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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im dritten Quartal 2024

Die Marktforscher von Jon Peddie Research zeigen die neuen Zahlen zum Markt der Grafikchips für Desktop-Grafikkarten (Add-in Boards) für das dritte Quartal 2024. In selbigem ging der weltweite Grafikkarten-Absatz der Grafikchip-Entwickler AMD, nVidia und Intel bemerkbar zurück, obwohl saisonal eigentlich ein Aufschwung anstehen sollte. Allerdings ist derzeit das alles dominierende Thema natürlich die kommenden NextGen-Grafikkarten der drei Grafikchip-Entwickler, womit sich die Grafikkarten-Käufer logischerweise bereits mit verschiebbaren Anschaffungen zurückhalten. Das gleiche Verhalten zeigten im übrigen die Grafikkarten-Absätze bei der Mindfactory, welche im dritten Quartal in ähnlicher Form gegenüber dem zweiten Quartal zurückgingen (weltweit –14,5%, bei der Mindfactory –18,4%).

Desktop dGPU Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024 Q3/2024
Auslieferungsmenge 8,9 Mio. Stück 9,5 Mio. Stück 8,7 Mio. Stück 9,5 Mio. Stück 8,1 Mio. Stück
AMD 17% (~1,5M) 19% (~1,8M) 12% (~1,0M) 12% (~1,1M) 10% (~0,8M)
nVidia 81,5% (~7,3M) 80% (~7,6M) 88% (~7,7M) 88% (~8,4M) 90% (~7,3M)
Intel 1% (~0,1M) 1% (~0,1M) 0% (<0,05M) 0% (<0,05M) 0% (<0,05M)
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen, Quelle: Jon Peddie Research

Bezüglich der Marktverteilung spielte Intel wieder einmal keine Rolle bzw. wurde bei einem Marktanteil von (auf ganze Prozentpunkte gerundet) 0% nicht weiter erwähnt. Die Rundung selber verdeckt natürlich, dass da dennoch etwas gelaufen sein sollte. Aber selbst bei (angenommen) 0,49% Marktanteil hat Intel somit weniger als 50'000 Grafikchips abgesetzt – was nicht bedeutet, dass es so viel gewesen sind, die ist nur die Maximalgröße gemäß dieser ungenauen Angaben. Viel gravierender ist aber natürlich, dass sich das Marktverhältnis zwischen AMD und nVidia ausgehend von den nVidia-Rekorden der letzten zwei Quartale weiter verschlechtert hat: nVidia gewann nochmals zwei Prozentpunkte hinzu, welche AMD demzufolge verloren hat. Damit lautet das neue Marktverhältnis zwischen AMD und nVidia auf 10% zu 90% – der höchste Stand jemals für nVidia, der niedrigste Stand jemals für AMD (oder seinerzeit ATi).

Oder anders formuliert: Selbst zu Zeiten, wo nVidia eigentlich nicht mehr besonders viel zugunsten der Marke "GeForce" getan hat, gewinnt nVidia im weltweiten Grafikkarten-Geschäft dennoch hinzu. Jenes Geschäft ist für nVidia somit nunmehr wie ein Selbstläufer, wo man mit vergleichsweise wenig Einsatz dennoch Marktdominanz erreicht, hält und sogar ausbaut. Dies sind schlechte Vorzeichen gerade für nVidias Kontrahenten, welche sich von einer solchen Marktsituation durchaus entmutigen lassen können – und nachfolgend ihre eigenen Bemühungen zurückschrauben könnten. Bei AMD wird man selbiges bereits nächstes Jahr sehen mittels der stark abgespeckten RDNA4-Generation, auch wenn der Grund hierfür wohl in einer Entwicklungs-Panne bei AMD lag (die ursprünglichen Chiplet-Pläne wurden nicht rechtzeitig fertig und wurde daher durch ein Spar-Portfolio ersetzt, um überhaupt irgendetwas anbieten zu können).

Aus Sicht des Wettbewerbs ist die Situation somit so schlecht wie nie – weil die Kontrahenten von nVidia einfach zu wenig Marktanteile erringen und damit für ihre Bemühungen nicht ausreichend belohnt werden. So etwas ist faktisch nur zu drehen über viele Jahre lang anhaltende herausragende Bemühungen – die Frage ist nur, ob so etwas gegenüber den Controllern in den jeweiligen Unternehmen durchgeht, denn diese Bemühungen kosten natürlich einiges an Geld. Mit der Situation im CPU-Geschäft, wo AMD groß gegenüber Intel zurückkam, ist dies auch nicht besonders gut zu vergleichen: Im CPU-Geschäft sind die Generations-Sprünge vergleichsweise klein, zudem ließ Intel vor dem AMD-Comeback auch ziemlich die Zügel schleifen. Bei den klar höheren Generations-Sprüngen bei Grafikchips ist es viel schwerer, sich an den Marktführer heranzurobben, gerade wenn selbiger keine Anzeichen zeigt, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen.

