Launch-Analyse: nVidia GeForce GTX 770

Donnerstag, 30. Mai 2013
 / von Leonidas
 

Nur kurz nach der GeForce GTX 780 schickt nVidia mit der GeForce GTX 770 die zweite neue HighEnd-Grafikkarte der GeForce 700 Serie an den Start. Wie schon vorab bekannt, handelt es sich bei der kompletten GeForce 700 Serie um eine klassische Refresh-Generation ohne wirklich neue Grafikchips, welche damit auch keine wirklich großen Leistungssprünge hinlegen kann. Im Gegensatz zur letzten "echten" nVidia-Generation in Form der Fermi-Generation der GeForce 400 & 500 Serien fehlen der Kepler-Generation auch die deaktivierten Hardware-Einheiten, welche man für die Refresh-Generation aktivieren könnte.

Damit stehen bei der GeForce 700 Serie nominell nur höhere Taktraten als Mittel zur Performance-Steigerung zur Verfügung. nVidia löst dieses Dilemma jedoch geschickt durch eine kleine Verschiebung im Chip- und Namenskreis: Für die GeForce GTX 780 benutzt man einfach einen (abgespeckten) Titan-Chip, während für die GeForce GTX 770 dafür der GK104 im Vollausbau antritt. Betrachtet man es nach den von nVidia gewählten Namen, so bietet die GeForce GTX 770 in der Tat deutlich mehr als die GeForce GTX 670 – aber betrachtet streng nach dem Hardware-Unterbau stellt die GeForce GTX 770 nichts anderes als ein zweite Ausführung der GeForce GTX 680 dar.

Radeon HD 7970 "GHz Edition" GeForce GTX 680 GeForce GTX 770 GeForce GTX 780
Chipbasis AMD R1000/Tahiti, 4,3 Mrd. Transistoren in 28nm auf 365mm² Chipfläche nVidia GK104, 3,54 Mrd. Transistoren in 28mn auf 294mm² Chipfläche nVidia GK110, 7,1 Mrd. Transistoren in 28nm auf 561mm² Chipfläche
Architektur GCN-Architektur, DirectX 11.1 Kepler-Architektur, DirectX 11.0
Technik 2 Raster-Engines, 2048 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Interface 4 Raster-Engines, 1536 Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface 4 bis 5 Raster-Engines, 2304 Shader-Einheiten, 192 TMUs, 48 ROPs, 384 Bit DDR Interface
Taktraten 1000/1050/3000 MHz 1006/1058/3000 MHz 1046/1085/3500 MHz 863/902/3000 MHz
Speicherausbau 3 GB GDDR5 2 GB GDDR5 2/4 GB GDDR5 3 GB GDDR5
Layout DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge 28,1cm 26cm 26,9cm 26,9cm
Stromstecker 1x 6pol. + 1x 8pol. 2x 6pol. 1x 6pol. + 1x 8pol. 1x 6pol. + 1x 8pol.
TDP 250W 195W 230W 250W
Idle-Verbrauch 14W 15W 10W 12W
Spiele-Verbrauch 235W 169W 180W 189W
3DC Perf.Index
(1920x1080 4xAA)
390% 360% 380% 440%
Listenpreis 499$ 499$ 399$ 649$
Straßenpreis 350-390€ 410-440€ 380-400€ 570-610€
Launch 22. Juni 2012 22. März 2012 30. Mai 2013 23. Mai 2013

Denn von den Hardware-Daten her sind beide Karten identisch: Es wird wie gesagt beiderseits der Vollausbau des GK104-Chips mit 4 Raster-Engines, 1536 Shader-Einheiten, 128 Textureneinheiten (TMUs) und 32 Raster Operation Units (ROPs) an einem 256 Bit DDR breitem Speicherinterface benutzt. Die GeForce GTX 770 taktet dann mit 1046/1085/3500 MHz nur etwas höher als die GeForce GTX 680 mit 1006/1058/3000 MHz – nominell ergeben sich hierbei 2,6% mehr Rechenleistung sowie 16,7% mehr Speicherbandbreite zugunsten der neueren Karte.

Damit sollte die GeForce GTX 770 zwischen 3 und 10 Prozent schneller als die GeForce GTX 680 herauskommen – je nachdem, ob in den einzelnen Benchmarks mehr die Rechenleistung oder die Speicherbandbreite limitiert. Für Nutzer höherer Auflösungen oder in anderer Form besonders Speicherbandbreite fressender Settings ist natürlich der höhere Speichertakt mehr von Nutzen als beim Standard-Nutzer unter 1920x1080 4x Anti-Aliasing, da die Karte in diesen höheren Settings tendentiell schneller laufen sollte. Unterstützend kommt hierbei die zweite offizielle Speicherbestückung der Karte von gleich 4 GB GDDR5 hinzu, welche neben der ersten offiziellen Speicherbestückung von 2 GB GDDR5 angeboten werden soll.

