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nVidia kündigt "GeForce RTX 4070 GDDR6" mit langsamerem Speicher, angeblich gleicher Performance und gleichem Preis an

Mittels der zuletzt schon kolportierten "GeForce RTX 4070 GDDR6" hat nVidia sein RTX40-Portfolio um eine neue Grafikkarten-Variante erweitert. Die neue Karte findet sich nun auch auf der offiziellen Webseite zur RTX4070-Serie, wenngleich dort nicht als extra Modell, sondern der regulären GeForce RTX 4070 zugeschlagen. Der dortigen Spezifikations-Auflistung ist zu entnehmen, dass der einzige Unterschied in der Speichersorte liegt, die anderen Spezifikationen bezüglich Hardware-Einheiten, Taktraten und Powerlimit hingegen identisch ausfallen. Da nVidia hierbei keinen Speichertakt oder eine Datenrate notiert, fällt somit nicht weiter auf, dass die neue Karte diesbezüglich leicht beschnitten ist: Es liegen nur 20 Gbps anstatt der bei der GDDR6X-Version üblichen 21 Gbps Datenrate an. Laut bei WCCF Tech zu sehenden Benchmarks (aus vermutlich Hersteller-Kreisen) soll dies allerdings kein Problem sein:

Spiele 1440p (11) Anwendungen (3) Anmerkung
GeForce RTX 4070 GDDR6X4070 GDDR6 +0,1% +0,7% GDDR6-Version damit in beiden Tests marginal schneller als die GDDR6X-Version
gemäß den Ausführungen von WCCF Tech (vermutlich Hersteller-Benchmarks)

Gänzlich sicher kann man sich ob dieser Werte allerdings noch nicht sein, denn dass die GDDR6-Version marginal schneller als die reguläre GDDR6X-Version sein soll, war eigentlich überhaupt nicht zu erwarten. Sicherlich liegt die technische Differenz bei nur –4,8% weniger Speicherbandbreite und selbige ist keineswegs 1:1 in eine Performance-Differenz umrechenbar. Allerdings wäre wie gesagt eher ein kleiner Performance-Ausschlag nach unten hin zu erwarten gewesen für die neue GDDR6-Version. Selbige Benchmarks von WCCF Tech müssen sich demzufolge noch beweisen, sprich andere Tests sollten jene bestätigen oder wiederlegen. Dabei sollte natürlich genauestens darauf geachtet werden, dieselben Kartenversionen mit denselben Chip-Taktraten und TDPs zu testen, um angesichts der geringen erwartbaren Differenzen keine Ergebnis-Verfälschungen auf Basis dieser Faktoren einzuschleppen.

Davon abgesehen gibt es sogar eine gewisse These, wie die GeForce RTX 4070 GDDR6 selbst auf gleichen Chip-Taktraten sowie selber TDP dieselbe Performance wie ihre größere GDDR6X-Schwester erreichen könnte: Und zwar sind GDDR6X-Speicherinterfaces als Stromfresser bekannt, gut zu sehen an GeForce RTX 3070 & 3070 Ti, welche bei der Performance nur +8% auseinander liegen, beim Real-Stromverbrauch hingegen +32%. Jener Effekt mag bei "Ada Lovelace" vielleicht nicht mehr ganz so groß, vermutlich aber kaum gänzlich verschwunden sein. Und so könnte es passieren, dass die GeForce RTX 4070 GDDR6 einfach ein paar Watt Stromverbrauch beim Speicherinterface einspart, wenn jenes im GDDR6-Modus laufen darf. Jene Einsparung kann dann dem Chiptakt zu Gute kommen, welcher sich – sofern andere Grenzwerte nicht limitieren – leicht besser hochtakten wird, wenn noch TDP-Reserven hierfür zur Verfügung stehen. Auf diesem Weg wäre ein gleichartiges Performance-Ergebnis zumindest hypothetisch vorstellbar.

