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Die Marktanteile für x86-Prozessoren im dritten Quartal 2022

Wie Heise in Berufung auf die Ausarbeitungen der Marktforscher von Mercury Research berichten, hat AMD im Markt der x86-Prozessoren im vergangenen dritten Quartal massiv an Marktanteilen eingebüßt. Die Marktanteils-Rückgänge sind gerade angesichts dieses sich eigentlich nur langsam bewegenden Markts erstaunlich groß, teilweise fällt AMD hierbei auf die Marktanteils-Situation der Jahre 2018/19 zurück. So verlor man bei Desktop-Prozessoren innerhalb nur eines Quartals satte 6,6 Prozentpunkte auf derzeit nur noch 13,9% Marktanteil. Bei Mobile-Prozessoren ist der Rückgang mit 9,1 Prozentpunkten gegenüber dem Vorquartal noch drastischer, der aktuelle Marktanteil fällt wegen des vorherigen Hochs mit 15,7% dagegen leicht freundlicher aus. Gegenüber den die letzten 2 Jahre nahezu durchgehend erreichten Consumer-Marktanteilen von um die 20% herum (meistens mehr) sieht dies trotzdem arg mau aus für AMD.

Q3/2022 AMD vs Vorquartal vs Vorjahr Intel
x86 Desktop 13,9% pro Intel 6,6 PP ▶ pro Intel 3,1 PP ▶ 86,1%
x86 Mobile 15,7% pro Intel 9,1 PP ▶ pro Intel 6,3 PP ▶ 84,3%
x86 Server 17,5% ◀ 3,6 PP pro AMD ◀ 7,3 PP pro AMD 82,5%
x86 Console ~100% unverändert unverändert ~0%
x86 Overall 28,5% pro Intel 2,9 PP ▶ ◀ 3,9 PP pro AMD 71,5%
Stückzahlen-Marktanteile!     ◀ = AMD gewinnt (und Intel verliert)     ▶ = Intel gewinnt (und AMD verliert)     PP = Prozentpunkt
Quelle: Mercury Research, für das Q3/2022 vermeldet durch Heise; Hinweis: "x86 Console" ist eine eigene Anfügung

Ein Lichtblick ist hingegen (erneut) das Server-Geschäft, denn bei (x86) Server-Prozessoren konnte AMD immerhin 3,6 Prozentpunkte zulegen und erreicht damit 17,5% Marktanteil – womit der Server-Marktanteil von AMD derzeit höher ausfällt als jener bei den regulär viel weiter verbreiteten Consumer-Prozessoren. Am wenigsten verändert sich dann der (x86) Overall-Marktanteil, welcher auch IoT-Prozessoren sowie Konsolen-SoCs enthält und augenscheinlich durch letztere massiv stabilisiert wird. Hier reicht es für AMD derzeit noch für 28,5% Marktanteil, ein Verlust zum letzten Quartal von 2,9 Prozentpunkten. Der immense Unterschied in den Prozentwerten der Einzelsparten sowie bei der Insgesamt-Rechnung weist dabei einmal mehr darauf hin, welchen bedeutsamen Posten die Konsolen-SoCs bei AMD darstellen müssen, damit jene die miesen Ergebnisse des eigentliche Prozessoren-Geschäfts bei AMD derart abmildern können.

Leider fehlen für dieses Quartal quantitative Angaben zum Insgesamt-Absatz, so dass (derzeit) nicht zu belegen ist, wie die Relationen der Segmente untereinander aussehen und woher der Marktanteils-Einbruch bei AMD kommt. Doch aller Vermutung nach ist ein solcher Absturz nur durch einen generellen Käuferstreik zu verursachen, bei welchem einer der beiden Anbieter deutlich stärker betroffen ist als der andere. Einen gewissen Hinweis hierzu liefern die letzten AMD-Geschäftszahlen, welche speziell für die Ryzen-Sparte einen Umsatz-Rückgang um sogar etwas mehr als die Hälfte (!) gezeigt hatten. Möglicherweise ist hier somit dasselbe passiert wie zu den x86-Marktanteilen des zweiten Quartals, als ein großer allgemeiner Stückzahlen-Rückgang primär Intels Marktanteile getroffen hatte. Im dritten Quartal scheint nun AMD von genau diesem Effekt hart getroffen worden sein – was andersherum erneut bedeutet, dass sich auch Intel wahrscheinlich wenig über diese höheren Marktanteile freuen kann, weil es in absoluten Zahlen aller Wahrscheinlichkeit dennoch weniger abgesetzte Prozessoren waren.

