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Die Intel-Geschäftsergebnisse im vierten Quartal sowie Gesamtjahr 2024

Chip-Entwickler Intel hat als erster der drei großen PC-Chip-Entwickler seine Geschäftszahlen für das vierte Quartal und somit auch das Gesamtjahr 2024 vorgelegt. Das vierte Quartal endete für Intel vergleichsweise versöhnlich mit einem am oberen Ende der vorherigen Prognose (13,3-14,3 Mrd. Dollar) liegenden Quartalsumsatz von 14,26 Mrd. Dollar – was um +7,3% mehr ist als im Vorquartal, allerdings immer noch ein gewisses Minus von –7,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet. Vor allem aber konnte Intel die vorherigen (heftigen) Minus-Zahlen gegenüber dem Vorquartal nunmehr wieder zurückdrehen: Der nominelle Gewinn ging von vorher –17,0 Mrd. Dollar auf nunmehr "nur" noch –153 Mio. Dollar zurück, die Bruttomarge erholte sich von 15,0% auf 39,2% und der operative non-GAAP-Gewinn wechselte von –2,4 Mrd. auf 1,4 Mrd. Dollar sogar wieder zurück ins Plus.

Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024 Q3/2024 Q4/2024
Umsatz 15'406 Mio. $ 12'724 Mio. $ 12'833 Mio. $ 13'284 Mio. $ 14'260 Mio. $
(nomineller) Gewinn 2660 Mio. $ –437 Mio. $ –1654 Mio. $ –16'959 Mio. $ –153 Mio. $
Bruttomarge 45,7% 41,0% 35,4% 15,0% 39,2%
operativer non-GAAP-Gewinn 2580 Mio. $ 723 Mio. $ 24 Mio. $ –2369 Mio. $ 1368 Mio. $

Damit ist Intel immer noch weit entfernt von früheren Umsatz-Höhen und ganz besonders der bekannt hohen Profitabilität – aber zumindest hat man somit eine deutliche geschäftliche Trendwende gezeigt (alternativ hat mit dem vorherigen Quartal gleich alles an geschäftlichem Minus verklappt). Bei den Intel-Sparten bzw. deren Umsatzentwicklung hat sich hingegen vergleichsweise wenig getan. Allenfalls kann man sagen, dass der Fehlbetrag gegenüber dem Vorjahreszeitraum primär der Consumer-Sparte zuzuschreiben ist, welche gegenüber dem Vorjahresquartal doch beachtbar um –9,4% verliert. Augenscheinlich laufen die neuen Intel-Architekturen "Lunar Lake" und "Arrow Lake" geschäftlich doch nicht so gut wie frühere Intel-Generationen – und kann Intel auch nicht darauf hoffen, dass die Vorgänger-Generation "Raptor Lake" dies noch irgendwie ausgleicht, jedenfalls nicht nach der breit durch die Presse gegangenen Instabilitäts-Problematik. In dieser Frage muß Intel eher darauf setzen, dass sich Arrow Lake im Jahr 2025 dann doch noch entwickelt, nachdem zum Jahresstart die non-K- sowie Mobile-Modelle vorgestellt wurden.

Umsätze Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024 Q3/2024 Q4/2024
Client Computing  ("Consumer-Sparte") 8844 Mio. $ 7533 Mio. $ 7410 Mio. $ 7330 Mio. $ 8017 Mio. $
Data Center and AI  ("Server-Sparte") 3503 Mio. $ 3036 Mio. $ 3045 Mio. $ 3349 Mio. $ 3387 Mio. $
Network and Edge 1471 Mio. $ 1364 Mio. $ 1344 Mio. $ 1511 Mio. $ 1613 Mio. $
Intel Foundry  ("Fertigungs-Sparte") 5175 Mio. $ 4369 Mio. $ 4320 Mio. $ 4352 Mio. $ 4502 Mio. $
all other 1297 Mio. $ 775 Mio. $ 968 Mio. $ 1039 Mio. $ 1042 Mio. $