Jenes würde dann allerdings dennoch die Frage aufwerfen, wieso nVidia dies GeForce RTX 4070 nicht gleich von Anfang an in GDDR6-Bauform aufgelegt hat. Derzeit begründet nVidia die Auflage der GeForce RTX 4070 GDDR6 ganz offiziell mit der hohen Nachfrage – was vermutlich eher denn eine PR-Vernebelungsaktion darstellt. Die Grafikkarten-Absatzzahlen sind derzeit bekannterweise nicht wirklich gut, jahreszeitbedingt ist auch nichts anderes zu erwarten. Entweder hat nVidia wirklich Beschaffungsprobleme bei GDDR6X-Speicher oder aber man bereitet sich bereits schon auf dessen Ablösung vor: Denn die nachfolgende RTX50-Serie auf "Blackwell"-Basis wird fast durchgehend GDDR7-Speicher benutzen (einzelne Modelle wohl mit GDDR6 ohne "X"), womit nVidia vorsichtig sein muß, sich nicht zu viel GDDR6X-Speicher an Lager zu legen (die Grafikchips werden meistens im Bundle mit dem passenden Speicher an die Grafikkarten-Hersteller verkauft).

To improve supply and availability to meet strong demand, we’re introducing the GeForce RTX 4070 with extra fast GDDR6 memory. All of the other specs remain the same. It offers similar performance in games and applications.
It will be available from our graphics cards partners worldwide, starting in September. It is supported in today’s Game Ready Driver. For more details on the GeForce RTX 4070, visit the GeForce RTX 4070 family product page on GeForce.com.

Quelle:  nVidia-Statement zur GeForce RTX 4070 GDDR6 vom 20. August 2024

Denn nach dem Ende der RTX40-Serie gibt es wohl keine anderen beachtbaren Abnehmer von GDDR6X-Speicher (AMD und Intel benutzen kein GDDR6X), somit ist das rechtzeitige Mangement der Lagerbestände bzw. der Nachbestellungen nicht ganz unerheblich. Auch die Speicherhersteller werden hier lieber früher als später die GDDR6X-Fertigung kappen, weil niemand nicht nachgefragte Ware in Massen in seinem Lager liegen haben will. Die GeForce RTX 4070 GDDR6, welche wohl noch lange selbst nach Erscheinen der RTX50-Serie überleben wird, stellt für nVidia somit denkbarerweise die Möglichkeit dar, sich alle Optionen offenzuhalten beim kommenden Markt-Ende von GDDR6X-Speicher: Hat man zu viel davon, gibt es mehr GeForce RTX 4070 mit GDDR6X-Speicher, hat man zu wenig davon, dann eben mehr GeForce RTX 4070 mit GDDR6-Speicher. Dass der GDDR6-Speicher für die Hersteller vermutlich etwas günstiger ist, dürfte als Bonus oben drauf kommen.

Letzteres resultiert nominell nicht in besseren Preislagen, nVidia setzt für die GeForce RTX 4070 GDDR6 denselben Listenpreis an wie für die größere GDDR6X-Schwester: 549 Dollar. Da zur GeForce RTX 4070 GDDR6 kein nVidia-Referenzdesign ("Founders Edition") aufgelegt wird, ist dies dann natürlich nur eine Empfehlung an die Grafikkarten-Hersteller, welche ihre eigenen Karten auch anders auspreisen können. In welcher Form selbige erscheinen (normalerweise sollten neue Produktnummern und damit eigene Einträge bei den Einzelhändlern & Preissuchmaschinen obligatorisch sein) und welche Preislagen hierfür gemacht werden, bleibt den nächsten Monat abzuwarten, denn laut nVidia kommt die GeForce RTX 4070 GDDR6 erst im September tatsächlich heraus. Die Art der Ankündigung läßt eher auf einen fliessenden Marktstart schließen, somit ohne einen gemeinsamen Tag der Launch-Reviews.

