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Hardware- und Nachrichten-Links des 18./19. März 2017

Die PC Games Hardware berichtet über einen breit angelegten Abverkauf von Radeon RX 400 Grafikkarten mit in kurzer Zeit klar gefallenen Preisen. Und in der Tat sind die Preise der meisten Modelle inzwischen 20-30 Euro unterhalb des Niveaus vom Januar angekommen – dies sind jetzt keine Welten, aber bei den sowieso schon knappen Preisen dieser Grafikkarten macht dies dann doch schon einiges aus. Einen direkten Schluß auf die Preislagen der kommenden Radeon RX 500 Grafikkarten läßt sich mit dieser Abverkaufsaktion allerdings nicht ziehen: AMD könnte jene natürlich günstiger ansetzen – aber auch ohne günstigere Preise macht die Abverkaufsaktion Sinn, weil nach Erscheinen der Radeon RX 500 Serie größere Lagerbestände an Radeon RX 400 Beschleunigern nur noch eher schwer abzusetzen sind, der Neuheitswert in dieser Frage den Ausschlag gibt.

Die ComputerBase hat sicherheitshalber mal all die Argumente durchgetestet, welche man bisher als mögliche Erklärungen für die Ryzen Spiele-Schwäche angebracht hatte. Allerdings mit recht wenig Erfolg: Weder ist Ryzen unter Windows 7 schneller als unter Windows 10, noch bringt das Energieprofil "Höchstleistung" samt deaktivierter HPET-Funktion einen bedeutsamen Unterschied hervor (nur +1,6%). Als Erklärungsansätze für die schwächere Spiele-Performance von Ryzen bei gleichzeitig hervorragender Anwendungs-Performance taugen diese Argumente somit nicht – und ergo bedeutet dies auch, das man sich von eventuellen Windows-Patches zugunsten von Ryzen nichts versprechen sollte, bestenfalls wäre ein Performancezuwachs im Rahmen von 1-2 Prozentpunkten zu erwarten. Am Ende scheint alles darauf hinauszulaufen, das hier eine generelle Schwäche des Zen-Designs vorliegt – welches AMD mit zukünftigen Zen-Verbesserungen und -Ausbaustufen dann natürlich angehen sollte. Da die Grundperformance des CPU-Designs angesichts der hohen Anwendungs-Performance allerdings vorhanden ist, dürfte es möglich sein, sich mit zukünftigen Ryzen-Prozessoren wohl sogar deutlich zu verbessern.

Stichwort Spiele-Performance und deren korrekte Ermittlung bei Prozessoren-Tests: Wir hatten uns bei Ryzen 7 wie bekannt allein auf 720p-Benchmarks konzentriert und die zahlreichen 1080p-Benchmarks links liegengelassen. Dabei gab es durchaus einige Testberichte, welche selbst unter FullHD noch gute Unterschiede aufzeigen konnten – weswegen einige bereits von einer "FullHD-Schwäche" bei Ryzen redeten. Allerdings liegt hier unserer Meinung nach ein Mißverständnis vor, denn wenn FullHD-Benchmarks zu CPUs gefordert werden, dann geht es bei dieser Forderung immer um die Darstellung des echten Gamer-Alltags. Jener ist allerdings kaum gegeben, wenn man dann eine Titan X (Pascal) unter FullHD von der Leine läßt – jene Grafikkarte ist derart schnell, das selbige unter dieser Auflösung schon bei ihrem Launch immer wieder von den benutzten CPUs eingebremst wurde (die Performance-Differenz zur GeForce GTX 1080 ist unter FullHD klar niedriger als unter UltraHD). Wenn man also praxisnahe Spiele-Benchmarks für CPUs haben will, dann sollte man doch die für die jeweiligen Grafikkarten passenden Auflösungen verwenden – und dies ist für eine Titan X (Pascal) ganz klar die UltraHD-Auflösung.

Für praxisnahe Messungen unter der FullHD-Auflösung wäre hingegen eher eine Radeon RX 480 oder GeForce GTX 1060 zu empfehlen, maximal noch eine GeForce GTX 1070. Besitzer schnellerer Grafikkarten werden kaum nur unter FullHD wirklich spielen wollen – und wenn, dann nur mangels passendem Monitor und dafür unter Zuschaltung von Downsampling, was dann ebenfalls höheren Render-Auflösungen entspricht. DAS wären dann wirklich praxisnahe Benchmarks – FullHD mit einer Titan X (Pascal) zu testen ist es dagegen nicht. Die dort herauskommenden Ergebnisse sind im Endeffekt das gleiche wie 720p-Benchmarks, nur eben schlechter ausgeführt, weil hierbei die CPU-Limitierung nicht wirklich bis zum Ende getrieben wurde. Aber eine Praxisaussage haben diese vielen Messungen von Ryzen zusammen mit einer GeForce GTX 1080 oder Titan X (Pascal) unter der FullHD-Auflösung leider nicht zu bieten. Und die vermeintliche "FullHD-Schwäche" entsteht hingegen ironischerweise durch genau das, was man durch Tests unter praxisnahen Auflösungen eigentlich zu vermeiden versucht – beginnende CPU-Limitierung durch Paarung mit einer (viel zu) schnellen Grafikkarte.

Nebenbei zum Thema Ryzen auf Windows 7: Die ComputerBase hat mittels des vorstehend genannten Berichts nicht nur alle ihre Anwendungs- und Spiele-Benchmarks für Ryzen auch unter Windows 7 durchgeführt, sondern inzwischen auch eine Anleitung zur Installation von Windows 7 auf Ryzen verfaßt. Jene ist notwendig, da Ryzen (wie auch die modernen Intel-Prozessoren bzw. deren Mainboard-Chipsätze) über keinen Legacy USB-Support mehr verfügen, auf welchen die Installationsroutine von Windows 7 allerdings angewiesen ist. Dieses Problem trat erstmals bei Intels Skylake auf – und damals wie heute liegt die Lösung schlicht darin, die (seitens deren Hersteller durchaus vorhandenen) USB-Treiber der Installationsroutine von Windows 7 irgendwie vorher schon bekanntzumachen.

Neben diesem lästigen Umweg gibt es daneben bislang keine wirklichen Probleme von Ryzen auf Windows 7 zu vermelden: Entsprechende Chipsatz-Treiber finden sich mangels offiziellem Support seitens AMD bei den Mainboard-Herstellern, Windows-Updates gibt es rein praktisch nach wie vor, die Performance ist auf einem guten Level und größere Bugs sind bis dato nicht bekannt. Allenfalls vom Produktiveinsatz sei ob des Dramas um möglicherweise nicht mehr kommende Windows-Sicherheitsupdates eher abzuraten – aber im Fall des Produktiveinsatzes wäre angesichts genau dieses Dramas sowieso eher zu einem Linux zu raten, da Microsoft derzeit gerade alle Meriten als verläßliche Firma verspielt. Die Ryzen-Benchmarks unter Linux bei Phoronix sehen zudem sehr ansprechend aus, gerade unter Multithreading-lastigen Test kommt der Ryzen 7 1800X meistens sogar schneller als ein Core i7-5960X Achtkerner von Haswell-E heraus.