Von GeForce GTX 780 & Titan erbt die GeForce GTX 770 das Feature "GPU Boost 2.0" – und auch hier läuft jenes Feature wenig glücklich und limitiert die Karte mehr als daß es sie vorantreibt. Die gegenüber der GeForce GTX 680 von 195 Watt auf gleich 230 Watt hochgeschraubte TDP läßt sich kaum ausnutzen, wenn nVidia auch die GeForce GTX 770 wieder auf Chiptemperaturen von 80°C limitiert – was natürlich genauso auch den Performance-Effekt jedes Übertaktungsversuchs faktisch ausschaltet (die Übertaktung gelingt, aber die Performance liegt kein Stück höher). Die Empfehlung für alle Käufer der GeForce GTX 770 kann daher nur lauten, (im Rahmen der Garantie) das Temperatur-Limit von GPU Boost wenigstens auf 90°C anzuheben, damit die Karte ihren Boost-Modus häufiger ausnutzen kann als im default-Zustand:

HT4U ComputerBase
default Base-Takt: 1046 MHz, durchschnittlicher Boost-Takt: 1085 MHz, maximaler Boost-Takt: 1137 MHz
Ø Praxis-Boost 1086 MHz 1070 MHz
Bedingungen geschlossenes Gehäuse, 21°C Raumtemperatur, 15 Minuten Vorwärmzeit, Schnitt aus 16 Spielen geschlossenes Gehäuse, 15 Minuten Vorwärmzeit, Schnitt aus 19 Spielen

Die Verwendung des GK104-Chips zusammen mit etwas höheren Taktraten, aber dem Referenzkühler der GeForce GTX 780/Titan gestattet nVidia erneut eine bezüglich der Stromaufnahme sehr effiziente Karte zu erstellen. Allerdings kommen die Meßergebnisse zur Stromaufnahme mit einer erstaunlichen Streubreite daher – teilweise wird die GeForce GTX 770 als besser vermessen als die niedriger taktende GeForce GTX 680, teilweise deutlich höher als jene. Dabei ist es durchaus möglich, daß die GeForce GTX 770 trotz der höheren Taktraten aufgrund der inzwischen verbesserten Fertigung des GK104-Chips nur genauso viel wie die GeForce GTX 680 verbraucht – derzeit fehlt dafür allerdings noch etwas der Faktenbeweis.

Hardware.fr Heise HT4U PCGH TechPowerUp Ø
Radeon HD 7970 19W
187W
17W
198W
14,2W
210,5W
12W
185W
12W
163W
14W
189W
Radeon HD 7970 "GHz Edition" 13W
225W
13W
206W
13,0W
254,3W
15W
247W
14W
209W
14W
235W
GeForce GTX 670 16W
123W
15W
141W
13,8W
147,8W
15W
147W
14W
144W
15W
143W
GeForce GTX 680 16W
169W
14W
164W
14,5W
170W
15W
174W
14W
166W
15W
169W
GeForce GTX 770 11W
155W
9,8W
195,1W
10W
179W
8W
162W
10W
180W
GeForce GTX 780 13W
171W
12W
173W
12,0W
198,9W
14W
222W
10W
199W
12W
189W
GeForce GTX Titan 13W
180W
11,9W
198,1W
13W
214W
10W
208W
12W
203W

So oder so hält auch die GeForce GTX 770 bei 180 Watt Stromverbrauch unter Spielen (oder halt eben etwas weniger) einen sehr guten Wert bei der Energieeffizienz. Jener wird maßgeblich durch die Verwendung des Kühlers der GeForce GTX Titan beim Referenzdesign der GeForce GTX 770 unterstützt – was normalerweise ein Vorteil sein sollte, welchen die Grafikkarten-Hersteller allerdings augenscheinlich nicht nutzen wollen. Im Prinzip alle derzeit getesteten Herstellerkarten setzen beim Kühler nicht auf das nVidia-Referenzdesign, sondern eine abweichende Kühlerkonstruktion. Die für das Referenzdesign aufgestellten (durchaus ansprechenden) Tests zur Geräuschentwicklung der Karte sind damit nahezu wertlos, da das Marktangebot bei der GeForce GTX 770 anscheinend von abweichenden Designs dominiert werden wird.