Wie dies auflösbar sein könnte, ist damit unklarer als jemals zu vor. Vermutlich muß irgendetwas völlig unerwartbares passieren, um diese Marktdominanz nVidias noch jemals zu brechen. Denn natürlich läuft hier auch eine selbsterfüllende Prophezeiung ab: Weil nVidia so derart klarer Marktführer ist, richten sich alle Software-Entwickler an nVidia-Hardware aus – was wiederum deren Performance und Software-Kompatibilität derart begünstigt, dass die anderen keine faire Chance haben bzw. irgendeine "Alien-Technologie" benötigen würden, um tatsächlich mal den Markt verändern zu können. Wie derzeit an Intel zu sehen, ergibt natürlich selbst eine einstmalig felsenfeste Marktführerschaft keinerlei Ewigkeitsgarantie. Und gleichzeitig gilt: Solche Ereignisse sind ausreichend selten genug, auf dass man nicht mit kurz- oder mittelfristigen Veränderungen an diesem Marktbild rechnen muß.

In einer weiteren Meldungen hatten Jon Peddie Resarch schon zum Monatsanfang den "Markt" aller PC-Grafikchips betrachtet, in welchem wie bekannt die integrierten Grafiklösungen mit grob drei Viertel Anteil dominieren, welcher somit auch primär vom Prozessoren-Absatz abhängt. Deswegen bewegte sich dieser Markt dann auch ganz anders als bei den Desktop-Grafikkarten, welche wie gesagt verloren, während der gesamte Grafikchip-Markt gegenüber dem Vorquartal um +3,4% zulegte. Genau aus diesem Effekt heraus gewannen hier auch AMD und Intel, während nVidia verlor: Denn Team Green hat derzeit keine iGPUs im Angebot, während bei AMD & Intel schlicht mehr Prozessoren mit iGPUs verkauft wurden und somit zu steigenden Anteilen in diesem "Markt" beitrugen.

alle PC-Grafikchips Q3/2023 Q4/2023 Q1/2024 Q2/2024 Q3/2024
Auslieferungsmenge 71,9 Mio. Stück 76,2 Mio. Stück 70 Mio. Stück 71 Mio. Stück 73,6 Mio. Stück
AMD 17% 15% 16% 16% 17%
nVidia 19% 18% 18% 20% 18%
Intel 64% 67% 66% 64% 65%
Marktanteile basierend auf ausgelieferten Stückzahlen (inkl. iGPUs), Quelle: Jon Peddie Research

Generelle Hinweise:
Alle genannten Marktanteile beziehen sich (sofern nicht anders beschrieben) auf verkaufte Stückzahlen im weltweiten Markt an Grafikchips & Grafikkarten für Desktop-PCs, Notebooks und Server (inkl. professioneller Lösungen, nicht jedoch Spiele-Konsolen). Als Grafikchips werden hierbei immer auch in PC-Prozessoren verbaute integrierte Grafiklösungen mitgezählt, selbst wenn man jene nicht einzeln erwerben kann. Jene iGPUs stellen in der Gesamtabrechnung üblicherweise die dominierende Gruppe dar, womit sich auch die hohen Insgesamt-Marktanteile von Intel erklären. Alle Absatzzahlen beziehen sich augenscheinlich auf die Auslieferungen der Chip-Entwickler an ihre Abnehmer, nicht jedoch die Absatzzahlen des Einzelhandels an die Endkunden (die Datenquellen von JPR liegen offenbar in den Geschäftsberichten der Chip-Entwickler).

Dieser Punkt hat den grundsätzlichen Effekt, dass jene Absatzzahlen früher passieren als das Geschehen am Endverbraucher-Markt. Der jetzt vom Grafikchip-Entwickler ausgelieferte Grafikchip muß schließlich erst noch zur Grafikkarte verbaut, über den Distributor zum Einzelhandel gebracht und vom selbigen an den Endkunden ausgeliefert werden. Damit könnte ein Grafikchip in dieser Statistik beispielsweise schon im ersten Quartal als (vom Grafikchip-Hersteller) "verkauft" auftauchen, real aber vielleicht erst im zweiten Quartal tatsächlich zum Endkunden geliefert werden. Im Normalfall ergibt dies nur eine gewisse zeitliche Verschiebung, langfristig gesehen setzt sich alle diese Ware immer ab (bzw. wird notfalls so lange nichts nachbestellt, bis dies passiert ist).

Zu Zeiten einer größeren Marktverirrung (wie bei einem Cryptomining-Hype mit gleichzeitiger Chipkrise) können sich hingegen (zumindest temporär) deutlich unterschiedliche Absatzzahlen zwischen Chip-Hersteller und Endkundenmarkt ergeben: Denn über die vorhandenen Lagerbestände bei Einzelhändlern, Distributoren und Grafikkarten-Herstellern dauert es etwas, ehe der Überbedarf in den Auslieferungen der Grafikchip-Entwickler sichtbar wird. Jene liefern zugleich aber länger auf erhöhtem Niveau aus, als die ursächliche Krise andauert, denn nach deren Beendigung müssen alle Beteiligten schließlich ihre Läger wieder auffüllen. Die entsprechenden Ausschläge in der Verkaufsstatistik verlaufen also in diesen Sondersituationen zeitlich verschoben gegenüber dem Endverbrauchermarkt ab. Natürlich muß sich dies am Ende immer wieder ausgleichen, alle diese Verzerrungen können allein zeitlicher Natur sein.

