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Angebliche Benchmarks zu AMDs Fiji & Bermuda sowie nVidias GM200 aufgetaucht

Im Chiphell-Forum (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) sind erneut angebliche Benchmarks zu neuen HighEnd-Grafikchips von AMD und nVidia aufgetaucht, welche vom gleichen Verfasser stammen wie schon die zuletzt gemeldeten (angeblichen) Benchmarks zu AMDs Fiji-Chip. Ob man dies als Qualitäts- bzw. Wahrheitsmerkmal werten kann, muß komplett offenbleiben, denn diesesmal strapaziert man unsere Gutgläubigkeit mit Benchmark-Werten zu drei neuen Grafikchips von AMD und nVidia wirklich auf äußerste – eigentliche ist es eher unwahrscheinlich, daß eine einzelne Person im Rahmen eines Leaks sogar noch gleichzeitig Zugriff auf diese drei neuen Grafikchips haben sollte. Unmöglich ist es natürlich trotzdem nicht, so daß wir uns nachfolgend – unter Vorbehalt – mit diesen Werten beschäftigen wollen.

AMD Bermuda & Fiji, nVidia GM200 – angebliche Benchmarks, Teil 1
AMD Bermuda & Fiji, nVidia GM200 – angebliche Benchmarks, Teil 1
AMD Bermuda & Fiji, nVidia GM200 – angebliche Benchmarks, Teil 2
AMD Bermuda & Fiji, nVidia GM200 – angebliche Benchmarks, Teil 2

Erst einmal bieten diese Werte eine Überraschung in diese Richtung hin, als daß der Fiji-Grafikchip – die früheren Benchmarks wurden nunmehr eindeutig als Fiji-basierend benannt – nicht AMDs Top-Lösung wäre, sondern daß darüber dann noch der Bermuda-Chip stehen soll. Ob Fiji und Bermuda allerdings wirklich auf unterschiedlichem Silizium basieren, ist angesichts des eher geringen Performance-Unterschieds (ca. 20%) arg unsicher, für so eine geringe Differenz legt man normalerweise keine zwei differierenden Grafikchips auf. Eine mögliche Auflösung wäre derselbe Grafikchips mit unterschiedlichen aktiven Speicherinterfaces: Beim Bermuda-Chip ein HBM-Interface und beim Fiji-Chip ein GDDR5-Interface – was sich allerdings mit allen früheren Darstellungen des Fiji-Chips als mit HBM-Speicher ausgerüstet beißt. Eine andere mögliche Auflösung läge schlicht in der Karten-Bauform: Fiji mit normaler Kühlung und Bermuda mit einer Hybrid-Kühlung wie bei der Radeon R9 295X2. Selbiges wird zu Bermuda seitens Chiphell nämlich berichtet und könnte auch den Performance-Unterschied (mittels schlicht höherer Taktraten) erklären.

Eine zweite Überraschung ist dann die angebliche 20nm-Fertigung bei GlobalFoundries von beiden AMD-Grafikchips. Dies käme fast noch überraschender, denn bislang ist von der 20nm-Fertigung für große Grafikchips & Prozessoren noch gar nichts zu sehen, von GlobalFoundries mit dieser Fertigung gleich gar nichts zu hören. Hier liegen durchaus Ansatzpunkte für heftige Widerworte, denn wenn GlobalFoundries jetzt schon eine 20nm-Fertigung für große Grafikchips spruchreif hätte, wieso sollte dann die 2015er APU "Carrizo" noch in der 28nm-Fertigung bei GlobalFoundries vom Band laufen? Vereinbar wäre dies miteinander, wenn Carrizo schon am Jahresanfang erscheint und AMDs Fiji & Bermuda in der 20nm-Fertigung erst tief im Jahre 2015 kommen – oder aber wenn AMD die 20nm-Möglichkeiten von GlobalFoundries bewußt für eine Attacke auf dem Grafikkarten-Markt nutzt, den Prozessoren-Markt dabei ignorierend.

