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Intel Quartalszahlen Q4/2011: Intel schreitet fast unbeeindruckt von der Festplattenkrise voran

Halbleiterhersteller Intel hat seine Geschäftszahlen für das vierte Quartal 2011 sowie für das Gesamtjahr 2011 vorgelegt. Danach ist das vierte Quartal 2011 nicht ganz so gut ausgefallen, wie man es von einem vierten Quartal üblicherweise annehmen kann – normalerweise ist das vierte Quartal in der PC-Branche das umsatzstärkste, dieses Jahr wurden die Umsätze aber durch die Festplattenkrise durch die Überschwemmungskatastrophe in Thailand leicht, am Ende aber doch bemerkbar getrübt. Diese "leichte" Eintrübung bedeutet für Intel jedoch immer noch das zweitbeste Quartal aller Zeiten beim Umsatz, nominellem Gewinn und operativem Gewinn – ohne die Festplattenkrise hätte man also gut und gerne neue Rekordwerte in allen Kategorien gepostet.

Unabhängig davon sieht das Gesamtjahr 2011 bei Intel absolut überzeugend aus: 24 Prozent mehr Umsatz, 11 Prozent mehr nomineller Gewinn und 10 Prozent mehr operativer Gewinn wurden hierbei gegenüber dem Jahr 2010 erreicht. Vor allem aber der mittelfristige Vergleich mit dem Vorkrisen-Jahr 2007 zeigt ein klares, langanhaltendes Intel-Wachstum: Im Zeitraum der vier Jahre zwischen 2007 und 2011 wurden 41 Prozent mehr Umsatz, 85 Prozent mehr nomineller Gewinn und 110 Prozent mehr operativer Gewinn erwirtschaftet. Intel gelingt es also trotz (oder vielleicht auch wegen) seiner Größe, immer noch weiter zu wachsen und vor allem seine Profitabilität weiter zu verbessern.

  AMD Intel nVidia
(Mill. $) Umsatz Gewinn (operativ) Umsatz Gewinn (operativ) Umsatz Gewinn (operativ)
Q4/06 1773 -574 (-529) 9694 1501 (1488) 878 163 (138)
Q1/07 1233 -611 (-504) 8852 1610 (1675) 844 132 (141)
Q2/07 1378 -600 (-457) 8680 1278 (1350) 935 172 (184)
Q3/07 1632 -396 (-226) 10090 1860 (2247) 1115 235 (247)
Q4/07 1770 -1772 (-1678) 10712 2271 (3047) 1202 256 (262)
Q1/08 1456 -358 (-214) 9673 1443 (2062) 1153 176 (202)
Q2/08 1349 -1189 (-143) 9470 1601 (2255) 892 -120 (-155)
Q3/08 1797 -127 (122) 10217 2014 (3098) 897 61 (56)
Q4/08 1162 -1436 (-1274) 8226 234 (1539) 481 -147 (-175)
Q1/09 1177 -416 (-298) 7145 647 (670) 664 -201 (-230)
Q2/09 1184 -330 (-249) 8024 -398 (-12) 776 -105 (-110)
Q3/09 1396 -128 (-77) 9389 1856 (2579) 903 107 (107)
Q4/09 1646 1178 (1288) 10569 2282 (2497) 982 131 (134)
Q1/10 1574 257 (182) 10299 2442 (3448) 1001 137 (147)
Q2/10 1653 -43 (125) 10765 2887 (3981) 811 -141 (-175)
Q3/10 1620 -118 (128) 11102 2955 (4136) 843 84 (103)
Q4/10 1650 375 (413) 11457 3388 (4347) 886 171 (179)
Q1/11 1610 510 (54) 12847 3160 (4158) 962 135 (154)
Q2/11 1574 61 (105) 13032 2954 (3935) 1017 151 (174)
Q3/11 1690 97 (138) 14233 3468 (4785) 1066 178 (197)
Q4/11 13900 3400 (4600)
2007 (Mrd) 6,01 -3,38 (-2,87) 38,34 7,01 (8,31) 4,09 0,79 (0,83)
2008 (Mrd) 5,76 -3,12 (-1,51) 37,58 5,29 (8,95) 3,42 -0,03 (-0,08)
2009 (Mrd) 5,40 0,30 (0,66) 35,12 4,38 (5,73) 3,32 -0,07 (-0,10)
2010 (Mrd) 6,49 0,47 (0,84) 43,62 11,67 (15,91) 3,54 0,24 (0,25)
2011 (Mrd) 54,01 12,98 (17,49)

