6

Erste unabhängige Benchmarks von AMDs Threadripper 1950X gegen Intels Core i9-7900X

Mit einem Test des Dell Alienware Area-51 PC-Systems in der "Threadripper-Edition" bringen Linus Tech Tips erste unabhängige und vergleichende Benchmarks zu AMDs Threadripper-Prozessoren daher – nachdem ein früheres Preview dieses Komplett-PCs seitens Hot Hardware nur einen einzelnen Cinebench-Wert ergeben hatte. Für den neuen Test wurde das (sicherlich sehr stylisch daherkommende) Dell Komplett-System gegen diverse andere vorbereitete PC-Systeme getestet: Ein Z270-System mit Core i7-7700K (Intel Kaby Lake), ein X370-System mit Ryzen 7 1800X (AMD Ryzen) und ein X299-System mit Core i9-7900X (Intel Skylake-X). Alle Systeme liefen auf ihren Stock-Taktraten, mit jeweils 32 GB DDR4-Speicher und jeweils einer GeForce GTX 1080 Ti (FE). Die einzige Differenz bestand im Speichertakt: Für die Vergleichssysteme wurde durchgehend DDR4/3200 angesetzt, während das Threadripper-System so wie von Dell vorgesehen mit DDR4/2666 lief – so daß an dieser Stelle also sogar ein kleiner Nachteil gegen Threadripper existiert.

Core i7-7700K Ryzen 7 1800X Core i9-7900X Ryzen TR 1950X
Technik Kaby Lake, 4C+HT, 4.2/4.5 GHz Zen, 8C+SMT, 3.6/4.0 GHz +XFR Skylake-X, 10C+HT, 3.3/4.3 GHz +TB3.0 Zen, 16C+SMT, 3.4/4.0 GHz +XFR
Cinebench R15  (Multi) 975 1616 2146 2876
Blender 2.78c  (BMW) 7min 19,58sec 4min 59,27sec 3min 28,16sec 2min 50,59sec
Blender 2.78c  (Classroom) 25min 7,67sec 16min 32,30sec 11min 29,47sec 9min 21,54sec
3DMark13 TimeSpy  (CPU) 5759 7725 11081 8822
3DMark13 TimeSpy  (insgesamt) 8494 8876 9586 9297
3DMark13 FireStrike Ultra  (insgesamt) 6728 6709 6896 6857
Rise of the Tomb Raider  (DirectX 11) 68 fps 67 fps 68 fps 68 fps
Rise of the Tomb Raider  (DirectX 12) 65 fps 62 fps 67 fps 63 fps
Durchschnitt Anwendungs-Performance * 46% 72% 100% 128%
Listenpreis 339$ 499$ 989$ 999$
* = Durchschnitt von Cinebench & Blender; alle Werte basierend auf den Benchmarks von Linus Tech Tips

Nichtsdestotrotz kann sich der Ryzen Threadripper 1950X in diesen (wenigen) Benchmarks bestmöglich präsentieren – sicherlich auch dadurch resultierend, das die Hälfte der aufgelaufenen Zahlen eher zwecklos sind, weil unter starker bis absolut dominanter Grafikkarten-Limitierung aufgenommen. Die minimal besseren Frameraten unter Rise of the Tomb Raider im DirectX-12-Modus (unter leider nicht genannter Auflösung) gehen sowieso in Richtung Intel – wobei die hierzu größtmögliche Performancedifferenz von +8% zwischen der 499$-CPU Ryzen 7 1800X und der 989$-CPU Core i9-7900X ganz gewiß nichts ist, wofür man nun plötzlich den doppelten CPU-Preis löhnen sollte. Sinnvoll vergleichbar sind hier nur die beiden Anwendungs-Benchmarks sowie der CPU-Score unter dem 3DMark13 TimeSpy-Test. Unter diesen nahezu perfekt skalierenden Benchmarks kann der Ryzen Threadripper 1950X dann seine Stärken voll ausspielen und legt auf den (gleichpreisigen) Core i9-7900X ein Performanceplus von immerhin +28% unter den beiden Anwendungs-Benchmarks drauf. Im CPU-Test von TimeSpy ergibt sich hingegen ein umgekehrtes Ergebnis, wo Intel um gleich +26% vor AMD liegt – wahrscheinlich benutzt TimeSpy keine ausreichende Anzahl an CPU-Threads, um diesen Benchmark mit einer 16-Kern-CPU auslasten zu können.