Zu nVidias GM200-Chip wurde hingegen nur erwähnt, daß die getestete Salvage-Lösung über 21 Shader-Cluster mit 2688 Shader-Einheiten verfügt. Angesichts des geringen Performance-Unterschieds zum ebenfalls mitgetesteten GM200-Vollausbau (+10-12%) läßt sich hieran eine indirekte Bestätigung erkennen, daß der GM200-Chip seine 3072 Shader-Einheiten trägt – wie zuletzt schon so dargelegt. Dies natürlich nur unter der Annahme, daß die gesamten Angaben von Chiphell nicht einfach ein riesiger Fake sind – was so sein kann, dies läßt sich derzeit einfach nicht verifizieren. Doch wenn wir den Esel nun einmal reiten wollen (oder uns dazu machen): Da die Benchmarks von Chiphell nur eine teilweise Indizierung der Gesamtperformance enthalten, wollen wir jene nachfolgend aufbieten, die GeForce GTX 980 hierbei auf 100% normierend:

Performance 2560x1440 Performance 3840x2160 3DC Perf.Index
Bermuda (Vollausbau) - 150,7% ~780-810%
GM200 (Vollausbau) - 135,2% ~720-750%
GM200 (Salvage) 118,3% 119,9% ~650-670%
Fiji (Vollausbau) 115,0% 118,8% ~650-660%
GeForce GTX 980 100% 100% 570%
GeForce GTX 780 Ti 92,5% 89,7% 530%
Radeon R9 290X 88,3% 90,5% 480/520%

Einzurechnen gilt bei diesen Zahlen, daß die Performance-Messungen unter 2560x1440 auf 20 Spieletiteln erfolgten und demzufolge ziemlich repräsentativ sein dürften, während die Performance-Messungen unter 3840x2160 nur auf 4 Spieletiteln erfolgten, welche zudem allesamt (auch wegen der 4K-Auflösung) hervorragend skalierten. Die Ergebnisse dieser UltraHD-Benchmarks sind also bemerkbar besser skalierend als es bei üblichen Hardware-Tests unter 1920x1080 und 2560x1440 zu sehen wäre. Demzufolge haben wir die Hochrechnungen für unserem Performance-Index nicht ganz so optimistisch angesetzt – um letztlich keine extremen Performance-Erwartungen zu wecken, welche dann die Launch-Reviews dieser Grafikkarten nicht erfüllen können. Vorab schon klar ist zu diesen, daß alle drei neuen HighEnd-Grafikkarten unter 1920x1080 in einige CPU-Limitierungen laufen dürften, ihre teilweise extrem hohe Performance unter dieser Auflösung nicht gänzlich ausschöpfen können.

Denn was AMD und nVidia uns hier nächstes Jahr bieten wollen, ist wahrhaftiges HighEnd: Der GM200-Chip dürfte – nicht gänzlich unerwartet – ungefähr 30-35% schneller als der GM204-Chip von GeForce GTX 970 & 980 herauskommen, während AMDs Bermuda-Chip dies anscheinend nochmals toppen kann und in Richtung 35-45% schneller als die GeForce GTX 980 sein soll. AMD würde damit erstmals seit langer Zeit nach dem Release der kompletten HighEnd-Riege den schnellsten Gamer-Grafikchip stellen. Der Unterschied scheint mit derzeit prognostiziert +8% nicht großartig, aber in diesem Feld zählt wirklich nur noch, wer als erster durch Ziel geht, zweite Plätze oder eine Diskussion über die erzielten Abstände gibt es bei der Frage nach der allerschnellsten Grafikkarte einfach nicht. Fiji als vermutlich abgespeckte Bermuda-Variante würde dann die kleineren GM200-Varianten angreifen, womit AMD den GM200-Chip gut in die Zang nehmen könnte. Weitere abgespeckte Fiji-Varianten könnten dann auch noch zum Niveau der GeForce GTX 980 herunterreichen, womit AMD für alle nVidia-Angebote passende Konter bieten würde.

Aber davor stehen natürlich haufenweise Unwägbarkeiten. Die hier gezeigte Performance muß sich bestätigten lassen, AMD muß auch noch rechtzeitig lieferfähig sein – gerade wenn es sich um die dato unerprobte 20nm-Fertigung von GlobalFoundries handelt. Der ebenfalls unerprobte HBM-Speicher muß ebenfalls in Masse lieferfähig sein, dessen Problemlosigkeit selbstverständlich voraussetzend. Viele technologisch herausragende Angebote haben am Markt auch nur deswegen versagt, weil sie nicht rechtzeitig lieferbar waren und konkurrierende Hersteller den technologischen Rückstand schneller aufholen konnten als die Lieferfähigkeit dann wirklich hergestellt war. Und am Ende müssen diese tollen Benchmarks & Ausführungen seitens Chiphell auch noch wahr sein – ein Punkt, welcher derzeit weder bestätigt noch dementiert kann, aber in jedem Fall mit einem großen Fragezeichen versehen werden muß.