Letzteres ist vor der Vorlage absoluter Absatzzahlen natürlich eine reine Annahme, andere Auflösungen sind genauso denkbar. Es ist jedoch klar, dass die deutlichen Marktanteils-Verschiebungen der letzten zwei Quartale (zuerst pro AMD, jetzt nun pro Intel) in erster Linie auf den allgemeinen, deutlichen Rückgang des PC-Geschäfts zurückzuführen sind – und somit (derzeit) weniger etwas zum üblichen Wettstreit zwischen AMD & Intel aussagen. Gut möglich, dass selbst die Auftrennung zwischen den Quartalen (zweites Quartal Intel schlecht, drittes Quartal AMD schlecht) nur an buchhalterischen oder anderen Verrechnungs-Effekten liegt, somit sich die eigentlichen Marktanteile im wirklichen PC-Verkauf gar nicht großartig verändert haben. In jedem Fall gilt es besser die Zahlen zum laufenden vierten Quartal abzuwarten, welche möglicherweise dann außerhalb dieses Sondereffekts stehen werden – und somit eventuell wieder belastbare Marktanteile aufzeigen können.

x86 Desktop x86 Mobile x86 Server x86 Client x86 Overall
Q3/2022 13,9% vs 86,1% 15,7% vs 84,3% 17,5% vs 82,5% - 28,5% vs 71,5%
Q2/2022 20,5% vs 79,5% 24,8% vs 75,2% 13,9% vs 86,1% - 31,4% vs 68,6%
Q1/2022 18,3% vs 81,7% 22,5% vs 77,5% 11,6% vs 88,4% - 27,7% vs 72,3%
Q4/2021 16,2% vs 83,8% 21,6% vs 78,4% 10,7% vs 89,3% - 25,6% vs 74,4%
Q3/2021 17,0% vs 82,9% 22,0% vs 78,0% 10,2% vs 89,8% - 24,6% vs 75,4%
Q2/2021 17,1% vs 82,9% 20,0% vs 80,0% 9,5% vs 90,5% - 22,5% vs 77,5%
Q1/2021 19,3% vs 80,6% 18,0% vs 82,0% 8,9% vs 91,1% - 20,7% vs 79,3%
Q4/2020 19,3% vs 80,7% 19,0% vs 81,0% 7,1% vs 92,9% - 21,7% vs 78,3%
Q3/2020 20,1% vs 79,9% 20,2% vs 79,8% 6,6% vs 93,4% 20,2% vs 79,8% 22,4% vs 77,6%
Q2/2020 19,2% vs 80,7% 19,9% vs 80,1% 5,8% vs 94,2% 19,7% vs 80,3% 18,3% vs 81,7%
Q1/2020 18,6% vs 81,4% 17,1% vs 82,9% 5,1% vs 94,9% 17,5% vs 82,5% 14,8% vs 85,2%
Q4/2019 18,3% vs 81,7% 16,2% vs 83,8% 4,5% vs 95,5% 17,0% vs 83,0% 15,5% vs 84,5%
Q3/2019 18,0% vs 82,0% 14,7% vs 85,3% 4,3% vs 95,7% 15,8% vs 84,2% 14,6% vs 85,4%
Q2/2019 17,1% vs 82,9% 14,1% vs 85,9% 3,4% vs 96,6% 15,0% vs 85,0% 13,9% vs 86,1%
Q1/2019 17,1% vs 82,9% 13,1% vs 86,9% 2,9% vs 97,1% - 13,3% vs 86,7%
Q4/2018 15,8% vs 84,2% 12,2% vs 87,8% 3,2% vs 96,8% 13,5% vs 86,5% 12,3% vs 87,7%
Q3/2018 13,0% vs 87,0% 10,9% vs 89,1% 1,6% vs 98,4% 11,6% vs 88,4% 10,6% vs 89,4%
Q2/2018 12,3% vs 87,7% 8,8% vs 91,2% 1,4% vs 98,6% - 9,1% vs 90,9%
Q1/2018 12,2% vs 87,8% 8,0% vs 92,0% 1,0% vs 99,0% - 8,6% vs 91,4%
Q4/2017 12,0% vs 88,0% 6,9% vs 93,1% 0,8% vs 99,2% - -
Q3/2017 10,9% vs 89,1% 6,8% vs 93,2% - - 7,5% vs 92,5%
Q2/2017 11,1% vs 88,9% - - - -
Q1/2017 11,4% vs 88,6% - - - -
Q4/2016 9,9% vs 90,1% - - - -
Q3/2016 9,1% vs 90,9% - - - -
Stückzahlen-Marktanteile!     AMD-Marktanteil in rot, Intel-Marktanteil in blau     Quelle aller Zahlen: Mercury Research (±0,1PP)

Anmerkungen: Alle genannten Marktanteile beziehen sich (sofern nicht anders beschrieben) auf verkaufte Stückzahlen im weltweiten Markt an x86-Prozessoren. Jene werden von Mercury Research erhoben und manchmal in Teilen an die Presse gegeben – meistens nur bezogen auf die jeweiligen AMD-Marktanteile. Da der einzige weitere x86-Anbieter in Form von VIA derzeit keine echte Bedeutung mehr hat, kann man wohl davon ausgehen, dass die Differenz-Rechnung zum AMD-Marktteil immer zielgenau den Intel-Marktanteil ergibt (ein eventueller Fehler von –0,1 Prozentpunkten wäre zudem nicht wirklich schlimm). Die von Mercury Research angegebenen Zahlen zu den einzelnen Teilsegmenten "Desktop", "Mobile" und "Server" enthalten jeweils keinerlei IoT-Prozessoren und Konsolen-SoCs, jene fließen allerdings beiderseits in den Insgesamt-Marktanteil "Overall" mit ein. Die Sparte "Client" stellt hingegen den kombinierten Marktanteil von Desktop- und Mobile-Prozessoren dar, wobei die Mobile-Modelle erfahrungsgemäß mit grob zwei Dritteln der Menge klar überwiegen.