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Was von Radeon HD 7850 & 7870 zu erwarten ist

Nach dem Launch von Radeon HD 7970, 7950 sowie 7750 & 7770 fehlt in AMDs Southern-Islands-Lineup nunmehr nur noch eine Grafikkarten-Serie – die Radeon HD 7800 Serie auf Basis des Performance-Chips "Pitcairn", welche den preislichen Bereich zwischen Radeon HD 7750 & 7770 (Mainstream) und Radeon HD 7950 & 7970 (HighEnd) füllen soll. Dato liegen leider zum schon für die erste Märzhälfte zu erwartenden Pitcairn-Grafikchip noch keinerlei ernsthafte Daten vor – aber eigentlich ist dies für eine gewisse Vorabbetrachtung in diesem Fall auch gar nicht mehr notwendig, weil die Rahmenbedingungen durch die bekannten Daten zum kleineren Cape-Verde-Chip sowie zum größeren R1000/Tahiti-Chip gesetzt sind und man ausgehend davon den Pitcairn-Chip zumindest grob schon ganz gut einordnen kann.

Schließlich wird es das Ziel von AMD sein, Pitcairn und die darauf basierenden Grafikkarten Radeon HD 7850 und 7870 ziemlich exakt in der Mitte zwischen Cape Verde und R1000/Tahiti zu plazieren, dabei möglichst viel preislichen Raum einzunehmen, um somit den Markt so gut wie es geht abzudecken. Ein gewisser größerer Abstand nach oben und unten hin zugunsten von möglichen Salvage-Karten wird dabei gern gesehen, ermöglicht dies doch eine jeweils dritte (noch kleinere) Version der Grafikchips Pitcairn und R1000/Tahiti. Eine Ausrichtung auf die Radeon HD 6000 Serie (läuft aus) ist dabei ebenso wenig sinnvoll wie eine Ausrichtung auf nVidias Kepler-Chips – deren Daten konnten zum Zeitpunkt der Southern-Islands-Planung schließlich noch gar nicht vorliegen. Ergo wird AMD diese Southern-Islands-Planung allein anhand von theoretischen Überlegungen getroffen haben – wo passt welche Grafiklösung hin, wie soll der Abstand der einzelnen Grafiklösungen zueinander ausfallen, und wo liegen die Preispunkte, die man treffen will?

Demzufolge läßt sich jetzt schon ganz trefflich spekulieren, daß ausgehend von unserem allgemeinen 3DCenter-Performanceindex, welcher eine Radeon HD 7770 auf 145% Performance sieht und eine Radeon HD 7950 auf 290% Performance (Ausgangspunkt des 3DCenter-Performanceindex ist immer die Radeon HD 5750/6750 auf 100% Performance), eine Radeon HD 7870 vielleicht auf 230-240% Performance zu erwarten ist und eine Radeon HD 7850 dann auf 190-200% Performance. Beide Pitcairn-Karten hätten dann eine Performance-Differenz von um die 20 Prozent, während der Abstand zwischen Radeon HD 7950 und 7870 sowie der Abstand zwischen Radeon HD 7850 und 7770 bei zwischen 20 und 40 Prozent liegen würde. Dies würde ein ziemliches Idealbild ergeben: Beide 7800er Karten mit einem gutem, aber nicht zu großem oder zu kleinem Abstand untereinander – und dann zusätzlich mit einem etwas größeren Abstand zur 7700er Serie bzw. zur 7900er Serie.

Diese Überlegung würde die Radeon HD 7870 in die Nähe des Performance-Niveaus der Radeon HD 6970 bringen, während die Radeon HD 7850 knapp oberhalb des Performance-Niveaus der Radeon HD 6870 herauskommen würde. Daß AMD die Performance- und vor allem die Preiseinordnung gegenüber der Radeon HD 6000 Serie bei der Preisgestaltung der Radeon HD 7000 Serie nicht interessiert, hat man spätestens beim Launch von Radeon HD 7750 & 7770 gesehen – insofern ist leider auch bei der Radeon HD 7800 Serie zumindest für den Anfang kein gemessen an der Performance-Einordnung zur Radeon HD 6000 Serie angemessenener Preispunkt zu erwarten. Dieser wird sich wohl erst durch den Wettbewerb mit nVidias Kepler-Lösungen ergeben – welche jedoch nicht vor dem April anstehen.