Nachtrag vom 16. Dezember 2014

Unsere Meldung zu den (angeblichen) Benchmark-Werten der drei kommenden HighEnd-Grafikchips Bermuda, Fiji & GM200 stellte ein wenig die 20nm-Kapazitäten von GlobalFoundries in Frage – was allerdings nicht angebracht war, gab es doch kürzlich die offizielle Meldung, daß der Xbox-One-SoC in 20nm bei GlobalFoundries aufgelegt werden wird. Dafür wurde zwar kein konkreter Zeitrahmen genannt, dennoch belegt diese Meldung, daß GlobalFoundries sowohl eine 20nm-Fertigung bieten wird, als daß jene auch mit großen Chips sowie hohen Taktraten und Wattagen zurechtkommt. So gesehen ist es sogar nahezu offensichtlich, daß AMD nunmehr diese Möglichkeit auch auf andere Bereiche zu übernehmen versucht. Dabei entstehen logischerweise gewisse Risiken, denn bisher hat GlobalFoundries keine potenten Grafikchips hergestellt, zudem muß die 20nm-Fertigung von GlobalFoundries natürlich auch rechtzeitig und mit sinnvoller Ausbeute fertig sein, um die AMD-Releasepläne einhalten zu können. Auf der anderen Seite steht die Chance für AMD, die Grafikchip-Szene mit etwas zu schocken, was nVidia zumindest kurz- und mittelfristig kaum kontern kann.

Im übrigen erklären sich über die Unterteilung von AMDs HighEnd-Portfolio in Fiji & Bermuda nun auch die vor einiger Zeit gemeldeten Daten zum Fiji-Chip: Die 4 GB Speicher wurden seinerzeit als zu wenig für eine absolute HighEnd-Lösung betrachtet – wenn Fiji nun aber gar nicht das schnellste Angebot werden soll, passt dies durchaus – Bermuda wird dann wahrscheinlich per default mit gleich 8 GB Speicherbestückung antreten (daß dies trotz 4096 Bit DDR HBM-Interface auch bei HBM1 möglich ist, hat sich inzwischen herauskristallisiert). Und zweitens erklärt sich der seinerzeit genannte eher durchschnittliche Chiptakt bei Fiji von 1000 MHz wohl ebenfalls an der Fiji-Zielsetzung, "nur" die zweitbeste AMD-Lösung zu werden. Wir denken ja, daß Fiji und Bermuda letztlich derselbe Chip sind – nur bei Fiji wird AMD dies kostenoptimiert mit 4 GB Speicher und Luftkühlung anbieten, deswegen können die Taktraten nicht so hochausfallen. Bermuda kommt dagegen wohl mit gleich 8 GB Speicher und Hybridkühlung daher, kann deswegen klar höhere Taktraten auffahren und so erheblich mehr Performance herausholen.

Eine andere mögliche Auflösung hierfür ist im übrigen, daß entgegen der kürzlichen Chiphell-Meldung, wonach die komplette kommende AMD-Grafikchipserie in der 20nm-Fertigung hergestellt werden soll, Fiji noch in der 28nm-Fertigung kommt und nur Bermuda (und nachfolgende) in der 20nm-Fertigung antreten werden. Damit könnte AMD zum einen zeitnah mit Fiji angreifen, zum anderen später mit Bermuda die Vorteile der 20nm-Fertigung nutzen sowie gleichzeitig aus demselben Design mehr Taktrate und damit mehr Performance herausholen – vor allem aber dies ohne gravierenden Zeitdruck, weil Fiji dann eben schon im Markt steht. Dies würde zumindest zu allen früheren Meldungen passen, daß Fiji ganz klar noch in der 28nm-Fertigung kommt bzw. daß AMD einen Grafikchip mit einer Chipfläche von über 500mm² in der 28nm-Fertigung von TSMC in Vorbereitung hat. Wie man allerdings auch sieht, liegen hierzu einfach noch viel zu wenige belastbare Informationen vor, ist die ganze Informationslage zu den kommenden HighEnd-Chips von AMD äußerst fragil und daher keineswegs auf die Goldwaage legbar.