Nachdem die Southerns-Islands-Generation (Radeon HD 7000 Serie) nunmehr über anderthalb Jahre im Markt steht, bringt AMD mit der Volcanic-Islands-Generation endlich eine Ablösung. Jene wird weiterhin durchgehend unter der 28nm-Fertigungstechnologie hergestellt werden, da die eigentlich avisierte 20nm-Fertigungstechnologie wohl nicht vor Mitte 2014 zur Massenfertigung von Grafikchips tauglich sein wird. Damit konnte AMD nicht die eigentlich für "Volcanic Islands" gedachte größere Anhebung der Einheiten-Anzahl bringen, sondern musste entsprechend umdenken. Herausgekommen ist dabei ein einzelner größerer Grafikchip in Form des Hawaii-Chips – welcher nächste Woche vorgestellt werden wird – während man den Rest des Portfolios nicht mit neuen Chips bestückt, sondern hierfür bekannte Grafikchips der Southerns-Islands- und Sea-Islands-Generationen aufwärmt.
Dies ist natürlich auf den ersten Blick mager für eine neue Generation nach fast zwei Jahren Wartezeit – anderseits aber auch folgerichtig: AMD könnte für die Performancelevel unterhalb des Hawaii-Chips sicherlich neue Chips auflegen, nur werden diese am Ende nur genauso groß und (in der Fertigung) teuer wie die bereits etablierten Chips sein, während die kleinen Architekturverbesserungen von GCN 1.0 auf 2.0 nicht so viel einbringen, als daß sich dieses System wirklich lohnen würde. Allein für eine neue Architektur-Stufe lohnen neue Chips einfach nicht – und so hat sich AMD folglich dafür entschieden, bekannte Chips weiterzuverwenden, selbst wenn diese technologisch eigentlich nicht zu "Volcanic Islands" gehören. Da die Unterschiede zwischen GCN 1.0/1.1 und 2.0 jedoch nicht weltbewegend sein dürften, macht dies am Ende keinen großen Unterschied.
Relevant ist am Ende immer, was man aus dem zur Verfügung stehenden Material macht. Und in dieser Frage lautet AMDs Versuch mit diesem ersten Teil der Volcanic-Islands-Generation darauf hin, in jedem Marktsegment überall zu einer gegebenen Performance den besten Preis bieten zu wollen, sprich überall die besseren Preis/Leistungs-Verhältnisse zu realisieren. Man kann diesen ersten Teil der Volcanic-Islands-Generation also sozusagen als "Preis/Leistungs-Refresh" betrachten – neue Varianten "alter" Grafikchips kommen in den Markt mit dem Ziel, eine neue, niedrigere Preissituation zu schaffen. Besonders deutlich wird dieses Vorhaben bei der R1000/Tahiti-basierten Radeon R9 280X, welche heute für einen Listenpreis von 299 Dollar antritt, nachdem die chipgleichen Vorgänger Radeon HD 7970 zu 549 Dollar sowie die Radeon HD 7970 "GHz Edition" zu 499 Dollar zu ihren Launches antraten. Ähnliche Preisvorteile soll auch der Rest des Volcanic-Islands-Portfolios bieten – was nachfolgend zu überprüfen wäre.
Das heute vorgestellte Volcanic-Islands-Portfolio sieht aufgrund des neuen Namensschemas zuerst etwas verwirrend aus, läßt sich jedoch recht einfach erklären: Radeon R7 240 & 250 stellen LowCost-Lösungen auf Basis des bisher vorwiegend im Mobile-Segment verwendeten Oland-Chips dar, die Radeon R7 260X ist eine Mainstream-Lösung auf Basis des Bonaire-Chips der Radeon HD 7790, die Radeon R9 270X ist eine Performance-Lösung auf Basis des Curacao-Chips, welcher eine Umbenennung des Pitcairn-Chips der Radeon HD 7800 Serie darstellt – und letztlich ist die Radeon R9 280X eine HighEnd-Lösung auf Basis des R1000/Tahiti-Chips der Radeon HD 7900 Serie. Die technischen Daten sind jeweils vergleichbar, die Taktraten immer ein wenig anders – nichtsdestotrotz ist dies nichts anders als die Radeon HD 7000 Serie neu aufgelegt in etwas gestraffter Form mit niedrigeren Preispunkten.
Chip | Listenpreis | vergleichbar zur Radeon HD 7000 | Listenpreis bei Launch | |
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Radeon R9 280X | R1000/Tahiti | 299 Dollar | Radeon HD 7970 (etwas höherer Takt) & Radeon HD 7970 "GHz Edition" (etwas niedrigerer Takt) | 549 bzw. 499 Dollar |
Radeon R9 270X | Curacao (Pitcairn-Neuauflage) | 199 Dollar | Radeon HD 7870 (etwas höherer Takt) | 349 Dollar |
Radeon R7 260X | Bonaire | 139 Dollar | Radeon HD 7790 (etwas höherer Takt) | 149 Dollar |
Radeon R7 250 | Oland | 89 Dollar | Radeon HD 7750 (anderer Chip, aber nahezu gleiche Rohleistungen) | 109 Dollar |
Radeon R7 240 | Oland | ? | Radeon HD 7730 (ähnlicher Takt, ein paar Hardware-Einheiten abgespeckt) | ? |
Damit sieht erst einmal alles nach dem völlig gleichen Prinzip wie bei der Radeon HD 7000 Serie nur mit etwas anderen Taktraten aus – doch eine bedeutsame Neuerung hat die neue Radeon R200 Serie dann doch noch: Bei allen Modellen wurde ein Turbo-System (AMD benutzt ab "Volcanic Islands" nicht mehr den Terminus "Boost", sondern stattdessen "Turbo") wie bei der Radeon HD 7790 angesetzt. Hierbei gibt es nur noch einen maximalen Takt, den die Grafikkarte bestmöglich zu halten versucht, jedoch keinen Basis-Takt wie bei nVidias Boost-System. Dies sieht zuerst nach größeren Unsicherheiten als bei nVidia aus, weil es bei nVidia schließlich einen garantierten Basis-Takt – doch letztlich zählt auch hier nur das, was letztlich in der Praxis ankommt.
