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Microsoft schränkt den Prozessoren-Support für Windows 7/8 (rein offiziell) ein

Für reichlich Aufregung sorgt derzeit ein Blog-Eintrag seitens Microsoft, mittels welcher älteren Windows-Versionen der Support für neue Prozessoren "gestrichen" wird. Pro Forma besteht Microsoft schlicht darauf, daß es uneingeschränkten Support für neue Hardware nur noch beim jeweils aktuellen Windows gibt, sprich bei Windows 10 – und empfiehlt daher Käufern neuer Hardware, insbesondere mit Intels Skylake-Architektur, den Wechsel auf eben jenes Windows 10. Für die Nutzer von Windows 7 & 8.1 garantiert Microsoft die Unterstützung von Skylake nur bis zum Juli 2017 und offiziell nur für die von Microsoft genannten Notebooks und Komplett-PCs. Nach diesem Juli 2017 erhalten PCs mit Windows 7 & 8.1 nur noch bei "allerkritischsten Fehlern" einen Skylake-bezogenen Patch – und dies auch nur, wenn jener Patch nicht die Betriebssicherheit und Kompatibilität auf anderen Prozessoren gefährdet. Jegliche Sicherheitspatches sind hiervon natürlich ausgenommen, jene wird es bis zu den bekannten Terminen ganz regulär geben.

Noch etwas eindeutiger ist es im Fall von neuen Prozessoren – jene wird Microsoft generell nur noch auf seinem jeweils aktuellen Windows (offiziell) unterstützen, also derzeit nur bei Windows 10. Dies trifft insbesondere auf die kommende Skylake-Refresharchitektur "Kaby Lake" sowie AMDs kommende neue APU-Generation "Bristol Ridge" zu – und dies obwohl beide neuen Prozessoren-Generationen technologisch auf schon bekannten Prozessoren-Generation (Intel Skylake und AMD Carrizo) basieren bzw. im Fall von AMD wohl noch nicht einmal ein eigenes Silizium darstellen. Aber dies trifft natürlich auch auf alle echten Neuentwicklungen zu, wie AMDs kommende Zen-Architektur: Jene werden Microsoft-offiziell nur von Windows 10 unterstützt werden. Was deren Hersteller hierzu sagen, bleibt davon natürlich unbenommen: Wenn AMD bespielsweise für Bristol Ridge oder/und Zen noch entsprechende Windows-7/8-Mainboardtreiber anzubieten gedenkt, dann übernimmt AMD höchstselber in diesem Fall den Support (und auch alle Nachfolgen). Intel selber bietet beispielsweise seine Mainboardtreiber für Skylake-unterstützende Mainboards auch noch für Windows 7/8 an – und bestätigt damit indirekt, daß jene Prozessoren für diese Betriebssysteme gedacht sind sowie unter diesen einwandfrei laufen.

Denn was sich jetzt erst einmal wie eine große Einschränkung seitens Microsoft anhört, ist für die Praxis nicht wirklich bedeutsam: Prozessoren-bedingte Fehler sind eher selten, dafür testen deren Hersteller jene Prozessoren vorher zu gründlich aus. Insbesondere nach einer gewissen Laufzeit ist die Chance, daß später noch neue Fehler gefunden werden, arg gering – und wenn, dann kommen diese Fehler meistens nur in sehr seltenen Konstellationen vor, betreffen also kaum die Allgemeinheit. Gerade weil dies so ist, will sich Microsoft hier aus dem offiziellen Support stehlen: Jener erfordert eine Menge Validierungsarbeit dafür, daß die Chance, einen Fehler in nur einer speziellen Prozessoren-Architektur zu finden, jedesmal höchst minimal ist. Zudem gilt, daß es auch bei anderen Betriebssystemen diesen zurückgehenden Support für neue Hardware nach Ablauf einer gewissen Laufzeit gibt: Dies gibt es beispielsweise äquivalent für ältere Linux-Versionen, wo man für den (vollständigen) Support neuer Hardware eben auch zu einer neueren Version wechseln muß, da die ältere Version nur eine gewisse Zeit lang gepflegt wird. Auch bei Android, iOS und MacOS wird neue Hardware regelmäßig erst ab einer gewissen Betriebsystem-Version unterstützt bzw. ist der Support neuer Hardware für alte Betriebsystem-Versionen sogar regelrecht unüblich.

