Mittels einer Umfrage von Ende März wurde nach dem persönlichen TDP-Limit für Grafikkarten gefragt – jenem Limit, wo dann ohne weiteres Nachdenken Schluß ist, wo auch eine höhere Performance oder andere Features keine Überzeugungskraft mehr hätten. Es geht hierbei natürlich auch nicht darum, dass man zwingend so hoch kauft – es geht allein um jenes Limit, welches eine Grafikkarte glatt außerhalb der eigenen, subjektiven Betrachtung stellt. Die Meinungen hierzu sind logischerweise (und positiverweise) verschieden, ein "richtig" oder "falsch" gibt es für die Allgemeinheit sowieso nicht. Die Umfrage sollte allein ermitteln, wo es einen großen Nutzerzuspruch gibt und an welcher Stelle hochgehende TDPs auch mit stark zurückgehendem Nutzerzuspruch verbunden sind.

Umfrage-Auswertung: Wo liegt das persönliche TDP-Limit für Grafikkarten

Jener Punkt ist (derzeit) im Rahmen von 300-350 Watt zu sehen. Die Antwortoption "bis 300 Watt" erzielte mit 22,5% der Umfragestimmen sogar die relative Mehrheit, zudem liegt auch der Median innerhalb dieser Gruppe. Danach erreichte die Antwortoption "bis 350 Watt" mit 12,2% der Umfragestimmen nur noch einen deutlich geringeren Nutzerzuspruch, die nachfolgenden Antwortoptionen stürzten dann im Nutzerzuspruch ähnlich stark ab. Da der vorgenannte Rahmen von 300-350 Watt allerdings zufälligerweise (?) auch auf die aktuellen Enthusiasten-Lösungen zutrifft (bis allein auf die GeForce RTX 3090 Ti), ist nicht ganz klar, inwiefern die Gewöhnung an die bereits vorhandene Stromverbrauchs-Realität hierbei mit hineinspielt. Ein solcher Gewöhnungseffekt könnte dann auch zugunsten der nachfolgenden Grafikkarten-Generation mit (angeblich) nochmals hochgehenden TDP-Werten gehen.

Sicherlich wird man mehr als 350 Watt anfänglich verdammen, aber so lange dieser Strom-Durst im täglichen Betrieb zu keinerlei Einschränkungen oder Nachteilen führt (in Frage zu stellen: Raumaufheizungs-Effekt im Sommer), könnte auch hier ein Gewöhnungseffekt einsetzen. So oder so können AMD & nVidia auf jene 9,1% der Umfrage-Teilnehmer setzen, welche in dieser Frage kein Limit sehen – sprich, welche Grafikkarten auch mit höheren TDP-Werten nehmen würden, sofern jene aus anderer Sicht (Performance & Features) die Anforderungen erfüllen. Ob jene 9,1% ausreichend sind, um genügend solcher Grafikkarten im Rahmen der kommenden Radeon RX 7000 und GeForce RTX 40 Serien abzusetzen, müssen die Hersteller selber wissen. Doch grob überschlagen könnte dies ausreichend sein, die Käuferschaft von Titan-gleichen Grafikkarten war immer schon gering (auf den Gesamtmarkt bezogen sogar verschwindend gering).

Beachtbar daneben, wie gut die Hersteller die Grafikkarten-Käufer über die letzten Jahre hinweg "erzogen" haben, wenn die zusammengefasste Gruppe von 200-350 Watt gleich 65,2% aller Umfrageteilnehmer auf sich vereint und die Antwortoption "unter 200 Watt" auf einen Nutzerzuspruch von nur 15,2% kommt. Die Zeiten des breiten Zuspruchs von maßvoll verbrauchenden Grafikkarten sind augenscheinlich vorbei – wo man bis 150 Watt noch im Midrange-Segment (GeForce xx70) unterwegs war, bis 120 Watt noch gutklassige Mainstream-Beschleuniger (GeForce xx60) erstehen konnte. Davon haben sich insbesondere die beiden letzten nVidia-Generationen stark entfernt – AMD hat mit der aktuellen RDNA2-Generation nachgezogen und dürfte in Zukunft in dieser Frage auch weiterhin kaum zurückstehen. Die Liebhaber von Grafikkarten mit maßvollem Stromverbrauch werden (bezogen auf die damit erreichbare Performance) somit auffallend in den Einsteiger- und Mainstream-Bereich zurückgedrängt.