Das Ergebnis der beiden (gut skalierenden) Anwendungs-Benchmarks deutete sich hingegen schon aus der technischen Ansetzung sowie dem ersten Cinebench-Wert an – und wie dort wäre davor zu warnen, diese hohen Performancevorteile gleich als allgemeingültig gegeben anzusehen. Denn bislang wurden ausschließlich (nahezu) perfekt skalierende Benchmarks angesetzt – doch mit den Launchreviews stehen üblicherweise sehr viel tiefgehendere Benchmark-Sets an, welche dann auch einige Anwendungen enthalten, die nur sehr schlecht oder teilweise gar nicht mit so vielen CPU-Kernen skalieren, sondern eben lieber auf mehr Taktrate schielen (siehe der TimeSpy-Test). Da der Ryzen Threadripper 1950X natürlich auch (für eine 16-Kern-CPU) vergleichweise ansprechende Taktraten anbietet, werden sich zum kommenden Threadripper-Launch nun keine gänzlich abweichenden Ergebnisse einfinden – aber man kann durchaus annehmen, das der Performancegewinn von Threadripper in einem kompletten Benchmark-Set nicht gleich jene nahezu idealen +27% erreicht.

Dennoch wird es sehr sicher für den Ryzen Threadripper 1950X reichen, um Intels Core i9-7900X deutlich in die Schranken zu verweisen – sprich mit einem Performancevorteil zugunsten von AMD diesen Vergleich abzuschließen, welcher Intel wirklich weh tun wird. Als optischer Vorteil kommt dann auch noch hinzu, das AMD für das gleiche Geld schon einen 16-Kerner bietet (und Intel nur einen 10-Kerner) – daß Intel die höheren Taktraten und die höhere IPC hat, wäre in diesem Fall sogar einmal zum Nachteil Intels. Sogar der kleinere Ryzen Threadripper 1920X (12C, 799$) könnte dem Core i9-7900X (10C, 989$) bei der Performance teilweise gut nahekommen, in jedem Fall dürfte der Core i7-7820X (8C, 589$) voraussichtlich kein Gegner für AMDs 12-Kerner werden. Man kann demzufolge mit einiger Spannung dem kommenden Threadripper-Launch (10. August 2017, 15 Uhr deutscher Zeit) entgegenblicken: Intel bekommt hierbei nicht nur erstmals seit langem wieder Konkurrenz im HEDT-Segment, sondern dürfte voraussichtlich seine bisherige Performance-Führerschaft sogar erstmals seit Ewigkeiten verlieren.

AMD Ryzen Threadripper 1950X Benchmarks (1)
AMD Ryzen Threadripper 1950X Benchmarks (1)
AMD Ryzen Threadripper 1950X Benchmarks (2)
AMD Ryzen Threadripper 1950X Benchmarks (2)
AMD Ryzen Threadripper 1950X Benchmarks (3)
AMD Ryzen Threadripper 1950X Benchmarks (3)
AMD Ryzen Threadripper 1950X Benchmarks (4)
AMD Ryzen Threadripper 1950X Benchmarks (4)

Nachtrag vom 7. August 2017

In unserer Meldung zu den ersten unabhängigen Threadripper-Benchmarks war noch ein (bedauerlicher) Fehler – die 3DMark13-Werte zwischen Threadripper und Core X waren leider vertauscht (trifft auswirkungslos auch auf Rise of the Tomb Raider zu, wir bitten für beide Fehler um Entschuldigung). In Folge der Korrektur dieser Fehler liegt der Core i9-7900X nun richtigerweise vor dem Ryzen Threadripper 1950X unter allen 3DMark-Tests. Der aufgestellte Durchschnitt der Anwendungs-Performance wurde demzufolge auf Cinebench & Blender begrenzt und veränderte sich von +27% auf +28% zugunsten von Threadripper nur unwesentlich – mit allerdings dem Konterpunkt des TimeSpy/CPU-Tests, welcher wiederum Core X um gleich +26% vorn sieht. An diesem Wert kann man vor allem sehen, was passiert, wenn eine Anwendung nicht mit den vielen CPU-Threads des AMD 16-Kerners skalieren kann sowie eher auf Intels CPU-Architektur zugeschnitten ist (an der Taktrate kann es kaum liegen, denn da gibt es kaum einen Unterschied): Dann kann sich das Performance-Verhältnis von Threadripper zu Core X auch schon einmal glatt umkehren. Bleibt zu hoffen, das die Hardwaretester am Donnerstag möglichst viele Benchmarks auffahren, welche dann üblicherweise auch solche Benchmark-Ausreißer beinhalten – und damit eine ingesamt ausgewogenere Betrachtung ermöglichen.