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Umfrage-Auswertung: Wie stark ist das Interesse an HEDT-Prozessoren noch?

Mittels einer Umfrage von letztem Dezember wurde nach dem derzeit vorhandenem Interesse an HEDT-Prozessoren gefragt – eine berechtigte Frage, nachdem beide Prozessoren-Anbieter in ihrem "normalen" Consumer-Portfolio inzwischen potente Achtkerner stehen haben und in absehbarer Zukunft noch besseres bringen werden. In einer Nebenfrage wurde zudem ermittelt, in welchem Umfang die Umfrage-Teilnehmer aktuell oder früher schon einmal HEDT-Nutzer waren. Hierbei zeigte sich ein aktueller Nutzergrad von HEDT-Prozessoren von immerhin 15,4%, frühere HEDT-Nutzer bildeten weitere 8,3% und die absoluten Nichtnutzer von HEDT-Prozessoren demzufolge 76,3%. Daran gemessen ist die Zukunftsprognose für HEDT-Prozessoren nicht gerade berauschend, denn über alle Umfrage-Teilnehmer hinweg gesehen wollen zukünftig nur 8,8% auf HEDT-Prozessoren setzen, bei weiteren 21,5% ist dies noch nicht entschieden. Schon allein damit darf in Frage gestellt werden, ob der aktuelle HEDT-Nutzergrad von 15,4% zukünftig noch zu halten sein wird.

Interessant hierzu auch die Wertungen innerhalb der einzelnen Anwender-Gruppen: Logischerweise dominieren unter den Niemals-Nutzern jene, welche auch in Zukunft keine HEDT-Prozessoren einsetzen werden. Bei den früheren HEDT-Nutzern ist das Bild ausgeglichener, der dort zu sehende Anteil an Rückkehr-willigen ehemaligen HEDT-Nutzern schwankt ein wenig zwischen "hoffnungsvoll" und "noch nicht ganz überzeugend". Sehr deutlich ist dagegen die Wertung der aktuellen HEDT-Nutzer, von denen nur eine Minderheit sicher wieder HEDT-Prozessoren erstehen wird. Natürlich sind hier noch sehr viele unentschiedene Anwender dabei, aber wahrscheinlich werden angesichts dieser Zahlen nur grob die Hälfte der aktuellen HEDT-Nutzer beim nächsten CPU-Kauf zu HEDT-Modellen zurückkehren. Eingerechnet noch den Punkt, das HEDT-Prozessoren in Umfragen aus psychologischen Gründen speziell seitens der Nichtnutzer gern etwas überbewertet werden (Stichwort exklusives Produkt), sollten die realen HEDT-Verkäufe dann eigentlich noch etwas unterhalb dieses Umfrage-Ergebnisses angesiedelt sein. Damit werden HEDT-Prozessoren zukünftig eher an Zuspruch verlieren, der aktuelle Nutzergrad wird sich voraussichtlich nicht halten lassen.

Der Grund hierfür ist durchaus im offensichtlichen zu suchen: Zu Zeiten von Intels Marktdominanz (vor dem Erscheinen von AMDs Zen-basierten Prozessoren) boten die HEDT-Prozessoren immer ihren klaren Mehrwert durch mehr CPU-Kerne, da Intel diesbezüglich das Angebot von normalen Consumer-Prozessoren lange Jahre auf nur 4 CPU-Kerne beschränkte. Heuer nun stehen die Consumer-Modelle bei acht CPU-Kernen, werden noch dieses Jahr voraussichtlich bis zu 16 CPU-Kerne bei AMD (Zen 2) und bis zu 10 CPU-Kerne bei Intel (Comet Lake) erreicht. Die entsprechenden HEDT-Prozessoren bieten zwar logischerweise immer noch ein klares "Mehr" an CPU-Kernen (derzeit 32 bei AMD bzw. 18 bei Intel), aber aufgrund der hohen Anzahl an erreichten CPU-Kerne ist damit eher die Diskussion eröffnet, was dies dem Desktop-Nutzer (selbst mit hohen Performanceanforderungen) noch bringen mag. Wer nicht gerade in erheblichen Maßstab mit Workstation-Lasten zu tun hat, gewinnt heutzutage kaum etwas durch HEDT-Prozessoren – sondern handelt sich allenfalls Probleme bei der Spiele-Performance ein, denn diesbezüglich müssen die HEDT-Modelle aufgrund üblicherweise beachtbar niedrigerer Taktraten gegenüber den normalen Consumer-Prozessoren inzwischen klar zurückstecken.

HEDT-Prozessoren ziehen sich somit weiter in Nischen zurück – beispielsweise dort, wo die vielen PCI-Express-Lanes der jeweiligen HEDT-Plattformen von Interesse sind. Selbst diese Nische ist allerdings klar am Schrumfen, nachdem viele PCI-Express-Lanes (aus der CPU selber heraus) früher einmal für potente SLI/CrossFire-Systeme zu empfehlen waren, dies allerdings nach dem faktischen Ableben von SLI & CrossFire kein echtes Thema mehr ist. Für einen anziehenden Markterfolg ist ein solches Nischen-Featire zudem sowieso nicht zu gebrauchen, dies interessiert dann einfach zu wenige Nutzer – für einen anziehenden Markterfolg bräuchte man schon größere, breiter wirkende Argumente pro HEDT. Die große Zeit von HEDT-Prozessoren, wo HighEnd-Anwender zumindest diese Möglichkeit immer mit im Auge behalten haben, ist somit eher vorbei – das Angebot an normalen Consumer-Prozessoren ist inzwischen einfach zu gut geworden, der ehemals deutliche Performance-Vorsprung der HEDT-Modelle ist stark geschrumpft und teilweise sogar mit Nachteilen verbunden.

Insofern ist es nicht verwunderlich, das derzeit kaum ein großes Interesse bezüglich zukünftiger HEDT-Prozessoren zu spüren ist – es redet kaum jemand über AMDs Threadripper 3000, Intels Cascade Lake oder Intels Ice Lake X/SP als den nächsten HEDT-Projekten der Prozessoren-Entwickler. Hier schwingt sicherlich auch die Frage mit, was man damit denn wirklich besseres anbieten will: Noch mehr CPU-Kerne machen schließlich nur noch einen Bruchteil der Prozessoren-Käufer glücklich, sind selbst für viele Enthusiasten zu überkandidelt. Ein zum Consumer-Segment gleichwertiger CPU-Takt ist dagegen bauartbedingt (sowie auch bezüglich der zur Verfügung stehenden Halbleiterfertigung) eher auszuschließen. AMD und Intel können diesen Gaul sicherlich noch einige Weile reiten – aber irgendwann wird sich dann sicherlich die Frage stellen, wie man noch einen wirklich überzeugenden Mehrwert bei HEDT-Prozessoren bieten kann.