28

Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im ersten & zweiten Quartal 2015

Seitens der Analysten von Jon Peddie Research kommen in Form zweier Meldungen neue Zahlen zu den Marktanteilen bei Grafikchips sowie bei Desktop-Grafikkarten für das erste und das zweite Quartal 2015. Die erste Meldung dreht sich um alle verkauften PC-Grafikchips und schließt damit natürlich die mengenmäßig dominanten integrierten Grafiklösungen von heutigen Prozessoren mit ein. Die "Marktführerschaft" Intels ist somit automatisch gegeben – wenn, dann ist nur der Punkt interessant, daß Intel jene Marktführerschaft zuletzt eindrucksvoll auf inzwischen 75,2% Marktanteil ausbauen konnte. Dies hängt zum einen an einer zurückgehenden Rate an verkauften Grafikkarten – zum anderen geht dies auf den Einbruch von AMDs Prozessoren-Geschäft zurück, welches AMD zu früheren Zeiten immer einen sicheren zweiten Platz in dieser Statistik garantiert hatte. Heuer nun liegt AMD mit seinen extra Grafikchips und den integrierten Grafiklösungen in seinen APUs inzwischen deutlich hinter nVidia zurück – welche allein extra Grafikchips verkaufen:

Q1/2014 Q2/2014 Q3/2014 Q4/2014 Q1/2015 Q2/2015
AMD 16,7% 16,5% 14,1% 13,6% 12,9% 10,7%
Intel 66,8% 69,9% 71,8% 71,4% 72,2% 75,2%
nVidia 16,6% 13,6% 14,1% 15,0% 14,9% 14,1%

Die zweite Meldung dreht sich dann nur noch um Grafikchips für Desktop-Grafikkarten ("Add-in-Boards") – was natürlich die ebenfalls interessanten extra Mobile-Beschleuniger nicht mit beinhaltet, die hierzu sicherlich auch vorliegenden tieferen Statistiken von Jon Peddie Research sind leider (teuer) kostenpflichtig. Die Gesamttendenz des Marktes dürfte aber auch diese Statistik gut wiedergeben: AMD ist vom letzten Tiefststand aus nochmals weiter zurückgefallen – und zwar auf einen neuen, nochmals erschütternd niedrigen Wert. Von den sowieso schon kritischen 24,0% Marktanteil des vierten Quartals 2014 ging es im ersten Quartal 2015 auf 22,5% Marktanteil herunter, während im zweiten Quartal 2015 mit nur noch 18,0% Marktanteil die nächste psychologisch wichtige Barriere nach unten hin durchbrochen wurde:

Q1/2014 Q2/2014 Q3/2014 Q4/2014 Q1/2015 Q2/2015
AMD 35,0% 37,9% 28,4% 24,0% 22,5% 18,0%
nVidia 65,0% 62,0% 71,5% 76,0% 77,4% 81,9%

Diese Marktkonstellation – nVidia 82% zu AMD 18% – wird im übrigen durch eine Ausarbeitung (PDF) der Analysten von Mercury Research exakt so bestätigt. Jene bringen auch ein paar Zahlen zu den extra Mobile-Grafiklösungen daher, nach welchem dort das Verhältnis mit nVidia 65,4% zu AMD 34,6% etwas freundlicher aussieht – wenigstens ein kleiner Lichtblick für AMD. Ein Drittel Marktanteil im Mobile-Segment sind aber auch nichts, worauf man sich ausruhen kann, wenn man im Desktop-Segment auf unterhalb von 20% Marktanteil gefallen ist – da ist spätestens jetzt höchste Alarmstufe angesagt und unsere Gedanken & Anmerkungen zur letzten Marktanteils-Meldung zum Jahresanfang bestätigen sich auf dramatische Art und Weise.

