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Die weltweiten Prozessoren-Marktanteile im zweiten Quartal 2021

Von Dylan Patel @ Twitter und PC-Mag Australia kommen neue Marktanteils-Zahlen für den weltweiten x86 Prozessoren-Markt, basierend auf entsprechenden Recherchen des Marktforschungsunternehmens Mercury Research (von welchem auch alle historischen Vergleichswerte stammen). Bei den üblicherweise betrachteten Stückzahlen-Marktanteilen gab es in der jüngeren Vergangenheit einige Verschiebungen: So hat AMD im zweiten Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal immerhin 2,3 Prozentpunkte bei Desktop-Prozessoren verloren, dafür allerdings 1,9 Prozentpunkte bei Mobile-Prozessoren gewonnen. Da das Mobile-Segment grob doppelt so groß wie das Desktop-Segment ist, dürfte die insgesamte Menge an ausgelieferten Client-Prozessoren damit sogar leicht zugelegt haben – teilweise auch abzulesen am insgesamten x86-Marktanteil (inklusive Server-Prozessoren, IoT-Prozessoren und Konsolen-SoCs), wo AMD um immerhin 1,8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorquartal hinzugewann.

zweites Quartal 2021 x86 Desktop x86 Mobile x86 Server x86 Overall
AMD 17,1% 20,0% 9,5% 22,5%
Veränderung zum Vorquartal ▼ 2,3PP pro Intel ▲ 1,9PP pro AMD ▲ 0,6PP pro AMD ▲ 1,8PP pro AMD
Veränderung zum Vorjahreszeitraum ▼ 2,1PP pro Intel ▲ 0,1PP pro AMD ▲ 3,7PP pro AMD ▲ 4,2PP pro AMD
Intel 82,9% 80,0% 90,5% 77,5%
Stückzahlen-Marktanteile!     ▲ = AMD gewinnt     ▼ = Intel gewinnt     PP = Prozentpunkt
Quelle aller Zahlen: Mercury Research, für das Q2/2021 vermeldet seitens Dylan Patel @ Twitter & PC-Mag Australia

Möglicherweise hat AMD somit noch nicht einmal besonders viel weniger Desktop-Prozessoren ausgeliefert, sondern Intel einfach entsprechend mehr – im zweiten Quartal fand schließlich der faktische Marktstart von Intels "Rocket Lake" statt. Aber nichtsdestotrotz läßt sich aus diesen Zahlen ablesen, dass sich AMD zuletzt stärker im Mobile-Segment engagiert hat, womit der Mobile-Marktanteil erstmals substantiell oberhalb des Desktop-Marktanteils herauskam. Dies mag auch wiederum mit Intel zusammenhängen, deren realer Marktstart von Tiger Lake-H eher denn schleppend verläuft – und AMD somit hier und da in die Karten gespielt haben könnte. Allerdings sind AMDs 20,0% Marktanteil im Mobile-Segment dann auch wieder nicht so herausragend, denn vor Jahresfrist stand AMD schon einmal an dieser Stelle – und hatte seinerzeit auch noch einen ebenbürtigen Desktop-Marktanteil. In der Gesamtwertung wird AMD einmal mehr von den Konsolen-SoCs gerettet, womit jener Overall-Marktanteil auch (erneut) höher ausfällt als die Einzeldisziplinen ergeben.

Neben den Konsolen-SoCs, welche in die Overall-Marktanteilen (derzeit) mit sicherlich 3-4 Prozentpunkten einfließen, ist das einzige Feld, wo sich AMD wirklich substantiell voranentwickelt hat, somit der Server-Markt: Hierbei steht AMD derzeit bei 9,5% Stückzahlen-Marktanteil im x86-Segment – und damit immerhin 3,7 Prozentpunkte besser als vor einem Jahr. Das große Gesamtbild betrachtend (siehe untenstehende Tabelle mit historischen Stückzahlen-Marktanteilen) hat sich AMD damit allerdings in den letzten Quartalen nicht mehr wirklich vom Fleck weg bewegt. Selbst die 22,5% Overall-Marktanteil wurden schließlich bereits im dritten Quartal 2020 im Zuge der Vorproduktion für die aktuellen Konsolen-SoCs nahezu erreicht (22,4%). Somit ist die Zeit des vergleichsweise schnellen Aufholens auf Intel augenscheinlich vorbei, muß sich AMD jeden einzelnen Prozentpunkt nunmehr mühsam erkämpfen.