Langfristig führt dies natürlich zu dem Problem, daß Intel seine direkten Kontrahenten AMD und nVidia faktisch erdrückt – gut zu sehen auch an dem Punkt, daß AMD und nVidia innerhalb dieses Vierjahres-Vergleichs ein faktisches Nullwachstum zu verzeichnen hatten (die genauen Zahlen ergeben sich natürlich erst nach der Vorlage der Quartalsberichte von AMD und nVidia), während bei Intel wie vorstehend ausgeführt Umsatz und Gewinne heftig gesteigert werden konnten. Intel ist jetzt schon (grob gerechnet) ca. 13x größer als nVidia und ca. 8x größer als AMD – auf dieser Basis ist kaum noch ein fairer Konkurrenzkampf zu betreiben.

Damit läßt sich auch jetzt schon sagen, daß Intel – wenn man denn wollte – jederzeit den Markt komplett übernehmen oder aber seine Konkurrenz einfach totkonkurrieren könnte. Intel geht aber den komplett anderen Weg und bremst eher die eigenen Entwicklungen aus bzw. versucht, seine Kräfte in eine höhere Profitabilität zu stecken. Dies ist auch absolut folgerichtig, denn Intel benötigt zumindest AMD als wettbewerbsrechtliches Feigenblatt, denn ohne AMD würde man als Monopolist für PC-Prozessoren dastehen und damit unter die (sehr regel- und kontrollwütige) Aufsicht der US-Wettbewerbshüter kommen.

Anstatt also seine Entwicklungsgelder in immer schnellere Produkte zu stecken, steckt Intel diese derzeit eher in Bereiche, wo man die eigene Profitabilität erhöhen kann. Dies ist zum einen das maßgebliche Vorantreiben neure Fertigungsverfahren, wo Intel derzeit einen Vorsprung von ca. ein bis zwei Jahren gegenüber AMD und selbst gewichtigen Halbleitergrößen wie IBM, Samsung und TSMC hat. Diesen Vorsprung könnte man natürlich für schnellere Produkte einsetzen – Intel setzt sie allerdings zur Kostenoptimierung ein, weil man bei der Performance bewußt auf die Bremse treten muß, um nicht AMD gänzlich abzuhängen. Jüngstes Beispiel hierzu ist Ivy Bridge, welches ohne Taktratensteigerung zu Sandy Bridge kommen wird – Intel wird bei Ivy Bridge nur diesen Punkt maßgeblich verbessern, wo man bisher zurückliegt (die Grafik-Performance).

Genauso optimiert Intel allerdings auch Nebenpunkte wie das oftmals unbeachtete, allerdings höchst profitable Chipsatz-Geschäft. Hier hat man es verstanden, ohne wettbewerbsrechtliche Konsequenzen das Feld der früher einmal sehr lebendigen Chipsatz-Konkurrenz gänzlich auszurotten und kann daher die Preise (von oben herab) diktieren. Ein Intel-Chipsatz steht üblicherweise mit runden 40 Dollar in der Preisliste – angesichts von Herstellungskosten in Richtung 3 bis 5 Dollar verdient Intel hier mehr als an mancher LowCost-CPU. Gleichzeitig hat man Innovationskräfte in den Chipsatz-Bereich gelenkt, so daß der Konsument aller paar Jahre einen echten Anreiz zum kompletten Systemwechsel hat, weil die neuen Chipsätze einfach viel mehr Features bieten.

Im Zweifelsfall forciert der regelmäßige Wechsel der Prozessoren-Sockel sowieso den Systemwechsel in (zugunsten von Intel) möglichst kurzen Abständen. Daß Intel innerhalb seiner Prozessoren-Linien kaum noch Taktraten-Upgrades bietet – im geradezu extemen Gegensatz zu früher, wo dieselbe Prozessoren-Linie im Laufe der Zeit locker und leicht 1000 MHz Taktrate hinzugewinnen konnte – trägt auch dazu bei, daß sich heutige PC-Systeme viel weniger zum reinen Aufrüsten der CPU eignen als dies früher absoluter Normalzustand war. Ein gewisses Problem besteht für Intel allenfalls darin, daß man dieses System der Produkt-"Optimierung" inzwischen schon zur ziemlichen Perfektion getrieben hat, weitere starke Zugewinne aus dieser Richtung her also kaum zu erwarten sind.