Alles in allem kann man hier durchaus die Kirche im Dorf lassen. Das Microsoft-Blogposting ist primär für Unternehmenskunden gedacht, welche Komplett-Geräte ordern, die auf offiziellen Microsoft-Supportlisten stehen. Kein Endanwender geht diesen Weg – vor dem Kauf bei Microsoft nachzusehen, ob Microsoft den gewünschten PC auf irgendeiner Supportliste stehen hat. In diesem Sinne ist auch die Einschränkung des Skylake-Supports unter Windows 7/8.1 zu sehen: Microsoft will im eigentlichen nicht, das jene Kombination gekauft wird – weil man natürlich Windows 10 promoten will und Windows 7 diesbezüglich gern mal bewußt als "stahlender Altmüll" dargestellt wird. Dies bedeutet nicht, das es irgendwelche Probleme mit neuer Hardware unter Windows 7 geben wird oder daß solches in Zukunft zu erwarten wäre – dies würde im Fall des Falles auch eher auf die Komponentenhersteller zurückfallen, was sich jene angesichts der (wohl noch auf Jahre hin) klaren Dominanz von Windows 7 bei der weltweiten Nutzung einfach nicht leisten können. Für den Fall, daß es hier also doch noch ein Problem geben sollte, kann man auch noch mit Patches seitens der Komponentenhersteller rechnen.

Und am Ende sei darauf verwiesen, daß man auch in der Vergangenheit regelmäßig regelmäßig uralte, lange nicht mehr gepflegte Betriebssysteme mit neuer Hardware paaren konnte (insbesondere neue Prozessoren), ohne daß es dabei zu gravierenden Problemen gekommen wäre – jene Probleme macht vielleicht inkompatible Anwendungssoftware, aber nicht das Betriebssystem selber. Insofern ist das ganze vielleicht als kleine Guerilla-Aktion des Microsoft-Marketings zu sehen, welche die Windows-7/8-Anwender bewußt verunsichern und so zu Windows 10 treiben soll – oder auch als einfach schiefgelaufenes, weil zu sehr an die große Glocke gehängtes Posting, welches sich eher an institutionelle Käufer von Unternehmens-PCs wendet als an den normalen Konsumenten. In jedem Fall hat das ganze momentan keine echten praktischen Auswirkungen und es muß klar gesagt werden: Wenn Skylake derzeit problemlos unter Windows 7 läuft – dann wird dies auch in der Zukunft so sein. Dies ist nicht einmal abhängig vom Supportende an Sicherheitsupdates im Januar 2020 (bei Windows 7) bzw. Januar 2023 (Windows 8.1), denn auch danach wird sich an der grundsätzlichen Lauffähigkeit von Skylake-Maschinen unter Windows 7 nichts ändern.

Was mit Bristol Ridge, Broadwell-E, Kaby Lake und Zen unter Windows 7/8 passiert, bleibt hingegen den Punkt abzuwarten, ob AMD und Intel hierfür entsprechende Mainboardtreiber zur Verfügung stellen werden. Passiert dies, dann existiert halt seitens der Prozessorenhersteller selbst ein offizieller Support unter Windows 7/8. Perspektivisch wird es für neue Prozessoren-Architekturen aber automatisch irgendwann keine Treiber mehr für ältere Betriebssystene geben – dies ist der Lauf der Welt und kein böser Wille seitens Microsoft oder der Hardwarehersteller, welche in dieser Frage sowieso nur dem folgen, wo ihre Kunden letztlich sind. Auch zu Windows XP wurde der Hardware-Support teilweise schon vor dem Ende des Supports an Sicherheitsupdates (im April 2014) von einigen Hardware-Herstellern eingeschränkt, insofern ist dies keine gänzlich unbekannte Situation. In der restlichen Lebensperspektive, welche Windows 7 bis zum Januar 2020 bzw. Windows 8.1 bis zum Januar 2023 noch haben, sind zumindest für derzeit existierende PC-Systeme keine Probleme zu erwarten. Allenfalls werden zukünftig vielleicht die Möglichkeiten eingeschränkt, neue Hardware noch mit Windows 7/8 zu paaren – dies bliebe allerdings die konkreten Fälle abzuwarten, derzeit trifft dies noch nirgendwo zu.