Neben der üblichen Stückzahlen-Statistik kommen aus Fernost auch Berichten über Umsatz-Marktanteile aus augenscheinlich demselben Report seitens Mercury Research, wiedergeben beispielsweise bei der Hardware Times. Hierzu fehlen allerdings größere historische Vergleichsdaten und damit jegliche Erfahrungswerte, wenngleich der Direktvergleich zum Vorquartal sowie zum Vorjahreszeitraum angegeben wurde. Interessant ist hierzu vielleicht am ehesten der Vergleich mit den bekannten Stückzahlen-Marktanteilen, womit nachfolgend jeweils Stückzahlen- und Umsatzanteile für die gleichen Zeiträume jeweils direkt untereinander notiert wurden. Die Client-Sparte umfasst dabei Desktop- und Mobile-Prozessoren, die Overall-Sparte ist wie immer Client + Server zusammen mit den Konsolen-SoCs. Letztere sind im zweiten Quartal 2020 noch kaum von Bedeutung, in den letzten beiden Quartalen dann natürlich ein gewichtiger Faktor. Leider fehlen bei den Client-Prozessoren teilweise die (exakten) Stückzahlen-basierten Vergleichsdaten – welche auf Basis der bekannten Daten zu Desktop- und Mobile-Prozessoren nur geschätzt werden konnten:

x86 Client x86 Server x86 Overall
Q2/2021 Stückzahlen-Marktanteil:  
Umsatz-Marktanteil:  
~19% vs ~81%
15,8% vs 84,2%
9,5% vs 90,5%
11,6% vs 88,4%
22,5% vs 77,5%
16,9% vs 83,1%
Q1/2021 Stückzahlen-Marktanteil:  
Umsatz-Marktanteil:  
~18½% vs ~81½%
15,1% vs 84,9%
8,9% vs 91,1%
10,8% vs 89,2%
20,7% vs 79,3%
16,1% vs 83,9%
Q2/2020 Stückzahlen-Marktanteil:  
Umsatz-Marktanteil:  
19,7% vs 80,3%
11,7% vs 88,3%
5,8% vs 94,2%
6,9% vs 93,1%
18,3% vs 81,7%
9,6% vs 90,4%
AMD-Marktanteil in rot, Intel-Marktanteil in blau     Quelle aller Zahlen: Mercury Research

Trotz dieser kleinen Ungenauigkeit ist gut zu erkennen, dass AMD auf Umsatz-Basis noch klar von der 20-Prozent-Marke entfernt liegt, sprich derzeit beachtbar höhere Stückzahlen-Marktanteile als Umsatz-Marktanteile einfährt. Eine Ausnahme hiervon stellt das Server-Segment dar, wo eine genau umgekehrte Situation existiert und AMD somit seine Server-Prozessoren im Schnitt höherpreisig als Intel absetzen kann. Interessant zudem die exzellente Entwicklung, welche AMD bei der Relation von Stückzahlen-Marktanteilen zu Umsatz-Marktanteilen im Client- und Overall-Segment genommen hat: Lag der Umsatz-Marktanteil vor Jahresfrist in der Nähe der Hälfte des Stückzahlen-Marktanteils, haben sich die Zahlen zuletzt deutlich einander angenähert. AMD mag somit in letzter Zeit nicht wirklich entscheidend beim Stückzahlen-Marktanteil zugelegt haben, dafür konnte man jedoch substantiell höherpreisig verkaufen – was sich wie bekannt dann auch in den aktuellen AMD-Geschäftszahlen niedergeschlagen hat.

Leider keine Zahlen sind (zumindest öffentlich) bekannt zur insgesamten Marktentwicklung der x86-Prozessoren. Denn aller Vermutung nach wird mittels dieser Marktanteils-Zahlen zwischen AMD & Intel die wichtigste Entwicklung der letzten anderthalb Jahre gerade nicht abgebildet: Den nach vorn galoppierenden Gesamtmarkt an PCs, Notebooks und damit auch x86-Prozessoren. Das Jahr 2020 hatte es bereits angedeutet, das Jahr 2021 scheint dies nun zu vollenden: Der PC-Markt kann von einer insgesamtem Verkaufsmenge nahe der Rekordstände des Jahres 2011 ausgehen. Gegenüber dem Stand des Jahres 2019 ergibt dies einen satten Zuwachs von einem Drittel mehr verkaufter PCs – von welchem AMD & Intel selbst bei wie zu sehen nicht wirklich großartig veränderter Marktverhältnisse beiderseits entsprechend profitieren. Damit sind die gleichbleibenden Marktanteile beider x86-Hersteller auch nicht gleichzusetzen mit stagnierenden Verkaufszahlen: Aller Wahrscheinlichkeit nach haben beide Hersteller gegenüber dem Stand des Jahres 2019 inzwischen satt an (reinen) Stückzahlen zulegen können.

