Flimmerneigung von Texturen) und kostet dafür nicht besonders viel an Performance.

ATI sollte unserer Meinung nach die begonnene Arbeit in die Richtung einer höheren Bildqualität unbedingt intensivieren und sich nicht damit zufriedengeben, beim anisotropen Filter das Standard-Niveau von nVidia erreicht zu haben und mit dem Supersampling Anti-Aliasing ein nettes Gimmick zu bieten, was aber mehr verspricht als es in der Praxis halten kann. Wichtig für den Konsumenten ist eben nicht nur die pure Existenz von Features, sondern auch deren problemlose Nutzbarkeit im Alltagseinsatz – etwas, was man zu ATIs Supersampling Anti-Aliasing derzeit kaum behaupten kann.

Sicherlich ist ATI hier erst einmal an die Spezifikationen von DirectX 10/11 gebunden, welche unter diesen 3D-Schnittstellen ein Forcieren von AA-Modi per Treiber untersagen. Allerdings hindert niemand ATI daran, intensiv mit den Spieleentwicklern zusammenzuarbeiten, auf daß diese ATIs neues Anti-Aliasing direkt aus ihren Spielen heraus aktivieren können – hierbei könnte man auch eventuelle technische Probleme beim Einsatz von Supersampling Anti-Aliasing unter diversen Spielen gleich an der Quelle beheben. Bislang ist uns aber keine Initiative in diese Richtung hin bekannt.

Damit bleibt die Chance für nVidia offen, ohne besonders großen Aufwand mit dem GF100-Chip nicht nur bei der Performance (was zu erwarten ist), sondern auch bei der Bildqualität wieder an ATI vorbeizuziehen. Und man kann sicherlich nicht oft genug betonen, wie wichtig die Frage der Steigerung der Bildqualität im HighEnd-Bereich ist – denn Performance-technisch nähern wir uns rapide dem Punkt an, wo es kaum noch Spiele gibt, die moderne HighEnd-Grafikkarten noch wirklich unter Druck setzen können. Sollte dieser Punkt einmal vollständig erreicht werden, zählt dann wirklich nur noch die Bildqualität – und in dieser Frage ist der RV870-Chip zwar derzeit noch konkurrenzfähig, aber nicht besonders zukunftsweisend. Die von uns anfangs vorgelegte Zielsetzung dieses Tests der Investition von überschüssiger Performance in eine höhere Bildqualität kann die Radeon HD 5870 aber leider nicht erfüllen – in diesem Punkt ist die Karte klar enttäuschend.

Während also in dieser Frage ein gewisses Maß an Kritik gegenüber ATI – verbunden mit der Aufforderung, es möglichst schnell besser zu machen – angebracht ist, kann man sonst eigentlich nichts an der Radeon HD 5870 und dem RV870-Chip aussetzen: Die früher klar führende DualChip-Grafikkarte GeForce GTX 295 wird laut unseren Messungen durch ATIs neues SingleChip-Modell sogar leicht geschlagen, man liefert über die bessere 8xAA-Performance das insgesamt rundere Performancebild ab und der neue anisotrope Filter ist nunmehr gleichwertig zum Standard-Filter von nVidia. Hinzu kommen die klaren Vorteile bei der Verlustleistung, sowohl beim Idle- als auch dem Lastverbrauch.

Daß ATI dann sogar noch das klar bessere Preis/Leistungsverhältnis innehat, weil nVidia die Preise seiner HighEnd-Modelle nach dem RV870-Launch nicht entsprechend abgesenkt hat, macht natürlich jedes Nachdenken über die Frage nach dem Testsieger überflüssig: Die Radeon HD 5870 ist natürlich diese Karte, welche derzeit im Preisbereich zwischen 300 und 400 Euro das klar beste Angebot darstellt. GeForce GTX 285 & 295 werden in nahezu allen Punkten geschlagen und sind vor allem auch wegen ihrer nach wie vor hohen (inzwischen zu hohen) Preislage keine Empfehlung mehr wert.

Was natürlich nicht an den im Test befindlichen Zotac-Karten liegt, welche ihre Sache im Rahmen ihrer Möglichkeiten hervorragend gemacht haben. Gleiches gilt für die Sapphire Radeon HD 5870, welche eine solide Lösung auf Basis des ATI-Referenzdesigns darstellt. Alle drei Testkarten liefen problemlos und konnten somit perfekt aufzeigen, was die jeweils verbauten Grafikchips maximal leisten können.