Ein dickes Ei ins Nest setzt sich derzeit nVidia höchstselbst mit der Entscheidung, die beliebten Game-Ready-Treiber ab Dezember nur noch unter seinem "GeForce Experience" Tool (samt vorheriger verifizierter eMail-Registrierung) verfügbar zu machen. Frei downloadbare Treiber wird es dann nur noch einmal im Quartal geben – dies ist zwar besser, als was es von AMD bisher dieses Jahr gegeben hat (nur einen einzigen offiziellen Treiber), aber man sollte üblicherweise die Erfolge der Konkurrenz kopieren, nicht gerade deren Fehler. Mit den selteneren Treiberreleases könnte man aber wohl noch leben – daß dann aber aktuellere Treiber vorhanden sind, jene dem normalen Nutzer jedoch nicht zur Verfügung gestellt werden, stößt den meisten Nutzern jedoch arg auf. In der umgehend seitenlangen Diskussion in unserem Forum geht es daher hoch her – die meisten Nutzer sehen dies treffend als eine reine Werbemaßnahme zugunsten des nVidia-Tools bzw. einer stärkeren Nutzerbindung an nVidia an, welche man aber gar nicht unbedingt wünscht.

Dabei geht es weniger um das nVidia-Tool selber als um den Zwang, nunmehr jenes benutzen zu müssen – Zwang ist einfach nichts, womit mit man den Nutzer kommen sollte, wenn man auf Sympathien aus ist. Neben der Ärgerlichkeit des Zwangs kommt hinzu, daß "GeForce Experience" durch seine automatischen Profil-Updates manuelle Setting-Änderungen des Nutzers regelmäßig überschreibt und jenem damit also zusätzliche Arbeit aufbürdet bzw. jenes Tool für einige Anwender einfach klar ungeeignet ist. Daß es sich hierbei um die üblichen Multiplikatoren und Vorantreiber von Technik & Entwicklung handelt, ist den nVidia-Verantwortlichen in ihrem Wahn offenbar komplett entgangen – anders kann man sich diese Entscheidung kaum erklären. nVidia ist nunmehr wohl an diesem Punkt angelangt, wo erfolgsbedingt alle Hemmungen fallen und man zur wirklichen Ausnutzungen des sich abzeichnenden Nahezu-Monopols schreitet. Der Nutzer bekommt hiermit einen (leichten) Vorgeschmack darauf, was im Fall eines wirklichen Monopols passieren wird.

Generell gesehen kann man damit den Hardware-Testern empfehlen, diese nur über "GeForce Experience" erhältlichen Treiber zu ignorieren und insbesondere Artikel zur Grafikkarten-Performance einzelner Spiele-Titel nur auf Basis der letzten frei verfügbaren nVidia-Treiber auszuarbeiten – ganz egal ob nVidia-Hardware dann eben unoptimiert läuft und damit in diesen Artikeln untergeht. Wenigstens Performance-Messungen unter beiden nVidia-Treibern sollten drin sein – um zu zeigen, in welche Ecke der Normalnutzer von nVidia hineingedrängt wird. Aber dies wird ehrlicherweise schwerlich erreichbar sein, da sich solcherart arbeitende Hardware-Tester dann direkt mit nVidia anlegen würden – und mit einem Nahezu-Monopolisten kann man es sich eben nicht verscherzen, wenn man weiterhin Testsamples und/oder Werbebuchungen erhalten will. Die Presse wird demzufolge mucken, den Kampf der Nutzer jedoch nicht wirklich mittragen – und so wird nVidia munter weiter auf dem Ast sägen, auf welchem man selber sitzt. Die Grundlagen für eine Generation an Gamern, für welche "GeForce" ein positiv besetzter Markenname ist, setzt man damit in keinem Fall.

Nachtrag vom 18. Oktober 2015

Zu nVidias GFE-Affäre wäre noch eine explizite Bestätigung (alternative Bestätigung aus anderer Quelle) der verpflichtenden Mail-Registrierung hinzuzufügen, nachdem der Punkt der regelrechten Registrierungspflicht teilweise bezweifelt worden war. Einschränkenderweise gilt allerdings zu erwähnen, daß jene Registrierungspflicht seitens nVidia im Gespräch mit den europäischen Journalisten nicht erwähnt wurde, nur im Gespräch mit den amerikanischen Journalisten. Ob dies Unterschiede in der Verfahrensweise zwischen alter und neuer Welt bedeutet, bliebe weitere Informationen bzw. die Praxis abzuwarten. Teilweise gibt es allerdings in der Community auch noch die Hoffnung, mittels entsprechendem Druck nVidia eventuell doch noch zu einem Einlenken zu bewegen – immerhin ist bis Anfang Dezember noch ein wenig Zeit, sind derzeit noch keine finalen Messen gelesen.