3

Hardware- und Nachrichten-Links des 2./3. Mai 2020

Der "Mindfactory Prozessoren-Verkaufsreport April 2020" von Ingebor @ Reddit zeigt nochmals neue AMD-Höhen an: AMD erreichte im April 2020 bei selbigem deutschen Retailhändler einen Stückzahlen-Marktanteil von sattsamen 91%, beim Umsatz sind es 86% (Intel kommt demzufolge auf 9% bzw. 14%). AMD hat somit in diesem Monat bei der Mindfactory (als einem Teil des deutschen Retail- bzw. DIY-Markts) gegenüber Intel ein Verkaufsverhältnis von glatt 10:1 erzielt – ergo eine fast totale Dominanz im deutschen DIY-Segment erreicht. Dabei reichten im April allein AMDs Verkäufe der beiden Altmodelle Ryzen 5 1600 & 2600 aus, um so viele Desktop-Prozessoren wie Intel insgesamt abzusetzen – und jene Altmodelle sind ganz gewiß nicht AMDs aktuelle Verkaufsschlager. Dies ist vielmehr der Ryzen 5 3600 – von welchem mehr als dreimal so viel verkauft wurde wie von allen Intel-Prozessoren im April zusammen. Viel drastischer kann eine Marktdominanz eigentlich nicht ausfallen – wobei sicherlich die für AMD günstige Situation existiert, das die Ryzen 3000 Prozessoren lange und gut verfügbar im Markt stehen, deren Nachfolge-Generation erst Richtung Jahresende zu erwarten ist, während bei Intel auch über den ganzen April schon ständig neue Gerüchte & Meldungen über die im Mai zu erwartende Comet-Lake-Generation zu lesen waren, was demzufolge die Verkäufe der aktuellen Coffee-Lake-Prozessoren etwas ausgebremst haben dürfte.

Jene Marktanteils-Verteilung wirkt um so krasser, wenn man sich die Marktverteilung aller weltweit verkauften Desktop-Prozessoren anschaut: Da waren es 18,3% für AMD und 81,7% für Intel im vierten Quartal 2019 – und selbst wenn man den zuletzt zu beobachtenden pro-AMD-Trend einkalkuliert, sind dies immer noch grobe 20:80% für Intel im Frühjahr 2020. Im Gesamtmarkt ist ergo das OEM-Geschäft derart heftig dominierend, das selbst der faktische Verlust des Retail-Markts Intel nicht von seinem hohen Roß herunterstoßen kann. Erst wenn AMD auch im OEM-Geschäft auf vernünftige Marktanteile kommt, wird sich somit bei den weltweiten CPU-Marktanteilen substantiell etwas bewegen können. Dass dies eine eher langfristige Aufgabe ist, dessen ist sich AMD sehr wohl bewußt – denn dort ist derzeit die langfristige Zielsetzung eines Marktanteils von 30% ausgegeben, was eben wegen der vermeintlich niedrigen Zahl die Schwierigkeit der realen Aufgabe anzeigt. Beachtbar ist daneben der heftige monatliche Absatzanstieg im CPU-Retail-Geschäft bei der Mindfactory: Es wurden im April gegenüber dem März grob +36% mehr CPUs verkauft – und dies obwohl der April in den beiden Vorjahren ein eher durchschnittlicher Monat war (Jahresstart 2019, Jahresstart 2018). Augenscheinlich zeigt in diesem Teilmarkt die Corona-Krise bzw. der Lockdown über den gesamten Monat April sogar regelrecht verkaufsfördernde Eigenschaften.

Januar Februar März April März vs. Apr. Jan. vs. Apr.
2018 ~16610 St. ~13280 St. ~12860 St. ~13520 St. +5% -19%
2019 ~23200 St. ~18040 St. ~18990 St. ~14970 St. -21% -35%
2020 ~26040 St. ~20740 St. ~24390 St. ~33280 St. +36% +28%
Mindfactory CPU-Verkäufe Januar bis April in den Jahren 2018, 2019 & 2020

Intel-Mitarbeiter Raja Koduri hat sich auf Twitter zum kürzlich veröffentlichten Bild eines (superdicken) Intel-Grafikchips geäußert: Nach Tweet #2 handelt es sich nunmehr doch um ein Bild von "Xe HP" – allerdings in einer klaren Datacenter-Ausführung, was sich schließlich schon über Chipgröße sowie die gesockelte Ausführung ergibt. Die Einordnung als "Xe HP" überrascht vielleicht etwas, denn darunter wurden keine solch arg großen Chips vermutet, die rein nur für professionelle Bedürfnisse taugen – sondern eher Gaming-Grafikkarten und davon abgewandelte professionelle Lösungen. Andererseits entspricht dies durchaus der "Xe"-Präsentation von letztem November, wo "Xe HP" vergleichsweise hoch angesiedelt ist, sogar bis in den Exascale-Bereich hineingehen soll. Technisch ist diese große Bandbreite an Lösungen von Midrange-Gaming bis Exascale-Computing über dieselbe Architektur sicherlich über ein MultiChip-Verfahren lösbar, welches Intel hierfür ganz augenscheinlich bemühen will. Allerdings wird es damit aber schwieriger, die reinen Gaming-Projekte bei Intel zu erkennen, wenn jene derart stark mit HPC-Projekten vermischt sind.

Zudem darf die leise Befürchtung geäußert werden, das hierbei möglicherweise wieder zu viele HPC-Anteile in der auch fürs Gaming benutzten Chiparchitektur stecken – eine Problematik, mit welcher ja auch die von Raja Koduri designten AMD-Grafikchips (der GCN-Ära) zu kämpfen hatten. Bei AMD und nVidia geht man dagegen inzwischen eher den Weg, HPC- und Gaming-Einsatz von Architektur-Seite her eher denn aufzutrennen, als denn zusammenzubringen. Allerdings liegen hierzu noch zu viele ungelegte Eier auf dem Weg, kann sich die Xe-Architektur in der Praxis noch ganz anders entblättern als bislang gedacht. Mit dem (noch vorher veröffentlichten) Tweet #1 weist Raja Koduri zudem auf einen weiteren Xe-Chip hin, welcher sich der Fertigstellung nähert: Jener wird als "Baahubali of all" bezeichnet, wobei "Baahubali" direkt übersetzt aus Hindi "Muskelkraft" bedeutet und sinngemäß also so etwas wie ein "Arbeitstier" ergeben dürfte. Hierunter könnte man einen mittelgroßen Chip für eine breitere Anwendung erwarten – andere Auslegungen sind aber genauso denkbar, zudem ist vakant, was "mittelgroß" angesichts der bislang von Intel angedeuteten Chipflächen bedeuten mag.