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Zen 3 "Milan" kommt laut AMD-Folien mit +15% IPC-Gewinn und +20% insgesamter Mehrperformance

Hardwareluxx haben aus OEM-Kreisen einige AMD-Präsentationsfolien zu den kommenden "Epyc" Server-Prozessoren der Generationen "Zen 3" (Server-Codename "Milan") sowie "Zen 4" (Server-Codename "Genoa") erhalten und zitieren nunmehr daraus, wenngleich die Originale nicht veröffentlich werden können. Zum Teil werden dabei bereits länger bekannte technische Details (Wegfall des CCX, 32 MB Level3-Cache pro CCD) nochmals bestätigt, daneben werden aber auch (von AMD stammende) Performance-Aussagen zu Zen 3 ("Milan") offeriert. Interessanterweise entsprechen die hierbei getroffenenen Performance-Aussagen ziemlich gut einem früheren Leak seitens AdoredTV – welcher seinerzeit natürlich nicht belegt werden konnte, was hiermit also nachgeholt wird. Die neuen Angaben von Hardwareluxx sind dabei etwas detaillierter und es läßt sich anhand der Differenz zwischen IPC und insgesamter Mehrperformance auch herauslesen, wie hoch der Anteil höherer Taktraten (ca. +5%) am "Gesamtwerk" ist.

Zen 3 ("Milan") Performance-Angaben gegenüber Zen 2 ("Rome"):
+15% IPC bei Integer-Workloads
bis zu 32C: +20% Singlethread- sowie +20% Multithread-Mehrperformance
oberhalb von 32C: +10-15% Mehrperformance

Quelle:  bei Hardwareluxx vorliegende AMD-Präsentationsfolien zu Milan & Genoa

Alle Performance-Aussagen sind natürlich eigentlich nur auf Server-Prozessoren bezogen, lassen sich aber dennoch mit geringen Abweichungen für den Desktop-Bereich und dort die anstehenden "Vermeer"-basierten Ryzen-Prozessoren applizieren. Der Punkt des etwas zurückgehenden Performancegewinns oberhalb von 32 CPU-Kernen ist schließlich für die normale Desktop-Riege nicht von Belang, allenfalls fehlt eine explizite Angabe zur FPU-Performance von Zen 3. Sollte jene deutlich abweichend von den genannten Integer-Zahlen ausfallen, könnte sich die Mehrperformance von Vermeer gegenüber Matisse noch etwas verschieben. Falls die Differenz zwischen FPU- und Integer-Performancegewinn jedoch eher gering ausfällt, kann man die genannten Performance-Werte für Server-Prozessoren fast 1:1 auch für den Desktop-Bereich übernehmen – im groben Maßstab wären AMDs nächste Desktop-Prozessoren also genau mit diesem 20%igen Performancesprung zu erwarten.

    AMD "Zen 3"

  • Codenamen "Vermeer" (Desktop), "Genesis Peak" (HEDT), "Milan" (Server) & "Cezanne" (APU, eigenes Die)
  • 7nm Fertigung von TSMC
  • maximal 9-Die-MCM mit 8 Core-Chiplets & einem I/O-Chiplet bei den Server-Modellen = wie bei Zen 2
  • maximal 64 CPU-Kerne mit 128 CPU-Threads (SMT2) pro Sockel = wie bei Zen 2
  • ein Core-Chiplet besteht aus 8 CPU-Kernen samt 32 MB Level3-Cache
  • ein Core-Chiplet wird allerdings nicht mehr in zwei CCX aufgetrennt (damit ungeteilter L3-Zugriff über das komplette Core-Chiplet)
  • IPC-Zuwachs von +15% (Integer) gegenüber Zen 2
  • nur geringfügiger Taktraten-Zugewinn gegenüber Zen 2
  • insgesamte Integer-Mehrperformance ca. +20% gegenüber Zen 2 (oberhalb 32C nur +10-15%)
  • Unterstützung von DDR4-Speicher (maximal 8-Kanal-Interface) und PCI Express 4.0 = wie bei Zen 2
  • maximal 225 Watt TDP bei den Server-Modellen
  • Sockel AM4 (Desktop), sTRX4 (HEDT) & SP3 (Server) = wie bei Zen 2
  • Verkaufsnamen vermutlich "Ryzen 4000" (Desktop), "Ryzen Threadripper 4000" (HEDT), "Epyc 7xx3" (Server) & "Ryzen 5000 U/H/G" (APU, 2021)
  • (erfolgreicher) Tape-Out zum Anfang Q2/2019
  • Release (AMD-bestätigt) noch vor Jahresende 2020

Im Performance-Wettstreit mit AMD wäre dies ein hartes Brot, welches Intel somit zu knabbern hätte. Intel hatte zuletzt mittels der Ice-Lake-Generationen einen exzellenten IPC-Hinzugewinn zu vermelden, konnte selbigen bei Ice Lake jedoch mangels passender Taktraten nicht auf die Straße bringen, was nun jedoch mittels Tiger Lake wieder geradegebogen werden soll. Damit wäre für Intel die Chance gegeben, gegenüber AMD wieder etwas zu reißen – dies allerdings bezogen auf Zen 2. Denn wenn Zen 3 tatsächlich nochmals +20% oben drauf legt, wäre Intel rein von den vorliegenden Zahlen her wiederum zurückliegend – und braucht dann besseres als Tiger Lake, um gegenüber Zen 3 wieder schlagkräftig zu werden bzw. nachfolgend auch noch Zen 4 begegnen zu können.

Allerdings steht da so schnell nichts an, die nächste Desktop-Generation "Rocket Lake" mit mutmaßlicher Tiger-Lake-Abstammung scheint gemäß derzeitigem Wissenstand als vernünftig gelungen, bringt aber auch nur maximal 8 CPU-Kerne mit sich und ist damit in ihren Auswirkung etwas limitiert. Und danach steht für Intel das Warten auf Ende 2021 an, wenn "Alder Lake" mit neuer Kern-Basis antreten wird. Doch selbst wenn Intel bei Alder Lake dann IPC- und Taktraten-Zugewinn vereinen kann, sehen maximal 16 CPU-Kerne, wovon nur 8 große CPU-Kerne sind und die anderen 8 eine Atom-Abstammung haben, noch nicht derart aus, als könnte man damit AMD wirklich breitflächig unter Druck setzen. Die Zeit wird zeigen müssen, ob diese Vorab-Einschätzung vielleicht zu skeptisch gegenüber Intel war. Aber es ist halt derzeit Intel, welche liefern müssen bzw. derzeit AMD hinterherrennen – während AMD seine Roadmap durchzieht und Jahr für Jahr neue, gute Zen-Generationen an den Start bringt.