x86 Desktop x86 Mobile x86 Server x86 Client x86 Overall
Q2/2021 17,1% vs 82,9% 20,0% vs 80,0% 9,5% vs 90,5% - 22,5% vs 77,5%
Q1/2021 19,3% vs 80,6% 18,0% vs 82,0% 8,9% vs 91,1% - 20,7% vs 79,3%
Q4/2020 19,3% vs 80,7% 19,0% vs 81,0% 7,1% vs 92,9% - 21,7% vs 78,3%
Q3/2020 20,1% vs 79,9% 20,2% vs 79,8% 6,6% vs 93,4% 20,2% vs 79,8% 22,4% vs 77,6%
Q2/2020 19,2% vs 80,7% 19,9% vs 80,1% 5,8% vs 94,2% 19,7% vs 80,3% 18,3% vs 81,7%
Q1/2020 18,6% vs 81,4% 17,1% vs 82,9% 5,1% vs 94,9% 17,5% vs 82,5% 14,8% vs 85,2%
Q4/2019 18,3% vs 81,7% 16,2% vs 83,8% 4,5% vs 95,5% 17,0% vs 83,0% 15,5% vs 84,5%
Q3/2019 18,0% vs 82,0% 14,7% vs 85,3% 4,3% vs 95,7% 15,8% vs 84,2% 14,6% vs 85,4%
Q2/2019 17,1% vs 82,9% 14,1% vs 85,9% 3,4% vs 96,6% 15,0% vs 85,0% 13,9% vs 86,1%
Q1/2019 17,1% vs 82,9% 13,1% vs 86,9% 2,9% vs 97,1% - 13,3% vs 86,7%
Q4/2018 15,8% vs 84,2% 12,2% vs 87,8% 3,2% vs 96,8% 13,5% vs 86,5% 12,3% vs 87,7%
Q3/2018 13,0% vs 87,0% 10,9% vs 89,1% 1,6% vs 98,4% 11,6% vs 88,4% 10,6% vs 89,4%
Q2/2018 12,3% vs 87,7% 8,8% vs 91,2% 1,4% vs 98,6% - 9,1% vs 90,9%
Q1/2018 12,2% vs 87,8% 8,0% vs 92,0% 1,0% vs 99,0% - 8,6% vs 91,4%
Q4/2017 12,0% vs 88,0% 6,9% vs 93,1% 0,8% vs 99,2% - -
Q3/2017 10,9% vs 89,1% 6,8% vs 93,2% - - 7,5% vs 92,5%
Q2/2017 11,1% vs 88,9% - - - -
Q1/2017 11,4% vs 88,6% - - - -
Q4/2016 9,9% vs 90,1% - - - -
Q3/2016 9,1% vs 90,9% - - - -
Stückzahlen-Marktanteile!     AMD-Marktanteil in rot, Intel-Marktanteil in blau     Quelle aller Zahlen: Mercury Research

Anmerkungen: Alle genannten Marktanteile beziehen sich (sofern nicht anders beschrieben) auf verkaufte Stückzahlen im weltweiten Markt an x86-Prozessoren. Jene werden von Mercury Research erhoben und manchmal in Teilen an die Presse gegeben – meistens nur bezogen auf die jeweiligen AMD-Marktanteile. Da der einzige weitere x86-Anbieter in Form von VIA derzeit keine echte Bedeutung mehr hat, kann man wohl davon ausgehen, dass die Differenz-Rechnung zum AMD-Marktteil immer zielgenau den Intel-Marktanteil ergibt (ein eventueller Fehler von –0,1 Prozentpunkten wäre zudem nicht wirklich schlimm). Die von Mercury Research angegebenen Zahlen zu den einzelnen Teilsegmenten "Desktop", "Mobile" und "Server" enthalten jeweils keinerlei IoT-Prozessoren und Konsolen-SoCs, jene fließen allerdings beiderseits in den Insgesamt-Marktanteil "Overall" mit ein. Die Sparte "Client" stellt hingegen den kombinierten Marktanteil von Desktop- und Mobile-Prozessoren dar, wobei letztere erfahrungsgemäß mit grob zwei Dritteln der Menge klar überwiegen.

Nachtrag vom 13. August 2021

Den Meldungen von PCMag Australia und Hardware Times mit den von Mercury Research stammenden Prozessoren-Marktanteilen lassen sich auch (anekdotische) Vergleiche zur weiteren AMD-Vergangenheit entnehmen – den Jahren 2006-2007, wo AMD bereits einmal ähnlich gut im Markt stand. So scheint sich AMD trotz zuletzt eher kleinerer Schritte nun den Spitzen-Zahlen dieser Jahre anzunähern – wobei allerdings zumeist nur ein indirekter Vergleich zu "ähnlich guten Zahlen" in der Vergangenheit abgegeben, nur in einem Fall der wirkliche Rekordwert benannt wurde. Für AMD mag dies nett anschauende Newsmeldungen ergeben, in welchen "AMD so gut wie seit 15 Jahren nicht" tituliert wird, in der Praxis wurden die Rekorde der damaligen Zeit jedoch anscheinend noch nicht überboten (ansonsten hätte man dies schon exakt so gesagt).

