5

Umfrage-Auswertung: Welche Bedeutung hat Overclocking beim Prozessoren-Neukauf noch?

Die Umfrage von letzter Woche bezog sich auf die Bedeutung von Overclocking bzw. Übertaktung, welche derzeit beim Prozessoren-Neukauf noch existiert. In vergangenen Zeiten war Prozessoren-Übertaktung eines der größten Themen und oftmals sogar entscheidend beim Prozessoren-Kauf. Doch heuer hat sich dies augenscheinlich stark gewandelt, wenn gerade einmal noch 7,9% der Umfrageteilnehmer dieses Thema als gewichtig sowie weitere 17,5% als (aber nicht allein entscheidenden) Pluspunkt ansehen. Dies sind in der Summe gerade einmal ein Viertel aller Umfrage-Teilnehmer, welche noch mittels übertaktungsfähiger Prozessoren begeistert werden können – sicherlich keine geringe Anzahl, aber im Rahmen einer Enthusiasten-Webseite wie '3DCenter' doch eher überraschend wenig.

Denn die Mehrheit der Umfrageteilnehmer steht klar auf der anderen Seite: Für ganze 34,2% wäre Übertaktungseignung nur ein Mitnahmefeature und für immerhin 40,2% spielt eine potentielle Übertaktung überhaupt keine Rolle bei der eigenen Kaufentscheidung mehr. An dieser Stelle manifestieren sich augenscheinlich zwei Entwicklungen: Zum einen ist die Übertaktungseignung der angebotenen Prozessoren mit der Zeit doch beachtbar zurückgegangen. Bei Intel ist es schon ein gutes Ergebnis, den maximalen Boosttakt eines Kerns als AllCore-Turbo zu setzen, bei den neueren AMD-Prozessoren ist Overclocking außerhalb größerer Kühlungsanstregungen weitgehend sinnlos gegenüber dem nicht vorhandenen oder nur minimalen Performancegewinn. Letzteres schlägt zweitens dann sogar doppelt ins Kontor: Da AMD derzeit im Retailgeschäft der DIY-Schrauber satte Marktanteile von >90% hält, gerät Overclocking ganz automatisch etwas außerhalb des Blickwinkels – es ist halt beim derzeit dominierenden Retail-Anbieter nicht mehr wirklich existent.

Für die Zukunft ist zudem ein weiterer Bedeutungsverlust der Prozessoren-Übertaktung vorherzusagen, auch wenn Intel derweil noch (angeblich) mehrere Millionen Stück seiner K-Modelle pro Jahr verkauft. Doch AMD hat diesbezüglich den Weg aufgezeigt, Übertaktung über seine intelligenten Boost-Verfahren schon faktisch aus dem Spiel zu nehmen – und Intel dürfte im (harten) Performance-Wettstreit mit AMD gezwungen sein, diesem Weg zu folgen. Wirklich stark übertaktbare Prozessoren wären nur noch dann denkbar, wenn einer meilenweit vorn liegt und demzufolge seine Verkaufsmodelle nicht maximal ausfahren muß. Dies kann sich Intel derzeit überhaupt nicht leisten (die hochgezogenen Maximal-Taktraten von Comet Lake als Beweis) – und AMD ist sicherlich auch nicht derart klar vorn, als dass man sich selbst schon bewußt limitieren könnte. Das Hauen & Stechen beider Prozessoren-Entwickler wird zukünftig eher noch zunehmen, womit die vorhandenen Reserven eben nicht mehr dem Overclocking zugeschlagen werden, sondern schon im Auslieferungszustand aktiv sind. Und nochmals kleiner werdende Übertaktungsspielräume dürften langfristig auch bei Intel das Thema Prozessoren-Übertaktung erledigen – zumindest auf den CPU-Takt bezogen, Speicher-Übertaktungen sind dann wieder eine ganz andere (und derzeit noch überaus ertragreiche) Schiene.