Doch während das PC-Geschäft somit allgemein als extrem rosig für Intel anzusehen ist, kommt die eigentliche Gefahr für Intel gemäß allgemeiner Analysten-Meinung ganz klar aus dem Bereich der Chips für Smartphones und Tablets. Dieses wird als klarer Wachstumsmarkt angesehen – und Intel ist in diesem nach wie vor kaum vertreten. Dabei sehen wir das eigentliche Problem weniger bei der reinen Performance liegen – Intel kann sicherlich den perfekten Smartphone/Tablet-Chip auflegen, wenn man nur will. Das eigentliche Problem sind die Preise, zu welchen solcherart Chips abgesetzt werden – welche deutlich unterhalb des Standards liegen, den Intel nun über die letzten Jahrzehnte aus dem PC-Geschäft her gewohnt ist.

Ein gutes Beispiel für den Preisdruck, welchen Intel aus dem Smartphone/Tablet-Segment ausgesetzt ist, sind die Listenpreise der neuen Atom-CedarTrail-Modelle: Trotz neuem Fertigungsverfahren, besserer CPU-Performance und vor allem deutlich besser Grafik-Performance liegen die Listenpreise von Atom CedarTrail sogar unterhalb der Listenpreise der Vorgänger-Generation Atom Pineview, im Mobile-Segment sogar extrem deutlich (42 bzw. 47 Dollar zu 86 Dollar). Dies mag im PC-Bereich der (in diesem Segment) sehr beachtenswerten AMD-Konkurrenz mittels der Bobcat-Prozessoren geschuldet sein – es steht aber sicherlich auch dahinter, daß die Atom-Prozessoren für das Tablet-Segment zwar performant genug sind, aber (bisher) einfach nicht preisgünstig genug waren.

Da gerade bei Tablets die Preise mittel- und langfristig klar nach unten zeigen, muß man sich wohl oder übel darauf einstellen, daß in ein paar Jahren den Millionenstückzahlen vielleicht auch Preise von nur 10 bis 20 Dollar für einen Smartphone/Tablet-Chip gegenüberstehen. Intel wird versuchen, diesen Markt mit eigenen, stark heruntergebrochenen Designs zu beliefern – Medfield ist hier ein Anfang. Das Problem für Intel ist jedoch weiterhin, daß man hier eben nicht die Preise diktieren kann, sondern sich im Preiskampf mit einer Vielzahl an Chip-Designs und Halbleiterfertigern befindet. Langfristig gesehen ist es durchaus möglich, daß Intel immer nur teilweise auf diesem Markt mitspielt – sich also eher um die höherwertigen Tablet-Chips kümmert und den (auf das einzelne Stück bezogen) kaum rentablen Markt der Billig-Chips für Smartphones und Wegwerf-Tablets anderen Herstellern überläßt.

Dies setzt natürlich voraus, daß das PC-Geschäft weiterhin so brummt wie derzeit immer noch zu sehen. Zwar sprechen die Anzeichen in der westlichen Welt ziemlich klar für eine Abkühlung dieses Geschäftszweigs, dagegen stehen aber hunderte Millionen an Konsumenten in der östlichen Welt demnächst vor der Anschaffung des ersten eigenen PCs – hier liegen noch gewaltige Potentiale, welche auch in Zukunft den PC-Markt klar befeuern werden. Allenfalls werden die neuen Märkte zu einer Veränderung der Preisstruktur führen – es wird (aufgrund der geringeren Kaufkraft der östlichen Welt) einfach deutlich mehr Geräte im Billig-Segment geben. Aber da Intel in der letzten Zeit seine Energie gerade eben in Kostenoptimierungen gesteckt hat, wird Intel am Ende dieser Hersteller sein, welcher aus dieser Situation sogar noch einen (hohen) Profit ziehen kann.