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Intel Geschäftsergebnisse Q3/2018: Satte Allzeitrekorde trotz (oder wegen) der 14nm-Lieferprobleme

Chipentwickler Intel hat seine Geschäftsergebnisse für das abgelaufene zweite Jahresquartal 2018 vorgelegt – und konnte dabei satte Allzeitrekorde in allen Disziplinen verkünden, was angesichts der aktuellen 14nm-Lieferschwäche sowie der anhaltenden 10nm-Probleme von Intel durchaus leicht ungläubig staunend betrachtet werden konnte. Der Konzernzumsatz ging auf 19,2 Mrd. Dollar hinaus, ein Zugewinn von +13,0% zum Vorquartal sowie +18,7% zum Vorjahreszeitraum. Zu beachten wäre hierzu, das Intel vor gerade einmal zwei Jahren überhaupt das erste Mal über 15 Mrd. Dollar Quartalsumsatz vermelden konnte – und nunmehr schon wieder knapp vor der nächsten psychologischen Marke steht. Für ein Unternehmen, welches mehrheitlich am Wohl und Wehe des PC-Markts hängt sowie in letzter Zeit wieder starke Konkurrenz von seinem Wettbewerber AMD bekommen hat, ist dies eine bemerkenswert starke Entwicklung.

Q3/2017 Q4/2017 Q1/2018 Q2/2018 Q3/2018
Umsatz 16149 Mio. $ 17053 Mio. $ 16066 Mio. $ 16962 Mio. $ 19163 Mio. $
Gewinn 4516 Mio. $ -687 Mio. $ 4454 Mio. $ 5006 Mio. $ 6398 Mio. $
operativer Gewinn 5115 Mio. $ 5395 Mio. $ 4470 Mio. $ 5273 Mio. $ 7349 Mio. $
Für exakte Vergleichswerte zu AMD, Intel & nVidia zurück bis ins Jahr 2006 bitte klicken.

Die Gewinnmarken zeigen dann dasselbe Bild: Der nominelle Gewinn erreichte 6,4 Mrd. Dollar und damit +27,8% zum Vorquartal sowie +41,7% zum Vorjahreszeitraum, der operative Gewinn steht dagegen auf gleich 7,3 Mrd Dollar – und damit +39,4% zum Vorquartal sowie +43,7% zum Vorjahreszeitraum. "Gag" am Rande: Jener operative Gewinn fällt somit leicht höher aus als der Umsatz im Krisenquartal Q1/2009 (welcher bei nur 7,1 Mrd. Dollar lag). Zum Rekordergebnis haben dabei alle Intel-Sparten beigetragen, wobei weiterhin der Löwenanteil von der Consumer-Sparte (53%) sowie der Server-Sparte (32%) kommt. Erstmals konnte die Server-Sparte (trotz erheblichem Umsatzzuwachs) sich nicht noch einen größeren Anteile vom Gesamtgeschäft sichern. Der Grund hierfür liegt allerdings teilweise im Bereich der Buchhaltung, denn Intel ordnet nunmehr die eigenen Modem-Aktivitäten seiner Consumer-Sparte zu, welche mit den Apple-Aufträgen nunmehr richtig durchstartet.

Q3/2017 Q4/2017 Q1/2018 Q2/2018 Q3/2018
Client Computing Group  ("Consumer-Sparte") 8860 Mio. $ 8954 Mio. $ 8220 Mio. $ 8728 Mio. $ 10234 Mio. $
Data Center Group  ("Server-Sparte") 4878 Mio. $ 5582 Mio. $ 5234 Mio. $ 5549 Mio. $ 6139 Mio. $
Internet of Things Group 849 Mio. $ 879 Mio. $ 840 Mio. $ 880 Mio. $ 919 Mio. $
Non-Volatile Memory Solutions Group 891 Mio. $ 889 Mio. $ 1040 Mio. $ 1079 Mio. $ 1081 Mio. $
Programmable Solutions Group 469 Mio. $ 568 Mio. $ 498 Mio. $ 517 Mio. $ 496 Mio. $

Aber auch die ganz normalen Consumer-Prozessoren liefen gut bei Intel: Man konnte (gegenüber dem Vorjahreszeitraum) 9% mehr Prozessoren zu 10% höheren Stück-Preisen absetzen. Dies deckt sich generell mit den Ausführungen von Marktbeobachtern, welche im Jahr 2018 erstmals einen anziehenden PC-Markt sehen. Allerdings ist es gut und gerne auch möglich, das Intel hierbei auch von einem eigentlichen Problem profitiert: Denn die aktuelle 14nm-Lieferschwäche bei Intel hat ja anfänglich erst einmal dazu geführt, das wirklich alle Lagerbestände bei Intel, den Distributoren und Einzelhändlern auch wirklich weggingen – sprich, richtig viel Umsatz mit Lagerware gemacht wurde. Intel wird zum Ende des dritten Quartals im September (dem Monat des Preisanstiegs im Einzelhandel) wirklich alles losbekommen haben, was man vorher produziert und noch auf Lager hatte – und dies sollte sich zwangsläufig in den Quartalszahlen zeigen.

Für jene Quartalszahlen war es möglicherweise ein großes Glück, das mit dem Ende des Septembers das Quartal nunmehr vorbei ist – denn somit sind die Intel selber betreffenden (geschäftlichen) Auswirkungen der 14nm-Lieferschwäche somit ins nächste Quartal verschoben. Insofern ist durchaus das Risiko vorhanden, das Intel gerade jetzt durch eine gewisse geschäftliche Delle geht. Sofern man allerdings die Lieferprobleme wenigstens halbwegs abmildern kann, ist es durchaus möglich, das dies in den Geschäftsergebnissen zum laufenden vierten Quartal irgendwie doch untergeht, nicht so wirklich deutlich nachweisbar ist. Zur Verbesserung der eigenen Lieferbarkeit wird Intel im übrigen energische Maßnahmen ergreifen: Dazu gehört auch, das einige Produktionsstraßen, welche schon für die 10nm-Fertigung ausgerüstet waren, dann doch wieder für die 14nm-Fertigung umgerüstet wurden, um hiermit kurzfristig (soweit dies in diesem Geschäft möglich ist) den 14nm-Ausstoß zu verbessern.

Insofern sieht sich Intel auf einem weiterhin guten Pfad, dieses schließlich eher gute "Problem" der hohen Nachfrage letztlich doch schultern zu können, und peilt für das letztes Jahresquartal einen Umsatz von 19 Mrd. Dollar an. Dies ist allerdings trotzdem vergleichsweise defensiv, denn Intel hatte in jüngerer Vergangenheit eigentlich regelmäßig mit dem vierten Jahresquartal das dritte Jahresquartal getoppt. Für einen neuen (überzeugenden) Jahresrekord in allen Disziplinen sollte es aber selbst bei deutlich kleineren Zahlen langen. Mittelfristig sollte Intel dann aus seinen Lieferschwierigkeiten herauskommen und womöglich sogar nochmals besser verkaufen können als derzeit. Die kürzlichen Gerüchte über eine Einstellung der 10nm-Fertigung scheinen aus dieser Sicht heraus eine ziemliche Luftnummer zu sein – gegenüber der Presse könnte sich Intel sicherlich einige Falschaussagen leisten, aber gegenüber Börsenanalysten bzw. in offiziellen Geschäftsberichten würde dies dann justizabel werden. Für den Augenblick jedenfalls sind die bekannten 10nm-Pläne bei Intel vollkommen unverändert.