AMD Radeon HD 6000 Serie
(Northern Islands)
Performance
Index
AMD Radeon HD 7000 Serie
(Southern Islands)
330% Radeon HD 7970
AMD R1000/Tahiti, DirectX 11.1, 2048 (1D) Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Interface, 925/2750 MHz
Listenpreis 549 Dollar, Straßenpreis ca. 460-500 Euro
290% Radeon HD 7950
AMD R1000/Tahiti, DirectX 11.1, 1792 (1D) Shader-Einheiten, 112 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Interface, 800/2500 MHz
Listenpreis 449 Dollar, Straßenpreis ca. 380-420 Euro
Radeon HD 6970
AMD RV970/Cayman, DirectX 11, 1536 VLIW4 Shader-Einheiten, 96 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface, 880/2750 MHz
Straßenpreis ca. 270-300 Euro
240%
230-240% Radeon HD 7870
AMD Pitcairn, DirectX 11.1
Listenpreis ca. 329 Dollar, Straßenpreis ca. 300 Euro (Schätzungen)
Radeon HD 6950
AMD RV970/Cayman, DirectX 11, 1408 VLIW4 Shader-Einheiten, 88 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface, 800/2500 MHz
Straßenpreis ca. 200-230 Euro
220%
190-200% Radeon HD 7850
AMD Pitcairn, DirectX 11.1
Listenpreis ca. 229 Dollar, Straßenpreis ca. 210 Euro (Schätzungen)
Radeon HD 6870
AMD RV940/Barts, DirectX 11, 1120 VLIW5 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface, 900/2100 MHz
Straßenpreis ca. 130-150 Euro
190%
Radeon HD 6850
AMD RV940/Barts, DirectX 11, 960 VLIW5 Shader-Einheiten, 48 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface, 775/2000 MHz
Straßenpreis ca. 115-130 Euro
160%
145% Radeon HD 7770
AMD Cape Verde, DirectX 11.1, 640 (1D) Shader-Einheiten, 40 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface, 1000/2250 MHz
Listenpreis 159 Dollar, Straßenpreis ca. 130-150 Euro
Radeon HD 6790
AMD RV940/Barts, DirectX 11, 800 VLIW5 Shader-Einheiten, 40 TMUs, 16 ROPs, 256 Bit DDR Interface, 840/2100 MHz
Straßenpreis ca. 105-120 Euro
130%
Radeon HD 6770
AMD RV840/Juniper, DirectX 11, 800 VLIW5 Shader-Einheiten, 40 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface, 850/2400 MHz
Straßenpreis ca. 85-95 Euro
115%
110% Radeon HD 7750
AMD Cape Verde, DirectX 11.1, 512 (1D) Shader-Einheiten, 32 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface, 800/2250 MHz
Listenpreis 109 Dollar, Straßenpreis ca. 95-110 Euro
Radeon HD 6750
AMD RV840/Juniper, DirectX 11, 720 VLIW5 Shader-Einheiten, 36 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit DDR Interface, 700/2300 MHz
Straßenpreis ca. 80-90 Euro
100%

Demzufolge sind von der Radeon HD 7800 Serie eher gehobene Preispunkte von (geschätzt) 329 Dollar Listenpreis für die Radeon HD 7870 und 229 Dollar Listenpreis für die Radeon HD 7850 zu erwarten – dies sollte in anfänglichen Straßenpreisen von ca. 300 Euro für die Radeon HD 7870 und ca. 210 Euro für die Radeon HD 7850 resultieren. Wie schon bei der Radeon HD 7700 Serie zu beobachten, wäre dies wiederum etwas oberhalb des Preis/Leistungs-Niveaus der Radeon HD 6000 Serie – aber AMD kann sich dies halt derzeit als einziger Anbieter von 28nm-Grafiklösungen leisten. Mittel- und langfristig dürften diese Preise erheblich absinken – aber dafür muß erst einmal nVidia sein komplettes Kepler-Programm offerieren, muß die Lieferfähigkeit von Chipfertiger TSMC besser werden (teilweise besteht der Verdacht, die hohen AMD-Preisen wären auch ein Mittel, um nicht von der Nachfrage umgerannt zu werden, weil man derzeit noch zu wenige 28nm-Chips von TSMC bekommt) und sich dann erst einmal ein gewisser Preiskampf entfachen.

Wie genau AMD diese prognostizierte Performance beim Pitcairn-Chip bzw. der Radeon HD 7800 Serie erreicht, liegt jedoch wirklich im Feld von Spekulationen. Ein vermeintlich von AMD gezeigter Die-Shot des Pitcairn-Chips – aus welchem man sofort auf eine mögliche Anzahl an Compute Units (CU) und damit Shader-Einheiten geschlossen hatte – hilft leider nicht weiter, da AMD bei diesem Bild an Stelle des Pitcairn-Chips leider nur einen Platzhalter mit einem Die-Shot des altehrwürdigen RV770-Chips der Radeon HD 4800 Serie gezeigt hat. Die letzten Spekulationen zum Pitcairn-Chip lauten daher auf 20 bis 22 Compute Units an einem 256 Bit DDR Speicherinterface, dies wären 1280 bis 1408 Shader-Einheiten und damit das Doppelte oder etwas mehr als beim Cape-Verde-Chip der Radeon HD 7700 Serie. Damit ist das obenstehend prognostizierte Performance-Potential des Pitcairn-Chips sicherlich erreichbar – die genauen Spezifikationen dürften sich, sofern der Launchtermin der ersten März-Hälfte stimmt, aber sowieso in den nächsten Tagen ergeben.

PS: Donanim Haber brachten kürzlich "neue" Hardware-Daten zum Pitcairn-Grafikchip sowie zu den Radeon HD 7850 & 7870 Grafikkarten. Diese Daten sind jedoch leider nur eine 1:1-Kopie (komplett inklusive der Taktraten identisch) der schon früher bei Lenzfire verbreiteten angeblichen Spezifikationen, welche ebenfalls schon seinerzeit als unrichtig (aka selbsterdacht) erkannt wurden – was sich nun nach Release von Radeon HD 7750 und 7770 (klar abweichende Daten zu diesen Lenzfire-Spekulationen) auch sicher bestätigen läßt.