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Microsoft verhindert automatische Windows-Updates für Kaby-Lake-Prozessoren unter Windows 7/8

In der Frage, ob es denn nun einen Support für neuere Prozessoren-Generationen unter Windows 7/8 gibt, geht es nach monatelangem "Hüh & Hott" nunmehr in die Richtung einer finalen Entscheidung: Angefangen hat alles mit einer Meldung vom Januar 2016 über die Einschränkung des Prozessoren-Supports zuungunsten neuer Prozessoren-Generationen unter Windows 7/8 durch Microsoft selber. Dies hatte erst einmal keine größere Bedeutung, da für den Support neuer Hardware regulär zuerst deren Hersteller zuständig ist. Mit einer Meldung von September 2016 wurde aus einer reinen These dann aber schon Realität, als Intel ankündigte, ebenfalls keine Windows-7/8-Treiber für seine Kaby-Lake-Generation mehr zur Verfügung zu stellen. In diesem Jahr schloß sich dann rein offiziell AMD an, allerdings ergibt sich bei beiden Herstellern inzwischen die Situation, das seitens einzelner Mainboard-Hersteller dann doch originale Herstellertreiber für Windows 7/8 verfügbar sind. AMD wie Intel lehnen also den offiziellen Support ihrer neuen Prozessoren unter Windows 7/8 ab, inoffiziell kann man dies aber dennoch angehen.

Als wäre diese unbefriedigende Situation nicht schon genug, brachte Microsoft kürzlich eine echte, wirklich bedeutsame Einschränkung ins Spiel: Die Ankündigung des Ausschlußes von Systemen mit AMDs Bristol Ridge, AMDs Ryzen und Intels Kaby Lake (und neuer) von allen Windows-Updates über den integrierten Update-Dienst von Windows 7/8. Erste entsprechende Tests lieferten zwar noch gegenteilige Ergebnisse – nun aber zieht Microsoft die Stellschrauben wirklich an, denn mittels zweier Windows-Patches von Ende März (KB4012218 für Windows 7 sowie KB4012219 für Windows 8.1) wird Windows 7/8 die Erkennung der auszuschließenden Prozessoren beigebracht. Laut der ComputerBase ist jene derzeit auf AMDs Bristol Ridge und Intels Kaby Lake beschränkt, AMDs Ryzen also (noch?) nicht betroffen:

Wichtige Änderungen (KB4012218 & KB4012219):

Unterstützung für die Erkennung der Prozessorgeneration und der Hardwareunterstützung, wenn der PC versucht, Updates über Windows Update überprüfen oder herunterzuladen.

Nach Einspielung dieser Updates kommt es dann tatsächlich mit Bristol Ridge & Kaby Lake zur Fehlermeldung "Ihr PC verwendet einen unter dieser Windows-Version nicht unterstützten Prozessor." – diese Systeme sind damit also vom automatischen Update-Dienst ausgeschlossen. Die beiden vorgenannten Windows-Patches jedoch nicht zu installieren bzw. manuell zu deinstallieren, ist dabei keine besonders sinnvolle Lösung, beinhalten jene Patches auch eine ganze Menge an anderen Fehlerbereinigungen – ein Nachteil der von Microsoft eingeführten größeren Updatepakete, das man nunmehr keine Kontrolle über Einzelfunktionen mehr hat. Zudem wird jene Ausschluß-Funktionalität voraussichtlich im April-Patchday nochmals mit jeweils neuer KB-Nummer erscheinen – bei Nichtinstallation wären dann wohl noch viel mehr an Windows-Fehlern betroffen, welche nicht gepatcht werden würden.

Eine (halbe) Abhilfe schafft derzeit allein der Weg über Update-Packs wie seitens WinFuture angeboten. Jene Update-Packs lassen sich auch dann noch installieren, wenn man einen der beiden vorgenannten Windows-Patches bereits im System hat, da sich deren Funktionalität nur auf den Update-Dienst auswirkt, nicht aber auf die manuelle Installation von Windows-Updates. An dieser Stelle muß aber gleich eingeschränkt werden, das jene Update-Packs nie für einen Vollsupport ausgelegt waren und sind – sondern eher nur als Hilfe zur problemlosen und schnellen Update-Installation nach einem Neuaufsetzen des Betriebssystems. Üblicherweise findet Windows auch nach erfolgreicher Einspielung des allerneuesten Update-Packs bei einer Aktivierung der automatischen Update-Funktion immer noch reihenweise weitere Patches – jene würden dann unter Bristol Ridge & Kaby Lake glatt fehlen.