Nachtrag vom 19. Januar 2016

Hinzuzufügen zu dieser Meldung über den eingeschränkten Prozessoren-Support bei Windows 7/8 sei noch der Punkt, daß sich die diesbezügliche Microsoft-Aussage wohl primär auf einen vollständigen und durch Microsoft zertifizierten Support bezieht – es also weniger um Probleme oder gar Risiken auf Abstürze etc. geht, sondern vielmehr die vollständige Ausnutzung der Features neuer Prozessoren. Und dies ist eine altbekannte Einschränkung, wenn man neue Hardware mit älteren Betriebssystemen paart – da kann es passieren, daß das eine oder andere Feature nicht läuft, weil das Betriebssystem darauf nicht vorbereitet ist. Beispielsweise unterstützt auch erst Windows 10 (ab dem Herbst-Update) das Skylake-Feature "SpeedShift", welches im Mobile-Einsatz sogar regelrecht mehr Performance bringt. DAS ist ein gutes Beispiel dafür, was Microsoft (allem Anschein nach) wirklich gemeint hat – und weniger denn Probleme, die dann zu nicht mehr funktionierenden Rechnern führen. Aber natürlich bleibt der Verdacht, daß Microsoft sich bewußt derart verschwubelt ausgedrückt hat, um die Windows 7/8 Nutzer zu verunsichern und damit Windows 10 zuzutreiben.

Dieser Schuß dürfte hoffentlich wenigstens zum Teil nach hinten losgehen, denn die Art und Weise der Darbietung ist nicht geeignet, sich Freunde zu machen – und Microsoft steht bei den verbleibenden Windows-7-Nutzern sowieso derzeit nicht gerade auf einem hohen Ansehen. Eher denn sollte dieser erneute Nadelstich Microsofts zum Nachdenken darüber anregen, ob man nicht mit dem eigenen System besser zu Linux umziehen sollte – oder wenigstens teilweise umziehen sollte, wenn man sich bezüglich des Gaming-Parts noch nicht sicher genug ist (sprich DualBoot mit Windows). Bei Microsoft ist ja diesbezüglich absolut keine Besserung zu sehen oder zu erwarten, ergo kann der von Microsoft genervte Windows-7-Nutzer sich durchaus wirklich einmal die Frage stellen, wie lange man sich derartiges noch antun muß. Linux-Hilfe wird man in unserem Forum immer finden, für den Einstieg lohnt der Blick in den Erfahrungsbericht eines Windows-Umsteigers (mit weiterführend einigen Tipps zu guten Umsteiger-Distributionen).

Nachtrag vom 25. Januar 2016

Zum Thema des Skylake-Supports für Windows 7/8.1 hat Microsoft nun eine Liste mit (bis zum 17. Juli 2017) unterstützten Skylake-Systemen vorgelegt – welche allerdings nur auf ausgewählte PC-Systeme von Dell, HP, Lenovo & NEC verweist und demzufolge eher eine Alibi-Funktion erfüllt als denn wirklich ernst genommen werden kann. Allerdings wird hiermit nunmehr klarer, worum es hierbei wirklich geht – nicht um die grundsätzliche Unterstützung von Skylake-Systemen unter Windows 7/8.1, sondern nur um die vollständige und Microsoft-zertifizierte Unterstützung, was eine völlig andere Güteklasse darstellt. Weder das Thema der Sicherheitsupdates noch das Thema des grundsätzlichen Prozessoren-Supports unter Windows 7/8.1 werden hiervon berührt – obwohl Microsoft diese unterbewußte Intention augenscheinlich gern mitzunehmen versucht, um die Nutzer von Windows 7/8.1 zu verunsichern und damit zum Wechsel auf Windows 10 zu verführen. Wie gesagt gilt hierfür aber die einfache Maßgabe: So lange der Hersteller des passenden Mainboard-Chipsatzes weiterhin entsprechende Treiber anbietet, funktionieren diese Prozessoren problemlos auch unter Windows 7 und 8.1.

Nachtrag vom 28. Januar 2016

Die PC Games Hardware hat sich versucht, in Frage des Skylake-Supports für Windows 7/8.1 mit AMD, Intel und Microsoft in Verbindung zu setzen – bekam aber nur entweder Marketing-Neusprech oder gleich gar keine Antworten auf die gestellten Fragen zu hören. Anscheinend existiert hier ein große Interesse der Hersteller an der damit andauernden Nutzerverunsicherung – ansonsten hätte man schließlich die gestellten Fragen endlich einmal in klärender Art und Weise beantworten können. Man kann hier durchaus den Verdacht aufwerfen, daß das ganze Drama nicht einfach nur auf einer unbedachten Aktion seitens Microsoft basiert, sondern hingegen regelrecht derart geplant wurde. Wer den Verschwörungstheorie-Generator anwerfen will, kann beispielsweise darüber nachdenken, daß dies eine Konzessions-Entscheidung von Microsoft gegenüber den PC-Herstellern war – weil jene durch den Launch von Windows 10 nichts gewonnen haben, im Gegensatz zum Launch früherer Microsoft-Betriebssysteme. Microsoft dürfte diese Konzession natürlich auch aus Eigeninteresse gern gegeben haben, denn so wird das Augenmerk auf Windows 10 noch größer.