Sobald diese neuen Karten verfügbar sind, dürfte jene natürlich trotzdem getestet werden, womit sich eine solide Performance-Bewertung ergeben sollte sowie eventuell andere kleine Abweichungen zur GDDR6X-Version erkannt werden. Preislich könnte die GeForce RTX 4070 GDDR6 durchaus die Chance ergeben, den Preis der GeForce RTX 4070 weiter abzusenken – vielleicht nicht um große Differenzen, aber gerade für Deutschland unter die psychologisch interessante Marke von 500 Euro (gleichlautend für die USA unter 500 Dollar). Insbesondere wenn die Performance dann in der Praxis leicht niedriger ausfallen sollte, könnte dies passieren, denn dann existiert ein gewisser Marktdruck zu einem Preisunterschied gegenüber der GDDR6X-Version. Allerdings besteht auch das gegenteilige Risiko, dass die Hersteller zuerst einmal ihre überkandidelten Grafikkarten-Designs auspacken und deren Preislagen gegenüber den Straßenpreisen der viel länger im Markt stehenden GDDR6X-Ausführungen keine Chance haben. So oder so sind von der GeForce RTX 4070 GDDR6 aber wohl nur kleine Effekte auf den Grafikkarten-Markt zu erwarten.

GeForce RTX 4070 GDDR6 GeForce RTX 4070 GDDR6X GeForce RTX 4070 Super
Chipbasis nVidia AD104-251 nVidia AD104-250 nVidia AD104-350
Fertigung 35,8 Mrd. Transistoren auf 295mm² Chipfäche in der 5nm-Fertigung von TSMC
Architektur nVidia Ada Lovelace, DirectX 12 Feature-Level 12_2
Features DirectX 12, OpenGL, Vulkan, RayTracing, DSR, DLDSR, DLSS 2/3, PhysX, G-Sync, FreeSync, rBAR
Technik 4 Raster-Engines, 46 Shader-Cluster, 5888 FP32-Einheiten, 184 TMUs, 46 RT-Cores v3, 184 Tensor-Cores v4, 64 ROPs, 36 MB Level2-Cache, 192 Bit GDDR6-Interface (Salvage) 4 Raster-Engines, 46 Shader-Cluster, 5888 FP32-Einheiten, 184 TMUs, 46 RT-Cores v3, 184 Tensor-Cores v4, 64 ROPs, 36 MB Level2-Cache, 192 Bit GDDR6X-Interface (Salvage) 5 Raster-Engines, 56 Shader-Cluster, 7168 FP32-Einheiten, 224 TMUs, 56 RT-Cores v3, 224 Tensor-Cores v4, 80 ROPs, 48 MB Level2-Cache, 192 Bit GDDR6X-Interface (Salvage)
Taktraten 1920/2475 MHz & 20 Gbps 1920/2475 MHz & 21 Gbps 1980/2475 MHz & 21 Gbps
Rohleistungen 29,1 TFlops & 480 GB/sec 29,1 TFlops & 504 GB/sec 35,5 TFlops & 504 GB/sec
Speicherausbau 12 GB GDDR6 12 GB GDDR6X 12 GB GDDR6X
Anbindung PCI Express 4.0 x16 PCI Express 4.0 x16 PCI Express 4.0 x16
Ref/AIBs/OC / / / / / /
Layout Dual- & TripleSlot Dual- & TripleSlot Dual- & TripleSlot
Kartenlänge ? FE: 24,0cm — AIBs: 22,6-34,9cm FE: 24,0cm — AIBs: 22,7-34,2cm
Stromstecker ? FE: 1x 16pol. — AIBs: 1x 8pol. 1x 16pol.
off. Verbrauch 200W 200W 220W
Ausgänge HDMI 2.1a, 3x DisplayPort 1.4a HDMI 2.1a, 3x DisplayPort 1.4a HDMI 2.1a, 3x DisplayPort 1.4a
FHD Perf-Index ? 2080% 2370%
4K Perf-Index ? 318% 370%
Listenpreis $549 $549 / 609€  (zum Launch: $599/659€) $599 / 659€
Release September 2024 13. April 2023 17. Januar 2024