Denn bei unter 20% Marktanteil gibt es für AMD nicht nur entsprechende wirtschaftliche Schwierigkeiten (woher soll die Einnahmen für konkurrenzfähige Neuentwicklungen kommen?), sondern läuft AMD eventuell auch schon Gefahr, vom Markt teilweise ausgeschlossen zu werden. Bei einem Verhältnis von grob 80% für nVidia und nur 20% für AMD ist es für viele Marktteilnehmer – ob Grafikkarten-Hersteller, PC-Bauer, Distributoren oder Einzelhändler – einfacher und kostengünstiger, nur noch auf nVidia zu setzen, AMD also gar nicht mehr ins real verfügbare Angebot aufzunehmen. Dies würde dann zu einem weiteren (automatischen) Marktabrutschen und nachfolgend noch weiterer De-Listung von AMD führen – eine sich selbst verstärkende Tendenz. Zum Glück sind einzelne Quartale mit derart schwachen Marktanteilen für die Marktteilnehmer noch kein Anlaß, solcherart Überlegungen in die Tat umzusetzen – ganz besonders nicht, wenn man danach einem einzelnen Anbieter (nVidia) faktisch ausgeliefert wäre.

Aber dies darf kein Dauerzustand werden, in einem solchen würden solcherart Überlegungen sicherlich aufkommen und irgendwann auch die besten Bemühungen für eine Trendumkehr zuverlässig ersticken. AMD steht nun wirklich an einem Scheideweg: Entweder man kann die Marktanteile wieder nach oben ziehen – oder aber man spätestens langfristig keine Chance. Selbst wenn alle kurz- und mittelfristig angelegten Auswirkungen nicht eintreffen, so kann man doch platt vorrechnen, daß nVidia bei diesen Marktanteile die (mindestens) 4mal höheren Einnahmen hat, um daraus sein Entwicklungsbudget für zukünftige Grafikchips zu bestreiten. Die Marktanteile und damit Einnahmen der Unternehmen werden zwangsläufig auf die Höhe der Entwicklungsbudgets zurückschlagen und damit AMD genauso zwangsläufig in die Lage bringen, irgendwann rein technologisch nicht mehr konkurrenzfähig zu sein.

Wir haben es an dieser Stelle vor einem halben Jahr schon einmal gesagt (und dafür einige Kritik kassiert) – doch da stand AMD noch bei 24,0% Marktanteil: Langsam aber sicher müssten die Grafikkarten-Käufer mal politisch kaufen. Tun die Grafikkarten-Käufer dies nicht, geht man das inzwischen hohe Risiko ein, daß AMD untergeht und dann einen Monopolisten in Form von nVidia zurückläßt – und wer wollte eine solche Vorstellung angesichts von Tiefschlägen wie der GTX970-Affäre schon wirklich gutheißen? Dabei bleibt es jedem selbst überlassen, was man nun kauft – und hier im 3DCenter wird es bis auf diesen Satz auch keine tendentielle Berichterstattung zugunsten von AMD geben (jeder Hersteller wird hier gleich schlecht behandelt). Trotzdem steht der Gedanke nunmehr im Raum, unserer Meinung sich völlig automatisch aus den aktuellen Zahlen ergebend und zum Überlegen für alle Grafikkarten-Käufer. Die Entscheidung des Einzelnen bleibt selbstverständlich trotzdem frei.

Nachtrag vom 28. August 2015

Kleine Nachtragsnotiz: Eine erste Folge fehlender Entwicklungsgelder ist wahrscheinlich schon in dem langfristigen Marktanteils-Chart zu sehen – denn AMDs Marktanteil brach zuletzt exakt mit dem Aufkommen von nVidias Maxwell-Generation ein. AMD hat dieser wirklich neuen Grafikchip-Generation zum größten Teil nur Rebrandings entgegenzusetzen – mit Fiji gibt es nur einen neuen Spitzenchip, der übergroße Rest des aktuellen AMD-Portfolios wird aus "Altmaterial" bestritten. Damit ist es in jedem Fall schwer gegenüber einer echten neuen Generation zu bestehen, dies kostet normalerweise immer Marktanteile. Diese Situation konnte aber wohl nur entstehen, weil sich AMD auf eine Position zurückgezogen hat, wo nur einmal innerhalb eines Fertigungsverfahrens wirklich neue Grafikchips aufgelegt wurden – und danach maximal noch neue Spitzenmodelle nachgekommen sind, nicht aber wie bei nVidia eine ganze neue Grafkchip-Generation. nVidia hatte an dieser Stelle die notwendigen Reserven im Entwicklungsbudget – AMD hingegen nicht, was nun eben weitere Nachteile im Wettbewerb mit nVidia ergibt.