Vor allem aber wird eine Situation wie seinerzeit bei Windows XP verhindert, welches von Nutzern und Herstellern so liebevoll über die Jahre gepflegt wurde, auf daß Windows Vista daran zerschellte und Windows 7 erst nach vielen Jahren Einsatz jenes Windows XP überrunden konnte. Daß Windows XP mit irgendwelcher neuen Hardware nicht zurechtkommen würde, was dabei nie ein Thema – so lange es (in westlichen Gefilden) noch genügend Anwender gab, haben dann halt die Gerätehersteller entsprechende Treiber auf die Beine gestellt. Genau diesen Weg dürfte Microsoft für Windows 7 unbedingt verhindern wollen – das sich die verbliebenen Nutzer daran festklammern, selbst neue Systeme damit ausrüsten und durch die weiterhin hohe Nutzerbasis dann eben auch die Hersteller- und Zubehörindustrie mitzieht. Ob jene Planung aufgeht, wird man sehen müssen – rein praktisch dürfte es keine Hinderungsgründe gegen Windows 7 geben, so lange es dafür entsprechende Hardware-Treiber gibt. Intels Kaby Lake (mit neuen Mainboard-Chipsätzen), AMDs Zen und die beiden Grafikchip-Architekturen des Jahres – AMD Polaris und nVidia Pascal – werden hierzu wertvolle Hinweise geben, inwiefern man Windows 7 wirklich noch auf neuer Hardware verwenden kann.

Nachtrag vom 21. März 2016

In der Frage des (offiziell) eingeschränkten Skylake-Supports unter Windows 7/8.1 nach dem 17. Juli 2017 rudert Microsoft nunmehr gegenüber der ursprünglichen Situation zurück: Der offizielle Support wird um ein Jahr auf den 17. Juli 2018 verlängert – und auch danach wird es für Skylake-Systeme alle kritischen Sicherheits-Updates auch unter Windows 7/8.1 geben, bis der generelle Support von Microsoft für diese Betriebssysteme ausläuft (Supportende verschiedener Windows-Betriebssysteme). Letzteres ist aber vermutlich nur eine Klarstellung des sowieso geplanten Ablaufs – unwahrscheinlich, das Microsoft den Support von kritischen Sicherheitsupdates bei Windows 7/8.1 für einzelne Prozessoren einfach einmal vorher eingestellt hätte, immerhin gibt es diesen Support auch noch für inzwischen 10-15 Jahre alte Prozessoren. Ein gewisses Risiko gibt es allerdings für alle neu erscheinenden Prozessoren-Generationen – hier könnte Microsoft zu dem Modell übergeben, jene unter älteren Windows-Versionen gleich gar nicht mehr zu unterstützen. An dieser Stelle bleibt abzuwarten, wie dies bei den kommenden Intel Kaby Lake und AMD Zen Prozessoren gehandhabt wird.

Nachtrag vom 12. August 2016

In der Frage des Skylake-Supports von Windows 7/8, welchen Microsoft im Januar noch harsch eingeschränkt hatte, rudert man gemäß Heise nun deutlich zurück und bietet wieder den (nahezu) vollständigen Support bis zum Ende des offiziellen Supportzeitraums von Windows 7 bzw. 8.1 im Januar 2020 bzw. Januar 2023. Zugleich wird endlich auch klarer, was Microsoft mit dem ganzen Spuk eigentlich gemeint hat: Hierbei ging es wohl weder um Sicherheits- oder Funktionsupdates für das Betriebssystem selber, sondern im eigentlichen um die Microsoft-eigenen Treiber. Jene will Microsoft für neue AMD- und Intel-Architekturen nur noch für Windows 10 erstellen – was man auch weiterhin so handhaben wird. Allerdings stehen in diesem Fall ja immer noch die Treiber der jeweiligen Hersteller zur Verfügung – und Intel bietet natürlich auch Chipsatz-Treiber für Skylake unter Windows 7/8 an, wahrscheinlich dürfte dies AMD bei Zen genauso handhaben. Damit ergibt sich für Nutzer neuer Hardware unter Windows 7 keinerlei Verlust oder Einschränkung – die Hardwarehersteller liefern die Treiber, Microsoft weiterhin die Sicherheitsupdates. Irgendwann wird der Treiber-Support der Hardwarehersteller für Windows 7 natürlich enden – aber da AMD und Intel sich mit ihren Businesskunden jederzeit gut stellen wollen, dürfte dieses Schema wohl noch eine ganze Weile so weitergehen können.