Das sicherlich wichtigste Detail dieser Geschäftszahlen besteht darin, dass Intels Foundry-Sparte ihre übergroßen Verluste des letzten Quartals wenigstens etwas reduzieren konnte: Waren es im Vorquartal noch satte –5,8 Mrd. Dollar Verlust bei gerade einmal 4,4 Mrd. Umsatz, sind es nunmehr wenigstens "nur" –2,3 Mrd. Dollar Verlust bei 4,5 Mrd. Dollar Umsatz. Damit ist Intel wieder in der Lage, das geschäftliche Minus der Foundry-Sparte hinter den Gewinnen der anderen Sparten zu verstecken, so dass sich insgesamt eine Plus-Zahl ergibt. Wirklich ausreichend für Intel ist dies natürlich nicht, früher war man mal als einmalige Gewinnmaschine bekannt – und ist davon inzwischen um Dimensionen entfernt. Aber zumindest scheint die Aufgabe der Rückkehr in geschäftlich ruhigere Fahrgewässer nicht mehr als unmöglich. Sobald Intel wieder anfängt, die eigenen Chip-Entwicklungen auch in der eigenen Fertigung herzustellen, dürfte für jene Grundauslastung gesorgt sein, welche Intels zahlreiche Halbleiterfabriken einfach brauchen, um wenigstens zu einer schwarzen Null (für die Foundry-Sparte) finden zu können.

Das Gesamtjahr 2024 schließt Intel mit 53,1 Mrd. Dollar Umsatz sowie einem übersatten Verlust von –19,2 Mrd. Dollar ab – wobei der Großteil hiervon im dritten Quartal angehäuft wurde und aus Wertminderungen wie Abschreibungen besteht, somit mitnichten direkt in Intels Kasse fehlt. Für das einstmals derart Margen-starke Intel sieht es dennoch desaströs aus, wenn man nunmehr einen Jahresverlust in Höhe der besten vorherigen Jahresgewinne verzeichnen muß. Zugleich hat Intel beim Umsatz auch nur den Abwärtskurs aufgehalten, befindet sich dennoch Umsatz-technisch weiterhin auf dem Level der Jahre 2011-2015, hat die ganze positive Entwicklung danach also abgegeben und bislang auch nicht wieder errungen. Diese Aufgabe dürfte für die nächste Zeit auch ziemlich schwer werden, denn für das erste Jahresquartal rechnet Intel nur mit einem Quartalsumsatz von 11,7-12,7 Mrd. Dollar. Dies würde somit nur im besten Fall die Höhe des Quartalsumsatzes vom ersten Quartal 2024 erreichen und ist damit nicht unbedingt die beste Ausgangslage, um Intel wieder wachsen zu lassen.

Derzeit ist auch ein wenig unsicher, woher dieses Wachstum kommen soll, wenn Intel mit dieser Prognose zugibt, dass selbst vom voll ausgebreiteten Arrow-Lake-Portfolio kein echter Geschäftsanstieg zu erwarten ist. Sicherlich ist die Jahreszeit dafür eher ungünstig und dürften die kommenden Quartale automatisch etwas besser laufen. Aber auch das ist eigentlich schon einkalkuliert bzw. regelrecht erwartet, um allein das Umsatz-Niveau des Jahres 2025 wieder erreichen zu können. Was Intel fehlt, sind diese Produkte, welche Intel geschäftlich wieder deutlich voranbringen. "Panther Lake" gegen Ende des dritten Quartals hat sicherlich ein gewisses Potential, ist aber als reine Mobile-Generation ohne HX-Modelle (und womöglich auch ohne U-Modelle) vielleicht nicht breit genug aufgestellt für diese Aufgabe. Ansonsten hat Intel im Consumer-Segment für dieses Jahr nur wenig zu bieten, während die Battlemage-basierten Grafikkarten nicht wirklich geschäftswirksam sind.

Bei diesen muß Intel wie bekannt eher zusehen, kein zusätzliches Minus aufzubauen. Intel kann somit nur auf einen eventuellen PC-Absatz-Boom zum kommenden Support-Ende von Windows 10 hoffen, was allerdings eine vergleichsweise vage Umsatz-Fantasie darstellt. Intel dürfte sich somit wohl eher darauf konzentrieren, seine Gewinn-Zahlen wieder in Ordnung zu bringen. Das A&O sind hierbei die Gewinn/Verlust-Zahlen der Foundry-Sparte – welche primär an deren Auslastung hängen, was wiederum Intel durch die Vergabe der eigenen Chipfertigungs-Aufträge sehr wohl steuern kann. Mit beachtbar weniger Fremdfertigung von Intel-Chips und irgendwann dann auch einmal anziehendem Geschäft der Auftragsfertigung für andere Chip-Entwickler könnte Intels Foundry-Sparte durchaus den Turnaround schaffen – und somit viel Druck von Intel und der Geschäftsleitung nehmen. Dies muß sicherlich Intels Aufgabe für das Jahr 2025 sein – um danach wieder den Rücken freizuhaben, um auch mit überzeugenden Produkten angreifen zu können.