Und hierbei ergab sich schon bei der Radeon HD 7790, daß AMD seinen Turbo-Takt faktisch durchgehend in Spielen halten kann – auch wenn man extra "vorheizt", um in einem Benchmark-Test den Spieler-Alltag zu simulieren. Auch von den neuen Radeon R200 Grafikkarten wird gleiches berichtet – der maximale Turbo-Takt wird in der Spiele-Realität immer gehalten. Die mögliche Abweichungen nach unten hin dürfte in der Praxis nur bei speziellen Auslastungs-Programme (FurMark) oder aber bei nicht standardgemäßen Situationen wie einem fehlenden Luftfluß im Gehäuse vorkommen. Man kann daher derzeit grob den maximalen Turbo-Takt der Radeon R200 Grafikkarten als deren dauerhaften Chiptakt betrachten. Trotzdem ist eine Angabe dieses Umstands beispielsweise in der Form von "≤1000 MHz" (HTML-Code des Kleiner/Gleich-Zeichens: 8804) generell sinnvoll.
Die Radeon R9 280X basiert auf dem R1000/Tahiti-Chip in dessen Vollausbau und bringt Taktraten von ≤1000/3000 MHz mit sich – was etwas mehr ist als bei der chipgleichen Radeon HD 7970 (925/2750 MHz), aber leicht unterhalb der ebenfalls chipgleichen Radeon HD 7970 "GHz Edition" (1000/1050/3000 MHz) liegt. Entscheidender Punkt bei der Radeon R9 280X ist natürlich deren Preis, welcher mit 299 Dollar für diesen Wiedergänger der beiden (bald) ehemaligen Top-Modelle schon sehr verlockend ist. Diese Karte wird zudem breitflächig von den Grafikkarten-Herstellern auch mit höheren Taktraten ab Werk angeboten – gute Modelle erreichen ≤1070/3200 MHz, ein einzelnes von Sapphire sogar fest 1100/3200 MHz ohne Turbo-Modus.
Die Performance der Karte läßt sich recht einfach bestimmen: Die Radeon R9 280X liegt gegenüber der Radeon HD 7970 "GHz Edition" aufgrund des niedrigeren Chiptakts im Schnitt der vorliegenden Benchmarks üblicherweise zwischen 2,5% und 3% zurück. Damit können wir die Radeon R9 280X auf einen Performance-Index von 380% festsetzen. Dies entspricht dem Performance-Index der GeForce GTX 770 – und in der Tat läuft die Radeon R9 280X in den meisten Tests ziemlich exakt auf der Höhe der GeForce GTX 770, mit AMD-typisch (leichten) Vorteilen bei höheren Auflösungen und Settings allerdings.
Radeon HD 7970 "GHz Edition" | Radeon R9 280X | GeForce GTX 770 | |
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Chipbasis | AMD R1000/Tahiti, 4,3 Milliarden Transistoren in 28nm auf 365mm² Chip-Fläche | nVidia GK104, 3,54 Mrd. Transistoren in 28mn auf 294mm² Chipfläche | |
Architektur | GCN 1.0, DirectX 11.2a & Mantle | Kepler, DirectX 11.0 | |
Technik | 2 Raster-Engines, 2048 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Interface | 4 Raster-Engines, 1536 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface | |
Taktraten | 1000/1050/3000 MHz | ≤1000/3000 MHz | 1046/1085/3500 MHz |
Speicher | 3 GB GDDR5 | 3 GB GDDR5 | 2/4 GB GDDR5 |
Bauform | DualSlot | DualSlot | DualSlot |
Kartenlänge | 28,1cm | ? | 26,9cm |
Stromstecker | 1x 6pol. + 1x 8pol. | 1x 6pol. + 1x 8pol. | 1x 6pol. + 1x 8pol. |
TDP | 250W | 250W | 230W |
Idle-Verbrauch | 14W | 16W | 10W |
Spiele-Verbrauch | 235W | 217W | 180W |
Perf.Index | 390% | 380% | 380% |
Listenpreis | 499$ | 299$ | 399$ |
Straßenpreis | 280-310€ | erwartet für ~270€ | 330-350€ |
Launch | 22. Juni 2012 | 8. Oktober 2013 | 30. Mai 2013 |
Bei der Betrachtung des Preis/Leistungs-Verhältnisses darf man sich natürlich nicht nur von den zuletzt stark abgesunkenen Preisen bei der Radeon HD 7970 "GHz Edition" leiten lassen – welche auf exakt ein Niveau abgesunken sind, um diese etwas schnellere Karte noch gut abverkaufen zu können. Gegenüber dem über den Sommer gültigen Preisniveau bringt die Radeon R9 280X in jedem Fall deutlichen Schwung ins 300-Euro-Segment – am besten zu sehen auch im Vergleich mit der in etwa gleich schnellen GeForce GTX 770: AMD hat gegenüber dieser nVidia-Karte den um 60 Euro besseren Preis und sogar noch mehr Grafikkartenspeicher – sicherlich auch einen höheren Stromverbrauch, aber dies zählt im HighEnd-Segment nicht wirklich viel. nVidia muß demzufolge den Preis der GeForce GTX 770 deutlich abspecken, ansonsten gehen alle Empfehlungen in Richtung der Radeon R9 280X.