Desktop dGPU Absatz-Menge AMD nVidia Marktanteile Umsatz ASP
Q3/2024 8,1 Mio. Stück ~0,8M ~7,3M 10% vs 90% ? ?
Q2/2024 9,5 Mio. Stück ~1,1M ~8,4M 12% vs 88% ? ?
Q1/2024 8,7 Mio. Stück ~1,0M ~7,7M 12% vs 88% ? ?
Q4/2023 9,5 Mio. Stück ~1,8M ~7,6M 19% vs 80% ? ?
Q3/2023 8,9 Mio. Stück ~1,5M ~7,3M   17% vs 81,5% ? ?
Q2/2023 6,44 Mio. Stück 1,13M 5,17M 17,5% vs 80,3% ? ?
Q1/2023 6,26 Mio. Stück ~0,7M ~5,3M   12% vs 83,7% ? ?
Q4/2022 7,16 Mio. Stück ~0,8M ~6,2M 12% vs 86% ? ?
Q3/2022 6,89 Mio. Stück 0,69M 5,94M 10,0% vs 86,2% 3,7 Mrd. $ ~537$
Q2/2022 10,4 Mio. Stück ~2,1M ~8,2M   20% vs 79,6% 5,5 Mrd. $ ~529$
Q1/2022 13,38 Mio. Stück ~3,2M ~10,1M 24% vs 75% 8,6 Mrd. $ ~643$
Q4/2021 13,19 Mio. Stück ~3,0M ~10,2M 22,8% vs 77,2% 12,4 Mrd. $ ~940$
Q3/2021 12,72 Mio. Stück ~2,7M ~10,0M 21% vs 79% 13,7 Mrd. $ ~1077$
Q2/2021 11,47 Mio. Stück ~2,3M ~9,2M 20% vs 80% 11,8 Mrd. $ ~1029$
Q1/2021 11,8 Mio. Stück ~2,4M ~9,4M 20% vs 80% 12,4 Mrd. $ ~1051$
Q4/2020 11,0 Mio. Stück ~1,9M ~9,1M 17% vs 83% 10,6 Mrd. $ ~964$
Q3/2020 11,5 Mio. Stück ~2,6M ~8,9M 23% vs 77% 5,6 Mrd. $ ~487$
Q2/2020 10,0 Mio. Stück ~2,2M ~7,8M 22% vs 78% 4,2 Mrd. $ ~420$
Q1/2020 9,5 Mio. Stück ~2,9M ~6,6M 30,8% vs 69,2% 2,7 Mrd. $ ~284$
Q4/2019 11,7 Mio. Stück ~3,6M ~8,1M 31,1% vs 68,9% 3,9 Mrd. $ ~333$
Q3/2019 10,5 Mio. Stück ~2,8M ~7,7M 27,1% vs 72,9% 2,8 Mrd. $ ~267$
Q2/2019 7,4 Mio. Stück ~2,4M ~5,0M 32,1% vs 67,9% 2,0 Mrd. $ ~270$
Q1/2019 8,9 Mio. Stück ~2,0M ~6,9M 22,7% vs 77,3% 2,8 Mrd. $ ~315$
Q4/2018 8,8 Mio. Stück ~1,7M ~7,1M 18,8% vs 81,2% 2,8 Mrd. $ ~318$
Q3/2018 9,9 Mio. Stück ~2,5M ~7,4M 25,7% vs 74,3% 2,5 Mrd. $ ~253$
Q2/2018 ~12,2 Mio. Stück ~4,4M ~7,8M 36,1% vs 63,9% 3,2 Mrd. $ ~262$
Q1/2018 ~15,6 Mio. Stück ~5,4M ~10,2M 34,9% vs 65,1% 5,0 Mrd. $ ~321$
Q4/2017 ~14,8 Mio. Stück ~5,0M ~9,8M 33,7% vs 66,3% ? ?
Q3/2017 ~15,4 Mio. Stück ~4,2M ~11,2M 27,2% vs 72,8% ? ?
Q2/2017 ~12,1 Mio. Stück ~3,7M ~8,4M 30,3% vs 69,7% ? ?
Q1/2017 ~9,5 Mio. Stück ~2,6M ~6,9M 27,5% vs 72,5% ? ?
Q4/2016 ~13,4 Mio. Stück ~4,0M ~9,4M 29,5% vs 70,5% ? ?
Q3/2016 ~12,7 Mio. Stück ~3,7M ~9,0M 29,1% vs 70,9% ? ?
Q2/2016 ~9,3 Mio. Stück ~2,8M ~6,5M 29,9% vs 70,0% ? ?
Q1/2016 ~11,6 Mio. Stück ~2,6M ~9,0M 22,8% vs 77,2% ? ?
basierend auf Daten seitens Jon Peddie Research; ASP = Average Selling Price = Durchschnittspreis; Umsätze & ASPs zu Endverbraucher-Preisen