AMD CPU-Marktanteile aktueller Stand ähnlich hoher Wert Rekordwert
x86 Overall nach Stückzahlen 22,5% im Q2/2021 Q4/2007 Q4/2006 (25,3%)
x86 Overall nach Umsatz 16,9% im Q2/2021 Q4/2006 ?
x86 Client nach Umsatz 15,8% im Q2/2021 Q4/2006 ?
x86 Server nach Umsatz 11,6% im Q2/2021 Q4/2007 ?
Quelle aller Zahlen: Mercury Research

Jene Rekordwerte kamen zudem unter beachtbar anderen Bedingungen zustande – es fehlte dort der Effekt der Spielekonsolen-SoCs, welcher derzeit die Overall-Werte bei AMD um geschätzt 3-4 Prozentpunkte (in der Stückzahlen-Kategorie) nach oben treibt. Gleichfalls konnte AMD seinerzeit allerdings auf eine bereits längere Phase an erfolgreichen Produkten zurückblicken – welche im Jahr 1999 mit dem ersten K7-Design begann und somit in den Jahren 2006-2007 bereits 7-8 Jahre anhielt. Zeitlich ist AMD davon derzeit noch etwas entfernt, die ersten Zen-Prozessoren kamen im März 2017 heraus, sprich vor etwas mehr als 4 Jahren. Insofern ist es durchaus noch vorstellbar, dass AMD seine Rekordwerte aus den Jahren 2006-2007 in einiger Zeit einstellt bzw. brechen kann. Die aktuell augenscheinliche Bevorzugung des Mobile-Markts seitens AMD eröffnet sicherlich die Chance, in den "eigentlichen" Prozessoren-Markt einzubrechen – welcher nicht von DIY-Käufern, sondern den großen OEMs dominiert wird.

Daneben gab es endlich einmal die Gelegenheit, genauer herauszufinden, wie diese Zahlen seitens Mercury Research in Bezug auf die Hinzunahme von IoT-Prozessoren zu verstehen sind. Hierzu gab es in der Vergangenheit oftmals nur widersprüchliche oder gar keine Angaben. Gemäß dem nun zu sehenden Originalmaterial rechnet Mercury Research in die Teilsparten "Desktop", "Mobile" und "Server" jeweils keinerlei Konsolen-SoCs und IoT-Prozessoren ein – beide Nebensegmente werden jedoch beim Insgesamt-Marktanteil "Overall" dann doch mit einzubezogen. Dies war seitens der Konsolen-SoCs bereits bekannt, wurde bei den IoT-Prozessoren bisher (meistens) jedoch genau umgedreht verstanden. Overall bedeutet nun allerdings eindeutig "mit IoT" – was in einiger früherer Berichterstattung an dieser Stelle somit (leider) falsch interpretiert wurde. Ob es dann eine kluge Entscheidung ist, diese IoT-Prozessoren mit einzurechnen, wird sich jedoch noch zeigen – derzeit werden jene oftmals nur im Industrie-Bereich für Aufgaben mit höherem Performance-Bedarf eingesetzt.

Sollten x86-basierte IoT-Prozessoren aber irgendwann einmal auf die Größe üblicher ARM-Vertreter herunterskalieren und dann in ähnlich massiver Anzahl eingesetzt werden, würden die IoT-Prozessoren – zumindest in der Stückzahlen-Wertung – sofort dominieren bzw. alle anderen x86-Prozessoren mengenmäßig an die Wand drücken. Dies könnte man etwas entschärfen durch eine Bekanntgabe eher der Umsatz-Marktanteile anstatt der Stückzahlen-Marktanteile. Allerdings hat letzteres Tradition und liegen zu ersteren kaum historische Daten vor. Zudem dürften die Umsatz-Marktanteile in wesentlich höherem Maßstab auf Schätzungen & Annahmen berufen, da hierbei wichtige Geschäftsgeheimnisse berührt werden – während an Daten zu den reinen Stückzahlen eher einmal heranzukommen sein dürfte. Dabei haben beide Zahlen sicherlich ihre Bedeutung (und hätte man somit am liebsten auch beide zur Verfügung): Umsatz-Marktanteile zeigen die Stellung des Unternehmens im Wettbewerb an, Stückzahlen-Marktanteile hingegen die Verbreitung bei den Nutzern.