Bis auf einzelne Systeme, die manuell und damit vergleichsweise aufwendig gewartet werden, ist damit der Weg ziemlich verbaut, Windows 7/8 noch auf Systemen mit Bristol-Ridge- und Kaby-Lake-Systemen nutzen zu können. Die Treiber-Problematik konnte noch erfolgreich gelöst werden, aber mit den fehlenden Sicherheitsupdates wird das ganz zum klaren "No-Go" – wenigstens für Normalanwender, die sich auf die automatischen Updates verlassen können müssen. Bislang trifft diese Problematik noch nicht auf AMDs Ryzen zu – obwohl den Ryzen-Prozessoren jener Update-Ausschluß eigentlich auch schon klar angedroht wurde. Inwiefern Ryzen unter Windows 7/8 auch dauerhaft noch Updates bekommen wird, ist damit leider ungewiß – und die einzige Stelle, die hierbei wirklich Klarheit schaffen könnte, ist leider Microsoft, welche mittels der letzten Entwicklungen klar zu verstehen gegeben haben, das sie auch einen bereits begonnenen Support für eine neue Prozessoren-Generation nachträglich noch einzustellen in der Lage sind.

Nachtrag vom 4. April 2017

Die Meldung über die seitens Microsoft verhinderten automatischen Windows-Updates für Kaby-Lake-Prozessoren unter Windows 7/8 zieht (nicht ganz unerwartet) eine gewisse Diskussion nach sich – mit zwei sehr gegensätzlichen Standpunkten: Während die einen Kundenfreundlichkeit, Verläßlichkeit und Kompatibiltätsstreben bei Microsoft vermissen, weisen die anderen (nicht zu Unrecht) darauf hin, daß das Schicksal speziell von Windows 7 mit dem Auslaufen dessen Supports im Januar 2020 sowieso besiegelt ist – und man daher zumindest neue Systeme nicht mehr auf diesem Betriebssystem aufsetzen sollte. Hier prallen wohl zwei grundsätzliche Ansichtsweisen aufeinander, gibt es sicherlich keine "richtigen" und "falschen" Meinungen. Allerdings soll bei dieser Gelegenheit gleich noch ein gewisses Argument in die Diskussion eingebracht werden: Korrekterweise gibt es auch bei Linux mehr oder weniger keine Distributionen, die diesen vergleichsweise langen Hardware-Support bieten, welchen Windows 7 bis jetzt schon erbracht hat.

Andererseits gilt, das wenn man unter Linux gezwungen ist, upzudaten oder zu wechseln, es genau dieses Wechselangebot in vielfältiger Art und Weise eben auch gibt. Wenn einem die Neuerungen der bisher benutzten Distribution also nicht liegen, dann gibt es sicherlich andere Distributionen, die dies je nach persönlichem Gusto besser machen – ganz abgesehen von der Möglichkeit, unter Linux sowieso viel mehr am Layout und den Eingabemöglichkeiten zu verändern als unter Windows. Unter Windows fehlt diese Möglichkeit komplett, dort gibt es, wenn man Windows 7/8 als "Alteisen" und damit als nicht mehr benutzbar ansieht, absolut nur noch Windows 10. Von der Diskussion ganz abgesehen noch zur Korrektur der eigentlichen Meldung: Die beiden genannte Windows-Updates KB4012218 & KB4012219 sind im März-Patchday noch im optionalen Status, werden also noch nicht automatisch eingespielt – es handelt sich hierbei schlicht um die Vorschau für den April-Patchday. Ab April werden die Änderungen dieser Updates dann aber automatisch eingespielt, ab diesem Zeitpunkt werden die (wenigen) Nutzer von Bristol Ridge und Kaby Lake unter Windws 7/8 auch wirklich vom Windows-Update-Dienst ausgeschlossen sein.